Mit der Sprache konnte ich mich schnell anfreunden. Sie ist durchweg sehr gut und flüssig lesbar, ich finde, dass die Situationen fein gezeichnet sind und man erhält als Leser ein schönen Eindruck von dem Leben in der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg. Ich finde, dass dies sehr lebendig geschildert
wird, es ist gut herauszulesen, was für die Bevölkerung wichtig war, wie sie gelebt haben und welchen…mehrMit der Sprache konnte ich mich schnell anfreunden. Sie ist durchweg sehr gut und flüssig lesbar, ich finde, dass die Situationen fein gezeichnet sind und man erhält als Leser ein schönen Eindruck von dem Leben in der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg. Ich finde, dass dies sehr lebendig geschildert wird, es ist gut herauszulesen, was für die Bevölkerung wichtig war, wie sie gelebt haben und welchen Stellenwert das britische Königshaus hatte.
An einigen Stellen lässt sich deutlich herauslesen, dass die Autorin sich intensiv mit der Thematik auseinandergesetzt hat. Nicht nur über die allgemeine Situation zur Handlungszeit wird gut berichtet, sondern auch über die einzelnen Arbeitsschritte, die bei der Arbeit an dem Brautkleid getätigt werden. Hier gibt es detaillierte Ausführungen einzelner Prozesse, die zwar nicht immer auf Anhieb verständlich sind (zumal ich mich auf diesem Themengebiet eh nicht auskenne), aber schön den Fortschritt der Arbeiten benennen.
Die Geschichte spielt zu zwei unterschiedlichen Zeiten und ist in drei Erzählperspektiven unterteilt. Zweimal begleitet man zwei junge Stickerinnen bei der Arbeit an dem ikonischen Hochzeitskleid, man lernt ein wenig über das Leben nach dem Zweiten Weltkrieg, den Status der britischen Monarchie und den Wirbel rund um das Kleid. Die dritte Perspektive wird von einer jungen Journalistin eingenommen und spielt im Jahr 2016. An sich mag ich die Abwechslung, die durch die Zeit, als auch Erzählweisen entsteht, die Handlung wird nie langweilig und es gibt sehr gute Einblicke in verschiedene Charaktere. Man kann gut schauen, was die einzelnen Damen bewegt, welche Wirkung sie auf andere Menschen haben und wie krass sich die Welt in den 69 Jahren, die zwischen den Perspektiven liegen, verändert hat. Diesen Aspekt mochte ich wirklich gern.
Nichtsdestotrotz muss ich sagen, dass mich die Handlung in der Vergangenheit immer mehr interessiert hat. Ich finde, dass die Figuren natürlicher handeln, ihre Erlebnisse sind für mich interessanter und es kommt einfach mehr Stimmung auf. Das ist bei dem Handlungsstrang in der Gegenwart leider nicht so gut gelungen, hier fehlt mir ein bisschen die Tiefe und ich finde, dass die aufkeimende Liebesgeschichte nicht hätte sein müssen. Gerade letztgenannteres hat mich gestört, es gibt keine gelungene Entfaltung dessen, man versteht nicht so recht, was Heather und der Mann aneinander anziehend finden und die Liebe wirkt konstruiert und nicht natürlich. Das finde ich sehr schade, ich finde, dass eine mögliche Beziehung für den Fortgang der Handlung nicht notwendig gewesen wäre, schließlich soll doch der Fokus mehr auf dem Kleid, den Stickerinnen, sowie der Verbindung zwischen Vergangenheit und Gegenwart liegen. Und da ist halt nicht genügend Platz, um auch noch dem Herzen ein bisschen mehr zu bieten. Warum nicht einfach mal eine starke Frau porträtieren, die einem Geheimnis auf die Spuren kommt und dabei etwas über die Vergangenheit herausfindet, aber nicht durch einen Herrn abgelenkt wird, der schließlich ihr Partner wird?
Fazit
Im Grunde liegt eine wirklich gute Geschichte vor. Sie ist abwechslungsreich, interessant und unterhaltsam und beleuchtet die Vorgänge rund um das Hochzeitskleid von Queen Elisabeth sehr gut. Die Personenzeichnungen sind gelungen, die Sprache kann überzeugen und ich bin flüssig mit dem Lesen vorangekommen. Vor allem die Zeitebenen in der Vergangenheit besitzen viel Potenzial, welches auch vollkommen ausgeschöpft wurde und mir richtig gut gefallen hat. Leider war die Perspektive im Jahr 2016 nicht ganz so überzeugend, ich finde, dass hier ein wenig oberflächlicher gearbeitet wurde und mein größter Kritikpunkt ist die Liebelei, die eingefügt wurde. Ist für meinen Geschmack zu konstruiert und unnatürlich.
Abgesehen davon bin ich allerdings angetan von der Geschichte, sie hat mir im Großen und Ganzen gut gefallen, sie gestaltet sich als interessant und beleuchtet schön den Schaffensprozess hinter dem royalen Brautkleid!