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Dieser Band versammelt die wichtigsten Briefe Hermann Hesses aus den Jahren 1905 bis 1914. Sie zeigen den inzwischen verheirateten Schriftsteller im zweiten und dritten Jahrzehnt seines Lebens in einem weltvergessenen Dorf am Bodensee, wo er seiner Familie 1907 ein eigenes Haus baut und mit Hingabe einen großen Garten bewirtschaftet. Doch schon bald der sesshaften Lebensweise überdrüssig, drängt es ihn ins Freie, sodass er oft monatelang unterwegs ist - auf Lesereisen durch Deutschland, zu Wanderungen in Italien und schließlich auf einer Expedition nach Indonesien. Gleichzeitig hat der Erfolg…mehr

Produktbeschreibung
Dieser Band versammelt die wichtigsten Briefe Hermann Hesses aus den Jahren 1905 bis 1914. Sie zeigen den inzwischen verheirateten Schriftsteller im zweiten und dritten Jahrzehnt seines Lebens in einem weltvergessenen Dorf am Bodensee, wo er seiner Familie 1907 ein eigenes Haus baut und mit Hingabe einen großen Garten bewirtschaftet. Doch schon bald der sesshaften Lebensweise überdrüssig, drängt es ihn ins Freie, sodass er oft monatelang unterwegs ist - auf Lesereisen durch Deutschland, zu Wanderungen in Italien und schließlich auf einer Expedition nach Indonesien. Gleichzeitig hat der Erfolg seiner frühen Werke ihn weit über die Grenzen Deutschlands hinaus bekannt und zum Objekt der Begierde von Verlegern und Redakteuren gemacht. Gegen die Dominanz des preußischen Kulturbetriebs gründet er mit anderen die demokratie- und europafreundliche Zeitschrift »März« und übersiedelt 1912 in die Schweiz. Als der Erste Weltkrieg ausbricht, gerät auch Hesse in Turbulenzen. Der Konflikt zwischen Heimatverbundenheit und Weltbürgertum wird seinen künftigen Weg bestimmen. Hermann Hesses erfrischend unkonventionell formulierten Briefe enthalten eine Fülle bisher unbekannter Facetten der Lebensgeschichte ihres Verfassers. Zugleich vergegenwärtigen sie anschaulich das Klima der letzten Friedensjahre vor dem Ersten Weltkrieg. Und immer weisen Hesses Briefe über ihren speziellen Anlass hinaus als zeitlose Zeugnisse einer kritischen und produktiven Humanität.
Autorenporträt
Hermann Hesse, geboren am 2.7.1877 in Calw/Württemberg als Sohn eines baltendeutschen Missionars und der Tochter eines württembergischen Indologen, starb am 9.8.1962 in Montagnola bei Lugano.

Er wurde 1946 mit dem Nobelpreis für Literatur, 1955 mit dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels ausgezeichnet. Nach einer Buchhändlerlehre war er seit 1904 freier Schriftsteller, zunächst in Gaienhofen am Bodensee, später im Tessin.

Er ist einer der bekanntesten deutschen Autoren des 20. Jahrhunderts.

Volker Michels, geboren 1943, trat nach dem Studium der Medizin und Psychologie 1969 als Lektor für deutsche Literatur in die Verlage Suhrkamp und Insel ein, wo er sich u. a. auch als Herausgeber für zahlreiche Autoren der Gegenwart und Vergangenheit eingesetzt hat. Insbesondere widmete er sich den Werken und Briefen von Hermann Hesse, dessen literarischen und bildnerischen Nachlass er in mehr als hundert Themenbänden veröffentlicht und 2005 mit der Edition einer zwanzigbändigen Gesamtausgabe abgeschlossen hat.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Belehrend in einem eher schlechten Sinn scheint diese Auswahl mit Briefen Hermann Hesses dem Rezensenten. Hesses Kriegsbegeisterung findet Friedmar Apel ernüchternd bis peinlich und kitschig. Sich den Autor am Schreibstisch vorzustellen, wie er nationalistische Säuberungs- und Erbauungsfantasien entwickelt, scheint Apel nicht verlockend. Zumal er Zynismus in den Briefen nicht entdecken kann. Das angesichts von so viel Einsamkeitspathos und nationalen Stereotypen "unerschrockene" Nachwort lässt ihn etwas ratlos zurück.

