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Für Hans Blumenberg bedeutete Fragen nach Goethe eine unablässige, vor allem aber genußvolle Auseinandersetzung. In seinem facettenreichen, aus dem Nachlaß veröffentlichten Goethe-Buch zu Leben, Werk und Wirkung entsteht ein ebenso sympathetisches wie respektlos-witzig zugespitztes Bild des Olympiers.
In eindringlichen Analysen beschreibt Blumenberg den allmählichen »Verfall der Beziehung zwischen Goethe und seiner Zeit«; er zeigt, wie Goethe seinen ästhetischen Weltbegriff entfaltet, wie kunstvoll er seine Existenz balanciert, wie er den Kampf gegen den Zeitgeist führt bei aller
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Produktbeschreibung
Für Hans Blumenberg bedeutete Fragen nach Goethe eine unablässige, vor allem aber genußvolle Auseinandersetzung. In seinem facettenreichen, aus dem Nachlaß veröffentlichten Goethe-Buch zu Leben, Werk und Wirkung entsteht ein ebenso sympathetisches wie respektlos-witzig zugespitztes Bild des Olympiers.

In eindringlichen Analysen beschreibt Blumenberg den allmählichen »Verfall der Beziehung zwischen Goethe und seiner Zeit«; er zeigt, wie Goethe seinen ästhetischen Weltbegriff entfaltet, wie kunstvoll er seine Existenz balanciert, wie er den Kampf gegen den Zeitgeist führt bei aller Geschmeidigkeit dessen, der doch selbst auf den Zeitgeschmack anspricht. Zugleich formuliert Blumenberg scharfzüngig seine Beobachtungen zur Goethe-Rezeption, u. a. bei Schopenhauer, Thomas Mann und Heine.
Autorenporträt
Hans Blumenberg wurde am 13. Juli 1920 in Lübeck geboren und starb am 28. März 1996 in Altenberge bei Münster. Nach seinem Abitur im Jahr 1939 durfte er keine reguläre Hochschule besuchen. Er galt trotz seiner katholischen Taufe als ¿Halbjude¿. Folglich studierte Blumenberg zwischen 1939 und 1947 mit Unterbrechungen Philosophie, Germanistik und klassische Philosophie in Paderborn, Frankfurt am Main, Hamburg und Kiel. 1947 wurde Blumenberg mit seiner Dissertation Beiträge zum Problem der Ursprünglichkeit der mittelalterlich-scholastischen Ontologie an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel promoviert. Hier habilitierte er sich 1950 mit der Studie Die ontologische Distanz. Eine Untersuchung über die Krisis der Phänomenologie Husserls. Sein Lehrer während dieser Zeit war Ludwig Landgrebe. Im Jahr 1958 wurde Blumenberg in Hamburg außerordentlicher Professor für Philosophie und 1960 in Gießen ordentlicher Professor für Philosophie. 1965 wechselte er als ordentlicher Professor für Philosophie nach Bochum und ging im Jahr 1970 an die Westfälische Wilhelms-Universität Münster, wo er 1985 emeritiert wurde. Blumenberg war Mitglied der Akademie der Wissenschaften und der Literatur zu Mainz (seit 1960), des Senats der Deutschen Forschungsgemeinschaft und Mitgründer der 1963 ins Leben gerufenen Forschungsgruppe 'Poetik und Hermeneutik'. Manfred Sommer, geboren 1945, war bis zu seiner Pensionierung 2010 Professor für Philosophie an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel. Er ist u. a. Herausgeber zahlreicher Schriften Hans Blumenbergs aus dem Nachlass.
Rezensionen
»Die Lektüre des Fragments Goethe zum Beispiel von Hans Blumenberg verdeutlicht nicht nur die Relevanz des Dichters für das Blumenbergsche OEuvre, sondern erschließt Leser:innen zugleich kaleidoskopartig das Werk Goethes.« Marcel Remme lehrerbibliothek.de 20211210

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 12.10.1999

Die unerbittliche Distanz eines Kommas
Selbstverständnis und Welterfahrung: Hans Blumenbergs nachgelassenes Goethe-Buch / Von Ernst Osterkamp

