The world first publication of a previously unknown work by J.R.R. Tolkien, which tells the epic story of the Norse hero, Sigurd, the dragon-slayer, the revenge of his wife, Gudrún, and the Fall of the Nibelungs.
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Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 13.05.2009Die Tücken der Lücke
Aus Tolkiens Nachlass: „The Legend of Sigurd und Gudrún”
Am Ende dieser Woche, erklärt Waterstones, die größte britische Buchhandelskette, werde „The Legend of Sigurd and Gudrún”, die jüngste Veröffentlichung aus dem Nachlass von J. R. R. Tolkien, zu den drei meistverkauften Büchern des Landes gehören. Mehr als hunderttausend Exemplare hat Harper Collins, der Verlag, schon gedruckt – und verweist selbst darauf, dass dieses Buch vermutlich von Menschen gekauft wird, die sich von Tolkien haben „davontragen” lassen oder auf Vollständigkeit ihrer Sammlung Wert legen.
Und tatsächlich: Mit dem „Herrn der Ringe” hat dieses Werk nur insofern etwas zu tun, als sich das Grundbuch der phantastischen Literatur der jede Professionalität überschreitenden Leidenschaft seines Autors für das Altnordische und dessen Epen verdankt. Denn „The Legend of Sigurd und Gudrún” ist der Versuch, sich einen philologischen Traum zu erfüllen: die wichtigsten Lücken in der Überlieferung der germanischen oder altnordischen Mythen zu schließen, und zwar nicht in Gestalt eines wissenschaftlichen Kommentars, sondern in Gestalt einer modernen Dichtung, die in eine europäische, seit weit mehr als tausend Jahren bestehende epische Überlieferung einrückt.
Das von Christopher Tolkien, dem Sohn des Verfassers, herausgegebene und kommentierte Werk unternimmt den Versuch, aus bekanntem Material – der Välsunga-Saga, der Edda, des Nibelungenlieds oder des Codex Regius – und in der Form eines Versepos die entscheidenden Ereignisse zu extrapolieren, die in keiner mittelalterlichen Variante der Geschichte enthalten sind: Dabei geht es vor allem um die Frage, was geschieht, unmittelbar nachdem Sigurd (die nordische Variante des Siegfried) den Drachen erschlagen, den Schatz gewonnen und die Walküre geweckt hat. Denn die Erzählung setzt erst wieder damit ein, dass Brynhild ihren Gatten Gunnar bedrängt, sich (und sie) an Sigurd zu rächen. Diesen Zusammenhängen widmet Tolkien zwei Epen. Ein längeres, „The New Lay of the Völsungs” („Die neue Weise von den Wälsungen”), setzt sich mit Sigurd, seiner Familie und seinen entscheidenden Taten auseinander, ein kürzeres mit dem Tod der Nibelungen und ihrer Schwester Gudrun an Attilas Hof.
Als Grund für seine Unternehmung gibt J. R. R. Tolkien in den erläuternden Texten, die dieser Edition beigegeben sind, an, er habe die Legenden der Wälsungen und der Edda vereinen wollen – um an anderer Stelle zu sagen, „die nahezu dämonische Energie und Kraft” der Lücke habe ihn kräftig angezogen. Offenbar um solch teuflischer Dunkelheit gerecht zu werden, nutzt er zwar den modernen Wortschatz, aber zugleich nicht nur das altenglische Metrum, sondern auch Elemenet der altenglischen Syntax. Diese Syntax steckt voller Satzbrüche und Ellipsen, unausgesprochener Verbindungen, und ist selbst für Muttersprachler des modernen Englisch nur unter Schwierigkeiten nachvollziehbar.
Wer von den hunderttausend Käufern dieses Buch tatsächlich liest, ist die Frage. Und mehr noch: Wie eine Übersetzung ins Deutsche gelingen soll, die der Klett-Cotta Verlag für das nächste oder übernächste Jahr avisiert. Das Mittelhochdeutsche wäre wohl die nächstliegende sprachliche Ressource, aber es wäre für eine solchermaßen kanonische Erzphantasie wohl nicht „dämonisch” genug. Aber wer unter uns Lesern könnte es noch mit der althochdeutschen Syntax aufnehmen? tost
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Jegliche Veröffentlichung exklusiv über www.sz-content.de
Aus Tolkiens Nachlass: „The Legend of Sigurd und Gudrún”
Am Ende dieser Woche, erklärt Waterstones, die größte britische Buchhandelskette, werde „The Legend of Sigurd and Gudrún”, die jüngste Veröffentlichung aus dem Nachlass von J. R. R. Tolkien, zu den drei meistverkauften Büchern des Landes gehören. Mehr als hunderttausend Exemplare hat Harper Collins, der Verlag, schon gedruckt – und verweist selbst darauf, dass dieses Buch vermutlich von Menschen gekauft wird, die sich von Tolkien haben „davontragen” lassen oder auf Vollständigkeit ihrer Sammlung Wert legen.
