Edzard Reuter, Stunde der Heuchler, Econ 2010, 200 Seiten, ISBN 978-3-430-20090-5
„Eine Polemik“ nennt Edzard Reuter sein hier vorliegendes Buch über das Thema „wie Manager und Politiker uns zum Narren halten.“ Er hat selbst lange genug als Vorstandsvorsitzender der Daimler-Benz AG in der
deutschen Wirtschaft Verantwortung getragen, um zu wissen, wovon er spricht.
Heuchelei wirft er den…mehrEdzard Reuter, Stunde der Heuchler, Econ 2010, 200 Seiten, ISBN 978-3-430-20090-5
„Eine Polemik“ nennt Edzard Reuter sein hier vorliegendes Buch über das Thema „wie Manager und Politiker uns zum Narren halten.“ Er hat selbst lange genug als Vorstandsvorsitzender der Daimler-Benz AG in der deutschen Wirtschaft Verantwortung getragen, um zu wissen, wovon er spricht.
Heuchelei wirft er den meisten Vertretern der gegenwärtigen Eliten in unserem Land vor, denen er eine nur vorgetäuschte und nicht aus wirklichen Werten und Normen gewachsene Bürgerlichkeit attestiert. Genau diese Heuchelei, dieses Wirtschaften ohne Wertebasis wirft er seit vielen Jahren als Kritiker dem Casinokapitalismus vor, der auf Kosten vieler wenige Menschen reich macht, ohne dass sie arbeiten.
Auf den fast 200 Seiten seines sehr empfehlenswerten Buches gibt er nicht nur zahlreiche Beispiele für dieses engstirnige Wirtschaften, sondern er plädiert engagiert und selbstbewusst für eine Wiederentdeckung von alten Wertvorstellungen. Etwa das Ideal des ehrbaren Kaufmannes oder die Haltungen von Anstand und Augenmaß.
Es ist ein Buch, das wesentlichen Teilen der „upper middle class“ den Spiegel vorhält, in dem sie Menschen erblicken, die außer ihrem eigenen Vorteil nur wenig kennen. Menschen, die durch die Erziehung, die sie ab etwa 1970 genossen haben, gelernt haben, die alten Werte eher zu verachten und zu bekämpfen. Denen aber niemand in der grün-alternativen Multikulti-Kultur wirklich zeigen konnte, was die alten Werte ersetzen sollte. Und so haben wir heute nicht nur in unserer Wirtschaft, sondern auch in der politischen Klasse und weit hinein in die kulturellen Eliten ein anything goes, das sich seiner gewachsenen Werte, seine Herkunft und dem Schatz der Tradition nicht mehr versichern kann oder will.
Möge dieses Buch helfen, nicht nur den Eliten, sondern allen seinen Lesern vor Augen zu führen, was soziale Verantwortung heißt. Jeder von uns hat sie, gegenüber seinen Kindern, den Nachbarn und Vereinskamerad, gegenüber seiner direkten Umwelt. Doch Manager und Politiker tragen sie um ein Mehrfaches, weil ihr Handeln immer Folgen hat für viele Menschen. Die Forderung nach der Rückkehr zu alten Wertvorstellungen dürfen wir uns nicht länger mehr madig machen lassen von wem auch immer.
Ohne viele der alten Werte wird unsere Gesellschaft nicht die Kraft haben, die vor ihr liegenden großen Aufgaben zu lösen.