Seit im Jahre 1979 Hans Blumenbergs "Arbeit am Mythos" erschien, dessen "Gegen einen Gott nur ein Gott" überschriebener vierter Teil den Entwurf von Goethes Selbst- und Weltverständnis im Zeichen des Prometheusmythos nachzeichnete, haben seine Leser auf ein großes Goethe-Buch des Philosophen gewartet. Tatsächlich hat Blumenberg bis zu seinem Tod im Jahre 1996 an einem Manuskript über Goethe gearbeitet, für das er noch keinen Titel gefunden hatte. Die in diesem Zusammenhang entstandenen Texte sind nun unter dem für Blumenbergs Werk beispiellos blassen Titel "Goethe zum Beispiel" aus dem Nachlass veröffentlicht worden.

Beispiel wofür? "Goethe, zum Beispiel" ist einer der Texte überschrieben. Blumenberg eröffnet ihn mit der Bemerkung, Genauigkeit sei ein wissenschaftliches Ideal und jede Steigerung der Anforderung an Genauigkeit identisch mit dem Sichtbarwerden neuer Phänomene. In diesem Sinne hätte man sich im Titel des Buches eine Beibehaltung des Kommas gewünscht, das den Namen Goethes von der Annahme trennt, sein Leben oder Werk sei exemplarisch. Denn der Schlüsselbegriff dieses kurzen Textes lautet: Distanz. Blumenberg greift hier auf die Bemerkung Nietzsches zurück, Distanz zu sich selbst sei ein "Hauptmittel, um sich das Leben zu erleichtern". Nietzsche fährt fort: "Dieses Kunststück verstand zum Beispiel Goethe." Da stehe also Goethe, so schließt Blumenberg, für ein Problem, "das wir alle mit uns selbst haben: unsere Optik auf uns so einzustellen, dass sie uns weder demütigt noch bläht. Man muss ertragen können: die Welt, die anderen, das Andere (wozu der Schmerz und das Leid gehören) - vor allem: sich selbst. Goethe, zum Beispiel, -" So endet der Text: mit einem Satzzeichen, das man wahrlich einen Gedankenstrich wird nennen dürfen.

Ähnlich verhält es sich mit den Kommata. Sie sind Interpunktion gewordener Ausdruck der Bemühung um Distanz: zu sich selbst, zu den anderen, zum Gegenstand seines philosophischen Interesses, zu Goethe. Dass Blumenberg dort Kommata gesetzt hat, wo Nietzsche sie noch nicht setzen mochte, zeigt, wie nahe ihm Goethes Leben und Werk gewesen sein müssen. Er baute deshalb selbst dort noch eine Distanz ein, wo Goethe für ein Problem steht, das alle haben. "Goethe zum Beispiel" hätte kein blumenbergscher Buchtitel sein können. "Goethe, zum Beispiel" wohl.

Warum ist mir dieses Komma so wichtig? Es ist an dieser Stelle vielleicht erlaubt, eine persönliche Erinnerung einzuschalten. Ich habe während meines Studiums keinen akademischen Lehrer erlebt, der auf mich in Vorlesungen so unnahbar gewirkt hätte wie Hans Blumenberg - und der damit den Hörern seiner Vorlesungen so sehr wie er die Möglichkeit geboten hätte, ganz in dem aufzugehen, worüber er sprach, aber auch darin, wie er sprach. Er war ein Meister in der Kunst des Zitierens. Ich kann mich nicht daran erinnern, dass ich jemals eine seiner Vorlesungen mitgeschrieben hätte. Was er sagte, entfaltete er, bei aller Systematik der gedanklichen Entwicklung, bevorzugt aus den wundersamsten Zitaten von Origenes bis Anaïs Nin, die ihm unbegrenzt zur Verfügung standen. Das Zitat und seine gedankliche Auslegung bildeten eine Einheit, und es erschien sinnlos, seine kunstvoll-eleganten Formulierungen zu notieren, wenn man die Zitate nicht besaß, aus denen sie entwickelt wurden.