© Perlentaucher Medien GmbH

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 23.04.2014

Wenn das die Hippies gewusst hätten!
Wie gut, aus dem Kapitalistenfrieden gerissen zu werden: Hermann Hesses Briefe zu Beginn des Ersten Weltkriegs

Nach dem Zweiten Weltkrieg schien Hermann Hesse trotz des Literaturnobelpreises, den er 1946 erhielt, in Vergessenheit zu geraten. In den sechziger Jahren aber riefen ihn die Beatniks und die Hippies zum Propheten des Friedens, der Bedürfnislosigkeit und Bewusstseinserweiterung aus. Die 1968 gegründete Rockband "Steppenwolf" konnte auf Abermillionen Hesse-Leser zählen, die sich gern als "born to be wild" betrachten wollten. Noch 1986 pries der LSD-Guru Timothy Leary Hesse als Vorbild der Morgenlandpilger und eines neuen universalen Denkens, der Schriftsteller sei als "ausgesprochener Pazifist und Kriegsdienstverweigerer" jeglichem Nationalismus abhold gewesen. Das Hermann-Hesse-Portal der Sparkasse Pforzheim Calw vermeldet bis heute: "Zu Beginn des Ersten Weltkriegs war Hesse einer der wenigen deutschen Intellektuellen, die nicht in die allgemeine Kriegsbegeisterung einstimmten."

Nun war aber nicht einmal das Vorbild des "Siddhartha" ein absoluter Pazifist und Hesse als Person schon gar nicht, wie die nun publizierten Briefe von 1904 bis 1915 zeigen. Hesse begrüßte 1914 den Krieg und meldete sich freiwillig zum Kriegsdienst, wurde jedoch extremer Kurzsichtigkeit wegen zurückgestellt. Er hat dann aber zu Hause mitgekämpft, wie er im Dezember 1914 an den im Felde stehenden Freund Otto Blümel schrieb: "Ich bin mit den Gedanken alle Augenblicke in Euren Erdlöchern und friere bis in die Zehen für zwei. Und manchmal wird der ganze Krieg mir für Momente ganz nah und verständlich und fast schön."

Hesse distanzierte sich zwar von jenen, "die am Schreibtisch blutige Schlachtgesänge verfassen", seine brieflichen Äußerungen zum Krieg sind gleichwohl peinlich. An den Schweizer Künstler Gustav Gamper schreibt er im November 1914, der Krieg "tut den Seelen der Völker gut, er säubert und vereinfacht, und man muß das schätzen". Besonders dem Vater gegenüber hantiert er ungehemmt mit nationalen Stereotypen, insbesondere den englischen "Geldsäcken" und den "analphabeten Russen" gilt seine Abneigung. Gleichzeitig aber veröffentlicht er den Aufruf "O Freunde, nicht diese Töne!", in dem er die Kollegen für Artikel tadelt, die den "Haß zwischen den Völkern" zu schüren trachten. Hesse war zwar keineswegs frei von Nationalismus, in erster Linie aber betrachtete er den Krieg wie Thomas Mann und viele andere Literaten als eine inspirierende Befreiung von bedrückender Bürgerlichkeit. An den Komponisten und Offizier Volkmar Andreae schrieb er im Dezember 1914: "Die moralischen Werte des Krieges schätze ich im ganzen sehr hoch ein. Aus dem blöden Kapitalistenfrieden herausgerissen zu werden, tat vielen gut, gerade auch in Deutschland, und für einen echten Künstler, scheint mir, wird ein Volk von Männern wertvoller, das dem Tod gegenübergestanden hat und die Unmittelbarkeit und Frische des Lagerlebens kennt." Das Massensterben diente also dem in der Schweiz in Sicherheit lebenden Dichter zur Erbauung und Steigerung des Lebensgefühls. Es steht zu fürchten, dass das nicht einmal zynisch gemeint war.

