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Mankells Debütroman erstmals auf Deutsch
"Oskar. Ein lustiger Alter, der in einer alten Militärsauna wohnt. Er winkt immer, wenn man vorbeifährt. Er hat nur eine Hand und ein Auge." Als junger Mann wird der Sprengmeister Oskar Johansson bei einer fehlgeleiteten Zündung schwer verletzt. Seine Freundin verlässt ihn, und so heiratet er ihre Schwester und führt ein bescheidenes, entbehrungsreiches Leben. Trotz seiner Verwundung kehrt Oskar in seinen Beruf zurück. Er wird politisch aktiv und glaubt an eine Revolution, die nie kommt.
Schon in seinem Debütroman, den er mit Anfang 20 schrieb,
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Produktbeschreibung
Mankells Debütroman erstmals auf Deutsch

"Oskar. Ein lustiger Alter, der in einer alten Militärsauna wohnt. Er winkt immer, wenn man vorbeifährt. Er hat nur eine Hand und ein Auge." Als junger Mann wird der Sprengmeister Oskar Johansson bei einer fehlgeleiteten Zündung schwer verletzt. Seine Freundin verlässt ihn, und so heiratet er ihre Schwester und führt ein bescheidenes, entbehrungsreiches Leben. Trotz seiner Verwundung kehrt Oskar in seinen Beruf zurück. Er wird politisch aktiv und glaubt an eine Revolution, die nie kommt.

Schon in seinem Debütroman, den er mit Anfang 20 schrieb, zeigt sich Mankell als politischer Schriftsteller, dessen Anliegen heute aktueller scheinen denn je.

Gelesen von Axel Milberg, der deutschen Stimme von Henning Mankell.

(4 CDs, Laufzeit: 4h 26)
Autorenporträt
Henning Mankell wurde 1948 in Stockholm geboren und wuchs im schwedischen Härjedalen auf. Schon im Alter von 17 Jahren ging er an das Riks Theater und arbeitete bereits ab 1968 als Regisseur und Autor. Mit einer Reise nach Afrika erfüllte er sich 1972 einen Kindheitswunsch. Die Faszination für dieses Land ließ Henning Mankell auch in seiner schwedischen Heimat nicht mehr los. Seit 1990 widmete er sich den Fällen des Kommissar Wallander, die mittlerweile in über 40 Sprachen übersetzt wurden und auch in Fernsehen und Kino weltweit erfolgreich sind. Der vielbeschäftigte Schriftsteller, Drehbuchautor und Intendant leitete seit 1996 das Teatro Avenida in Maputo. 2015 verstarb Henning Mankell im Alter von 67 Jahren.

Axel Milberg, 1956 in Kiel geboren, spielte zunächst fast ausschließlich Theater an den Münchner Kammerspielen, ist aber seit vielen Jahren auch im Fernsehen und Kino präsent. Seine Wandelbarkeit zeigte er u. a. in »Jahrestage« (2000), »The International« (2009), »Ludwig II.« (2012), »Hannah Arendt« (2012), »Feuchtgebiete« (2013) oder »Saat des Terrors« (2018) und in über 70 Hörspielproduktionen sowie natürlich in der Rolle des Ermittlers Klaus Borowski im Kieler »Tatort«, die ihn populär machte. Hier, in seiner norddeutschen Heimat, spielt auch sein im Mai 2019 erschienener autobiographischer Roman »Düsternbrook«, der Monate auf der Spiegel-Bestsellerliste stand.
Trackliste
CD 1
1Die Meldung00:00:13
2Die Meldung00:03:57
3Die Meldung00:03:58
4Die Meldung00:02:12
5Die Meldung00:02:07
6196200:03:27
7196200:03:35
8191100:03:39
9191100:03:21
10191100:01:13
11Die Insel00:01:45
12Die Schwestern00:01:14
13Der Ruderschlag00:02:09
14Oskar Johansson00:03:10
15Der Unfall00:03:38
16Der Unfall00:03:09
17Der Unfall00:02:08
18Der Unfall00:03:11
19Schlüsselsätze00:01:08
20Elly00:03:29
Weitere 4 Tracks anzeigen
CD 2
1Oskar Johannes Johansson00:03:16
2Oskar Johannes Johansson00:03:14
3Oskar Johannes Johansson00:03:48
4Oskar Johannes Johansson00:01:51
5Oskar Johannes Johansson00:03:08
6Oskar Johannes Johansson00:02:57
7Oskar Johannes Johansson00:03:29
8Oskar Johannes Johansson00:04:25
9Magnus Nilsson00:03:29
10Magnus Nilsson00:04:44
11Elvira, Ellys Schwester00:03:03
12Elvira, Ellys Schwester00:03:05
13Elvira, Ellys Schwester00:03:48
14Elvira, Ellys Schwester00:05:04
15Das Parteimitglied00:02:33
16Der Eisberg00:04:43
17Der Pensionär00:02:59
18Der Pensionär00:03:23
19Der Pensionär00:01:57
20Der Pensionär00:03:15
Weitere 1 Tracks anzeigen
CD 3
1Oskar Johansson, 44 Jahre00:03:11
2Oskar Johansson, 44 Jahre00:03:56
3Oskar Johansson, 44 Jahre00:03:18
4Oskar Johansson, 44 Jahre00:02:44
5Oskar Johansson, 44 Jahre00:03:18
6Oskar Johansson, 44 Jahre00:03:27
7Oskar Johansson, 44 Jahre00:03:33
8Oskar Johansson, 44 Jahre00:03:00
9Oskar Johansson, 44 Jahre00:03:04
10Oskar Johansson, 44 Jahre00:02:55
11Das Plakat00:03:53
12Das Plakat00:03:34
13Das Plakat00:04:29
14Das Plakat00:03:20
15Wie man Fotografien entwickelt00:02:47
16Wie man Fotografien entwickelt00:02:57
17Wie man Fotografien entwickelt00:03:03
18Wie man Fotografien entwickelt00:03:23
19Wie man Fotografien entwickelt00:03:21
20Wie man Fotografien entwickelt00:03:16
Weitere 1 Tracks anzeigen
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 11.09.2018

