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Wo ist der historische Ort des Zweiten Weltkriegs, und was waren die Ursachen seiner Eskalation? Nachdem Stefan Scheil in "Logik der Mächte" (Duncker & Humblot, 1999, ISBN 978-3-428-09551-3) den steigenden außereuropäischen Einfluß auf innereuropäische Konflikte als ein Phänomen der Neuzeit aufgezeigt hat, widmet er sich hier der Diplomatiegeschichte zwischen dem Herbst 1939 und dem Sommer 1940.
Scheil führt die Eskalation der innereuropäischen Konflikte 1939/40 auf die Gegensätze der fünf wichtigsten Nationalstaaten zurück: England, Frankreich, Italien, Deutschland und Polen. Gleichzeitig
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Produktbeschreibung
Wo ist der historische Ort des Zweiten Weltkriegs, und was waren die Ursachen seiner Eskalation? Nachdem Stefan Scheil in "Logik der Mächte" (Duncker & Humblot, 1999, ISBN 978-3-428-09551-3) den steigenden außereuropäischen Einfluß auf innereuropäische Konflikte als ein Phänomen der Neuzeit aufgezeigt hat, widmet er sich hier der Diplomatiegeschichte zwischen dem Herbst 1939 und dem Sommer 1940.

Scheil führt die Eskalation der innereuropäischen Konflikte 1939/40 auf die Gegensätze der fünf wichtigsten Nationalstaaten zurück: England, Frankreich, Italien, Deutschland und Polen. Gleichzeitig macht er die Zwänge des modernen europäischen Sicherheitsraums erkennbar, zu dem auch die beiden Weltmächte USA und UdSSR gehörten. Beide etablierten in Europa nach 1945 ihre eigenen Ordnungsvorstellungen und drängten die Gegensätze zwischen den Nationalstaaten in den Hintergrund. Die zuvor offene Konstellation von "Fünf plus Zwei" erzeugte - so Scheil - den Zweiten Weltkrieg.
Autorenporträt
Stefan Scheil ist Historiker. Er wurde 1963 in Mannheim geboren und studierte Geschichte, Soziologie und Philosophie in Mannheim und Karlsruhe. 1997 promovierte er in Karlsruhe mit einer Dissertation über den politischen Antisemitimus der wilhelminischen Zeit. Er ist Autor zahlreicher Buchveröffentlichungen zur Vorgeschichte und Eskalation des Zweiten Weltkriegs sowie zum Antisemitismus in Deutschland und Europa. Scheil ist freier Mitarbeiter u. a. bei der FAZ. Er ist verheiratet und Vater von zwei Kindern.
Rezensionen
"Wer gern über das Hier und Heute hinwegblickt und historischen Zusammenhängen gegenüber aufgeschlossen ist, wer sich dabei vor neuen und unerprobten Gedankengängen nicht scheut, der greife zum Buch von Stefan Scheil. Er wird manche Zusammenhänge entdecken, die er bisher nicht (so) gesehen hat, und manche Kontinuität in der europäischen Geschichte, anders als die Deutschen des Jahres 1945, für die die Geschichte zu Ende schien." Horst Teske, in: Europa-Blätter, 4/2003

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 08.08.2003

Fünf plus Zwei gleich Null
Ist Europa 1939 in den Zweiten Weltkrieg hineingeschlittert?

Stefan Scheil: Fünf plus Zwei. Die europäischen Nationalstaaten, die Weltmächte und die vereinte Entfesselung des Zweiten Weltkriegs. Verlag Duncker und Humblot, Berlin 2003. 533 Seiten, 34,80 [Euro].

Schon frühzeitig hat der Schweizer Historiker Walther Hofer für den deutschen Überfall auf Polen den Begriff "Entfesselung des Zweiten Weltkrieges" durch die nationalsozialistische Führung geprägt. Trotzdem hat es nicht an Versuchen gefehlt, die Gewichte der Verantwortung für den Kriegsbeginn 1939 anders zu verteilen. Die "Revisionisten" - unter ihnen der Amerikaner D. Hoggan (1961), der Engländer A.J.P. Taylor (1962) und der Russe V. Suworow (1989) - überzeugten allerdings nicht die ernstzunehmende Historikerzunft, weil deren Veröffentlichungen vor schwerwiegenden methodischen Mängel und apologetischen Sichtweisen nur so strotzten. Nun legt der in Karlsruhe promovierte Stefan Scheil nach seiner vor vier Jahren publizierten Vorstudie über das europäische Mächtesystem 1919 bis 1939 eine umfassende Untersuchung zur Diplomatiegeschichte zwischen dem Herbst 1939 und dem Sommer 1940 vor.

