• MP3-CD

41 Kundenbewertungen

Eine Freundschaft als Spiegel einer Stadt, einer Nation, einer ganzen Generation
Im Alter von 66 Jahren erfüllt sich Lila einen Traum: Sie verschwindet von einem Tag auf den anderen. Zurück bleibt ihre beste Freundin Elena und schreibt ihre gemeinsame Geschichte nieder: In den 1950er Jahren wachsen sie am Rande Neapels auf. Elena erzählt vom Alltag der kleinen Leute, vom Zugschaffner Donato, der Gedichte schreibt, vom tyrannischen Don Achille, von den Solara-Brüdern, die sonntags mit ihrem Auto den Corso abfahren. Von Mädchenträumen und erster Liebe. Doch auch wenn ihre Lebenswege nicht…mehr

Produktbeschreibung
Eine Freundschaft als Spiegel einer Stadt, einer Nation, einer ganzen Generation

Im Alter von 66 Jahren erfüllt sich Lila einen Traum: Sie verschwindet von einem Tag auf den anderen. Zurück bleibt ihre beste Freundin Elena und schreibt ihre gemeinsame Geschichte nieder: In den 1950er Jahren wachsen sie am Rande Neapels auf. Elena erzählt vom Alltag der kleinen Leute, vom Zugschaffner Donato, der Gedichte schreibt, vom tyrannischen Don Achille, von den Solara-Brüdern, die sonntags mit ihrem Auto den Corso abfahren. Von Mädchenträumen und erster Liebe. Doch auch wenn ihre Lebenswege nicht parallel verlaufen, da Elena das Gymnasium besuchen darf, als Lila schon auf ihre Hochzeit zusteuert, bleibt eines unverbrüchlich: ihre Freundschaft.

Theater- und Filmschauspielerin Eva Mattes leiht Elena ihre Stimme.

(1 mp3-CD, Laufzeit: 11h 43)
Autorenporträt
Ferrante, Elena
Elena Ferrante hat sich mit dem Erscheinen ihres Debütromans Lästige Liebe 1992 für die Anonymität entschieden. Später veröffentlichte sie Tage des Verlassenwerdens und Die Frau im Dunkeln. Ihre Neapolitanische Saga umfasst Meine geniale Freundin, Die Geschichte eines neuen Namens, Die Geschichte der getrennten Wege sowie Die Geschichte des verlorenen Kindes. Für den vierten und letzten Band der Reihe stand sie auf der Shortlist für den Man Booker International Prize.

Mattes, Eva
Eva Mattes, 1954 in Tegernsee geboren, hatte schon mit zwölf Jahren erste Auftritte im Film und am Theater. Große Filmrollen erhielt sie 1970 in Michael Verhoevens Anti-Vietnamfilm "o.k." und 1971 in Reinhard Hauffs "Mathias Kneissl". Für beide Filme wurde sie mit dem Bundesfilmpreis ausgezeichnet, machte damit Rainer Werner Fassbinder auf sich aufmerksam und erspielte sich unter seiner Regie ihren Ruf als eine der profiliertesten Darstellerinnen des jungen deutschen Films. Aber sie blieb dem Theater treu. 1981 etwa glänzte sie in Zadeks Shakespeare-Inszenierung "Der Widerspenstigen Zähmung". 1994 wurde Mattes fünftes Direktoriumsmitglied am Berliner Ensemble, neben Peter Zadek, Heiner Müller, Fritz Marquardt und Peter Palitzsch. Nach dem Weggang Zadeks 1995 legte sie ihren Direktionsposten am BE nieder, blieb aber als Schauspielerin im Ensemble. In Helma Sanders-Brahms' moderner Hörspielfassung von "Tausendundeine Nacht" spricht sie die Schah-Razade. Zuletzt las sie für den Hörverlag "Das Siegel der Tage" (2008) von Isabel Allende. Eva Mattes ermittelte jahrelang als Kommissarin Klara Blum für den Konstanzer "Tatort".
Trackliste
MP3 CD
1Prolog: Die Spuren verwischen
2Prolog: Die Spuren verwischen
3Prolog: Die Spuren verwischen
4Prolog: Die Spuren verwischen
5Kindheit: Die Geschichte von Don Achille
6Kindheit: Die Geschichte von Don Achille
7Kindheit: Die Geschichte von Don Achille
8Kindheit: Die Geschichte von Don Achille
9Kindheit: Die Geschichte von Don Achille
10Kindheit: Die Geschichte von Don Achille
11Kindheit: Die Geschichte von Don Achille
12Kindheit: Die Geschichte von Don Achille
13Kindheit: Die Geschichte von Don Achille
14Kindheit: Die Geschichte von Don Achille
15Kindheit: Die Geschichte von Don Achille
16Kindheit: Die Geschichte von Don Achille
17Kindheit: Die Geschichte von Don Achille
18Kindheit: Die Geschichte von Don Achille
19Kindheit: Die Geschichte von Don Achille
20Kindheit: Die Geschichte von Don Achille
Weitere 137 Tracks anzeigen
Rezensionen

