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In der Geschichte vom "Freimütigen" (1767) spiegelt sich die Welt des Absolutismus und der Intoleranz in der Erfahrung dieses naiven Wilden, der eines Tages an den Strand der Nieder-Bretagne gespült wird und nun seinen beschwerlichen, mit beißendem Sarkasmus geschilderten Weg der Zivilisation antritt.

Produktbeschreibung
In der Geschichte vom "Freimütigen" (1767) spiegelt sich die Welt des Absolutismus und der Intoleranz in der Erfahrung dieses naiven Wilden, der eines Tages an den Strand der Nieder-Bretagne gespült wird und nun seinen beschwerlichen, mit beißendem Sarkasmus geschilderten Weg der Zivilisation antritt.
Autorenporträt
Peter Brockmeier (1970-99) Professor für französische und italienische Literatur sowie für Allgemeine und vergleichende Literaturwissenschaft an der Universität Mannheim, an der Freien Universität Berlin und an der Humboldt-Universität zu Berlin. Forschungsschwerpunkte: Romanische Novellistik, Französische Aufklärung und Literatur im 20. Jahrhundert.

Voltaire, eig. François-Marie Arouet, geb. 1694 in Paris, besuchte dort das Jesuitenkolleg Louis-le-Grand und fand nach Abschluß seines Studiums bald Zugang zu aristokratischen freidenkerischen Kreisen. 1717 brachte ihm eine Satire auf Ludwig XIV. ein Jahr Haft in der Bastille ein. Später mußte er seines Freidenkertums und seiner aufklärerischen Schriften wegen mehrfach Paris verlassen. In England und auf dem Schloß einer Freundin in der Champagne fand er Asyl. 1750 folgte er einer Einladung an den Hof Friedrich des Großen, wurde aber drei Jahre später in Ungnade wieder entlassen. Er starb 1778 in Paris.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 13.07.1998

1767
Voltaire/Wieland "Der Freiwillige" / "Agathon"

Das sind dann merkwürdige Zusammentreffen in der europäischen Oberliga, wenn in diesem Jahr Wieland, dieser wirklich europäisch denkende Mann, für den dazu noch die Antike ein Teil seines Europa ist, die "Geschichte des Agathon" beendet, die Geschichte eines jungen Mannes, eines Griechen, der in der von Wieland so geliebten nachklassischen Epoche heranwächst, zwischen schönen Frauen und politischen Intrigen sowohl in der Republik als der Despotie, und wenn zugleich Voltaire den "Freimütigen" schreibt, dessen Titelheld, ein Indianer, als man ihn einmal fragt, wie er denn die griechischen Tragödien finde, ebenso sanft wie schlagend antwortet: gut für die Griechen. Dieser Freimütige ist einer jener Wilden, die namentlich in der französischen Literatur dieser Zeit, besonders seit Rousseau, aber auch sonst überall in Europa ihre gesellschaftskritisch-aufklärendes Wesen treiben. Selbst Winckelmann, wenn er Achill beschreiben will, stellt einen Indianer neben ihn, es sind dieselben sehnig-schönen Körper, die er dann bewundert. Voltaires Held ist ein Hurone, ein kanadischer Indianer; die Huronen hatten seit der Mitte des sechzehnten Jahrhunderts Beziehungen zu den Europäern und hatten seit dem Anfang des siebzehnten Jahrhunderts mit jesuitischen Missionierungsbestrebungen zu kämpfen: dieser Indianer ist also nicht ganz so ausgedacht wie andre philosophische Wilde; überdies kommt am Ende des Romans noch heraus, daß er überhaupt kein Wilder ist, sondern bloß ein als Kind unter die Huronen verschlagener Franzose - so macht Voltaire sehr raffiniert aus der scheinbaren Naivität des Wilden eine erworbene und um so schlagendere Unbefangenheit. Aber schließlich ist ja im Grunde, das brauchte Wieland dem Leser gar nicht erst zu sagen, auch sein Agathon kein Grieche, sondern ein junger Mann seiner Zeit, ein Deutscher, ein Franzose, wie man wollte, und mochten seine verführerischen Mädchen auch Psyche und Danae heißen statt Mignon und Philine (aber damals suchten sie ja ohnehin in jeder Frau eine Helena) - seine politische Erziehung war die zu einem Bürger der Gegenwart; und wenn Agathon sich die Staaten ansieht, dann ganz mit ähnlichen Augen wie die reisenden Helden und Heldinnen Voltaires. (Voltaire: "Der Freimütige/L'Ingénu". Zweisprachig. Aus dem Französischen übersetzt von Peter Brockmeier. Reclam Verlag, Stuttgart 1982. 256 S., br., 9,- DM. Christoph Martin Wieland: "Geschichte des Agathon". Reclam Verlag, Stuttgart 1982. 687 S., br., 22,- DM; Deutscher Klassiker Verlag, Frankfurt am Main 1986. 1156 S., geb., 156,- DM.) R.V.

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