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Wo liegt die Zukunft der Literatur? Welche Rolle hat der Schriftsteller inne? Essays von Siegfried Lenz zu seinem 75. Geburtstag. 50 Jahre nach dem Erscheinen von "Es waren Habichte in der Luft", Lenz' erstem Buch, legt er nun einen Band mit drei Essays vor, die die Rolle der Literatur und des Schriftstellers umkreisen. Sie mutmaßen über die "Zukunft der Literatur", erörtern das "Kunstwerk als Regierungsprogramm" und widmen sich der amerikanischen Literatur. Die Aufsätze zeigen Siegfried Lenz einmal mehr als nachdenklichen und klugen Essayisten, der Literatur ernst nimmt als eine Kunstform,…mehr

Produktbeschreibung
Wo liegt die Zukunft der Literatur? Welche Rolle hat der Schriftsteller inne? Essays von Siegfried Lenz zu seinem 75. Geburtstag. 50 Jahre nach dem Erscheinen von "Es waren Habichte in der Luft", Lenz' erstem Buch, legt er nun einen Band mit drei Essays vor, die die Rolle der Literatur und des Schriftstellers umkreisen. Sie mutmaßen über die "Zukunft der Literatur", erörtern das "Kunstwerk als Regierungsprogramm" und widmen sich der amerikanischen Literatur. Die Aufsätze zeigen Siegfried Lenz einmal mehr als nachdenklichen und klugen Essayisten, der Literatur ernst nimmt als eine Kunstform, die nicht ohne ihren gesellschaftlichen Zusammenhang zu sehen ist.
Autorenporträt
Siegfried Lenz, 1926 im ostpreußischen Lyck geboren, zählt zu den bedeutendsten und meistgelesenen Schriftstellern der Nachkriegs- und Gegenwartsliteratur. Für seine Bücher wurde er mit vielen wichtigen Preisen ausgezeichnet, unter anderem mit dem Goethepreis der Stadt Frankfurt am Main, dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels und mit dem Lew-Kopelew-Preis für Frieden und Menschenrechte 2009. Seit 1951 veröffentlichte er alle seine Romane, Erzählungen, Essays und Bühnenwerke im Hoffmann und Campe Verlag. Er starb am 7. Oktober 2014 im Alter von 88 Jahren.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 17.03.2001

Dreigestirn über der Elbe
Blick zurück nach vorn: Essays von Siegfried Lenz zur Literatur

Immer wieder hat Siegfried Lenz seine schriftstellerische, vor allem erzählerische Arbeit mit kritischer Reflexion begleitet; Essaybände sind in seinem Werk keine Ausnahme. Erinnert sei nur an Aufsätze und Bücher wie "Elfenbeinturm und Barrikade. Schriftsteller zwischen Literatur und Politik", an die Gespräche "Über Phantasie" mit Heinrich Böll, Günter Grass, Walter Kempowski und Pavel Kohut, an die Überlegungen zur Darstellung des Alters in der Literatur oder an den - erstmals in dieser Zeitung gedruckten - Essay "Geschichte erzählen", der dem Roman die Fähigkeit zu "imaginärer Geschichtsschreibung" zuspricht.

Nun ist ein neuer, kleiner Essayband unter dem Titel "Mutmaßungen über die Zukunft der Literatur" erschienen. So zeitlos die Frage nach dem Verhältnis von "Macht und Phantasie" auch sein mag, so zeitbedingt war doch die ständige Erörterung dieses Themas unter dem Thema "Revolution". Lenz bringt in seinem Essay aus den siebziger Jahren den Ruf "Die Phantasie an die Macht!" in die Nähe zu Platons Gedanken vom Philosophen auf dem Thron und plädiert für Realismus: Regierungsmacht kann auf Herrschaftstechniken nicht verzichten, aber immer im Bewußtsein behalten müssen wir, daß Macht auch "bedingungslos verdirbt". Mit solcher Mahnung hat der Essay nichts von seiner Aktualität eingebüßt.