So verbreitet solche Vorstellungen 1914 auch gewesen sein mögen, bleibt es doch unbegreiflich, dass ein das Künstlertum in romantischer Tradition überhöhender Exzentriker wie Hesse von einer Ganzheit phantasierte, in der das Befinden des Einzelnen aufhört, interessant zu sein. Seine eigene Befindlichkeit, eingeschlossen periodische Depressionen, ist ihm aber nach wie vor interessant genug. An Einsamkeitskitsch fehlt es in diesen Briefen nicht. So scheint auch die Kriegsbegeisterung Hesses auf ein permanentes Heilungsbedürfnis zurückzugehen, das ihn zu eskapistischen Abenteuern wie etwa zum Aufenthalt bei den "Kohlrabiaposteln" auf dem Monte Verità trieb, der ihm freilich so wenig bekam wie seine Asienreise von 1911.

Bereits Ende Januar 1915 begann Hesse aber seine Meinung zu ändern, was allerdings je auch opportunistisch an den Adressaten ausgerichtet erscheint. Zwar sah er seiner ziemlich unwahrscheinlichen Einberufung mit "jenem Heldenmut entgegen, welcher aus der Erkenntnis der Unvermeidlichkeit entspringt", doch fand er den Krieg inzwischen "jammervoll. Mir scheint, er schwächt und schädigt gerade die wertvollsten Nationen am tiefsten." An Otto Blümel klang der Ton im Februar aber wieder militaristischer, während Hesse gegenüber Romain Roland den Weltbürger spielte und noch einmal "den törichten Haß" bedauert, der selbst die Denkenden "in übernationalen Fragen" trenne.

Hesse verachtete den merkantilen "Bürgersmann", in seinen eigenen Geschäften zeigte er sich freilich tüchtig. Vom wachsenden Ruhm nach den großen Erfolgen mit "Peter Camenzind" (1904) und "Unterm Rad" (1906) machte er geschickt Gebrauch. So spielte er die Verleger Samuel Fischer und Albert Langen gegeneinander aus. Bei weniger erfolgreichen Kollegen renommierte er dagegen im Klageton, er habe "als Dichter mehr Erfolg gehabt als ich wollte und brauchte". Dennoch ersann er unentwegt Editions- und Redaktionsprojekte, für die er feste Honorarvorstellungen hatte, wobei ihm seine Ausbildung als Buchhändler zugutekam. Als sich der bibliophile Verleger Georg Müller einmal beklagte, er habe sich bei dem Gedichtband "Unterwegs" (1911) verkalkuliert, antwortete Hesse merkantil hochnäsig: "Das Begehen geschäftlicher Fehler fällt mir selbst so leicht, daß ich dafür nicht extra einen Verleger brauche."

Trotz einiger Passagen zu seiner Natur- und Gartenliebe im vertrauten romantischen Ton dürfte der Briefband auf jene, die als idealistische Jugendliche begeisterte Hesse-Leser waren, ziemlich ernüchternd wirken. In seinem vorsichtig apologetischen Nachwort teilt der unerschrockene Herausgeber Volker Michels mit, dass es sich bei der Sammlung nur um etwa ein Fünftel der aus dieser Zeit überlieferten Briefe handele. Mehr möchte der Leser nun nicht unbedingt zur Kenntnis nehmen, aber was die Auswahlkriterien waren, das hätte er doch gern gewusst. Der kitschige Obertitel "Aus dem Traurigen etwas Schönes machen" ist ja nicht orientierend. Sehr belehrend, wenngleich eher unerfreulich, ist der Band aber allemal.

FRIEDMAR APEL

Hermann Hesse: "Aus dem Traurigen etwas Schönes machen". Die Briefe, Band 2: 1905-1915. Hrsg. von Volker Michels. Suhrkamp Verlag, Berlin 2013. 636 S., geb., 39,95 [Euro].

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»Hermann Hesse nimmt als Briefschreiber einen in der deutschen Literaturgeschichte einzigartigen Rang ein.« Heimo Schwilk DIE WELT