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Malcolm X zählt zu den bekanntesten und umstrittensten Personen der amerikanischen Geschichte. Gnadenlos prangerte er den weißen Rassismus seiner Zeit an und trat für das Recht der Schwarzen auf bewaffnete Selbstverteidigung ein. Britta Waldschmidt-Nelson legt zum 50. Jahrestag seiner Ermordung die erste auf Deutsch verfasste Biographie vor. Bis heute werden die USA in regelmäßigen Abständen von Rassenunruhen erschüttert ? ein Phänomen, das ohne die lange Geschichte des amerikanischen Rassismus nicht zu verstehen ist. Wohl kein anderer hat sich so radikal und sprachgewaltig für die Rechte der…mehr

Produktbeschreibung
Malcolm X zählt zu den bekanntesten und umstrittensten Personen der amerikanischen Geschichte. Gnadenlos prangerte er den weißen Rassismus seiner Zeit an und trat für das Recht der Schwarzen auf bewaffnete Selbstverteidigung ein. Britta Waldschmidt-Nelson legt zum 50. Jahrestag seiner Ermordung die erste auf Deutsch verfasste Biographie vor. Bis heute werden die USA in regelmäßigen Abständen von Rassenunruhen erschüttert ? ein Phänomen, das ohne die lange Geschichte des amerikanischen Rassismus nicht zu verstehen ist. Wohl kein anderer hat sich so radikal und sprachgewaltig für die Rechte der Schwarzen eingesetzt wie Malcolm X, der als ?der zornigste Mann Amerikas? galt. An seinem Beispiel führt dieses Buch in die afroamerikanische Geschichte und den Kampf der schwarzen Bürgerrechtsbewegung ein. Dabei stützt es sich auf die neueste Forschung und neu erschlossenes Quellenmaterial sowie auf Gespräche mit Weggefährten und Angehörigen.
Autorenporträt
Britta Waldschmidt-Nelson ist stellvertretende Direktorin des Deutschen Historischen Instituts in Washington und Professorin für amerikanische Geschichte und Kultur an der Ludwig-Maximilians-Universität München.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur WELT-Rezension

Muss man gelesen haben, findet Frédéric Schwilden über Britta Waldschmidt-Nelsons Biografie über Malcolm X. Zumal der Rezensent alte Diskriminierung neu erlebt. In Neukölln oder bei Pegida. Dass er die Geschichte des Malcolm X als deutsche Einwandererparabel lesen kann, ist allerdings tatsächlich kein gutes Zeichen, auch wenn es hier keinen Ku-Klux-Klan gibt, wie Schwilden einräumt. Über Identität und Anpassung lernt er im Buch eine Menge und über die Kreisläufe der Geschichte.

© Perlentaucher Medien GmbH

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 02.09.2015

Respekt als Ziel des Kampfes
Das spannende und facettenreiche Leben des radikalen Schwarzenführers Malcolm X

Die Biographie zeichnet das spannende und facettenreiche Leben des Schwarzenführers Malcolm X nach. Die Münchner Historikerin Britta Waldschmidt-Nelson beschreibt dabei nicht nur anschaulich und auf umfangreiche Quellen und Zeitzeugenaussagen gestützt den Werdegang des Widersachers Martin Luther Kings, sondern rückt auch den erbitterten Kampf der Afroamerikaner in den Vereinigten Staaten der fünfziger/sechziger Jahre ins Zentrum. Bis zu Malcolm X' Tod 1965 - dem Höhepunkt des Kampfes um Gleichberechtigung, Bildung sowie die "richtige" Religion - waren das Land und die Bewegung, ungeachtet aller Erfolge, tief gespalten über die Frage gewaltbereiter, radikaler versus friedlicher und integrationswilliger Opposition. Und wohl keiner personifizierte dies mehr als der langjährige Führer des militanten Flügels der Bewegung, Malcolm X, zieht man seine Entwicklung vom radikalen, gewaltbereiten Mitglied der "Nation of Islam" zum toleranteren, womöglich am Ende auch zur Zusammenarbeit mit Martin Luther King bereiten Begründer der gemäßigten "Organization of Afro-American Unity" in Betracht.

Die radikalen Jahre sind dabei sicherlich auch dem persönlichen Schicksal Malcolm X' geschuldet. Der Angriff auf seine Familie steht symbolisch für den weißen Rassismus und verleiht seinem Widerstand und langjährigen Hass Authentizität. Geprägt wird dieser schließlich durch seine tiefe Überzeugung, dass er in den zwanziger Jahren in eine Zeit hineingeboren wurde, die Afroamerikaner trotz einiger Fortschritte seit Ende des Bürgerkrieges unverändert als Bürger zweiter Klasse erscheinen lässt. Tief verankert war das Misstrauen gegenüber allen Weißen auch in seiner Familie; der Vater konfrontiert den jungen Malcolm bereits früh mit dem historischen Erbe von Sklaverei, Segregation und Diskriminierung.

