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Mit einem 'Vorspiel in Oberen Rängen' setzt der abschließende Band des Romans ein, um dann von Josephs Zeit im Gefängnis zu erzählen und davon, wie er nach drei Jahren daraus freikommt: die Priester Ägyptens können des Pharao Amenhotep Traumgesicht nicht deuten, und man holt Osarsiph, also Joseph, aus seiner Grube; er vermag die Träume als mythische Ankündigung sieben fetter und sieben magerer Jahre zu erkennen, und er gibt Pharao den Rat, nach einem weisen Mann zu suchen, der die Fülle der fetten Jahre in die Zeit der mageren hinübcrzuretten vermöchte. Pharao, von Josephs Klugheit…mehr

Produktbeschreibung
Mit einem 'Vorspiel in Oberen Rängen' setzt der abschließende Band des Romans ein, um dann von Josephs Zeit im Gefängnis zu erzählen und davon, wie er nach drei Jahren daraus freikommt: die Priester Ägyptens können des Pharao Amenhotep Traumgesicht nicht deuten, und man holt Osarsiph, also Joseph, aus seiner Grube; er vermag die Träume als mythische Ankündigung sieben fetter und sieben magerer Jahre zu erkennen, und er gibt Pharao den Rat, nach einem weisen Mann zu suchen, der die Fülle der fetten Jahre in die Zeit der mageren hinübcrzuretten vermöchte. Pharao, von Josephs Klugheit beeindruckt, wählt ihn selbst »zum Herrn des Überblicks«:
»Du sollst über mein Haus sein, und deinem Wort soll all mein Volk gehorsam sein.« Joseph erfüllt sein Amt aufs getreueste und erhält den Beinamen: Der Ernährer. - Die Dürre treibt die Hirten aus Kanaan und Hebron auf der Suche nach Hilfe nach Ägypten; es kommt zum Wiedersehen von Joseph und seinen Brüdern, die Zeit des »Nachkommenlassens« bricht an: »Jaakob löste sich von seiner Stätte und brach auf mit Herden und Habe, mit Söhnen und Sohnessöhnen, mit Töchtern und Tochtersöhnen. « Und als sie zusammentrafen, »ließ er es nicht geschehen, daß Joseph ihm um den Hals fiel und sein Gesicht an seiner Schulter barg, wie er wollte, sondern hielt ihn von sich ab bei den Schultern, und seine müden Augen forschten und suchten ... und erkannte ihn nicht. Es geschah aber, daß dessen Augen sich beim Anschauen langsam und bis zum Überquellen mit Tränen füllten; und wie ihre Schwärze in Feuchte schwamm, siehe, da waren es Rahels Augen... und er erkannte ihn, ließ sein Haupt sinken an die Schulter des Verfremdeten und weinte bitterlich.«
Autorenporträt
Thomas Mann, 1875-1955, zählt zu den bedeutendsten Schriftstellern des 20. Jahrhunderts. Mit ihm erreichte der moderne deutsche Roman den Anschluss an die Weltliteratur. Manns vielschichtiges Werk hat eine weltweit kaum zu übertreffende positive Resonanz gefunden. Ab 1933 lebte er im Exil, zuerst in der Schweiz, dann in den USA. Erst 1952 kehrte Mann nach Europa zurück, wo er 1955 in Zürich verstarb.

Albert von Schirnding, 1935 in Regensburg geboren, ist Lyriker, Erzähler, Essayist und Literaturkritiker. Er studierte klassische Philologie und Germanistik an den Universitäten München und Tübingen, unterrichtete an einem Münchener Gymnasium und war Mitarbeiter der Süddeutschen Zeitung. Von 1991 bis 2004 leitete er die Abteilung Literatur in der Bayerischen Akademie der Schönen Künste.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 21.04.2018

