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Henning Mankells Vermächtnis
Durch Zufall begegnen sich Stefan und Elisabeth, die zusammen zur Schule gingen, am Flughafen wieder. Es stellt sich heraus, dass beide aus demselben Grund dort sind: um nach Afrika zu fliegen. Doch unterschiedlicher könnten ihre Pläne kaum sein. Stefan, aus einer wohlhabenden Familie, möchte in Afrika feiern und Sex haben. Elisabeth hingegen, die es in ihrem Elternhaus schwer hat, sieht die Reise als Chance auf einen Neuanfang und als Suche nach sich selbst. Ihre gemeinsame Tour konfrontiert die beiden jungen Menschen nicht nur mit der harten Realität des…mehr

Produktbeschreibung
Henning Mankells Vermächtnis

Durch Zufall begegnen sich Stefan und Elisabeth, die zusammen zur Schule gingen, am Flughafen wieder. Es stellt sich heraus, dass beide aus demselben Grund dort sind: um nach Afrika zu fliegen. Doch unterschiedlicher könnten ihre Pläne kaum sein. Stefan, aus einer wohlhabenden Familie, möchte in Afrika feiern und Sex haben. Elisabeth hingegen, die es in ihrem Elternhaus schwer hat, sieht die Reise als Chance auf einen Neuanfang und als Suche nach sich selbst. Ihre gemeinsame Tour konfrontiert die beiden jungen Menschen nicht nur mit der harten Realität des Entwicklungslandes, sondern auch mit sich selbst.
Gelesen von Axel Milberg, der deutschen Stimme Henning Mankells.
(4 CDs, Laufzeit: 3h 58)

Autorenporträt
Mankell, Henning
HENNING MANKELL wurde 1948 in Stockholm geboren und wuchs im schwedischen Härjedalen auf. Schon im Alter von 17 Jahren ging er an das Riks Theater und arbeitete bereits ab 1968 als Regisseur und Autor. Mit einer Reise nach Afrika erfüllte er sich 1972 einen Kindheitswunsch. Die Faszination für dieses Land ließ Henning Mankell auch in seiner schwedischen Heimat nicht mehr los. Seit 1990 widmete er sich den Fällen des Kommissar Wallander, die mittlerweile in 15 Sprachen übersetzt wurden und auch in Fernsehen und Kino weltweit erfolgreich sind. Der vielbeschäftigte Schriftsteller, Drehbuchautor und Intendant leitete seit 1996 das Teatro Avenida in Maputo. 2015 verstarb Henning Mankell im Alter von 67 Jahren.

