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Two young couples, Sid and Charity and Larry and Sally, from different backgrounds--East and West, rich and poor--befriend each other in 1937 Madison, Wisconsin, in an evocative and insightful portrait of family and friendship.
Introduction by Terry Tempest Williams Afterword by T. H. Watkins
Called a magnificently crafted story . . . brimming with wisdom by Howard Frank Mosher in The Washington Post Book World, Crossing to Safety has, since its publication in 1987, established itself as one of the greatest and most cherished American novels of the twentieth century. Tracing the lives,
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Produktbeschreibung
Two young couples, Sid and Charity and Larry and Sally, from different backgrounds--East and West, rich and poor--befriend each other in 1937 Madison, Wisconsin, in an evocative and insightful portrait of family and friendship.
Introduction by Terry Tempest Williams
Afterword by T. H. Watkins

Called a magnificently crafted story . . . brimming with wisdom by Howard Frank Mosher in The Washington Post Book World, Crossing to Safety has, since its publication in 1987, established itself as one of the greatest and most cherished American novels of the twentieth century. Tracing the lives, loves, and aspirations of two couples who move between Vermont and Wisconsin, it is a work of quiet majesty, deep compassion, and powerful insight into the alchemy of friendship and marriage.
Autorenporträt
Terry Tempest Williams is the author of many books, including Refuge: An Unnatural History of Family and Place; Red: Passion and Patience in the Desert; and Finding Beauty in a Broken World. A recipient of a Guggenheim Fellowship and a Lannan Literary Fellowship in creative nonfiction, she lives in southern Utah.   T. H. Watkins (1936–2000) was the first Wallace Stegner Distinguished Professor of Western American Studies at Montana State University, and was the author of twenty-eight books.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 28.11.2008

Wir müssen über Geld reden

Diese Bücher bringen Zinsen: Margaret Atwood hilft aus der Schuldenfalle, und Wallace Stegner ist ein Währungshüter vom alten Schlag.

Von Felicitas von Lovenberg

Vor langer Zeit, es dürfte in den fünfziger Jahren gewesen sein, kam der Literatur ihre zuvor recht ausgeprägte Neigung abhanden, über Geld zu reden. Vielleicht lag es am wachsenden Wohlstand nach Kriegsende und daran, dass die gesellschaftlichen Unterschiede insgesamt kleiner wurden. Auf jeden Fall wurde Geld in ästhetischer Hinsicht zu einem Accessoire, das einen Charakter zwar vervollständigen, aber sein Verhalten längst nicht so grundlegend zu erklären vermochte wie Liebe, Sehnsucht, Schuld und andere komplexe Zustände. Geizhälse, Erbtanten und stille Wohltäter, Dauerpleitiers und Bankrotteure verschwanden ebenso aus den Romanen des westlichen Kanons wie Mädchen ohne Mitgift, Pfandhäuser und die Gosse. Nur im Kriminalroman, dem Sperrbezirk der niederen Instinkte, blieb die Gier eine Sünde wert. Sicher, auch im Roman mussten die Helden über die Runden kommen, Arbeit und ein Einkommen haben, aber insgesamt galt: Über Geld spricht man nicht - denn über ausreichende Mengen davon zu verfügen ist fast so peinlich, wie es nicht zu tun. Praktischerweise ließ sich das so entstandene Themenvakuum immer besser mit Sex füllen, und so waren alle zufrieden.