Wie Abraham Gott entdeckte
Im Textgebirge: Thomas Manns Josephs-Romane neu erschlossen
Die christlichen Theologen hatten es zunächst gar nicht mit Thomas Manns vierteiligem alttestamentarischen Roman-Zyklus „Joseph und seine Brüder“. Zu heiter-spaßhaft wirkte die artistisch bewusste Sprache, zu sinnlich kam der Ägypten-Flitter mit seinem Art-déco-Charme gegen die ihrerseits bukolische, fast ein bisschen Rokoko-hafte Hirtenwelt der Urväter Israels zur Geltung – und überhaupt: Was hatte in all dem Wortzauber der strenge Gott des Alten Testaments zu suchen? Gerhard von Rad, einer der großen protestantischen Alttestamentler des 20. Jahrhunderts, glaubte allen Ernstes, Thomas Mann habe nur die These Ludwig Feuerbachs von der „Erfindung“ Gottes durch die Menschen bebildert. Das wäre in der Tat ein trauriges Resultat für eine Schreib- und Denkanstrengung von fast zwanzig Jahren und fast zweitausend Seiten.
Am Donnerstagabend begab sich Großes in der Katholischen Akademie von Berlin: Der Ägyptologe Jan Assmann und der Germanist Dieter Borchmeyer stellten die monumentale Edition vor, die sie zusammen mit Stephan Stachorski für die Frankfurter Thomas-Mann-Ausgabe des S. Fischer Verlags erarbeitet haben. Sie häuft neben das Textgebirge Thomas Manns einen sogar noch ein wenig längeren Kommentar zu einer Gesamtmasse von nun 4100 Seiten. Wer glaubt, das sei eine Angelegenheit für fleißige Fachleute, den belehrte ein Blick ins Publikum des zum Brechen gefüllten großen Saals der Akademie eines Besseren. Wenn es so etwas wie Bildungsbürgertum noch gibt, dann war es hier zu sehen. Borchmeyer tat einen guten Griff, indem er gleich auf den theologischen Kern zusteuerte und ein paar Absätze aus dem Kapitel „Wie Abraham Gott entdeckte“ vortrug. Das darauf folgende Zwiegespräch der beiden Hauptherausgeber, die sich wie ein altes Paar die Bälle zuwarfen, riss mit jedem Satz eine neue Fluchtlinie in die Geistesgeschichte auf.
Abrahams ehrgeizig-demütiger Wunsch, nur dem Höchsten zu dienen, also noch hinter den Himmel mit Sonne, Mond, Sternen, Weltall zu gehen und Gott transzendent zu denken, ihn regelrecht herausdenken, so wie man eine Figur aus Gestein herausmeißelt, ist eben keine „Erfindung“, sondern eine „Entdeckung“. Die Realität dieses Gottes spiegelt sich in der Wirklichkeit eines denkenden Ichs, das mit und an seinem Gott wächst. Und so kann andererseits Gott sich beglückt die Fingerspitzen küssen und feststellen: „Es ist unglaublich, wie weitgehend dieser Erdenkloß mich erkennt! Fange ich nicht an, mir durch ihn einen Namen zu machen? Wahrhaftig, ich will ihn salben!“
Was diese Gedankenfigur mit spätantiker jüdischer Sage, mit Augustinus und dem Koran, mit barocker Mystik und Goethes Koran-Rezeption, mit Nietzsches Religionskritik, Max Weber, Ernst Cassirer und Martin Buber zu tun hat, das erläutert der Stellenkommentar, der an dieser Stelle aus gutem Grund doppelt so lang wie der Haupttext ist. Allein diese zusammengenommen dreißig Seiten ersetzen einen Grundkurs in Theologiegeschichte.
Die neue Ausgabe bietet nicht nur Stellenkommentare, sondern eine Entstehungs- und Rezeptionsgeschichte, die das Romanwerk in seine Epoche versetzt. Hier kann, wie Roland Spahr, der bei S. Fischer verantwortliche Lektor hervorhob, die Ausgabe die Anzahl der bekannten Dokumente mehr als verdoppeln. Der Leser blättert in Thomas Manns ägyptologischen und astronomischen Briefwechseln, er darf seine Bibelanstreichungen mitlesen, er kann ergriffen die begeisterte Rezeption im deutschen Judentum kurz vor seiner Vernichtung zur Kenntnis nehmen und damit auch ein verschollenes Stück Pressegeschichte kennenlernen.
Zugleich erfährt er, auf welche geistigen und politischen Konfliktlagen Thomas Mann reagierte, vom aufkommenden Faschismus bis zum New Deal des amerikanischen Präsidenten Roosevelt. Die Grundlage dieses schier unendlichen Beziehungsreichtums ist die noch vor Erscheinen des ersten Bandes von Thomas Mann in einem Essay vorgestellte „Einheit des Menschengeistes“, die, wie der Kommentar plausibel macht, auch auf Oswald Spenglers Zerteilung des Humanen in abgeschlossene „Kulturen“ reagiert. „Joseph und seine Brüder“ ist also auch ein Gegenwerk zum „Untergang des Abendlands“. Damit aber kann es heute wieder zeitgenössischer wirken als seit Langem: Das „Überständige“ des Identitären, Religion als Gewalt und Terror, der absolute Volksbegriff des Populismus – all das findet seine Kritik im „Joseph“. Joachim Hake, der Direktor der Katholischen Akademie, konnte die Gastgeberrolle mit begründeter Freude übernehmen. Für ägyptisches Lobgold ist die Berliner katholische Diaspora zu karg, aber das können von nun an ja die Leser über diesen herrlichen Büchern ausstreuen.
GUSTAV SEIBT
Bezüge zu barocker Mystik,
Goethes Koran-Rezeption und
Nietzsches Religionskritik
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