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Springers Handbuch der VWL stellt in insgesamt 20 Beiträgen die wichtigsten Gebiete der Volkswirtschaftslehre vor. Die Beiträge enthalten umfassendes, prüfungs- und praxisrelevantes Wissen für Studenten, Praktiker und Wissenschaftler. Es ist ihr Ziel, dem Leser volkswirtschaftliche Fragen, Methoden und Ergebnisse und die Möglichkeiten und Grenzen ökonomischer Analyse zu erläutern und zugleich einen Eindruck davon nahezubringen, warum Volkswirtschaftslehre als Fach interessant ist. Band 1 behandelt die mikro- und makroökonomische Theorie, die neuesten Entwicklungen der Vertragstheorie, die…mehr

Produktbeschreibung
Springers Handbuch der VWL stellt in insgesamt 20 Beiträgen die wichtigsten Gebiete der Volkswirtschaftslehre vor. Die Beiträge enthalten umfassendes, prüfungs- und praxisrelevantes Wissen für Studenten, Praktiker und Wissenschaftler. Es ist ihr Ziel, dem Leser volkswirtschaftliche Fragen, Methoden und Ergebnisse und die Möglichkeiten und Grenzen ökonomischer Analyse zu erläutern und zugleich einen Eindruck davon nahezubringen, warum Volkswirtschaftslehre als Fach interessant ist. Band 1 behandelt die mikro- und makroökonomische Theorie, die neuesten Entwicklungen der Vertragstheorie, die Ökonometrie, die Industrie-, Arbeitsmarkt- und Umweltökonomik und die Analyse der Finanzintermediäre.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 20.01.1997

Volkswirtschaftslehre im Umbruch
Ein ebenso spannendes wie riskantes Konzept

Jürgen von Hagen/Axel Börsch-Supan/ Paul J. J. Welfens (Herausgeber): Springers Handbuch der Volkswirtschaftslehre. Band 1: Grundlagen; Band 2: Wirtschaftspolitik und Weltwirtschaft. Springer Verlag, Berlin/Heidelberg/New York 1996, 392 und 450 Seiten, jeder Band 49,80 DM.

Die Idee ist mutig: In diesem Handbuch sollen die wichtigsten neuen Entwicklungen innerhalb der Volkswirtschaftslehre für Interessenten mit soliden Grundkenntnissen zusammengefaßt werden. Als Leser werden vor allem Studenten im Hauptstudium, aber auch Ökonomen in Unternehmen, Forschungsinstituten und Verbänden angesprochen. Unter den zwanzig Autoren befinden sich sowohl jüngere Fachleute (Stefan Homburg, Jürgen von Hagen) wie renommierte Vertreter professoralen Standes (Wolfgang Franz, Manfred J. M. Neumann). Die dreißig bis fünfzig Seiten umfassenden Beiträge sind vor ihrer Veröffentlichung von externen Gutachtern geprüft worden. Viele Literaturhinweise erleichtern den Zugang zur überwiegend angelsächsischen Spezialliteratur.

Das ebenso spannende wie riskante Konzept, anstelle der üblichen Standard-Lehrmeinungen über den aktuellen Stand der Forschung zu informieren, stellt hohe Anforderungen an die Stoffauswahl. Wer vermag schon zuverlässig zu beurteilen, ob ein gerade aktuelles Forschungsprojekt die Disziplin nachhaltig prägen oder bald in Vergessenheit geraten wird? Um den subjektiven Charakter ihrer Themenwahl zu verstärken, haben einzelne Autoren ihre Beiträge sogar in der Ich-Form verfaßt.

Wollte man die neueren Entwicklungen stichwortartig zusammenfassen, wäre das machtvolle - und durchaus auch kritisch gesehene - Vordringen der Spieltheorie als Analyseinstrument ebenso zu erwähnen wie die zunehmende Bedeutung empirischer Untersuchungen und die damit verbundene Aufwertung der Ökonometrie. Das Interesse an internationalen Vergleichen der Wirtschaftspolitik ist ebenfalls gewachsen. Die Autoren des Handbuches bleiben aber sonst durchweg auf dem Boden der Hauptströmungen in der Wirtschaftstheorie. Hinweise auf alternative Lehrmeinungen wie den Neo-Ricardianismus finden sich kaum. Die jüngeren Ökonomen scheinen sich ohnehin weniger für ideologische und dogmatische Hahnenkämpfe zu begeistern. Den meisten Beiträgen fehlt jedenfalls jene Heilsgewißheit, mit denen zum Beispiel führende Keynesianer und Monetaristen vor dreißig Jahren ihre Veröffentlichungen begleitet haben. Leidet der Nachwuchs unter "postmodernen Zweifeln grundsätzlicher Art" (Y. Varoufakis), wie in den Ausführungen zur Spieltheorie angedeutet wird?

