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Die Beschädigungen und Konflikte einer Holocaust-Überlebenden der zweiten Generation sind das Thema, mit dem sich Lily Brett in ihrem ersten Buch, den preisgekrönten Auschwitz Poems, auseinandersetzt. Es war ihr erster Versuch, die Geschichte ihrer Eltern, die Auschwitz überlebten, aufzuarbeiten. Lily Brett erspürt Bilder und Erlebnisse aus Auschwitz, die sie nie selbst gesehen und die ihr keiner explizit erzählt hat - und schildert sie ähnlich wie ihren New Yorker Alltag: präzise, klar, schonungslos. In sparsamen, konzentrierten Sätzen beschreibt sie das Grauen des Konzentrationslagers, das ihre Eltern nicht aussprechen konnten. …mehr

Produktbeschreibung
Die Beschädigungen und Konflikte einer Holocaust-Überlebenden der zweiten Generation sind das Thema, mit dem sich Lily Brett in ihrem ersten Buch, den preisgekrönten Auschwitz Poems, auseinandersetzt. Es war ihr erster Versuch, die Geschichte ihrer Eltern, die Auschwitz überlebten, aufzuarbeiten.
Lily Brett erspürt Bilder und Erlebnisse aus Auschwitz, die sie nie selbst gesehen und die ihr keiner explizit erzählt hat - und schildert sie ähnlich wie ihren New Yorker Alltag: präzise, klar, schonungslos. In sparsamen, konzentrierten Sätzen beschreibt sie das Grauen des Konzentrationslagers, das ihre Eltern nicht aussprechen konnten.
Autorenporträt
Lily Brett wurde 1946 in Deutschland geboren. Ihre Eltern heirateten im Ghetto von Lodz, wurden im KZ Auschwitz getrennt und fanden einander erst nach zwölf Monaten wieder. 1948 wanderte die Familie nach Brunswick in Australien aus. Mit neunzehn Jahren begann Lily Brett für eine australische Rockmusik-Zeitschrift zu schreiben. Sie interviewte und porträtierte zahlreiche Stars wie Jimi Hendrix oder Mick Jagger. Heute lebt die Autorin in New York. In regelmäßigen Kolumnen der Wochenzeitung DIE ZEIT hat Lily Brett diese Stadt porträtiert. Sie ist mit dem Maler David Rankin verheiratet und hat drei Kinder.   Silvia Morawetz, geboren 1954 in Gera, studierte Germanistik, Anglistik und Amerikanistik. Heute ist sie als freie Übersetzerin tätig. Silvia Morawetz, geboren 1954 in Gera, studierte Germanistik, Anglistik und Amerikanistik. Heute ist sie als freie Übersetzerin tätig.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 08.08.2001

Skrupellose Ungestalt
Kunstlos: Lily Bretts "Auschwitz-Gedichte"

Die "Auschwitz Poems" von Lily Brett wollen mir gar nicht gefallen: Von der "Schönheit der Sprache", die der Waschzettel diesen Auschwitz-Gedichten bescheinigt, spüre ich, zumal in den deutschen Übersetzungen der 1987 zuerst in englischer Sprache erschienenen Gedichte, kaum einen Hauch, und die behandelten Themen sind alles andere als schön.

Hier muß man beispielsweise nachlesen: wie Kindern in Auschwitz das Rückgrat per Hand durchgebrochen wurde, wie die Zählappelle und Latrinengänge im KZ verliefen, daß in den Suppen Blechabfälle, Bindfäden, Haare, Disteln und gelegentlich eine Maus zu finden waren, wie der SS-Arzt Dr. Josef Mengele sich als Zuschauer der Untaten und als zynischer Untäter verhielt, wie die Menschen "ins Gas" gingen, wie ihre Leichen raumsparend gestapelt und energiesparend verbrannt wurden, daß "Arbeit macht frei" über dem Eingangstor zum Lager stand, was schließlich von den Häftlingen übriggeblieben ist: "38 000 Paar Herrenschuhe / 13 964 Teppiche / und / 836 255 Kleider". - Nein, schön ist das nun wirklich nicht.

Aber wahr. Lily Brett (geboren 1946 in Deutschland) weiß es aus Büchern und Dokumenten, aber vor allem weiß sie es von ihren Eltern, die Auschwitz überlebten, geschädigt allerdings für ihr ganzes weiteres Leben durch Sprach- und Gefühllosigkeit. "Erst jetzt vierzig Jahre später (. . .) kann ich erkennen daß du mich liebst Mutter", heißt es in einem der Gedichte. Die Familie übersiedelte 1948 nach Australien, Lily Brett ging später nach New York, wo sie zunächst als Reporterin arbeitete und im Anschluß an die Auschwitz-Gedichte überaus erfolgreiche, auch ins Deutsche übersetzte autobiographische Romane ("Zu viele Männer", "Einfach so") und Essaybände ("Zu sehen", "New York") verfaßte, in denen der Holocaust und die von ihm ausgelösten Neurosen der Überlebenden und ihrer Nachkommen immer wieder thematisiert werden - ein Trauma.

Die Gedichte "bewältigen" es nicht. Wie könnten sie auch! Sie zeigen im Gegenteil ihre Ungestalt skrupellos vor: Keine Strophe, nicht einmal ein Vers will sich einstellen, vom Wohlklang des Reims ganz abgesehen. Die meisten Gedichtzeilen bestehen nur aus einem einzigen Wort. Als wäre jedes weitere Wort schon zuviel. Als könnte alles nach jedem Wort endgültig zu Ende sein - Kunstlosigkeit, Minimalismus als Kunstprinzip. Und wo rhetorische Kunstgriffe begegnen, beispielsweise insistierende Wiederholungen ("Es gab ..., es gab ..., es gab ..."), Wo sich dagegen Gleichklänge oder gar "poetische" Metaphern einstellen wie die von den eingepfercht schlafenden KZ-Häftlingen, die "der Hölle ureigenstes Hotel" bewohnten, da widersprechen sich die Texte selbst durch die Unangemessenheit ihrer Mittel. Sie vergessen gleichsam, daß sie gar nicht schön sein wollen.

WULF SEGEBRECHT

Lily Brett: "Auschwitz Poems". Mit Illustrationen von David Rankin. Aus dem Englischen übersetzt von Silvia Morawetz. Franz Deuticke Verlagsgesellschaft, Wien und Frankfurt am Main 2001. 149 S., geb., 34,- DM.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Ob es an der deutschen Übersetzung liegt? Wulf Segebrecht lässt diese Frage offen, denn gefallen wollen ihm Lily Bretts "Auschwitz Poems" überhaupt nicht. Das liegt zum einen am Thema, das "alles andere als schön" ist, wie Segebrecht schreibt. Thema: Auschwitz, das die Autorin aus zweiter Hand durch ihre Eltern erfahren hat und deren Sprach- und Gefühllosigkeit sie unter anderem auch in den Gedichten anspricht, die sie auf Englisch bereits 1987 - also vor dem Erfolg ihrer autobiografischen Romane - veröffentlicht hat. Manchmal verhebt sich Brett metaphorisch in ihren kurzen, meist einzeiligen, reimfreien Gedichten, findet Segebrecht: Stellenweise seien sie zu schön geraten und widersprächen sich "in der Unangemessenheit ihrer Mittel".

© Perlentaucher Medien GmbH