buecher-magazin.de - Rezension
buecher-magazin.de

In der Erscheinungswoche erstürmte sie die Bestsellerlisten, das Literarische Quartett attestierte ein mediales Strohfeuer, um die Neapolitanische Saga dann einmütig zu verreißen. Was ist also dran an dem Auftakt zu dem vierbändigen Epos, das unter dem Pseudonym Elena Ferrante erscheint und in Italien und den USA ein wahres Ferrante-Fieber entfachte? Erzählt wird von Lila und Elena, zwei ungleichen Freundinnen. Es ist die 66-jährige Elena, die diese Geschichte aufschreibt - um die verschwundene Lila durch ihre Erinnerung zurückzuholen. Diese Erinnerungen entführen in ein von dunkler Armut, familiärer Gewalt und mafiösen Strukturen dominiertes Arbeiterviertel im Neapel der Nachkriegszeit. Hier finden sich die beiden Mädchen und spornen sich in ihren Träumen gegenseitig an, dieser kleingeistigen Welt zu entfliehen. Sie verschlingen Romanwelten, kämpfen um die Bestnoten - und doch wird nur einer von beiden der Weg zu einer höheren Bildung ermöglicht. Die klare und bildhafte Sprache von Elena lässt diese archaisch anmutende, enge Welt auferstehen und durch die inneren Zwiegespräche und Reflexionen wird die Freundschaft zum Spiegel ihrer Identität. Denn es ist diese explizit weibliche Perspektive, jenseits von patriarchalischer Mafia-Nostalgie, die dieses Buch so reizvoll macht.

© BÜCHERmagazin, Tina Schraml (ts)

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 28.08.2016

Proust, Dickens, sonst noch was?

Eine anonyme Autorin. Eine Buchserie. Und Lob überall. Aber was ist dran an Elena Ferrante und ihrer Geschichte zweier Freundinnen im Neapel von gestern? Über "Meine geniale Freundin"

Vor genau einem Jahr habe ich das erste Mal von Elena Ferrante gehört. Eine Freundin war im Sommer nach Kreta gefahren, hatte sich vorher die englische Übersetzung von "L'amica geniale" besorgt, den ersten Teil einer neapolitanischen Romanserie, von der, wie sie erzählte, in New York wirklich alle begeistert wären und deren Autorin man nicht kenne. Man wisse einfach nicht, wer sie sei. Unglaublich, wie ihr das gelinge, nicht enttarnt zu werden, sagte sie, fing an zu lesen, klappte das Buch am Strand aber irgendwann wieder zu. Sie hätte schwören können, dass, bei allem, was sie darüber gehört hatte, dies genau ihr Buch hätte sein können, wie für sie geschrieben. War es dann aber nicht. Und so vergaß auch ich Elena Ferrante wieder.

Bis jetzt. Denn so viele Lobeshymnen wie allein in dieser Woche über "Meine geniale Freundin", die gerade erschienene deutsche Übersetzung des ersten Bands, habe ich lange nicht über ein und dasselbe Buch gelesen. Jedenfalls nicht in diesem schwärmerischen Tonfall, der mir, möglicherweise beeinflusst durch das Urteil meiner Freundin, ziemlich komisch vorkommt. Genauso komisch wie dieser Vergleich, der da gezogen wurde: Elena Ferrante schreibe wie Marcel Proust oder Charles Dickens. Was ich als Qualitätsmerkmal nicht verstehe.

Wieso sollte es erstrebenswert sein, im einundzwanzigsten Jahrhundert so zu schreiben wie im neunzehnten oder beginnenden zwanzigsten? Wenn der Schriftsteller Christian Kracht in seinem neuesten Roman "Die Toten" so klingt wie Thomas Mann, dann ja immerhin ironisch (und selbst das ist eine Ironie-Show für Eingeweihte, auf die man sich erst mal einlassen wollen muss). Vielleicht stehen die Namen Dickens und Proust hier aber auch bloß für den Effekt einer Verzauberung durch Literatur. Für so etwas wie eine phantastische Zeitreise, dafür, hineinversetzt zu werden in eine andere Welt und eine andere Zeit. Und wenn zumindest ich etwas nicht will beim Lesen, dann verzaubert werden.

