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Einhard war einer der engsten Berater Karls des Großen und Ludwigs des Frommen. Als Karls Biograph hat er unser Bild des ersten Kaisers im Westen des mittelalterlichen Europas geprägt. Anschaulich erzählt Steffen Patzold Einhards bewegtes Leben zwischen kaiserlichem Hof und Heiligenkult. Einhard war anders: ausgebildet im Kloster Fulda, aber kein Mönch; ein Laie, aber hochgelehrt; ein freier Mann, aber so kleingewachsen, dass er kaum fähig war, ein Schwert zu führen; ein Höfling im Zentrum der Macht, aber aus unbedeutender Familie. Die Spannungen brachten Einhard schon früh dazu, über sich und…mehr

Produktbeschreibung
Einhard war einer der engsten Berater Karls des Großen und Ludwigs des Frommen. Als Karls Biograph hat er unser Bild des ersten Kaisers im Westen des mittelalterlichen Europas geprägt. Anschaulich erzählt Steffen Patzold Einhards bewegtes Leben zwischen kaiserlichem Hof und Heiligenkult. Einhard war anders: ausgebildet im Kloster Fulda, aber kein Mönch; ein Laie, aber hochgelehrt; ein freier Mann, aber so kleingewachsen, dass er kaum fähig war, ein Schwert zu führen; ein Höfling im Zentrum der Macht, aber aus unbedeutender Familie. Die Spannungen brachten Einhard schon früh dazu, über sich und seine Rolle in der Welt nachzudenken. Als junger Mann kam er auf Empfehlung des Fuldaer Abtes an den Hof Karls des Großen. Dort machte er binnen weniger Jahre Karriere. Seine rasche Auffassungsgabe, sein Geschick und seine ausgeprägte politische Flexibilität erlaubten es ihm, mehr als drei Jahrzehnte hindurch alle Erschütterungen und Krisen des Frankenreichs im Herzen der Macht zu überlebenund Politik zu gestalten. Wer Einhard beobachtet, erhält einen tiefen Einblick in die Kultur des Frankenreichs zur Zeit Karls des Großen. Und er lernt einen Menschen aus dem Frühmittelalter kennen, der uns ungewöhnlich viel von sich selbst überliefert hat.
Autorenporträt
Patzold, Steffen
Steffen Patzold, geboren 1972, Studium der Geschichte, Kunstgeschichte und Journalistik an der Universität Hamburg. 1999 Promotion über »Konflikt im Kloster« im ottonisch-salischen Reich. Seit 2007 Professor für Mittelalterliche Geschichte und Historische Hilfswissenschaften in Tübingen.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Im Wesentlichen ist Rezensent Erwin Seitz mit der Biografie, die Steffen Patzold nun unter dem Titel "Ich und Karl der Große" über Einhard, den Biografen Karls des Großen, vorgelegt hat, zufrieden. Er lobt das Vorgehen des Professors für Mittelalterliche Geschichte an der Universität Tübingen, nach eingehender Prüfung der Quellen Faktenwissen darzustellen und zugleich mit einer Portion Fantasie die Leerstellen in der Forschungslage mit Lebendigkeit zu füllen. So liest der Kritiker etwa, dass Einhard mit seiner Biografie über Karl den Großen ein neues Genre begründete, indem nun nicht mehr nur über das Leben von Heiligen und Klerikern berichtet wurde, sondern in Anekdoten eine bedeutsame weltliche Person dargestellt wurde. Auch über Einhards Privatleben, das dank Karls großzügiger Unterstützung ein wohlhabendes war, erfährt Seitz so viel, dass er fast das Gefühl hat, Einhard persönlich zu kennen. Dennoch muss der Rezensent gestehen, dass das "sympathische" und lehrreiche Buch einige Schwachstellen aufweist: Eine genauere inhaltliche Untersuchung von Einhards Werk hätte den Autor vielleicht davon abgehalten, seinen Protagonisten zu unterschätzen, so Seitz.

© Perlentaucher Medien GmbH

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 21.12.2013

Das Männlein aus Seligenstadt war mehr als ein Günstling des Kaisers
Wie der Fuß einer Ameise: Steffen Patzold würde mit Einhard, dem Biographen Karls des Großen, gern einen Kaffee trinken gehen, um alles über sein Leben zu erfahren.

