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Produktdetails
Trackliste
CD 1
1Toi Et Moi00:03:38
2Que C'est Triste Venise00:03:15
3Les Bateaux Sont Partis00:02:27
4Paris Au Mois D'aout00:03:40
5Hier Encore00:03:28
6Il Faut Savoir00:03:33
7Mourir D'aimer00:04:02
8L'amour C'est Comme Un Jour00:04:09
9La Bohème00:04:21
10Ton Nom00:02:53
11Je N'ai Pas Vu Le Temps Passer00:03:53
12Mes Emmerdes00:03:08
13C'est Un Gars00:04:10
CD 2
1Yesterday When I Was Young00:03:28
2Quiet Love00:05:27
3Love Is New Everyday00:04:09
4Young At Heart00:02:55
5To Die Of Love00:04:03
6She00:02:29
7I Didn't See The Time Go By00:03:53
8You And Me00:03:37
9La Bohème00:03:30
10The Sound Of Your Name00:02:28
11You've Got To Learn00:02:53
12Parigi In Agosto00:03:33
13El Barco Ya Se Fue00:03:40
14Als Es Mir Beschissen Ging00:02:39
15Everybody Loves Somebody Sometime00:03:13
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 20.12.2008

Nimm zwei
Charles Aznavour begibt sich in Gesellschaft

Die meisten haben es irgendwann getan: die Streisand und die Valente, einst Louis Armstrong und vor einiger Zeit auch Robbie Williams haben Duette mit mehr oder weniger berühmten Partnern veröffentlicht. Anderen, wie Frank Sinatra, wurde es postum angetan; bei Elvis Presley und Nat King Cole scheuten sich sogar deren eigene Töchter nicht, mit ihren Vätern lange nach deren Tod zu duettieren.

Sei es also Geschäft oder Spaß an Gemeinsamkeit - kaum eine Sologröße im Showbusiness kommt um Duos herum. Aber Charles Aznavour, der Mann mit dem eigenwilligen Gesangsstil? Denkt man an ihn, steht einem ein kleiner Mann vor Augen, der im schwarzen Hemd in einem Scheinwerferkegel steht und, allein, wie ein Mann nur allein sein kann, mit seinem Gesang die Welt beschwört, Lieben, Erinnerungen, Geschichten. Auch in seinen Filmen, ob in der "Blechtrommel" oder den "Fantomen des Hutmachers", schienen ihn noch in den intimsten Momenten der Zweisamkeit Abgründe vom Gegenüber zu trennen.

Charles Aznavour als Gesangspartner? Undenkbar, denn es gibt ja kaum etwas Intimeres als Duette. Doch dann fallen einem die legendären Konzerte im Olympia ein, mit denen er Liza Minelli vor vierzig Jahren in Paris einführte: sie ein taumelndes Nervenbündel, er ein Fels in der Brandung, der ihr schon mit dem ersten gemeinsamen Lied Halt gab. Natürlich ist die Minelli vertreten auf Charles Aznavours erster Duo-CD, und es klappt bei "Quiet love" erwartungsgemäß vorzüglich zwischen beiden, er sonor, sie mit der Gelassenheit von nun vierzig Jahren Karriere.

Doch Liza Minelli ist nur einer von siebzehn Stars, mit denen Aznavour insgesamt achtundzwanzig Titel singt, allesamt von ihm selbst komponierte und meistens auch selbst getextete Welterfolge. Auftakt ist "Toi et moi" mit Celine Dion. Im Gedächtnis bleibt nur, dass sie, wie von einer Kanadierin kaum anders zu erwarten, gut Französisch singt und dass der Stil des Altmeisters sie von den üblichen, seufzenden und brüllenden Mätzchen abgehalten hat. Letzteres gilt auch für Julio Iglesias, der damit die Melancholie von "Que c'est triste Venise" nicht weiter stört.

Placido Domingo: Bei "Les bateaux sont partis" ringen Welten miteinander, und Aznavours dem Leben abgeluchstes Pathos siegt über das der Oper. Laura Pausini bleibt dezent, Elton John auch, beweist aber en passant bei "Hier encore", dass er tatsächlich der verhinderte große Chansonnier ist, den wir in manchen seiner Lieder schon mitgehört haben. Johnny Hallyday klingt, obwohl die Arrangements auf seine Karriere als französische Rockröhre Rücksicht nehmen, mit seinen fünfundsechzig Jahren älter als der vierundachtzigjährige Charles Aznavour, was leider auch für Carole King gilt, die sich mit "Ton nom" hörbar müht. Nana Mouskouri dagegen, die ihren Abschied vor zwei Jahren souverän auch mit dem Nachlassen ihrer Stimme begründete, singt "Mourir d'aimer", als hätte sie gestern erst das Studio verlassen, hält unbeirrt an ihrem zwischen Frankreich und Griechenland, Orient und Okzident changierenden Gesangsstil fest und ist so Aznavour eine reizvolle, ebenbürtige Partnerin.

Dann aber kommen die Überraschungen: Sting besteht in "L'amour c'est comme un jour" nicht nur mühelos neben Aznavour, sondern singt, als wäre er dessen mit einer etwas geschmeidigeren Stimme bevorteilter jüngerer Bruder. Und was soll man zu Bryan Ferry sagen, der auf der englischsprachigen zweiten CD an "She" mitwirkt? Er, dessen heiseres Organ sonst keine Stimme neben sich duldet, singt sensibel, wie man es ihm nie zugetraut hätte, nachdenklich, tastend; er bleibt er selbst und wird doch zum kongenialen Partner.

Die Überraschung der Überraschungen aber ist Herbert Grönemeyer. In fast lupenreinem Französisch und fast ohne seine gewohnten Stimmbandzerreißproben reißt er Aznavour mit in das vibrierende "Mes emmerdes". Das swingt und swingt, dass man vor Freude fast aus der Haut fährt.

Ansonsten? Die zweite CD bestätigt noch einmal, dass Charles Aznavour, wie er sagt, notfalls auch Patagonisch singen würde und könnte, um weiterzugeben, was ihn bewegt. Weder im Englischen, noch Italienischen oder Spanischen verlieren seine verblüffend unveränderte, nur in einigen wenigen Sekundentönen brüchig gewordene Stimme und seine Texte an Intensität. Es bleibt anzumerken, dass das Duett mit Edith Piaf, die man geschmacklos wie aus dem Jenseits singend beigemischt hat, der einzige Fehltritt der Produktion ist, dass der ebenfalls postume Zweiklang mit Frank Sinatra ("Young at heart") belanglos tönt, während Dean Martins "Everybody loves somebody sometime" mit Aznavours kommentierender zweiter Stimme offenbart, wie viel Lebensweisheit und verborgene Trauer in dem vordergründig so whiskyselig schlendernden Schlitzohrsong steckt.

Reizt etwas über diese Starparade hinaus dazu, Aznavours Duos zu kaufen? Entschieden ja. Denn jedes der Chansons, vom klassischen bis zum swingenden, beschwört eine Welt herauf, von der wir glaubten, sie vergessen zu haben. Was dieser einsame kleine Mann im Laufe seines langen Lebens beobachtet und festgehalten hat, ist das, was auch wir täglich erlebten und erleben - so leicht, so schwer, so traurig und unausweichlich.

DIETER BARTETZKO

Charles Aznavour, Duos. Odeon 243682 (EMI)

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