Band I des Handbuches enthält im wesentlichen Artikel zur Theorie. Wolfgang Leininger (Universität Dortmund) beschreibt die Weiterentwicklung der Mikroökonomik von der Gleichgewichtstheorie zur spieltheoretischen Forschung, mit der das strategische Verhalten der Teilnehmer am Wirtschaftsprozeß untersucht wird. Für die Makroökonomik stellt Stefan Homburg (Magdeburg) fest, "daß in der Forschung heute die Neoklassische Methode vorherrscht und die verbliebenen Keynesianischen Ingredienzien . . . der sechziger und siebziger Jahre weitgehend ausgemerzt sind". Schwerpunkte seines Beitrages sind die entscheidungslogische Absicherung der Makroökonomik sowie die Nutzung von Generationenmodellen in der Wachstumstheorie. Die stetige Neuentwicklung quantitativer Verfahren steht im Mittelpunkt der Beiträge zur Ökonometrie von Gerd Ronning (Tübingen) und zur Empirischen Makroökonomik von Peter Kugler (Bern).

Wolfgang Franz (Konstanz) kommt in seiner Beschreibung der Arbeitsmärkte zu dem Schluß, die hohe Arbeitslosigkeit in Europa sei trotz zahlreicher Hypothesen kaum eindeutig erklärbar, weil sich viele theoretische Argumente mangels Daten nicht empirisch überprüfen ließen. David B. Audretsch (Berlin) erläutert den Wandel der Industrieökonomik von einer ehemals eher empirisch als theoretisch ausgerichteten Disziplin zu einem Experimentierfeld für Spieltheoretiker, die über den hochgezüchteten Modellen nun die praktische Relevanz ihrer Forschungen vergäßen. Zu anerkannten Teilgebieten der Volkswirtschaftslehre sind auch die Vertragstheorie, beschrieben von Urs Schweizer (Bonn), sowie die bisher eher in der Betriebswirtschaftslehre beheimateten "Banken und Finanzintermediäre" herangewachsen. Ernst Baltensperger (Bern) untersucht zunächst, warum es überhaupt Finanzinstitute gibt. Danach beschäftigt er sich mit der populären These, die Finanzmärkte dominierten die Realwirtschaft, und fragt schließlich, ob Finanzinstitute einer staatlichen Aufsicht bedürfen. Zentrale Themen der Ausführungen Jochen Weimanns (Magdeburg) zur Umweltökonomik sind das traditionelle staatliche Instrumentarium (Pigou-Steuern, Verschmutzungsrechte, Ordnungs- und Haftungsrechte) sowie spieltheoretische Modelle zur internationalen Kooperation.

Ein Schwerpunkt des der Wirtschaftspolitik verpflichteten Bandes II bildet die Grundannahme der Public-Choice-Theorie, wonach Politiker nicht unbedingt gemeinwohlorientiert agieren, sondern ihren eigenen Nutzen maximieren wollen. Robert K. von Weizsäcker (Mannheim) beschäftigt sich mit modernen politökonomischen Erklärungen der hohen Staatsverschuldung, verfassungsmäßigen Begrenzungen der Schuldenaufnahme sowie neueren Ansätzen, die über die derzeit dominierende, primär mikroökonomisch fundierte "Theorie der optimalen Besteuerung" hinausreichen. Manfred J. M. Neumann (Bonn) liefert in seinem Beitrag über "Geldpolitik und Stabilisierung" eine Darstellung der monetaristischen Geldmengenlehre. Außerdem beschreibt Neumann, wie man eine stabilitätsorientierte Zentralbank vor dem Mißbrauch durch Politiker schützt, die an einer kurzfristigen Konjunkturbelebung interessiert sind.

Die Bedeutung der gegenwärtigen Tendenz zu Privatisierungen und Deregulierungen für die Wettbewerbspolitik untersucht Günter Knieps (Freiburg). Axel Börsch-Supan (Mannheim) weist in seinem Artikel über Sozialpolitik auf die theoretisch wertvollen, praktisch wohl weniger wichtigen Unterschiede zwischen der Versicherungs-und der Umverteilungsfunktion des sozialen Netzes hin. Unter den zitierten empirischen Befunden erstaunt am meisten, daß ein Einfluß des umstrittenen Mieterschutzes auf den Wohnungsmarkt bisher kaum nachweisbar ist. Jürgen von Hagens (Mannheim) Überblick über grenzüberschreitende Handelspolitik und Makroökonomik leitet den der Weltwirtschaft gewidmeten Teil des Handbuches ein, der Kapitel über die Europäische Union sowie die Volkswirtschaften in Amerika, Japan, Osteuropa sowie den Entwicklungsländern einschließt.

Trotz der beeindruckenden Fülle des behandelten Stoffs bleiben einige Themen ausgespart. Dazu gehört die Verteilungstheorie. Noch mehr aber fällt der Verzicht auf ein eigenständiges Kapitel zur Ordnungspolitik auf. Während James Buchanans "Constitutional Economics" wenigstens schemenhaft erkennbar sind, findet der deutsche Ordoliberalismus nur als historischer Merkposten im Abschnitt über Wettbewerbspolitik Erwähnung. Da alle drei Herausgeber des Handbuches Professoren für Wirtschaftspolitik sind, kann es sich nicht um eine Vernachlässigung aus Unkenntnis handeln. Bestätigt sich vielmehr der von Gebhard Kirchgässner (St. Gallen) schon vor mehreren Jahren geäußerte Verdacht, die Nachfahren Walter Euckens hätten die Lehren ihres Meisters lediglich nachgebetet, aber nicht wirklich weiterentwickelt?

GERALD BRAUNBERGER

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