Normalerweise sind die Menschen des frühen Mittelalters biographisch kaum fassbar, erst recht nicht, wenn sie im östlichen Teil des Frankenreiches lebten, im späteren Deutschland. Hier konnte bis ins frühe achte Jahrhundert hinein so gut wie niemand lesen und schreiben, geschweige denn Latein verstehen. Erst Bonifatius leitete um 740 eine Wende ein und betrieb die Gründung von Klöstern und Bischofssitzen östlich des Rheins, unterstützt von den Karolingern wie von den Päpsten. Fulda sollte ein Musterkloster werden, wo die Mönche nach den Regeln des Benedikt von Nursia lebten und eine Schule einrichteten.

Zu den ersten Schülern in Fulda gehörte Einhard. Er tauchte in dortigen Dokumenten am Ende des achten Jahrhunderts als Schreiber auf, letztmals 791. Fünf Jahre später erschien er bereits in einem Gedicht des Theodulf von Orléans als bedeutende Figur am Hof Karls des Großen, der um diese Zeit schon regelmäßig den Winter über in Aachen residierte, bald das ganze Jahr. Auch unter Karls Nachfolger, Ludwig dem Frommen, blieb Einhard ein einflussreicher Hofmann in Aachen, bevor er 829 den Kaiser bat, sich vom Hof zurückziehen zu dürfen. Er verbrachte seinen Lebensabend hauptsächlich in Mulinheim am Main, das bald Seligenstadt genannt wurde.

Um 829 verfasste Einhard eine Biographie über Karl den Großen und schuf ein neues Genre. Während bis dahin die Kleriker des frühen Mittelalters fast nur das Leben von Heiligen und Märtyrern beschrieben, legendenhaft-wundersam und anekdotisch, führte Einhard nun eine bedeutende weltliche Figur vor Augen, so sachlich und wahrheitsgemäß wie möglich. Nicht das göttliche Schicksal stand im Vordergrund, sondern ein unternehmerischer Mensch, der aus eigenem Wollen heraus Erfolg im Leben hatte. Eine solche Vorstellung war weniger christlich, eher humanistisch und nahm antik-heidnische Ideen auf. Einhards Karls-Vita wurde zu einem der am meisten gelesenen Bücher des Mittelalters und zum Musterbuch für Lebensbeschreibungen.

Steffen Patzold, Professor für Mittelalterliche Geschichte in Tübingen, widmet dem großen Biographen nun eine beachtenswerte Biographie, die Einhard als lebendige Person erfasst, selbst wenn es in der älteren Forschung Stimmen gab, die dem frühmittelalterlichen Menschen schlechthin die Entfaltung der Persönlichkeit absprachen. Patzold fühlt sich seinem Helden nahe, fast so, als sei er ein Zeitgenosse: "Mit Einhard ginge ich sofort ins Café. Er könnte mir so viel erzählen: über den großen Karl, die genaue Lage seines Grabes und seine famose Abneigung gegen die Kaiserkrone."

Diese Vorgehensweise führt dennoch zu keinem reinen Phantasieprodukt. Quellen werden geprüft, teils im Text erörtert, teils in den Apparat verschoben, um den Erzählfluss nicht zu hemmen. Wo die Faktenlage lückenhaft ist, führt der Autor einen Indizienprozess und lässt die eigene Einbildungskraft spielen. Patzold gelingt auf glückliche Weise und in eleganter Sprache die Balance zwischen wissenschaftlicher Genauigkeit und lebendigem Vortrag.

Der Autor kann eine kleine biographische Skizze über Einhard heranziehen, die Walahfrid Strabo bereits kurz nach dessen Tod um 840 anfertigte. Dieser gab Einhards Karls-Biographie neu heraus und ergänzte, dass der Verfasser im Maingau - das heißt im Dreieck zwischen Frankfurt am Main, Aschaffenburg und Odenwald - geboren worden sei, dann als Kind die Klosterschule in Fulda besucht habe, bevor ihn Abt Baugulf an den Hof Karls des Großen übersandte, und zwar aufgrund seiner "Begabung und Intelligenz". Das meinte: nicht dank hoher Herkunft, sondern dank eigener Verdienste.

Ein solches Wahlprinzip war ungewöhnlich und warf auch ein Licht auf den Hof Karls des Großen, an dem plötzlich Talente eine Chance hatten. Patzold kann darlegen, dass Einhards Familie wohl der Schicht freier Grundbesitzer angehörte, aber nicht jener der Grafen. Ungewöhnlich ebenso, dass Einhard von den Eltern nicht als Mönch dem Kloster übergeben worden war, sondern als externer Schüler, welcher dann in Aachen als gebildeter Laie Karriere machte.