Bei den beiden neueren Essays überwiegt beim einen die Zukunfts-, beim anderen die Vergangenheitsperspektive. Der Essay, der dem Gesamtband den Titel gab, nimmt die vielerörterte Frage auf, ob mit den Hör-Bibliotheken, der CD-ROM und der Bildschirmliteratur das Gutenberg-Zeitalter zu Ende gehe. Die Medientheoretiker werden vieles genauer wissen, Lenz aber spricht aus der unmittelbaren Erfahrung des Schriftstellers. Ihm ist um die Zukunft des literarischen Buches nicht bange - ohnehin habe immer nur eine Minorität die Literatur gebraucht. Sein Kassandraruf zielt vielmehr auf die "Majorität": Das "wohlfeile Konsumentenglück" am Bildschirm vermindert die allgemeine Sprech- und Lesefähigkeit; immer weniger Lehrstellenbewerber verfügen über ausreichende Lese- und Schreibkenntnisse. Hier droht in der Tat die Rückkehr in den Analphabetismus.

Für den Leser Lenzscher Romane am ergiebigsten ist der Essay "Aus der Nähe. Über nordamerikanische Literatur". Die Revue amerikanischer Schriftsteller des zwanzigsten Jahrhunderts wird zu einer kleinen Bildungsgeschichte des Autors selbst. Für den orientierungslos aus dem Zweiten Weltkrieg zurückgekehrten jungen Lenz setzten neben anderen Autoren vor allem drei Erzähler wichtige Wegmarken: Ernest Hemingway, William Faulkner und John Dos Passos.

Hemingway war bekanntlich für viele junge Nachkriegsautoren der Prophet eines Kults lapidarer sprachlich-erzählerischer Trockenheit; bei Lenz endete die Faszination dort, wo sich seine Wirklichkeitserfahrung von den Obsessionen Hemingways, vom Ritus des Kampfes und des Scheiterns, unterschied. Faulkners "epische Topographie" des amerikanischen Südens zeigte ihm, wie Zustandsbeschreibung zugleich Schöpfungsgeschichte werden kann. Und Dos Passos' Darstellung New Yorks als eines neuen Babylons, als Stätte der täglichen Jagd und des Deliriums lehrte ihn, wieviel für die Versinnlichung des Lebenstempos eine literarische Methode leisten kann, die der Technik des Films entlehnt ist. Dieser Essay blendet in die Lehrjahre eines erfolgreichen Erzählers zurück, der mittlerweile ins vorgerückte Alter gekommen ist. Heute, am 17. März, feiert er seinen fünfundsiebzigsten Geburtstag.

WALTER HINCK

Siegfried Lenz: "Mutmaßungen über die Zukunft der Literatur". Drei Essays. Hoffmann und Campe Verlag, Hamburg 2001. 80 S., geb., 20,- DM.

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Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension

Beatrix Langner findet die Zusammenstellung dieser Essays von Siegfried Lenz ziemlich misslungen, obwohl der Verleger es mit seiner Ausgabe zum 75. Geburtstag des Schriftsteller und Essayisten ihrer Einschätzung nach definitiv gut gemeint hat. Doch sie findet, dass die ausgewählten Essays nicht zusammenpassen und zudem Lenz nicht gerecht werden, weil sie den "unaufgeregten, feinfühligen Erzähler" als "kulturpessimistischen Moralprediger" und "Verteidiger einer spirituellen Macht der Literatur" darstellten. So stünden sie in krassem Widerspruch zu seinen letzten Veröffentlichungen, z.B. dem Essayband "Über den Schmerz". Wirklich neue Einsichten - wie der Titel verspricht - über die Zukunft der Literatur sind dem nicht gerade leicht zu lesenden Band zudem auch nicht zu entnehmen, bedauert Langner.

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