Was ein gewöhnliches Leben wert ist
Nach 45 Jahren zum ersten Mal auf Deutsch: Henning Mankells Debütroman zeigt Fragmente einer Arbeiterbiografie
Henning Mankell verstand es, seinen Lesern einen Schlag in die Magengrube zu versetzen. Blutgetränkte Tatorte, absurde Tötungsarten: In seinen Wallander-Krimis gibt es immer wieder schockierende Passagen, die den Leser – und den Ermittler – durchschütteln und klarmachen: In einer Gesellschaft, in der Menschen zu solchen Verbrechen in der Lage sind, stimmt etwas nicht. Und schon in Mankells erstem Roman „Der Sprengmeister“ ließ der Augenblick nicht lange auf sich warten, der die Hauptfigur für den Rest ihres Lebens zeichnet.
Vor 45 Jahren ist Mankells Debüt in Schweden erschienen. Unter seinen deutschen Fans ist es unbekannt geblieben, weil es bislang keine Übersetzung gab. Das ändert sich erst jetzt, da drei Jahre nach Mankells Tod keine neuen Romane dieses produktiven Autors mehr zu erwarten sind. Der Qualität des Debüts wegen hat die Übersetzung jedenfalls nicht auf sich warten lassen: Der Roman packt den Leser – und zwar beim Genick.
Dabei ist „Der Sprengmeister“ kein Krimi, vielmehr die durchaus spröde Rekonstruktion eines Arbeiterlebens. Einfache Antworten gibt es darin nicht, vielmehr Fragen: Was bleibt von diesem Dasein? Wie viel ist es wert? Aber auch: Was macht gerade das Leben, des Sprengmeisters Oskar Johansson, geboren 1888 in Norrköping, so erzählenswert? Die Hauptfigur selbst hält sich für durchschnittlich. „Oskar stellt keine Betrachtungen über sich selbst an“, heißt es an einer Stelle. „Er erklärt, er sei wie die anderen gewesen. Mehr nicht.“ Ganz stimmt das nicht, dafür sorgt schon ein Arbeitsunfall, den Oskar mit 23 Jahren knapp überlebt.
Mit dieser Szene, die im Jahr 1911 spielt, beginnt der Roman. Eigentlich sollte Oskars Trupp nur einen Eisenbahntunnel in einen Felsen sprengen. Doch die Ladung explodiert nicht. „Das Dynamit war stets dasselbe, unberechenbar und tückisch, aber für jede Sprengung gab es einen Zuständigen, einen Verantwortlichen.“ Das ist in diesem Fall Oskar. Also muss er die Ladung im Bohrloch überprüfen. „Konzentriert und angespannt streckt er langsam den rechten Arm vor, bis die Hand genau über dem Loch schwebt. Dann holt er tief Luft und beginnt vorsichtig, das Sprengkabel aus dem Loch zu ziehen.“ Da ist sie, die schweißtreibende, dichte Sprache, die der Autor in den Wallander-Krimis zur Vollendung bringen sollte.
Henning Mankell fliegt in seinem Debüt schnell über die unweigerlich folgende Explosion hinweg und präsentiert gleich die Ergebnisse: Oskars abgetrennte Hand, die zwischen Löwenzahn gefunden wird, das Auge, das ihm die Druckwelle aus der Höhle reißt, den Unterleib, den ein Splitter durchschlägt. Es krampft einem den Magen zusammen, wie Mankell mit medizinischer Nüchternheit die Verletzungen schildert, um anschließend die ganze Biografie der Hauptfigur in nur einem Satz vorwegzunehmen: „Aber Oskar Johansson überlebte und blieb Sprenger, bis er in Rente ging, und er verstarb erst am 9. April 1969.“
Es geht also in „Der Sprengmeister“ nicht so sehr um Spannung und ihre überraschende Auflösung, sondern darum, diesen Oskar Johansson greifbar werden zu lassen. Dazu etabliert Mankell eine Erzählerfigur. Wer genau das ist, bleibt unklar. Deutlich wird nur, dass er Oskar im Alter regelmäßig besucht, um mit ihm Netze zum Fischfang auszubringen. Mankell bricht die Chronologie der Ereignisse auf und springt wild durch die Zeitebenen, lässt auf Passagen in wörtlicher Rede, die Oskar dem Erzähler diktiert, Betrachtungen des Erzählers selbst folgen.
Jedes Kapitel zersplittert Mankell in Absätze, zwischen denen die Perspektive wechselt. Mit Mitte 20 hatte der Autor offenbar den Mut, manches Fragment bleiben zu lassen. Manchmal sind nur monolithische Sätze übrig, elliptisch aneinandergereiht – anders als in späteren Werken, die weniger Raum für Assoziationen lassen. Und doch liest sich „Der Sprengmeister“ locker und schnell. Wie auf einem impressionistischen Gemälde entsteht ein Bild aus dem Nebeneinander der Sprachtupfer.
Mankell betreibt ein Spiel mit sprechenden Details, die Oskar charakterisieren. Wie das vergilbte Kreuzworträtsel, das nach seinem Tod übrig bleibt: „Er hat Augenblick ohne c buchstabiert, und dadurch sind mehrere Spalten des Kreuzworträtsels unlösbar geworden. Aber er hat sie trotzdem so ausgefüllt, dass die Buchstaben stimmen, obwohl nach ganz anderen Worten gefragt wurde. Er hat sein Kreuzworträtsel gelöst, indem er durch seinen Schreibfehler ein neues geschaffen hat.“
