24,90 €
inkl. MwSt.
Versandkostenfrei*
Sofort lieferbar
payback
0 °P sammeln
  • Broschiertes Buch

Die ergreifende Chronik des Desasters von 1812, erzählt aus der seltenen Perspektive eines bayerischen Überlebenden.
Am 24. Juni 1812 überschritt eine gewaltige Armee unter dem Befehl von Kaiser Napoleon I. die Grenze des russischen Zarenreiches, darunter befanden sich auch zwei bayerische Divisionen. Als die Reste der dezimierten Armee im Dezember 1812 die Grenze Russlands in entgegengesetzter Richtung erneut überquerte, hatte das Ende von Napoleons Herrschaft begonnen. Im Russlandfeldzug verloren mehrere hunderttausend Menschen ihr Leben, unter den Betroffenen waren auch zahlreiche…mehr

Produktbeschreibung
Die ergreifende Chronik des Desasters von 1812, erzählt aus der seltenen Perspektive eines bayerischen Überlebenden.

Am 24. Juni 1812 überschritt eine gewaltige Armee unter dem Befehl von Kaiser Napoleon I. die Grenze des russischen Zarenreiches, darunter befanden sich auch zwei bayerische Divisionen. Als die Reste der dezimierten Armee im Dezember 1812 die Grenze Russlands in entgegengesetzter Richtung erneut überquerte, hatte das Ende von Napoleons Herrschaft begonnen.
Im Russlandfeldzug verloren mehrere hunderttausend Menschen ihr Leben, unter den Betroffenen waren auch zahlreiche Soldaten der bayerischen Divisionen. Bei ihrem Einsatzort Polozk war es vom 16. bis 18. August 1812 zum großen Gefecht mit tragischem Ende gekommen. Der Name des Ortes ging seitdem mit dem bestürzenden Beinamen "Bayerngrab" in die Geschichte ein, denn ein Großteil der Soldaten fand hier den Tod. Von ca. 30 000 Mann des Bayerischen Kontingents sahen nur wenige hundert die Heimat wieder. Zu diesen Überlebenden gehörte auch Artilleriekommandant Casimir Graf von Gravenreuth, der ein Tagebuch über den Feldzug 1812 hinterließ.

Ein eindringliches historisches Zeugnis!

Mit einem Vorwort von Dr. Ansgar Reiss sowie einem Beitrag von Prof. Dr. Andreas Nerlich zum Thema "Krankheiten und Verletzungen im Feldzug 1812"
Autorenporträt
Suzane von Seckendorff verfasste als Mitarbeiterin der Landesausstellung 2015 »Napoleon und Bayern« die Katalogbeiträge zu einigen wichtigen Akteuren der napoleonischen Zeit in Bayern. Im Rahmen des 250. Jubiläums der Geburt Napoleons im Jahr 2019 widmete sie sich der Edition der hier vorliegenden Chronik der Tragödie von 1812, die somit erstmalig in einer ungekürzten Fassung veröffentlicht wird.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 12.02.2020