Aber widerstehen kann ich nicht. Ich will wissen, wie dieses Buch ist, gerade weil sich so viele darauf einigen können. Irgendwas muss ja dran sein. Und natürlich gibt es diese Möglichkeit, dass meine Vorbehalte sich überhaupt nicht bestätigen, darüber wäre ich sogar sehr froh, weil es auch bedeuten würde, dass ich meine Zeit nicht verschwende. Eigentlich hatte ich fest vor, Thomas Melles "Die Welt im Rücken" zu lesen. Das schiebe ich jetzt auf - zugunsten von Elena Ferrante.

Und es fängt ganz gut an. Eine Frau verschwindet, hinterlässt keinerlei Spuren, nimmt alles mit, schneidet sich sogar aus den Fotos heraus, die in ihrer Wohnung auf sie hätten hinweisen können. Die Frau ist die beste Freundin einer anderen, die hier erzählt, und zwar ganz von vorn: wie sie sich kennengelernt haben, Elena und Lila, zwei Mädchen, die in den fünfziger Jahren in Neapel aufwachsen und gegenseitig erst mal ihre Puppen in ein schwarzes Kellerloch werfen, bevor sie sich einander nähern und anfreunden.

Daran sind schon mal zwei Sachen gut: Mich interessiert ganz grundsätzlich die ja immer komplizierte Beziehung von Freundinnen. Und wie das Kompetitive und Niederträchtige hier von Beginn an mitschwingt, wie die eine rückblickend beschreibt, wie sie der Ausstrahlung der anderen erliegt und sogar bereit ist, ihre Verzweiflung über das, was diese ihr antut, zu verbergen, weil es noch schmerzhafter wäre, mit ihr zu streiten oder sie womöglich zu verlieren: Das ist eindringlich und zieht mich weiter.

Das andere ist: Wo zwei Mädchen im Grundschulalter die Puppe der jeweils anderen in ein schwarzes Kellerloch werfen, geht es nicht zimperlich zu. Von Beginn an spielen Unfälle aller Art eine Rolle. Menschen werden verletzt, gehen mit Messern aufeinander los oder tragen die Zeichen des Krieges noch mit sich herum. Ein Vater wirft seine Tochter aus dem Fenster. Die Jungs der Straßenbande bewerfen die Mädchen mit Steinen, und die wehren sich. Und wo das der Fall ist, kann es um literarische Verzauberung glücklicherweise nicht gehen. Die Welt, von der erzählt wird, ist dafür zu hart und zu sehr von Gewalt durchdrungen.

Trotzdem merke ich, wie meine Konzentration bald nachlässt. Ich fange an, zwischendurch E-Mails zu checken oder eine SMS an meine Freundin zu schreiben, die schon wieder auf Kreta ist: "Lese jetzt auch Elena Ferrante. Hier alle total aufgeregt. Im ,Spiegel' 10 Seiten Interview mit der anonymen Autorin!" Wir tauschen ein paar Nachrichten aus und spekulieren darüber, warum die Autorin ein Pseudonym gewählt hat und warum gerade männliche Journalisten gerne fragen, ob es sich in Wirklichkeit nicht um einen Mann handeln könnte. In Italien sagen die einen, ein Paar stecke hinter dem Namen Elena Ferrante, die anderen vermuten eine Geschichtsprofessorin aus Neapel. Aber für den Text ist das am Ende egal.

Ich lese weiter, einen Satz wie: "Ein violettes Leuchten spaltete den schwarzen Himmel, es donnerte stärker." Oder: "Hinter uns ragten ein dicht bewaldeter Hügel und ein paar vereinzelte Gebäude direkt an den glänzenden Gleisen auf." Oder: "Mit raschen Schritten gingen wir aufs höchste erregt weiter, zunächst unter heftigen Regenschauern, später unter einem feinen Nieseln und schließlich unter einem grauen Himmel." Ein "leichtes Gewebe makelloser Sätze", stand diese Woche in der "Zeit". Wie kann das sein?

Ich habe längst angefangen, mich zu langweilen, und streiche aus Spaß alle Adjektive mit Leuchtstift an. Es sind sehr viele. Ich bemerke, wie ich das, was ich gelesen habe, bis auf ein paar Szenen sofort wieder vergesse. Es ist wie in einem Film, der sich zu aufwendig und detailversessen an Dekor und Kostüme verschwendet. Es stört nichts, aber es bleibt kaum etwas hängen. Ich lese und werde hinterher dieselbe sein wie vorher. Aber wozu lese ich es dann überhaupt? Sollte ich nicht besser aufhören? Ist ja toll, wenn es so vielen Lesern gefällt. Und bestimmt ist vieles auch interessant an dieser Geschichte, die aus der Distanz betrachtet eine Geschichte über die Selbstbehauptung von Frauen in einer Männerkultur sein mag.