Und tatsächlich: Mit dem „Herrn der Ringe” hat dieses Werk nur insofern etwas zu tun, als sich das Grundbuch der phantastischen Literatur der jede Professionalität überschreitenden Leidenschaft seines Autors für das Altnordische und dessen Epen verdankt. Denn „The Legend of Sigurd und Gudrún” ist der Versuch, sich einen philologischen Traum zu erfüllen: die wichtigsten Lücken in der Überlieferung der germanischen oder altnordischen Mythen zu schließen, und zwar nicht in Gestalt eines wissenschaftlichen Kommentars, sondern in Gestalt einer modernen Dichtung, die in eine europäische, seit weit mehr als tausend Jahren bestehende epische Überlieferung einrückt.
Das von Christopher Tolkien, dem Sohn des Verfassers, herausgegebene und kommentierte Werk unternimmt den Versuch, aus bekanntem Material – der Välsunga-Saga, der Edda, des Nibelungenlieds oder des Codex Regius – und in der Form eines Versepos die entscheidenden Ereignisse zu extrapolieren, die in keiner mittelalterlichen Variante der Geschichte enthalten sind: Dabei geht es vor allem um die Frage, was geschieht, unmittelbar nachdem Sigurd (die nordische Variante des Siegfried) den Drachen erschlagen, den Schatz gewonnen und die Walküre geweckt hat. Denn die Erzählung setzt erst wieder damit ein, dass Brynhild ihren Gatten Gunnar bedrängt, sich (und sie) an Sigurd zu rächen. Diesen Zusammenhängen widmet Tolkien zwei Epen. Ein längeres, „The New Lay of the Völsungs” („Die neue Weise von den Wälsungen”), setzt sich mit Sigurd, seiner Familie und seinen entscheidenden Taten auseinander, ein kürzeres mit dem Tod der Nibelungen und ihrer Schwester Gudrun an Attilas Hof.
Als Grund für seine Unternehmung gibt J. R. R. Tolkien in den erläuternden Texten, die dieser Edition beigegeben sind, an, er habe die Legenden der Wälsungen und der Edda vereinen wollen – um an anderer Stelle zu sagen, „die nahezu dämonische Energie und Kraft” der Lücke habe ihn kräftig angezogen. Offenbar um solch teuflischer Dunkelheit gerecht zu werden, nutzt er zwar den modernen Wortschatz, aber zugleich nicht nur das altenglische Metrum, sondern auch Elemenet der altenglischen Syntax. Diese Syntax steckt voller Satzbrüche und Ellipsen, unausgesprochener Verbindungen, und ist selbst für Muttersprachler des modernen Englisch nur unter Schwierigkeiten nachvollziehbar.
Wer von den hunderttausend Käufern dieses Buch tatsächlich liest, ist die Frage. Und mehr noch: Wie eine Übersetzung ins Deutsche gelingen soll, die der Klett-Cotta Verlag für das nächste oder übernächste Jahr avisiert. Das Mittelhochdeutsche wäre wohl die nächstliegende sprachliche Ressource, aber es wäre für eine solchermaßen kanonische Erzphantasie wohl nicht „dämonisch” genug. Aber wer unter uns Lesern könnte es noch mit der althochdeutschen Syntax aufnehmen? tost
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
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"Will appeal strongly to readers already haunted by the deeper, more sombre musics of Middle-earth" The Times
"This is the most unexpected of Tolkien's many posthumous publications; his son's 'Commentary' is a model of informed accessibility; the poems stand comparison with their Eddic models, and there is little poetry in the world like those" Times Literary Supplement
"The compact verse form is ideally suited to describing impact... elsewhere it achieves a stark beauty" Telegraph
"This is the most unexpected of Tolkien's many posthumous publications; his son's 'Commentary' is a model of informed accessibility; the poems stand comparison with their Eddic models, and there is little poetry in the world like those" Times Literary Supplement
"The compact verse form is ideally suited to describing impact... elsewhere it achieves a stark beauty" Telegraph