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13 Kundenbewertungen

Der fremde Wille im eigenen Kopf
Nach einem Motorradunfall soll sich der 17-jährige Timo im Rehabilitationszentrum Markwaldhof von seinem schweren Schädel-Hirn-Trauma erholen. Schnell stellt er fest, dass sich merkwürdige Dinge im Haus abspielen: Der Wachkomapatient, mit dem er sich das Zimmer teilt, läuft nachts herum, spricht - und droht damit, Timo zu töten, falls er anderen davon erzählt. Und allmählich entdeckt Timo an sich selbst Fähigkeiten, die neu sind: Er kann Dinge, die er nicht können dürfte. Weiß von Sachen, die er nicht wissen sollte ...
Die Jury der hr2-Hörbuchbestenliste
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Produktbeschreibung
Der fremde Wille im eigenen Kopf

Nach einem Motorradunfall soll sich der 17-jährige Timo im Rehabilitationszentrum Markwaldhof von seinem schweren Schädel-Hirn-Trauma erholen. Schnell stellt er fest, dass sich merkwürdige Dinge im Haus abspielen: Der Wachkomapatient, mit dem er sich das Zimmer teilt, läuft nachts herum, spricht - und droht damit, Timo zu töten, falls er anderen davon erzählt. Und allmählich entdeckt Timo an sich selbst Fähigkeiten, die neu sind: Er kann Dinge, die er nicht können dürfte. Weiß von Sachen, die er nicht wissen sollte ...

Die Jury der hr2-Hörbuchbestenliste lobt Jens Wawrczeck als Sprecher, der Ursula Poznanskis spannende Romane den Hörern "mit Herz, Verstand und großem Können" nahe bringt.

(1 MP3-CD, Laufzeit: 12h 8)
Autorenporträt
Ursula Poznanski, 1968 in Wien geboren, veröffentlicht seit 2003 Kinder- und Jugendbücher. Für »Die allerbeste Prinzessin« erhielt sie den Kinder- und Jugendbuchpreis der Stadt Wien 2005 und stand auf der Auswahlliste für den Österreichischen Kinder- und Jugendbuchpreis. Sie lebt mit ihrer Familie im Süden von Wien. Ihr Cyberthriller »Erebos« wurde von der Jugendjury mit dem Deutschen Jugendliteraturpreis 2011 ausgezeichnet. Ende 2011 erschien ihr zweiter Jugendroman, der Thriller »Saeculum«. Es folgten »Layers« (2015), »Elanus« (2016), »Aquila« (2017), »Thalamus« (2018), »Erebos 2« (2019), »Cryptos« (2020) und »Shelter« (2021).

Jens Wawrczeck, 1963 in Dänemark geboren, erhielt seine Schauspielausbildung in Hamburg, Wien und New York. Seitdem ist er regelmäßig auf der Bühne zu sehen und hat seit seinen Anfängen beim NDR-Kinderfunk in unzähligen Hörspielen mitgewirkt. Seit 1979 ist er Teil des Kult-Trios »Die drei ???«. In seiner eigenen Hörbuchedition AUDOBA widmet er sich außergewöhnlicher und in Vergessenheit geratener Literatur, u. a. den Romanen, die der große Sir Alfred Hitchcock verfilmt hat. Jens Wawrczeck wurde sowohl als Schauspieler als auch als Hörbuchinterpret mehrfach ausgezeichnet. 2016 erhielt er den Sonderpreis des Deutschen Hörbuchpreises. Sein gesangliches Können stellt er auf seinem Soloalbum »Celluloid« unter Beweis.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 27.08.2018

Wer spricht da mit meiner Stimme aus meinem Mund?
Versuch über das Marionettentheater: In Ursula Poznanskis neuem Roman entdeckt ein Jugendlicher seltsame Vorgänge in einer Reha-Klinik

Etwas sagen zu wollen und nicht zu können, weil der Mund nur dumpfes Geheul produziert anstelle von verständlichen Worten, ist eine albtraumhafte Erfahrung. Entsetzlich aber ist, wenn auf einmal zwar doch die eigene Stimme klar artikuliert zu hören ist, aber die Worte nicht von einem selbst stammen. Timo jedenfalls, der nach einem Unfall in der Reha-Klinik "Markwaldhof" liegt, hört sich selbst plötzlich Drohungen gegenüber dem behandelnden Arzt ausstoßen. Als der dann "Aber Timo!" sagt, antwortet die Stimme des Jungen nur: "Ich bin nicht Timo!"