Aber die Sätze schläfern mich ein. Sie sind wirklich perfekt, aber perfekt in ihrer Gleichförmigkeit, denke ich. Und wie meine geniale Freundin klappe ich das Buch zu.

JULIA ENCKE

Elena Ferrante: "Meine geniale Freundin". Roman. Suhrkamp, 422 Seiten, 22 Euro

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
…mehr

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 29.11.2016

Ich sehne mich nicht
nach unserer Kindheit
Lang genug ist darüber gesprochen worden, wer hinter dem Pseudonym Elena Ferrante stecken könnte, ob man es der Verfasserin der neapolitanischen Saga gestatten wolle, anonym zu bleiben, nun kann man sich wieder dem Interessanten zuwenden: ihren Büchern. „Meine geniale Freundin“ handelt von zwei Mädchen, die am Rande Neapels aufwachsen. Elena, eine Frau in den Sechzigern, erhält einen Anruf, dass ihre Freundin Lila verschwunden sei. Sie hatte Neapel nie verlassen, aber nun ist sie fort. Also beginnt Elena, ihre Geschichte niederzuschreiben, nicht aus Nostalgie, sondern auf der Suche nach Gewissheit: „Ich sehne mich nicht nach unserer Kindheit zurück, sie war voller Gewalt“."
  Zwanglos dagegen, leicht, fast unbeschwert ist der Ton der Erzählerin. Und wenn sie ihre Geschichten über Freundschaft, über Wettstreit, ja Konkurrenz der Freundinnen, über das Viertel Rione und die versunkene Welt der Fünfzigerjahre ursprünglich auf Deutsch vor sich hin gesprochen hätte, dann hätte dies sich wohl angehört wie diese Lesung von Eva Mattes. Oder doch so anhören müssen. Eva Mattes bändigt die Erinnerungsfluten, die realistischen Details und träumerischen Beschreibungen im Gleichmaß einer sanften, aber doch energischen Hinwendung zur Welt, zu den Menschen mit ihren skurrilen, Furcht einflößenden, lächerlichen und liebenswerten Eigenschaften. Eine Lesung, bestens geeignet für eine Autofahrt in die geschundene, schöne Stadt Neapel.  
JBY
Elena Ferrante: Meine geniale Freundin. Aus dem Italienischen von Karin Krieger. Gelesen von Eva Mattes. Der Hörverlag, München 2016. 1 mp3-CD, ca. 11h 43 min, 22,99 Euro.
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
…mehr
"Eine Lesung, bestens geeignet für eine Autofahrt in die geschundene, schöne Stadt Neapel."

Perlentaucher-Notiz zur ZEIT-Rezension

Für Iris Radisch ist "Meine geniale Freundin", der erste Teil von Elena Ferrantes neapolitanischer Saga schlicht ein "epochales literaturgeschichtliches Ereignis". Wie Ferrante hier anhand von zahlreichen Figuren und über sechs Jahrzehnte hinweg europäische Geschichte als "weibliche Nahgeschichte" erzählt, ringt der Rezensentin höchste Anerkennung ab und lässt sie Vergleiche zu Ingeborg Bachmann, Elfriede Jelinek oder Herta Müller ziehen. Insbesondere aber bewundert die Kritikerin, wie die unbekannte, im "Schreib-Schneckenhaus" zurückgezogene Autorin anhand zweier Freundinnen von den Auswegen aus dem Drama eines traditionellen Frauenlebens und der Zerbrechlichkeit weiblicher Selbstentwürfe in einer vom archaischen Geschlechterverhältnis geprägten Umgebung erzählt. Ein Buch, das unter dem geschmeidigen Netz "makelloser Sätze" pulsiert und lange nachhallt, urteilt die Rezensentin.

© Perlentaucher Medien GmbH
»In welcher Sprache man den Zyklus auch liest, bestechend an Ferrante ist die Dramaturgie ihres weit ausschweifenden Erzählens, ihr rasanter Rhythmus, das Personal mit seinen ambivalenten Heldinnen und den scharf gezeichneten Nebenfiguren, das sie über 1700 Seiten durch die italienische Zeitgeschichte dirigiert.« Maike Albath Süddeutsche Zeitung 20160909