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Die im 15. Jahrhundert einsetzende Residenzbildung, in deren Verlauf die fürstlichen Hofhaltungen ortsfest wurden, muss in direktem Zusammenhang mit dem jeweiligen städtischen Umfeld der neu entstehenden Residenzen gesehen werden. Die zuvor mobilen Höfe setzten sich nicht einfach in bestimmten Städten fest: Residenzbildung bedeutete stets auch Residenzstadtbildung, denn es entstand ein neuartiger Stadttypus, der durch das Neben-, Mit- und Gegeneinander sehr unterschiedlicher sozialer Sphären, aber auch durch die dauerhafte Verzahnung von Hof und Stadtgemeinde geprägt war.
Die Beiträge
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Produktbeschreibung
Die im 15. Jahrhundert einsetzende Residenzbildung, in deren Verlauf die fürstlichen Hofhaltungen ortsfest wurden, muss in direktem Zusammenhang mit dem jeweiligen städtischen Umfeld der neu entstehenden Residenzen gesehen werden. Die zuvor mobilen Höfe setzten sich nicht einfach in bestimmten Städten fest: Residenzbildung bedeutete stets auch Residenzstadtbildung, denn es entstand ein neuartiger Stadttypus, der durch das Neben-, Mit- und Gegeneinander sehr unterschiedlicher sozialer Sphären, aber auch durch die dauerhafte Verzahnung von Hof und Stadtgemeinde geprägt war.

Die Beiträge thematisieren die Bildung und Weiterentwicklung der Residenzstadt vom Spätmittelalter bis weit in die Frühe Neuzeit hinein unter einer genuin kulturgeschichtlichen Perspektive. Untersucht werden ganz verschiedene Formen symbolischer Interaktion dieser residenzstädtischen Gesellschaft, vom zeichenhaften Handeln im engeren Sinne in Gestalt von Ritualen und Zeremonien bis hin zum Umgang mit Zeichen und deren Verankerung im Raum in Form von Wappen, Inschriften und Monumenten oder durch die architektonische Ausgestaltung der Stadt. Dabei erweisen sich die hier untersuchten symbolischen Interaktionen nicht etwa als Epiphänomene sozialer oder politischer Prozesse. Vielmehr sind sie für diese konstitutiv.
Der seit dem Beginn des 15. Jahrhunderts zu beobachtende Prozess der Residenzbildung, das Eindringen bzw. die dauer¬hafte Festsetzung des landesherrlichen Hofes in der Stadt, kann nicht losgelöst vom städtischen Umfeld betrachtet werden. Stadt und Hof sind hierbei als zwei unterschiedliche soziale Sphären zu begreifen, die auf vielfache Weise miteinander in Beziehung treten und aufeinander einwir¬ken. Verschiedene Beiträge der Tagung des Forschungsprojektes "Stadt und Residenz im mitteldeutschen Raum" an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg beleuchten den zentralen Aspekt dieses Beziehungsnetzes: die symbolische Interaktion. So können etwa Inschriften, Wappen und Architektur die Ansprüche oder aber schlicht die Präsenz des Stadtherrn und seines Hofes gegenüber der Stadt demonstrieren. Derartige Zeichen können Grenzen markieren, etwa den Schlossbezirk von der Stadt abgrenzen oder aber den Zugriff des Stadtherrn auf die gesamte Stadt ausdrücken. Von städtischer Seite hervorgebrachte Zeichen können im Gegenzug den städti¬schen Autonomieanspruch verdeutlichen oder darauf ab¬zielen, entsprechende Zugriffsversuche des Hofes abzuwehren. In anderer Weise, aber mit grundsätzlich vergleichbarer Absicht wirken Rituale und zeremonielle Handlungen. Wichtig erscheint dabei, sich nicht von Anfang an auf ein Konfrontationsmodell der Residenzbildung festzulegen: Gerade auf der Ebene der Kommunikation lassen sich Phänomene beobachten, die auf die Integration der beiden Sphären ausgerichtet sind. Somit geht es nicht bloß um die Analyse einzelner Formen symbolischer Interaktion; vielmehr werden diese mit der Frage nach dem Wandel verbunden, den Hof und Stadt durch die Residenzbildung erfahren haben.
Autorenporträt
Gerrit Deutschländer, Hamburg; Marc von der Höh, Bochum; Andreas Ranft, Halle-Wittenberg.