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Fans sind ein weit verbreitetes und vielfältiges Phänomen: Menschen sind Fans von Fußballvereinen, Musikern, Filmstars, Automarken, Buchfiguren und vielen anderen Dingen. Es gibt Fans in verschiedenen Altersgruppen und Schichten. Dieser Band legt erstmals eine umfassende Soziologie der Fans vor. Die hier versammelten Beiträge wenden soziologische Theorieperspektiven und empirische Instrumentarien auf Fans und Fantum an. Sie analysieren Fans hinsichtlich ihrer spezifischen Emotionalität, ihrer Kultur und Lebensführung, ihrer Sozialisation und Sozialstruktur, ihres Konsumverhaltens, ihrer…mehr

Produktbeschreibung
Fans sind ein weit verbreitetes und vielfältiges Phänomen: Menschen sind Fans von Fußballvereinen, Musikern, Filmstars, Automarken, Buchfiguren und vielen anderen Dingen. Es gibt Fans in verschiedenen Altersgruppen und Schichten. Dieser Band legt erstmals eine umfassende Soziologie der Fans vor. Die hier versammelten Beiträge wenden soziologische Theorieperspektiven und empirische Instrumentarien auf Fans und Fantum an. Sie analysieren Fans hinsichtlich ihrer spezifischen Emotionalität, ihrer Kultur und Lebensführung, ihrer Sozialisation und Sozialstruktur, ihres Konsumverhaltens, ihrer Mediennutzung und ihrer politischen Partizipation. Thematisiert werden außerdem die internen Abgrenzungen in Fan-Szenen, Fragen der Migration und Globalisierung von Fans, Geschlechterkonstruktionen in Fan-Gemeinschaften sowie die Geschichte des Fantums.
Autorenporträt
:Dr. Jochen Roose ist Juniorprofessor für "Soziologie europäischer Gesellschaften" am Institut für Soziologie der Freien Universität Berlin. Dr. Mike S. Schäfer ist Juniorprofessor für "Media Representations of Climate Change" am Exzellenzcluster "Clisap" der Universität Hamburg.". Dr. Thomas Schmidt-Lux arbeitet am Institut für Kulturwissenschaften der Universität Leipzig.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 20.06.2010

Die Mühe des Fans

VON JÜRGEN KAUBE

Der Fan ist eine merkwürdige Rolle. Anerkannt wird sie durch andere Fans. Vom normalen Publikum hebt sie sich durch langfristige Bindung an das Objekt emotionaler Begeisterung (lateinisch fanaticus: in Raserei versetzt, fanum: das Heiligtum) und durch ihre aktive Pflege ab. Der Fan ist, wie es in einem gerade erschienenen Sammelband zu seiner Soziologie heißt, nicht Konsument, sondern "Prosument": Er produziert das Drama, an dem er teilnimmt, selbst. Durch Sammeln, Forschen, Kostümieren, Singen, Reisen sowie permanentes Reden über das Ereignis.

Das alles führt die Soziologen zur These, Fans gewönnen eine besondere "Identität" durch diese Rolle. Als Fan, so darf man einige dieser Aufsätze zusammenfassen, kann man Handlungen ausprobieren, die sonst nicht gehen: geschlechtstypische und -untypische, gewalttätige, karnevaleske. Man darf sich gehenlassen und kann darin etwas an sich ausprobieren.

Die Fans, die gerade gut beobachtbar sind, die Fans der Nationalmannschaft, sind in Bezug darauf ein besonderer Fall. Denn die allermeisten von ihnen sind auch noch Fans von Vereinsmannschaften. Schon da wird ihnen einiges an Abstraktion abverlangt. Denn auch wenn ihre favorisierten Mannschaften im Zuge von Spielertransfers nach einigen Jahren komplett ausgetauscht worden sind, sollen sie weiterhin Fan eines bestimmten, in Wahrheit aber eben ganz unbestimmten Vereins sein. Der Schriftsteller Burkhard Spinnen hat das einmal auf die Formel gebracht, er sei Fan von Borussia Mönchengladbach, auch ohne die jeweilige Aufstellung zu kennen.

Für richtige Fans gilt das natürlich nicht, die kennen sie schon. Doch auch sie müssen damit leben, dass Spieler von Dortmund (Celtic Glasgow, Real Madrid) zu Spielern von Schalke (Glasgow Rangers, FC Barcelona) werden und umgekehrt. Bei Weltmeisterschaften jedoch müssen sie dem Schalker Manuel Neuer die Daumen drücken, auch wenn sie Dortmund-Fans sind. Der Spruch des witzigsten deutschen Spielers, Thomas Müller, man spiele im deutschen Team gerade "Louis van Löw"-Fußball, trifft ins Zentrum dieser Identitätsverwirrung. An der professionellen Seite des Fußballs brechen sich die Festlegungen des Publikums: Man muss jetzt Bayernfan sein, auch wenn man Bayernhasser ist. Weltmeisterschaften zwingen Fans insofern dazu, ihren Fanatismus, oder schwächer gesagt: ihre emotionalen Festlegungen komplexer zu gestalten.

Jochen Roose et al. (Hrsg.): Fans. Soziologische Perspektiven, Wiesbaden 2010

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