Niemand ist darüber erschrockener als Timo selbst, der Held in Ursula Poznanskis neuem Roman. Der trägt den Titel "Thalamus", was ihn unter ähnliche wie "Elanus", "Erebos" oder "Aquila" reiht, allesamt frühere Romane der fleißigen Autorin. Und wie in vielen ihrer Bücher steht auch hier ein Jugendlicher wenigstens anfangs allein einer avancierten Technik gegenüber, die im Hintergrund wirkt und erst nach und nach in all ihren Auswirkungen von ihm begriffen wird: einem zunehmend selbständiger agierenden Computerspiel in "Erebos", einer Geheiminformationen übermittelnden Brille in "Layers", einem Armband, das die biologischen Daten seines Trägers erhebt wie in der "Die Verratenen"-Trilogie.

Um Biologie geht es auch in "Thalamus" - der Titel verweist auf das Hirnareal, in dem Sinneswahrnehmungen verarbeitet werden. Der Schauplatz des Romans ist fast ausnahmslos jener Markwaldhof, in dem Patienten langsam wieder gehen oder sprechen lernen. Timo, der mit schweren Hirnverletzungen eingeliefert wurde und anfangs kein Glied koordiniert bewegen kann, ist geistig hellwach, wenigstens was seine gegenwärtige Existenz angeht. Bilder aus seinem früheren Leben und vor allem von seinem Unfall sind dagegen seltsam unwirklich, sie könnten, glaubt Timo, "ebenso Einbildung wie eine Erinnerung" sein. Was genau mit ihm passiert ist, weiß er jedenfalls nicht mehr. Und was seine Freundin Hannah angeht, zu der er damals unterwegs war, als er seinen Unfall hatte, ist die Unsicherheit besonders groß: "Manchmal zweifelte er daran, dass sie wirklich existierte, und das waren die quälendsten Momente. Es war ja auch möglich, dass er sie nur erträumt hatte, und sein kaputtes Gehirn gaukelte ihm nun vor, dass es sie gab. Keine Chance, das Gegenteil zu beweisen."

Den eingetretenen Kontrollverlust, seit jeher eine der gängigsten Ängste im Zusammenhang mit einem Krankenhausaufenthalt, nimmt jedenfalls auch Timo deutlich wahr: "irgendwie entwürdigend, aber das galt sowieso für die ganze Situation hier". Tatsächlich ist "Kontrolle" ein geheimes Zentrum dieses Romans. Wo Erinnerungen fragwürdig werden und einfachste Bewegungen nicht mehr selbstverständlich sind, wo Worte gedacht, aber nicht mehr artikuliert werden können, da kreist alles um das Wiedergewinnen der Kontrolle über den eigenen Körper. Timo allerdings muss nicht nur erleben, dass er nicht mehr Herr im eigenen Haus ist. Er argwöhnt auch, dass ein anderer in dieses Haus eingezogen ist - am deutlichsten etwa, wenn sein Sprachzentrum versagt und ein anderer ihn stattdessen klar und deutlich Worte aussprechen lässt, die er niemals sagen wollte.

Ursula Poznanski ist eine versierte Autorin, die mit Leichtigkeit Spannung aufbaut und über 450 Seiten hält. Dass etwas nicht stimmt im Reha-Zentrum, wird rasch deutlich, und ebenso, dass Timo ganz klassisch nicht wissen kann, wem er trauen darf. Hinzu kommt Poznanskis kluge Konstruktion, dass Timo einiges herausfindet, was er aber mangels klarer Artikulation niemandem mitteilen kann - auch das Schreiben ist ihm fast unmöglich. Timo registriert verblüfft, dass einige der Patienten ungewöhnlich rasche Fortschritte machen, nicht zuletzt er selbst, dass sich aber auch immer wieder scheinbar grundlose Rückschläge einstellen, ein Auf und Ab bis hin zu lebensbedrohlichen Krisen, denen tatsächlich zwei Patienten zum Opfer fallen.

Irritierend aber sind vor allem die Begegnungen mit anderen Patienten, etwa mit seinem Zimmernachbarn Magnus, einem jungen Mann im Wachkoma: "Wieder jemand, der nur noch aus Körper bestand, eingesperrt in sich selbst, ohne Kontakt zur Umwelt", denkt Timo. Bis Magnus eines Nachts offenbar kerngesund vor Timos Bett steht und ihn bedroht - er könne jederzeit ein Kissen nehmen, sagt Magnus, und den wehrlosen Mitpatienten ersticken. Am nächsten Morgen liegt Magnus wieder wie zuvor in seinem Bett, reagiert auf nichts und hat offenbar keinerlei Kontrolle über seinen Körper. Niemand würde Timo seine Geschichte glauben. Ganz abgesehen davon, dass er keine Möglichkeit hat, sich mitzuteilen.