Milberg, Axel
Axel Milberg spielte zunächst fast ausschließlich Theater an den Münchner Kammerspielen, ist aber seit vielen Jahren auch im Fernsehen und Kino präsent. Seine Wandelbarkeit zeigte er u.a. in "Jahrestage" (2000), "The International" (2009), "Ludwig II" (2012), "Hannah Arendt" (2012), "Feuchtgebiete" (2013) oder "Saat des Terrors" (2018) und in über siebzig Hörspielproduktionen und natürlich in der Rolle des Ermittlers "Klaus Borowski" im Kieler Tatort, die ihn populär machte. Hier, in seiner norddeutschen Heimat, spielt auch sein im Mai 2019 erschienener autobiografischere Roman "Düsternbrook", der Monate auf der Spiegel-Bestsellerliste stand.
Trackliste
CD 1
1Stefan und Elisabeth00:00:12
2Stefan und Elisabeth00:02:52
3Stefan und Elisabeth00:02:50
4Stefan und Elisabeth00:02:43
5Stefan und Elisabeth00:02:42
6Stefan und Elisabeth00:02:37
7Stefan und Elisabeth00:03:27
8Stefan und Elisabeth00:02:56
9Stefan und Elisabeth00:02:00
10Stefan und Elisabeth00:02:31
11Stefan und Elisabeth00:02:21
12Stefan und Elisabeth00:03:10
13Stefan und Elisabeth00:03:06
14Stefan und Elisabeth00:03:20
15Stefan und Elisabeth00:02:56
16Stefan und Elisabeth00:04:18
CD 2
1Das Land, in das sie kamen00:03:13
2Das Land, in das sie kamen00:02:49
3Das Land, in das sie kamen00:02:43
4Das Land, in das sie kamen00:03:43
5Das Land, in das sie kamen00:02:30
6Das Land, in das sie kamen00:03:00
7Das Land, in das sie kamen00:02:55
8Das Land, in das sie kamen00:02:45
9Das Land, in das sie kamen00:03:40
10Das Land, in das sie kamen00:02:48
11Das Land, in das sie kamen00:02:38
12Das Land, in das sie kamen00:02:59
13Das Land, in das sie kamen00:03:14
14Das Land, in das sie kamen00:03:25
15Das Land, in das sie kamen00:03:12
16Das Land, in das sie kamen00:03:32
17Das Land, in das sie kamen00:02:51
18Das Land, in das sie kamen00:03:21
19Das Land, in das sie kamen00:03:36
20Das Land, in das sie kamen00:03:25
Weitere 1 Tracks anzeigen
CD 3
1Das Land, in das sie kamen (Fortsetzung)00:03:17
2Das Land, in das sie kamen (Fortsetzung)00:03:00
3Das Land, in das sie kamen (Fortsetzung)00:02:59
4Das Land, in das sie kamen (Fortsetzung)00:03:13
5Das Land, in das sie kamen (Fortsetzung)00:03:09
6Das Land, in das sie kamen (Fortsetzung)00:03:59
7Das Land, in das sie kamen (Fortsetzung)00:03:14
8Das Land, in das sie kamen (Fortsetzung)00:03:26
9Das Land, in dem sie waren00:02:57
10Das Land, in dem sie waren00:03:14
11Das Land, in dem sie waren00:04:21
12Das Land, in dem sie waren00:03:20
13Das Land, in dem sie waren00:02:59
14Das Land, in dem sie waren00:03:15
15Das Land, in dem sie waren00:03:18
16Das Land, in dem sie waren00:03:28
17Das Land, in dem sie waren00:02:39
18Das Land, in dem sie waren00:02:48
19Das Land, in dem sie waren00:03:32
20Das Land, in dem sie waren00:03:37
Weitere 2 Tracks anzeigen
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 17.10.2017

Kulturschock in Afrika
Henning Mankells früher Roman "Der Sandmaler"

"Der Respekt vor den Menschen in Afrika und ihrer Würde zieht sich wie ein roter Faden durch Mankells Werk", sagte Bundespräsident Horst Köhler 2009 in der Laudatio zur Verleihung des Erich Maria Remarque-Friedenspreises an Henning Mankell: "Er romantisiert nicht, und er dämonisiert nicht, sondern führt seine Leser in eine für Europäer geographisch nahe und emotional doch sehr fremde Welt." Gemeint ist Afrika, dem der durch Kriminalromane zu Weltruhm gelangte Autor einen Großteil seiner Lebens- und Arbeitszeit gewidmet hat. Köhlers Worte bezeichnen die Stärken und zugleich die Schwächen des vorliegenden Buchs, mit dem Henning Mankell die literarische Bühne in Schweden betrat, lange bevor er die Figur des Kommissars Wallander erfand.

"Der Sandmaler", Mankells zweiter Roman, spielt in Westafrika, in Gambia genauer gesagt, einer anglophonen Enklave in Senegal, die in den siebziger Jahren wegen ihrer Sandstrände und Billigpreise ein beliebtes Reiseziel skandinavischer Touristen war. Der Text ist durch und durch politisch korrekt, obwohl es diesen Begriff im Erscheinungsjahr 1974 noch gar nicht gab, und garantiert jugendfrei dazu. Zwar ist viel von Sex und Politik, Rassismus und Kolonialismus die Rede, doch die Abgründe von Gewalt und Perversion, die sich in den Wallander-Romanen auftun, bleiben hier außen vor. Schweden, ja Skandinavien insgesamt, erscheint als ein sozialdemokratisches Volksheim, das den bösen Kolonialisten und Imperialisten die Leviten liest, mit pädagogisch erhobenem Zeigefinger und didaktischer Intention. Dazu passt, dass die heimliche Hauptfigur des Romans ein linker Lehrer ist, der einer jungen, politisch noch unbedarften Schwedin das Elend Afrikas so erklärt: "Nachdem sich dieses Land glücklich von der Unterdrückung durch die Engländer befreit hatte, machte sich sofort etwas breit, das man Touristenimperialismus nennen könnte, und genau den betreiben die Reisebüros hier. Es ist teuflisch, aber so ist es. Die Einheimischen sollten natürlich selbst die Hotels besitzen, und das Geld, das wir Touristen ausgeben, müsste im Land bleiben und für den Aufbau benutzt werden, für Arbeitsplätze, Schulen und Krankenhäuser, um den Armen hier das Leben zu erleichtern."