"Er meinte als Person bewirken zu können und zu müssen, was er doch nur als der Inhaber dieser einen Geschichte der Autorschaft von Werken zu bewirken vermochte." So schreibt Blumenberg - mit Blick auch auf die tragischen Irrtümer, was die Wirkung seiner Person auf junge Frauen betraf - über einen Lebensirrtum Goethes. Man wird das als kontrastiven Kommentar auch zum eigenen Leben lesen dürfen. Blumenberg muss sich dazu entschlossen haben, Goethe im Hinblick auf den Gewinn von Distanz zu überbieten und seine Wirkung allein der Geschichte der Autorschaft von Werken anzuvertrauen. Dergleichen spürten die Hörer seiner Vorlesungen. Dass freilich gerade aus dieser Geste der Distanzgewinnung auch eine Faszination der Person erwuchs, dürfte ihm bewusst und vermutlich nicht unangenehm gewesen sein.

Man kann sich jedenfalls bei der Lektüre dieser nachgelassenen Aufzeichnungen nur schwer des Eindrucks erwehren, dass manches an ihnen verkappter Selbstkommentar ist und dass auch deshalb das thematische Spektrum dieses Goethe-Buchs relativ schmal bleibt. Das Stichwort Distanzgewinn fällt gleich in einem der ersten Texte in einer generalisierenden Wendung, wie sie so wohl nur wenige Goethe-Philologen sich zutrauen würden: "Alle Dichtung bis hin zur Elegie von Marienbad und danach ist für ihn Distanzgewinn." Den Philosophen interessiert dieser Distanzgewinn mehr als die Dichtungen, die sein Ergebnis sind.

Dichtung als künstlerisch geformte Sprache spielt in diesem Buch eine sehr geringe Rolle, und so oft auch in ihm die Marienbader Elegie angesprochen werden mag, so ausschließlich konzentriert sich Blumenberg dabei auf die Lebensbedeutung der Marienbader Erschütterung, ohne sich dem Text des Gedichts selbst zuzuwenden. Es sind wenige Beispiele aus Goethes dichterischem Werk, auf die Blumenberg immer wieder zu sprechen kommt: "Werther", das Prometheus-Gedicht, die Marienbader Elegie, der zweite "Faust", nicht zuletzt dessen Schlussszenen; alles andere, zumal die Romane, wird kaum je erwähnt. Die Werke aber, auf die seine Aufmerksamkeit sich richtet, interessieren diesen Leser nicht als Dichtungen, sondern als Medien der Distanzierung Goethes von lebensweltlichen Problemen und Verstrickungen. Denn das Ästhetische kann, so Blumenberg, "nur durch seine Überflüssigkeit und durch seine Distanz zu unserer Daseinsbesorgnis definiert werden". Aus diesem Buch, das sich der "Autonomisierung des Werks zu Lasten des Lebens" mit Entschiedenheit widersetzt, ist deshalb nichts, aber auch gar nichts über Goethes Dichtungen zu lernen. Umso mehr aber über die Leistung seines Lebens.

Blumenberg bescheinigt Goethe in einer Seitenbemerkung, gegen die sich manches einwenden ließe, er sei "überhaupt kein guter Leser" gewesen. Er selbst ist einer der besten Leser von Goethes autobiographischen Schriften. An Passagen aus "Dichtung und Wahrheit", der "Italienischen Reise", der "Campagne in Frankreich" und den Eckermann'schen Gesprächen entfaltet er eine Kunst des Kommentars, die durch die "Steigerung der Anforderung an Genauigkeit" zu überraschenden Entdeckungen am Detail führt.

Kein Thema umkreist Blumenberg dabei so intensiv wie die Frage, wie der späte Goethe es geschafft habe, mit dem Bewusstsein der Verlassenheit vom Zeitgeist fertig zu werden. Altvertraute Begriffe treten hier in ein neues Licht, so die viel beschworene Resignation, die Blumenberg als Selbstschutz deutet, weniger als enttäuschte Absonderung denn als aktiven Widerstand, "der seine Kraft kostet, dem Zeitgeist nicht zu dienen".