Dass es in diesem Roman wesentlich um die Ambivalenz medizinischer Forschung geht, wird rasch deutlich, die ethische Dimension fehlt hier so wenig wie in sämtlichen anderen Romanen der Autorin. Vielleicht aber ist der Name, den die Autorin dem Chefarzt verliehen hat, ein Hinweis, worum es ihr über das Medizinische hinaus geht. Er heißt Kleist, so wie der Autor des berühmten Aufsatzes "Über das Marionettentheater". Darin werden Menschen mit den Figuren des Puppentheaters verglichen, die erst mit großer Grazie wie an Fäden bewegt werden, dann ohne die plötzlich durchtrennten Fäden die frühere Sicherheit verlieren und schließlich, so die Utopie, in die Lage versetzt werden, ihre eigenen Fäden zu führen, Puppe und Marionettenspieler in einem. Fremd ist dieses Ziel den Betreibern dieser Klinik sicher nicht. Und Poznanski schildert, was dabei alles verlorengeht.

TILMAN SPRECKELSEN

Ursula Poznanski: "Thalamus".

Loewe Verlag, Bindlach 2018. 448 S.,

br., 16,95 [Euro]. Ab 14 J.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 26.10.2018

Junge Kritiker
Fremdsteuerung des eigenen Körpers
„Etwas hatte die Kontrolle über seine Beine übernommen, genauso wie am Abend vorher über sein Sprechvermögen.“ Der 17-jährige Timo kommt in dem Jugendthriller „Thalamus“, von Ursula Poznanski, nach einem Motorradunfall in die abgeschiedene Rehaklinik Markwaldhof. Er kann sich dort sehr schnell erholen und findet Freunde. Alles scheint gut zu sein, doch dann beginnt Timo in der Nacht unter fremder Kontrolle im Schlaf zu wandeln und kann Dinge, die er tagsüber nicht im Ansatz schafft. Er hört eine seltsame Stimme in seinem Kopf, und sein Zimmernachbar, der tagsüber im Koma liegt, droht ihm in der Nacht. Als Patienten auf unerklärliche Weise plötzliche Rückfälle erleiden, versucht er zu fliehen, scheitert aber. Die Lage spitzt sich zu, als er mitbekommt, dass sie alle Versuchsobjekte eines medizinischen Experiments sind, das außer Kontrolle gerät. Da sein Sprachzentrum blockiert, ist er bei der Rettung auf sich alleine gestellt. Das gesamte Buch ist in einer personalen Erzählsituation geschrieben, man erfährt also alles nur aus Timos Sicht. Dadurch fühlt man sich, als wäre man mitten in der Geschichte. Man kann Timos Handeln nachvollziehen, weil auch sehr gut seine Gefühle durch innere Monologe beschrieben werden. Spannung wird vor allem durch die geisterhafte Stimme in Timos Kopf, die bedrohend wirkt, und durch viele offene Fragen im Text aufgebaut.
Ich persönlich finde das Buch lesenswert, da es durch seine Erzählperspektive mitreißend ist. Man kann der Handlung sehr gut folgen und sich mit den Personen identifizieren. Vor allem das Thema Fremdsteuerung des eigenen Körpers finde ich sehr spannend, und auch der Schluss beinhaltet eine realistische Auflösung, die uns in naher Zukunft betreffen könnte. Ich empfehle das Buch auf jeden Fall.
TOBIAS GÖTTLER (15 JAHRE)
Ursula Poznanski: Thalamus. Loewe Verlag, Bindlach. 448 Seiten, 16,95 Euro.
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
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"Psychothriller auf der Höhe der medizinischen Forschung." Focus "In diesem Roman geht es wesentlich um die Ambivalenz medizinischer Forschung." Tilman Spreckelsen, Frankfurter Allgemeine Zeitung "Ursula Poznanski taucht diesmal in die Welt der Medizin ein und strickt einen gewohnt spannenden Biotechnik-Thriller, dessen Science-Fiction-Elemente gar nicht so realitätsfern sind." Mathias Ziegler, Wiener Zei-tung "Ein lesenswerter Thriller für alle, die Nervenkitzel lieben." Popcorn