Jetzt, da im Labyrinth der Apokalypsen nach Orientierung gesucht wird, reden zwar plötzlich alle wieder übers Geld. Aber weil die Schallwellen großer Erschütterungen meist erst mit Verzögerung in der schönen Literatur ankommen, war mit aktuellen Beiträgen von dort nicht unbedingt zu rechnen. Dabei erscheint gerade jetzt ein Buch, das die Krise auf ganz neue Weise auslotet: indem es sich unseren metaphorischen Kontostand ansieht. Und der steckt tief in den roten Zahlen. Was Margaret Atwood in "Payback" als "Schattenseite des Wohlstands" schildert, sind nicht die Auswirkungen der Finanzkrise, sondern jene übergeordneten Schulden, die in ihrem Schatten leicht aus dem Blick geraten. Denn letztlich steht hinter jeder Handlung eine unausgesprochene Rechnung, ein Streben nach dem Ausgleich von Geben und Nehmen, "das sowohl das unersättliche menschliche Begehren als auch die unsägliche menschliche Angst spiegelt und vergrößert". Das Beunruhigendste ist, dass wir gar nicht mehr damit rechnen, unser Soll je ausgleichen zu müssen, weil jegliche Schulden, wie Atwood feststellt, ihren Schrecken verloren haben: "Wir ernten, was wir gesät haben, jedenfalls möchten wir das gern glauben, und nicht nur das, sondern auch, dass irgendjemand, irgendeine Macht die Verantwortung für den Ausgleich der Konten übernommen hat." Vorbei die Zeiten, da niemand auf Pump leben wollte, weil man um die gefährliche Nähe von Verschuldung und Versklavung wusste. Wie noch jede Totsünde, so Atwood, sei auch das Schuldenmachen irgendwann schick geworden. Aber nun ist die Phase angebrochen, "in der das Harmlose und Schicke am Schuldenmachen vorbei ist und es in den Sündenpfuhl zurückfällt". Die Zeit zur Tilgung ist verstrichen, jetzt ist Zahltag, payback time. Wer den Schuldschein nicht einlösen kann, muss Schlimmes befürchten, denn Payback heißt auch Rache.

Die kanadische Schriftstellerin spickt ihre im aufgekratzten Plauderton dargelegten, doch alles andere als harmlosen Befunde mit Belegen aus Literatur und Ideengeschichte von der Antike bis zur Gegenwart, und auch, wenn die Assoziationsketten bisweilen sehr bunt ausfallen (als Vorbild für ihre Zeitsprünge gilt ihr "Raumschiff Enterprise"), ist der Ertrag frappierend. Weil Atwood sich ihrem existentiellen Thema bei allem Wissen weniger als Lehrerin (das Buch entstand aus einer Serie von Vorlesungen) denn als Betroffene nähert, die die eigene Beunruhigung und Verwirrung offen eingesteht, sind ihre Beobachtungen und die Zusammenhänge, die sie herstellt, erhellend - gerade weil sie keinesfalls abschließend sein wollen. Und immer führen ihre Streifzüge sie zurück in die Gegenwart, etwa wenn sie unterschiedliche Versionen des Faustschen Paktes, von Marlowe über Goethe bis hin zu einer versprengten Lesart Washington Irvings, studiert und zum Schluss kommt, dass der Teufel von heute es nicht mehr auf die Seelen, sondern auf die Immobilien abgesehen hat.

Gewissermaßen im Vorübereilen fällt Atwood dann auch auf, dass die treibende Kraft in den Romanen des neunzehnten Jahrhunderts keineswegs die Liebe ist, sondern das Geld. Die Beweise klimpern wie Münzen im Samtbeutel, Brontës "Sturmhöhe" und Thackerays "Jahrmarkt der Eitelkeiten", Zolas "Gérminal" und "Onkel Toms Hütte" von Beecher-Stowe. Ihr Kronzeuge aber ist "A Christmas Carol" von Charles Dickens, in dem sich der Geizkragen und Menschenschinder Ebenezer Scrooge angesichts dessen, was ihn erwartet, wenn er so weitermacht, zu einem gütigen und wohltätigen alten Herrn wandelt. In Dickens' Geschichte, die es ihr so angetan hat, dass sie sie unter den Vorzeichen unserer ökologischen Schuld dem Planeten gegenüber sogar neu erzählt, findet Atwood allerdings auch ihren Meister.