Natürlich kann man, wie manche Beispiele aus der Gegenwartsliteratur zeigen, dem Zeitgeist besonders gut dadurch dienen, dass man sich ostentativ und medienwirksam von ihm abgrenzt. Wie uninteressant, wie wenig lehrreich auch erscheinen solche Strategien neben dem Beispiel Goethes, der, so widrig ihm auch der Zeitgeist insbesondere in der nachnapoleonischen Ära war, doch immer wieder an sich selbst bemerken musste, dass der Geschmackswandel der Zeit auch an ihm nicht vorüberging. Er blieb nicht unverändert von dem, wogegen er, aus unterschiedlichsten Motiven, opponierte. Wie wenig es im Hinblick auf die Zumutungen des Zeitgeists mit der schlichten Opposition von Anpassung und Widerstand getan ist, zeigt Blumenberg mit unüberbietbarer Kraft der Introspektion an den Lebenszeugnissen des späten Goethe: "Nagt nicht an Goethe selbst der Zweifel, ob dem Zeitgeist überhaupt Widerstand zu leisten sei, ob nicht in ihm allein eine Chance liege, aus der Vereinzelung zum Allgemeinen zu finden?" Größe gewinnt der Goethe'sche Widerstand gegen den Zeitgeist jedenfalls nicht zuletzt aus dem Bewusstsein, diesem Zweifel nicht immer widerstanden zu haben. Zu Recht betont Blumenberg, wie sehr Goethe unter der "Treulosigkeit des Zeitgeists" gelitten hat, und auch dies ist eine subtile Form der Fixierung auf den Geist der Zeit. Dass es Blumenberg, wo immer er die Disproportion des Talents mit dem Zeitgeist thematisiert, nicht allein um Goethe gegangen sein kann, erweist im Übrigen seine Pointe: "Die Jungen erfahren zu spät, was es heißt, nicht mehr dazu zu gehören."

Blumenberg erkennt im Widerstand des späten Goethe gegen den Zeitgeist einen Ausdruck seines fundamentalen Unwillens, in das Alter und die Vergänglichkeit einzuwilligen. Denn im Zeitgeist "sah er sich, bei lebendigem Leibe, absterben". Das Alter und der Tod gehören auch aus diesem Grund zu den Hauptthemen dieser nachgelassenen Stücke. Blumenberg spricht an einer Stelle von der "notorischen Unverständigkeit" Goethes für die Philosophie. Dieser Unverständigkeit liegt nicht allein Goethes Wille zugrunde, den Phänomenen ihr Recht zu verschaffen, sondern auch sein Unwille, den Tod zu statuieren. Der Philosoph dagegen ist vom Bewusstsein der Sterblichkeit durchdrungen. Es ist merkwürdig: Wenn er vom Alter oder von der Sterblichkeit spricht, setzen die Stücke des späten Blumenberg in einem schriftstellerischen Duktus ein, der an denjenigen Ernst Blochs erinnert - eines Blochs freilich, der die Utopien hinter sich gelassen hat; so bei dem Text "Das Alter": "Nun kommt nichts mehr. Umso besser. Aber: Was ist eigentlich gewesen?" Oder, mit dem Blick auf letzte Worte: "Nicht jeder hat die Chance, so zu sterben, wie es ihm zusteht. Der Tod ist nun einmal das Gegenteil überhaupt einer Chance."