Zu diesem Charakter gehören auch seine politischen Überzeugungen, die radikaler werden mit den Jahren. Oskar wechselt von den Sozialdemokraten ins Lager der Kommunisten und wird zaghaft aktiv: Er hängt ein Flugblatt auf, verfasst einen Leserbrief, lässt sich zu einem kleinen Moment anarchischer Revolte hinreißen, als er einen im Rathaus ausgehängten Bauplan auf den Kopf dreht.
Die Wut auf seine alte Partei nimmt zu: „Arbeiter ist man immer geblieben. Es hat sich schon viel verändert, nur nicht für uns.“ Die Sozialdemokraten an der Regierung erweisen sich auch in Schweden nicht als Heilsbringer der Arbeiterschaft. Oskars Zorn nimmt ähnliche Entfremdungserscheinungen in anderen Staaten Europas vorweg, etwa im Großbritannien der Labour-Party oder in Deutschland, wo spätestens die Agenda 2010 einen Keil zwischen Sozialdemokratie und Arbeiterschaft getrieben hat.
Gleichzeitig durchzieht eine herzhafte Verachtung des Bürgertums Mankells Roman. Wie eine pickelige Studentengruppe mit „Ellbogen, die noch rundlich sind“, Oskar und seine Begleiterin von der Straße rempelt, schrammt hart an der Karikatur vorbei. Umgekehrt überschreitet die Beschreibung des Familienglücks der Johanssons zuweilen die Grenzen zur Sozialromantik: „Wir sangen Lieder mit den Kindern, und wir tanzten um den Weihnachtsbaum. Es war sicher ein schweres Leben, aber wir hatten Spaß.“
Eindringlicher sind die Stellen, an denen das Los der Arbeiter beobachtet wird. Etwa während eines Demonstrationszuges, als sich Oskar in den Reihen umschaut und merkt, dass er mit seinen fehlenden Auge und seinem Armstumpf nicht weiter auffällt. „Fast alle Arbeiter zogen sich früher oder später einen Schaden zu“, berichtet er. Die Arbeit reißt die Menschen in Stücke, buchstäblich. Mit Ausdauer beschreibt Henning Mankell, wie sie ein Leben lang arbeiten, um am Ende nur einen Blumenstrauß dafür zu bekommen. Wie der blaue Overall am Tag vor der Rente im Mülleimer neben der Wurstpelle landet. Wie die Familien in ihren viel zu kleinen Behausungen etliche Kinder in die Welt setzen, von denen nur wenige je erwachsen werden. Mankell nimmt schon in seinem Erstlingswerk die Position des Gesellschaftskritikers ein, die aus späteren Büchern herauszulesen ist.
Die Arbeitersphäre erscheint wie abgekapselt vom Rest der schwedischen Gesellschaft: „Auf der einen Seite standen die Hütten, in denen wir Arbeiter uns drängten und froren. Auf der anderen waren die großen hellen Wohnungen in den Steinhäusern im Zentrum.“
Die Arbeiterklasse als hermetische Lebenswelt – das lässt heute an die Debatte denken, die mit der Übersetzung von Didier Eribons „Rückkehr nach Reims“ in Deutschland begann, dem autobiografischen Essay, in dem der französische Philosoph erzählt, warum er sich die meiste Zeit seines Lebens für seine Wurzeln in der Arbeiterschaft schämte. Im „Sprengmeister“ feiert Oskars Sohn als Unternehmer moderate Erfolge, eröffnet einen Waschsalon und nennt sich „Direktor“. Der Vater hat dafür nur Verachtung übrig: „Das Wort an sich macht mich schon wütend“, äußert Oskar an einer Stelle. Der Sohn wählt bürgerlich-konservativ. „Das ist eine Schande. Es kommt mir vor, als hätte er alles verraten.“ Wie bei Eribon geht sozialer Aufstieg mit dem Bruch mit den Ursprüngen einher. Vater und Sohn entzweien sich und finden nicht mehr zueinander.
„Der Sprengmeister“ ist ein fesselndes Buch und ein trauriges. Oskar wird alt, der lädierte Körper und der Geist geben nach, er verliert seine Frau und vereinsamt. Was bleibt, ist die Wehmut über ein Leben voller Arbeit, Erniedrigung, bescheidener Wünsche und großer Träume von einer sozialistischen Revolution. Und das Warten auf einen zweiten Knall. Aber der kommt nicht.
SIMON RAYSS
„Arbeiter ist man immer
geblieben. Es hat sich schon viel
verändert, nur nicht für uns.“
Sozialer Aufstieg führt zu einem
Bruch mit den Ursprüngen. Vater
und Sohn entzweien sich
Henning Mankell im Sommer vor seinem Tod 2015.
Foto: AP/Nora Lorek
Henning Mankell: Der Sprengmeister. Roman.
Aus dem Schwedischen
von Verena Reichel und Annika Ernst. Paul Zsolnay Verlag, Wien 2018.
192 Seiten, 21 Euro.
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
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"Ein anrührendes Buch, das man gelesen und bedacht haben sollte." Annette Spiller, Gießener Allgemeine, 29. 12.18