Das klingt plausibler, als es ist, denn die allgegenwärtige Korruption, vor der Afrikaner nach Europa fliehen, kommt in dieser ideologisch geschönten Betrachtungsweise nicht vor. So wenig wie die Sklavenjagden der Araber, die dem europäischen Sklavenhandel vorausgingen und diesen sogar überdauert haben - bis heute existieren offene und verdeckte Formen der Sklaverei in Mauretanien und Sudan, Saudi-Arabien und Qatar. Vor der Kolonialisierung war Afrika nicht im Stande der Unschuld, und die Komplizenschaft mit einheimischen Despoten hat die Kolonialherrschaft überhaupt erst möglich gemacht. Insofern hat der Publizist Andreas Breitenstein recht, wenn er Mankell selbstgefälligen linken Moralismus auf der Basis historischen Halbwissens vorwirft: Nach einem Besuch der besetzten Gebiete hatte Mankell das Existenzrecht Israels in Frage gestellt und Verständnis für palästinensische Bombenattentäter bekundet.

Der Text aber ist vielschichtiger als die holzschnittartigen Ansichten seines Autors, und ideologisches Schwarzweißdenken wird dem Roman nicht gerecht. Henning Mankell erzählt die Geschichte aus der Perspektive einer Zwanzigjährigen auf der Suche nach persönlicher und politischer Orientierung zwischen dem revolutionären Umbruch von 1968 und den traditionellen Werten der schwedischen Gesellschaft, hinter deren vermeintlicher Offenheit sich ein konservatives Weltbild verbirgt. Genau genommen ist "Der Sandmaler" ein Jugendbuch: Erst aus dieser Sicht tritt zutage, was Elisabeth, die Heldin des Romans, mit dem kauzigen Kommissar Wallander verbindet.

Ich habe selten ein sensibleres und subtileres Porträt einer Heranwachsenden gelesen, die in der Reizüberflutung der siebziger Jahre sich selbst zu finden und angesichts von Armut und Elend nach Halt und Orientierung sucht: ein Kulturschock, den jeder Dritte-Welt-Tourist auf seine Weise verarbeitet. Elisabeths Exfreund Stefan, Sohn eines reichen Vaters, betäubt seine Zweifel mit Alkohol und käuflichem Sex, während sie sich zu Sven hingezogen fühlt, dem linken Lehrer, mit dem sie nur deshalb nicht schläft, weil sie auf dem Hinflug Zeugin seines epileptischen Anfalls wurde: "Sie hatte auch mit dem Gedanken gespielt, mit ihm zu schlafen. Nicht weil er direkt ihr Typ war, aber er gab ihr ein wunderbares Gefühl von Geborgenheit und verströmte große Warmherzigkeit. Es wäre zu scheußlich, wenn er gerade dann einen Anfall bekäme." Anziehung und Abstoßung zugleich - ein Double Bind, das zu Henning Mankells Markenzeichen gehört und in den Wallander-Romanen in anderer Form wiederkehrt.

HANS CHRISTOPH BUCH

Henning Mankell: "Der Sandmaler". Roman. Aus dem Schwedischen von Verena Reichel. Paul Zsolnay Verlag, Wien 2017. 156 S., geb., 20,- [Euro].

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"Ich habe selten ein sensibleres und subtileres Porträt einer Heranwachsenden gelesen, die in der Reizüberflutung der siebziger Jahre sich selbst zu finden und angesichts von Armut und Elend nach Halt und Orientierung sucht." Hans Christoph Buch, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 17.10.17

"Hier zeigt sich bereits Henning Mankells Gespür für das Innenleben seiner Figuren. Und ein Gefühl für Afrika. Seine Beschreibungen ... bestechen immer wieder durch überraschende kleine Beobachtungen." Anja Ruf, Frankfurter Rundschau, 21.08.17
Ein sehr einfühlsames Buch. Joachim Mittelstaedt Bad Zwischenahn Journal, 01/2020