Geradezu zwangsläufig erscheint somit seine "kriminelle Karriere" in den Jahren 1940 bis 1946, die ihn am Ende siebeneinhalb Jahre Haft kostet und in die Arme der religiös-politischen Organisation "Nation of Islam" treibt. Zwei Aspekte, die die Verfasserin eindringlich in den Mittelpunkt rückt, sind in diesem Kontext besonders auffällig: Die relevanten Kapitel des Bandes zeigen nicht nur, dass das Erbe Mohammeds in den Vereinigten Staaten weder fremd noch eine reine Bedrohung von außen darstellt; bis heute ist die in bestimmten amerikanischen Milieus präsente Islamophobie Ausdruck jener im 20. Jahrhundert jahrzehntelang empfundenen inneren Zerrissenheit zumindest eines Teil der Nation. Sie belegen auch, dass Malcolm X - entgegen der nachweisbaren Fakten - in seiner Autobiographie bewusst das eigene Bild verzerrt und seine kriminellen Aktivitäten in den Vordergrund rückt. Die Gründe liegen nach Meinung der Verfasserin vor allem darin, dass er damit einem in schwarz-nationalistischen Kreisen populären Ideal schwarzer Männlichkeit und offenen Widerstands gegen weiße Autorität entsprach und zudem Leser aus den marginalisierten unteren Schichten der schwarzen Bevölkerung ansprach. Jedenfalls hörte er bereits im Gefängnis von Elijah Muhammad, einem ehemaligen Landarbeiter, der aus Protest konvertierte und die religiös-politische Organisation "The Nation of Islam" (NoI) aufbaute, um sich gegen den Rassismus der amerikanischen Gesellschaft zu wehren. Ebenjener Elijah wurde nach seiner Entlassung aus dem Gefängnis für Malcolm zur Symbolfigur des schwarzen Widerstands gegen die "weißen blonden Teufel mit blauen Augen", denen die Herrschaft durch die afroamerikanischen Muslime entrissen werden sollte.

Innerhalb der NoI erfolgte der Aufstieg Malcolms zur zentralen Figur hinter und bald neben Elijah Muhammad, der mit der Organisation nicht nur ein Symbol des radikalen schwarz-muslimischen Widerstands schuf, sondern auch ein perfektes Regelwerk von Sitten und Gebräuchen, Glaubensvorstellungen und -Vorschriften installierte, welches die nahezu bedingungslose Identität seiner Mitglieder forderte. Wer Mitglied der "Nation of Islam" wurde, ersetzte seinen Nachnamen durch ein X.

Zunächst faszinierte Malcolm X die streng apolitische Haltung der NoI, ab Anfang der sechziger Jahre allerdings empfand er diese zunehmend als Einschränkung. Der von Elijah stilisierte Kampf der Kulturen, der auf amerikanischem Boden stattfand, war für ihn schließlich mehr als das - es war ein Kampf um Macht und Einfluss, um Geld und Bildung, aber auch um den Sittenkodex und die richtige Religion. Deutlich wurde dies für ihn auch auf seinen zahlreichen Auslandsreisen, bei denen er den wahren, orthodoxen Islam kennenlernte. "Mit Erstaunen" bemerkte er die Unterschiede zwischen den Glaubensdoktrinen de NoI und denen der "ummah", der weltweiten Glaubensgemeinschaft aller Muslime. Vor allem aber realisierte er, dass die mit dem Gründungsmythos des NoI verbundene radikale Verteufelung aller Weißen, wie er sie selbst noch in der von einem New Yorker Fernsehsender produzierten Serie "The Hate that Hate produced" propagierte, in direktem Widerspruch zum eigentlichen islamischen Glauben stand.

Der Bruch mit der Organisation in den Jahren 1963/64 war somit geradezu zwangsläufig und lag sicherlich auch in seiner zunehmend verfestigten Überzeugung begründet, dass ein stärkeres soziales und politisches Engagement für eine Verbesserung der Lage schwarzer Amerikaner am Ende notwendig sei. Auch wenn er bis zum Schluss kein Freund von Rassenintegration oder direkter Zusammenarbeit mit den Weißen war, so wurde schließlich die Verbesserung der Lebensbedingungen schwarzer Amerikaner für ihn zum wichtigsten Anliegen, so dass auch eine Zusammenarbeit mit der Bürgerrechtsbewegung kurz vor seinem frühen Tod immer wahrscheinlicher wurde.

Selbst an diesem Punkt aber betrachtete er Separatismus und Integrationismus nur als Methoden und nicht als Ziel des afroamerikanischen Freiheitskampfes - Ziel sei es vielmehr, als Menschen mit Respekt behandelt zu werden. Mit diesem Credo, so schlussfolgert die Verfasserin am Ende ihrer ausgewogenen Analyse, trug er auch über seinen Tod hinaus entscheidend dazu bei, dass sich das Selbstwertgefühl der Afroamerikaner positiv veränderte.

STEFAN FRÖHLICH.

Britta Wadschmidt-Nelson: Malcolm X. Eine Biographie. C.H. Beck Verlag, München 2015. 384 S., 18,95 [Euro].

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