Sie hätte ihn auch in Wallace Stegner finden können, dem leider viel zu wenig bekannten Autor des amerikanischen Westens, der vor einundzwanzig Jahren einen Roman geschrieben hat, der für diesen Winter wie gemacht ist. "Crossing to Safety" heißt das Buch im Original. Wallace Stegner war bereits Ende siebzig, als er es schrieb, es war das letzte große Werk vor seinem Tod 1993. Dass der Deutsche Taschenbuch Verlag es unter dem Titel "Zeit der Geborgenheit" jetzt erstmals in deutscher Übersetzung herausgebracht hat, ist ein Geschenk zur Zeit. Denn der Roman liest sich nicht nur wie ein Echo auf die Fragen, die Margaret Atwood in ihrem hyperklugen Essay aufwirft, sondern Stegner geht noch weiter: Sein Thema ist nicht finanzielle Abhängigkeit, sondern die des Herzens. Seine Antwort auf die Frage, wie man leben soll, wenn Schulden sich nicht vermeiden lassen, beruht auf der Radikalität von Erfahrungen, die man sich, anders als die Bücher, die man liest, nicht aussuchen kann. Wo Atwood plakativ ist, ist er weise, wo sie mit Fakten wedelt, lädt er ein zur stillen Beobachtung.

"Zeit der Geborgenheit" handelt, neben vielem anderen, von der Zeit, als es noch keine Schande war, über Geld zu reden. "In gewisser Weise ist es schön, jung und knapp dran zu sein", findet Larry Morgan sogar, als er 1937 mit seiner Frau Sally nach Madison, Wisconsin kommt, um sich als Dozent an der Universität Sporen zu verdienen. Unumwunden erzählt der Roman davon, wie es ist, jeden Penny zweimal umdrehen zu müssen - und ebenso unkeusch auch davon, um wie viel härter es ist, klamm zu sein, wenn die besten Freunde so reich und großzügig sind wie Langs. Sid und Charity Lang, ein anderes junges Paar im Universitätsbetrieb, ausgestattet mit Geld, gutem Namen und der Unbeschwertheit finanzieller Sicherheit, entdecken die Morgans mit einer Begeisterung, die an Verliebtheit grenzt, und umwerben sie, als seien in Wahrheit diese der gesellschaftliche Fang. Eine Dinnerparty bei den Langs wird für die Morgans zur Offenbarung - und zum Auftakt einer lebenslangen Freundschaft der beiden Ehepaare: "Gewöhnt an Entbehrung und heruntergeschraubte Erwartungen, waren wir Erfrierende, die endlich ins Warme und Trockene gelangten. Wir waren versöhnt mit uns, versöhnt mit der Welt."

Während Margaret Atwood uns daran erinnert, dass immer noch eine Rechnung offen ist, erzählt Wallace Stegner von Anstand, Loyalität und der stillen Aufopferung, die bisweilen zur Freundschaft und zur Ehe gehören. Denn die Ehen der Langs und der Morgans sind, jede auf ihre Art, auf Hingabe und Abhängigkeit gegründet. Charity Lang, die den Viererbund ebenso unerbittlich charmant dominiert wie ihren Mann, erkrankt an Krebs; Sally Morgan wird durch Kinderlähmung zum Krüppel. Larry, der im akademischen Betrieb nicht Fuß fassen kann, wird zum namhaften Schriftsteller, während Sid, dem in der Natur das Herz, aber nicht die Verse aufgehen, an der Universität und der Leine seiner Frau verharrt, anstatt sich als Dichter zu versuchen. Es ist offenbar, dass die zunächst ungleich anmutende Freundschaft der Paare mit den Jahren gestärkt wird durch den Trost, bei den jeweils anderen eine Konstellation zu erkennen, die der eigenen nicht unähnlich ist. Am Ende denkt Larry darüber nach, dass die Krankheit es seiner Frau ermöglicht hat, "mir mehr zu geben, als sie es in gesundem Zustand vermocht hätte, ihre Behinderung hat mich zumindest das Alphabet der Dankbarkeit gelehrt". Demut lässt sich nicht verordnen, sondern nur lernen - ob beim Blick auf den Kontoauszug oder in den Spiegel, muss jeder selbst herausfinden.

Margaret Atwood: "Payback". Schulden und die Schattenseite des Wohlstands. Aus dem Englischen übersetzt von Bettina Abarbanell, Grete Osterwald, Sigrid Ruschmeier, Gesine Strempel und Brigitte Walitzek. Berlin Verlag, Berlin 2008. 250 S., geb., 18,- [Euro].

Wallace Stegner: "Zeit der Geborgenheit". Roman. Aus dem Amerikanischen übersetzt von Chris Hirte. Deutscher Taschenbuch Verlag, München 2008. 417 S., br., 14,90 [Euro].

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