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Carsten Goehrke öffnet in seinem dreibändigen Werk zur Geschichte des russischen Alltags neun Zeitfenster in die Vergangenheit. Sie zeigen, wie die Menschen auf dem Land und in der Stadt lebten, welche Sorgen und Nöte sie plagten und wie sie ihren Alltag gestalteten. Themen wie Existenzsicherung, Wohnen, Essen und Trinken, Sexualität und soziale Beziehungen, aber auch die Vorstellungswelten, die Normen und Werte, die Welt- und Lebensdeutungen stehen im Zentrum der Darstellung.Im ersten Band des Werkes spannt Goehrke in vier Zeitbildern einen weiten Boden: vom ostslawischen Alltag im 9.…mehr

Produktbeschreibung
Carsten Goehrke öffnet in seinem dreibändigen Werk zur Geschichte des russischen Alltags neun Zeitfenster in die Vergangenheit. Sie zeigen, wie die Menschen auf dem Land und in der Stadt lebten, welche Sorgen und Nöte sie plagten und wie sie ihren Alltag gestalteten. Themen wie Existenzsicherung, Wohnen, Essen und Trinken, Sexualität und soziale Beziehungen, aber auch die Vorstellungswelten, die Normen und Werte, die Welt- und Lebensdeutungen stehen im Zentrum der Darstellung.Im ersten Band des Werkes spannt Goehrke in vier Zeitbildern einen weiten Boden: vom ostslawischen Alltag im 9. Jahrhundert über das Leben im Kiewer Reich im 12. und frühen 13. Jahrhundert bis zu den Lebenswelten der Rus im 15. Jahrhundert und dem moskowischen Alltag am Ende des 17. Jahrhunderts. Eine grosse Anzahl von Illustrationen und Quellenausschnitten veranschaulicht den dargebotenen Inhalt und macht das Werk auch für das breite Publikum zu einer spannenden Lektüre.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 09.01.2004

Frösche & Menschen
Carsten Goehrkes umfassende russische Alltagsgeschichte
Wie roch eine russische Kate, eine „Isba”, im 12. Jahrhundert? Warum flohen die Bauern im 17. Jahrhundert in Scharen von ihrer Scholle, so dass ganze Landstriche entvölkert wurden? Warum galt ein Frosch im Mittelalter als unrein? Und wie sahen damals die Liebesbriefe aus? Carsten Goehrke versucht im ersten Band seiner russischen Alltagsgeschichte, aus den kleinen, scheinbar banalen Dingen des Lebens auf die großen Zusammenhänge von Gesellschaft, Politik und Religion, auf das Wechselspiel von repressiver Herrschaft und privater Verweigerung zu schließen und auf das, was die französische Annales-Schule „Mentalität” nennt.
Goehrkes Werk ist eine Pionierarbeit und ein Werk mit bemerkenswertem Anspruch: In neun Zeitbildern, vom Frühmittelalter bis zur Gegenwart will der Zürcher Osteuropahistoriker die Lebenspraxis der Ostslawen, also vor allem: der Russen, beschreiben, komplett mit historischem Abriss, Quellenlage und Forschungsstand, mit einem Blick in die „Lebenswelten”, aufgefächert in Land- und Stadtleben und einer fiktiven Szene, in der sich der russische Alltag exemplarisch verdichtet unter dem Motto: So könnte es gewesen sein.
Goehrkes umfassender Ansatz hat in der russischen Geschichtsschreibung vereinzelte Vorläufer, etwa bei Aaron Gurjewitsch. „Trockene Fachwissenschaft”, „Popularisierung” und „nostalgische Idyllisierung” will Goehrke meiden, und stattdessen beleuchten, wie sich die „kollektive Mentalität” der Russen verändert hat und „warum sie bis heute vom Überleben unter den Bedingungen eines übermächtigen Staatsapparates gezeichnet ist”. Und in der Tat bietet Goehrkes flüssig geschriebene, gut lesbare, in den „Szenen” vielleicht ein wenig zu flapsige Darstellung einen umfassenden Einblick in die vielfältigen Zwänge, denen der Mensch im russischen Mittelalter ausgesetzt war: Aberglauben und Frondienste, Korruption und Steuerlast. Das heutige Russland, die Stellung von Kirche und Staat, aber auch das tiefe Misstrauen gegenüber der Obrigkeit ist nicht zu begreifen, ohne diese Wurzeln im Blick zu behalten. Man darf gespannt sein auf den zweiten Band.
zri
CARSTEN GOEHRKE: Russischer Alltag. Eine Geschichte in neun Zeitbildern. Band 1: Die Vormoderne. Chronos-Verlag, Zürich 2003. 472 Seiten, 39,90 Euro.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung exklusiv über www.diz-muenchen.de
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Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension

Auf die ewige Frage, wer das Subjekt der russischen Geschichte sei, antworten neuere historiografische Darstellungen nicht mehr, wie früher "Der Zar", sondern "Der einzelne Mensch", bemerkt der Rezensent Ulrich M. Schmid. In seiner dreibändigen Darstellung des russischen Alltags konzentriere sich Carsten Goehrke in der Tat auf die "individuellen Lebenswelten". In neun "Querschnitten" - die Goehrke "Zeitfenster" nenne - gehe der Autor auf die "konkreten Lebensumstände verschiedener historischer Akteure" ein, etwa wenn er das Leben auf einem russischen Gutshof des 18. Jahrhunderts einmal aus der Perspektive des Gutsherren und einmal aus der des leibeigenen Bauern beschreibe. Damit, lobt Schmid, gewinnt eine ganze Epoche "anschauliche Züge". Auch Goehrkes Quellenarbeit hat dem Rezensenten sehr gefallen, da er sich nicht nur auf zahlreiche, sondern auch auf "wenig bekannte" Quellen (und anderem "wertvolles Bildmaterial" stütze. Geradezu mutig findet Schmid den Schlusspunkt von Goehrkes "Momentaufnahmen": ein "fiktiver Text" um eine "konkrete Szene aus dem russischen Alltag". Diese Vorgehensweise findet Schmid nicht nur "legitim", sondern auch "methodisch aufschlussreich", denn Goehrkes Ansatz mache das erzählende Subjekt zum Ort und zur Wahrheit der Geschichte. Nicht immer beglückt ist der Schmid allerdings von dem manchmal "allzu saloppen Stilregister" dieser sonst so hervorragenden Bände.

© Perlentaucher Medien GmbH
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