Chronik eines Desasters
Die Tagebücher des Casimir von Gravenreuth schildern ungeschminkt die Grausamkeit des Napoleonischen Feldzugs mit besonderem Augenmerk
auf die bayerischen Truppen. Eine neue Edition ist mehr als ein historisches Dokument, sie ist ein Appell an ein friedliches, vereintes Europa
VON HANS KRATZER
München – Es gibt einen Haufen Augenzeugenberichte, Briefe und Tagebuchnotizen aus dem Russland-Feldzug Napoleons von 1812. Ausnahmslos alle zeichnen das Bild einer Tragödie, die jede Vorstellungskraft sprengt. Berührend sind aber auch die kleinen Dramen, die sich damals am Wegesrand abspielten, denn auch sie dokumentieren die Verlorenheit menschlicher Existenz in solch katastrophalen Ereignissen. So schilderte beispielsweise der Artilleriehauptmann Casimir von Gravenreuth in seinem Tagebuch eine berührende Szene während des kläglichen Rückzugs der bayerischen Resttruppe aus Russland. An einem Lagerfeuer am Rande einer Straße hatten sich zwei Französinnen zu den Soldaten gesellt, um sich zu wärmen. Die eine fand bald darauf Platz in einem überfüllten französischen Wagen, die andere sollte warten, ihr Mann, ein französischer Offizier, werde gleich vorbeikommen und sie mitnehmen, hieß es. Er kam aber nicht, weshalb Gravenreuth ihr seinen Schlitten für den Weitermarsch anbot. Er würde ihn nach Warschau führen lassen, schlug er ihr vor, dort würde sie eine französische Gesandtschaft in Empfang nehmen. Sie aber weinte bitterlich, weil sie keine Franzosen mehr sah. Sie wollte deshalb partout auf die alte Straße zurückgeführt werden.
Trotz seiner Einwendungen, ihre Sicherheit betreffend, beharrte sie auf der Rückfahrt, dankte ihm und drückte ihm zitternd die Hand. „Die Frau so allein, verlassen auf der unsicheren Straße fortgehen zu sehen, that mir unendlich weh, ich mußte aber die Treue und Großherzigkeit einer edlen Gattin darin bewundern“, notierte Gravenreuth in seinem Tagebuch.
Wie gut, dass diese faszinierende Quelle aus dem Feldzug von 1812 nun erstmals gedruckt und ungekürzt vorliegt. Das Tagebuch fand sich im Familienarchiv der Gravenreuths im Schloss Affing bei Aichach. Herausgegeben wurde die großformatig konzipierte Edition von Marian Freiherr von Gravenreuth, einem Nachfahren des Veteranen von 1812. Übertragen wurde der Text von der Architekturhistorikerin Suzane von Seckendorff, einer glänzenden Kennerin der bayerischen Geschichte des 19. Jahrhunderts. Die gebürtige Brasilianerin hatte bereits für die Landesausstellung 2015 („Napoleon und Bayern“) Katalogbeiträge über wichtige Akteure der napoleonischen Zeit verfasst. Unter anderem publizierte sie auch das famose Reisejournal des Grafen Friedrich von Spreti, der 1829 die Prinzessin Amelie von Leuchtenberg bei ihrer abenteuerlichen Brautfahrt zu Kaiser Pedro I. nach Brasilien begleitet hatte. Napoleon hatte 1812 alle Klein- und Mittelstaaten, die mit ihm verbündet waren, gezwungen, mit ihm nach Russland zu ziehen. Mit 600 000 Soldaten war die Grande Armée im Sommer nach Osten aufgebrochen, mindestens 500 000 starben auf den Schlachtfeldern, erfroren auf weiter Flur, krepierten in den Lazaretten, wurden von Kosaken verschleppt und von russischen Bauern erschlagen. Auch die Bayern verloren mehr als 30 000 Soldaten. Eine ganze Generation junger Männer wurde aufgerieben, es dauerte lange, bis sich das Land von dieser Katastrophe wieder erholte.
Gravenreuths Tagebuch hebt sich von ähnlichen Schriften durch seine nüchternen, aber klar formulierten Einschätzungen und Wertungen ab. Er klagt darin ohne Umschweife ein System an, in dem die Soldaten den politischen Schachzügen der Mächtigen geopfert wurden. Große Aufmerksamkeit widmete er dem Schicksal der bayerischen Truppen. Dabei war er kein geborener Bayer, sondern Franzose. Die Familie floh aber kurz nach dem Ausbruch der Französischen Revolution nach Bayern, wo sich ihre Mitglieder in einer Welt des Umbruchs und vieler Kriege eine neue Existenz sicherten, nicht zuletzt beim Militär. Das Tagebuch des Casimir von Gravenreuth spiegelt den gesamten Verlauf des Napoleonischen Feldzugs nach Russland wider, ungeschminkt schildert er die zermürbenden Zustände während des Marschs nach Osten, die Proklamation Napoleons an die Soldaten bei der Überquerung des Njemen sowie die desolate Lage nach dem Brand von Moskau. Ausführlich berichtet Gravenreuth über die Schlachten von Polozk im Oktober 1812, bei denen er als Artilleriekommandant beteiligt war. Diese Kämpfe sind als „Bayerngrab“ in die Geschichte eingegangen. Gravenreuths Schilderungen machen den Leser zu einem nahen Zeugen dieser Tragödie, die Gravenreuth zwingt, neben der allgemeinen Verzweiflung auch den Verlust von Freunden und Kameraden durch Erfrieren und durch Krankheiten zu beschreiben.
Suzane von Seckendorff sagt, in Zeiten des aufblühenden Nationalismus sei es ihr wichtig gewesen, mehr als nur ein historisches Dokument vorzulegen. Mit der bebilderten und kommentierten Edition verknüpfe sie die Hoffnung, die Schilderungen des grausamen Kriegsalltags möchten dazu beitragen, jüngeren Generationen das hohe Gut eines friedlichen, vereinten Europas vor Augen zu führen. Erweitert wurde die Edition durch einen aufschlussreichen Beitrag von Andreas Nerlich über Krankheiten und Verletzungen in jenem Feldzug. Neue molekularbiologische Befunde aus Massengräbern enthüllen nun, woran die Soldaten, die nicht auf dem Schlachtfeld oder durch die Kälte getötet wurden, noch zugrunde gingen. Am Fleckfiebertyphus zum Beispiel oder am Wolhynischen Fieber, weshalb die wenigen, die es nach Hause schafften, fortan teilweise unter Quarantäne leben mussten.
Suzane von Seckendorff: Mit Napoleon im Russlandfeldzug 1812. Chronik eines Desasters. Nach dem Tagebuch des Grafen Casimir von Gravenreuth. Allitera Verlag, 24,90 Euro.
Das Gemälde vermittelt einen Eindruck vom Elend des Russlandfeldzugs von 1812. Eine halbe Million Angehörige der Grande Armée verloren dabei ihr Leben, darunter mehr als 30 000 Bayern.
Foto: falkensteinfoto/Alamy/Mauritius Images
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
…mehr