"Der Roman packt den Leser - und zwar beim Genick [...] Ein fesselndes Buch und ein trauriges. Oskar wird alt, der lädierte Körper und der Geist geben nach, er verliert seine Frau und vereinsamt. Was bleibt, ist die Wehmut über ein Leben voller Arbeit, Erniedrigung, bescheidener Wünsche und großer Träume von einer sozialistischen Revolution." Simon Rayß, Süddeutsche Zeitung, 11.09.18

"Ein multiperspektivischer, sehr experimenteller Roman, mit dem der blutjunge Mankell sein literarisches Besteck ausprobierte." Frank Dietschreit, rbb Kulturradio, 24.08.18

"Die klare Sprache Mankells macht die Lektüre zu einem Genuss." Simon Rilling, Stuttgarter Zeitung, 18.08.18

"Henning Mankell ist einer der großen Konsensschriftsteller unserer Zeit gewesen ... Er ist einer wie Simenon, wie Roth, wie Irving ... Es ist immer ein bisschen wie heimkommen, wenn man ein neues Buch von einem solchen Autor aufschlägt ... Was man an Mankell liebt ist, dass er in die Düsternis, die Einsamkeit, den Wahn hineintaucht, um seine Figuren zu retten." Georg Seeßlen, Die Zeit, 02.08.18

"So entsteht in Einzelbildern eines ganz normalen Lebens das einfühlsame Porträt eines Jahrhunderts." Irene Binal, Deutschlandfunk Kultur, 31.07.18

"Diese Geschichte ist in berührender Weise auch heute gültig." Annemarie Stoltenberg, NDR Kultur, 23.07.18
Das Romandebüt des berühmten Schriftstellers Henning Mankell aus dem Jahr 1973 ist eine außergewöhnliche Leseerfahrung, die eindrucksvolle gesellschaftspolitische Einblicke in das Schweden der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts gibt! Bettina Armandola bookreviews.at 20201030