Seine These lautet vereinfacht formuliert: Nicht einseitiges deutsches Machtstreben habe den Beginn des Zweiten Weltkrieges verursacht, sondern die wachsende "Eskalation der innereuropäischen Konflikte" als Ergebnis der Gegensätze von fünf der wichtigsten miteinander verstrickten Nationalstaaten - das heißt von Großbritannien, Frankreich, Deutschland, Polen und Italien. Demgegenüber hätten die Sowjetunion und die Vereinigten Staaten im Hintergrund darauf gelauert, ihre hegemoniale Dominanz über den europäischen Kontinent sicherzustellen. Die Monate zwischen Polen- und Westfeldzug ("phoney war") seien eine Zeit der Ungewißheit gewesen, in der sich die kriegführenden Mächte "ihre Möglichkeiten" offengehalten hätten. Hitler habe in dieser Zeit versucht, den Krieg zum Stehen zu bringen, habe er doch bis zum Sommer 1940 lediglich begrenzte territoriale Ziele angestrebt. Die aus der Sekundärliteratur erarbeitete Darstellung ohne originäre Archivforschung zielt darauf ab, allen genannten Staaten in gleicher Weise die Verantwortung für den Krieg und seine Folgen aufzubürden. Nun haben jedoch anerkannte Historiker des In- und Auslands längst aufgezeigt, daß die Staatsmänner des Westens, Polens (militante Rhetorik), Italiens und vor allem der Sowjetunion (Hitler-Stalin-Pakt) durch ihre Entscheidungen in der Zeit nach 1919 eine kaum noch zu bestreitende Mitverantwortung für das Debakel von 1939/1940 tragen, jedoch der unbändige Wille zum Krieg, um strittige Probleme zu lösen, bei Hitler und seinesgleichen am ausgeprägtesten war.

Das weithin konstruierte "Eskalationsmodell", das der Autor als andersgeartete und plausiblere "Wahrheit" vermitteln will, hat viele Schwächen. Außerdem ist es von mannigfachen Widersprüchen und manchem Ungereimten durchsetzt. Bestimmte Fakten werden einfach umgedeutet, um das Modell "stimmig" zu halten. Die Rolle der Ideologie wird, falls erforderlich, entweder ausgeblendet oder verharmlost. Gerade an der Polenpolitik läßt sich zeigen, daß die "maßvollen Forderungen" des deutschen Diktators gegenüber dem östlichen Nachbarn Wesenszug seiner perfiden Taktik gewesen sind. Die nationalsozialistische Besatzungspolitik in Polen spricht eine ganz andere Sprache und zeugt von den wahren Kriegszielen. Im Verlaufe des Krieges hat Hitler kaum noch einen Zweifel daran gelassen, daß für ihn nur die "pax germanica" als künftiges europäisches "Ordnungsmodell" in Betracht komme, zu deren Verwirklichung er den Krieg als "notwendiges Mittel" legitimiert und die Vernichtung aller "Rassenfeinde" für unabdingbar gehalten hat.

Handelt es sich bei dem Autor etwa um ein nachträgliches Opfer der "grandiosen Selbstverharmlosung" des nationalsozialistischen Systems durch dessen Führung oder aber schlicht um einen jener schwer Belehrbaren, die vor allem Hitler und seine Helfershelfer exkulpieren und etwas von der drückenden Hypothek der Deutschen nach 1945 abtragen wollen? Wahrscheinlich ist eher das letztere zu vermuten.

HANS-ADOLF JACOBSEN

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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Stefan Scheils Untersuchung zur Diplomatiegeschichte zwischen Herbst 1939 und Sommer 1940 hat Rezensent Hans-Adolf Jacobsen alles andere als überzeugt. Wie Jacobsen ausführt, will Scheil zeigen, dass nicht ein einseitiges deutsches Machtstreben den Beginn des Zweiten Weltkrieges verursacht hat, sondern die wachsende "Eskalation der innereuropäischen Konflikte" (Scheil) zwischen den fünf wichtigsten miteinander verstrickten Nationalstaaten Europas, Großbritannien, Frankreich, Deutschland, Polen und Italien. Scheils Versuch, "allen genannten Staaten in gleicher Weise die Verantwortung für den Krieg und seine Folgen aufzubürden", hält Jacobsen Ergebnisse anerkannter Historiker entgegen, die gezeigt hätten, dass bei Hitler und seinesgleichen der Wille zum Krieg am ausgeprägtesten war. Das "Eskalationsmodell" Scheils kritisiert Jacobsen als "weithin konstruiert", voll von Schwächen, Widersprüchen und Ungereimten. So drängt sich bei Jacobsen der Verdacht auf, beim Autor handle es sich "um einen jener schwer Belehrbaren, die vor allem Hitler und seine Helfershelfer exkulpieren und etwas von der drückenden Hypothek der Deutschen nach 1945 abtragen wollen".

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