Zunächst Günstling und Berater von Karl dem Großen, wurde Einhard nach dem Thronwechsel im Jahr 814 von Ludwig dem Frommen auch mit Landbesitz ausgestattet, in Michelstadt im Odenwald sowie in Seligenstadt am Main, ferner erhielt er vom Herrscher geistliche Pfründen, die ihn in mehreren Klöstern zum Laienabt machten. Er war von da an ein wohlhabender Mann, dem es zustand, die Überschüsse der Abteien für sich abzuschöpfen. Spätestens seit 815 war er mit Emma verheiratet und verfügte in Aachen über ein eigenes Haus mit mehreren Zimmern; die Klöster in Gent und Maastricht wurden angewiesen, dieses Haus reich mit Lebensmitteln zu versorgen.

Es sollte dem Hausherrn erlaubt sein, als Hofmann und Diplomat ein generöser Gastgeber zu sein, der "Menschlichkeit" wegen, wie er sagte. Seit 829 wechselte er oft zwischen Aachen und seinem Landbesitz in Seligenstadt, wo er auch ein Kloster gründete, um sich dort, wie er schrieb, "der Muße und der Bildung" hinzugeben.

Eine gute Biographie zeichnet sich dadurch aus, dass sie auch zum Wesenskern der Person vordringt, ergänzt durch die Art und Weise, wie sich die Person im Leben behauptet und womöglich die Zeitgeschichte mitprägt. Patzold führt das bereits erwähnte Gedicht von Theodulf von Orléans aus dem Jahr 796 an, das auch den jungen Einhard charakterisiert. Wie der Fuß einer Ameise eile der schmächtige Mann hin und her, immer emsig Bücher schleppend, heißt es leicht spöttisch; doch sein beweglicher Geist sei bewundernswert, "ein großes Vermögen wohnt in der Höhle der kleinen Brust". Schade nur, dass Patzold nicht die ganze Passage zitiert, sonst hätte der Leser erfahren, wie neben Einhards Gelehrsamkeit auch sein Kunstsinn bestaunt wurde, dass er auch Architekturmodelle verfertigte und Pfeile schmiedete. Er war vielseitig veranlagt, ein allseits gebildeter Mensch, ein Typus, den man in der italienischen Renaissance uomo universale nannte.

So sympathisch und aufschlussreich Patzolds Buch ist, so schleichen sich doch ein paar Schwächen ein. Einhard soll seine Karls-Vita im Wesentlichen deshalb verfasst haben, um sich als ehrgeiziger Höfling Respekt zu verschaffen. Es sei nicht um Karl gegangen, sondern um ihn selbst. Tatsächlich weist Einhard in der Vorrede auf Cicero hin, dessen Beredtheit für ihn der Maßstab sein soll, selbst wenn er ihn nicht erreichen könne. Patzold schließt daraus, dass Einhard mit formeller Artistik prunken wollte, und unterlässt es, Einhards Hauptwerk inhaltlich zu untersuchen, ganz so, als zeige sich dort der Autor nicht auch als bedeutender Philosoph und Humanist, der ethische Werte in den Vordergrund rückt, welche sein Held verkörpert, wie Beständigkeit, Ausdauer, Hochherzigkeit. Patzold scheint das "Männlein", wie Einhard sich selbstironisch nannte, ein wenig zu unterschätzen.

ERWIN SEITZ

Steffen Patzold: "Ich und Karl der Große". Das Leben des Höflings Einhard.

Klett-Cotta Verlag, Stuttgart 2013. 407 S., Abb., geb., 26,95 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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»Patzold zeichnet ein anschauliches und überzeugendes Panorama des frühen Mittelalters, das alle wesentlichen Merkmale und Eigenheiten dieser Zeit (Reisekönigtum, Reliquienverehrung, Bildungsanspruch) vermittelt. Seine Biographie des Karlsbiographen eignet sich für ein breites Publikum und ist sehr zu empfehlen.«Silke Schwandt, Geschichte für Heute, September 2015»... dieses Buch ist ein Schlüssel, der die Tür zu dieser so fernen Welt der Karolinger öffnen kann.«Eberhard Obermeyer, Westfälische Nachrichten, 10.4.2014