Alter und Tod gehören zu den fundamentalen Bedingungen des Lebens, und wenn etwas Blumenberg am späten Goethe fasziniert, dann dies, wie er im Kampf mit dieser Bedingtheit seinem Leben das Werk abgewinnt. Im letzten großen Stück des Buchs - man darf es zu den bedeutendsten Texten des späten Blumenberg zählen - stellt der Philosoph die traditionsreiche Frage, warum man sich noch mit dem Werk Goethes beschäftigen solle. Er findet die Antwort in dem "unvergleichlichen Anteil", den dieses Werk daran hat, dass hier ein Mensch gegen alle inneren und äußeren Widerstände und gegen alle Zufälle der Bedingtheit "zu dem Sinn seines Lebens hin findet". Die Frage aber, "wie Menschen den Sinn ihres Lebens gesucht, verfehlt und gefunden haben", kann uns niemals gleichgültig lassen. Darin erkennt Blumenberg den Anreiz und den Lohn für alle Beschäftigung mit dem Werk Goethes jenseits der Suche nach Leitbildern und Bildungsheroen: Es bestärkt seine Leser "in der zur jederzeitigen Gewissheit kaum je zu erhebenden Vermutung, jeder sei seines Lebenssinnes fähig, sofern er sich diesen nicht durch die Illusion verstellt, er müsse ihm in einer handlichen und jederzeit zu handhabenden Formel zufallen". Goethe, zum Beispiel. Es sei dies "kein exemplarisches Leben", hatte Blumenberg in "Arbeit am Mythos" geschrieben. Aber wird im Lichte dieser späten Texte Goethes Leben nicht doch exemplarisch gerade dadurch, wie in dieser Existenz Leben und Sinn aufeinander bezogen werden?

Blumenberg war von der Faszination durchdrungen, wie es der späte Goethe, der sich gegen das Bewusstsein seiner Sterblichkeit wehrte, gegen alle Widrigkeiten und gegen alle Verzweiflung doch noch geschafft hat, den "Faust" nicht als Fragment zu hinterlassen. Das Goethe-Buch des Philosophen aber ist Fragment geblieben. "Schopenhauer floh aus Berlin und überlebte; Hegel blieb und starb. Philosophen tun nicht gut daran zu sterben." Der Autor dürfte diesen Satz - bei aller Aversion gegen die "Windbeuteleien", ja das "Desaster" des Idealismus - auch deshalb so allgemein formuliert haben, weil er sich selbst dabei nicht ausschließen wollte.

Dass Schiller in diesem Buch eine ferne Nebenfigur bleibt, ist so wenig ein Zufall, wie dass es zahlreiche Liebeserklärungen an Zelter und dessen Realitätstüchtigkeit enthält, die ja eine andere Antwort auf die Frage gibt, ob Leben und Sinn aufeinander beziehbar sind. Es dürfte, so sagt Blumenberg an einer Stelle, "keine Mühe verdrießen, Zelters Part auszuleuchten". Man bedauert, dass dieser Goethe-Leser den Kommentar zum Goethe-Zelter-Briefwechsel im Rahmen der Münchner Goethe-Ausgabe, das wohl doch größte philologische Ereignis dieses Goethe-Jahrs, nicht mehr hat zur Kenntnis nehmen können.

Gewiss, diese Sammlung nachgelassener Texte ist nicht das große Goethe-Buch, das sich seine Leser von Hans Blumenberg erhofft hatten. Und dennoch gehört es zu den wichtigsten Veröffentlichungen dieses Gedenkjahrs, weil es, bei aller Leichtigkeit der Diktion, eine sehr ernste Antwort auf die Frage gibt, warum uns die Beschäftigung mit dem Werk Goethes unverzichtbar sein sollte.

Hans Blumenberg: "Goethe zum Beispiel". Insel Verlag, Frankfurt am Main und Leipzig 1999. 245 S., geb., 44,- DM.

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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

In einer sehr genauen und ausführlichen Kritik gibt Ernst Osterkamp zu verstehen, warum es sich lohnt, diese nachgelassenen Fragmente des 1996 verstorbenen Philosophen lesen, obwohl sie sich nun doch nicht zu dem großen Goethe-Buch zusammenfügen, das man sich von Blumenberg erhoffte. Nach Ansicht des Rezensenten ist Blumenberg so von Goethe fasziniert, weil er in seinem langen Alter gegen den Zeitgeist kämpfte, der treulos geworden war, und dennoch in der Suche nach dem "Sinn des Lebens" nicht aufgab und auch seinen "Faust" noch vollendete. Wesentlich sei dabei, so versteht Osterkamp Blumenberg, das Thema der Distanz zu sich selbst, auf das hin Blumenberg Goethe ausschließlich lese. Über Goethes Dichtungen sei darum in diesem Buch nichts zu erfahren, wohl aber über die Frage, warum es sich noch lohnt, Goethe zu lesen.

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