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Johannes Mario Simmel hat eine ebenso bezaubernde wie bewegende Erzählung über die verschiedenen Arten der Liebe geschrieben, über die Leidenschaft, die Treue und den Tod, nicht zuletzt über die glitzernden Städte und die stillen Dörfer der französischen Mittelmeerküste.
»Simmel hat wie kaum ein anderer zeitgenössischer Autor einen fabelhaften Blick für Themen, Probleme, Motive.« Marcel Reich-Ranicki

Produktbeschreibung
Johannes Mario Simmel hat eine ebenso bezaubernde wie bewegende Erzählung über die verschiedenen Arten der Liebe geschrieben, über die Leidenschaft, die Treue und den Tod, nicht zuletzt über die glitzernden Städte und die stillen Dörfer der französischen Mittelmeerküste.

»Simmel hat wie kaum ein anderer zeitgenössischer Autor einen fabelhaften Blick für Themen, Probleme, Motive.« Marcel Reich-Ranicki
Autorenporträt
Simmel, Johannes MarioJohannes Mario Simmel, 1924 in Wien geboren, gehörte mit seinen brillant erzählten zeit- und gesellschaftskritischen Romanen und Kinderbüchern zu den international erfolgreichsten Autoren der Gegenwart. Seine Bücher erscheinen in 40 Ländern, ihre Auflage nähert sich der 73-Millionen-Grenze. Der Träger des Österreichischen Ehrenkreuzes für Wissenschaft und Kunst 1. Klasse wurde 1991 von den Vereinten Nationen mit dem Award of Excellence der Society of Writers ausgezeichnet. »Simmel hat wie kaum ein anderer zeitgenössischer Autor einen fabelhaften Blick für Themen, Probleme, Motive«, sagte Marcel Reich-Ranicki über den Schriftsteller. Johannes Mario Simmel verstarb am 1. Januar 2009 im Alter von 84 Jahren in der Schweiz.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 21.11.1998

Heiliger Bammel
Es muß nicht immer Simmel sein · Von Harald Hartung

"Die Achsen schlugen, schlugen, schlugen . . ." Wer, wie ich, noch nie im berühmten Train bleu gefahren ist, mag sich über die Schienenstöße wundern, die der weltläufige Autor in diesem Luxuszug Anfang der achtziger Jahre unseres Jahrhunderts noch wahrzunehmen vermochte. Für den Leser, der zu Hause oder in einem ruhigen Zugabteil Johannes Mario Simmels neues Buch in der Hand hält, stellt das Schlagen der Achsen keine Komforteinbuße dar. Es skandiert nur die hundert Seiten der Erzählung, die uns in einige sehenswerte Orte an der Côte d'Azur führt und mit dem dortigen Lifestyle bekannt macht.

Beim Lokalkolorit des Romans "Der Mann, der die Mandelbäumchen malte" freilich sollte man die Erwartungen nicht allzu hochschrauben. Daß sich im französischen Süden die Männer beim Boule, "diesem Spiel mit Metallkugeln", amüsieren, dürfte sich inzwischen herumgesprochen haben. Vielleicht sollen wir aber für den Tip dankbar sein, die Fondation Maeght zu besuchen: "Sie können Werke von Bonnard, Braque, Miró, Calder, Kandinsky, Ubac und so fort sehen." Die reiche, ältere, doch angeblich immer noch schöne Amerikanerin belehrt derart ihren Gesprächspartner, einen französischen Schriftsteller. Dabei hat er schon längst genickt.

In jener vom Schlagen der Achsen rhythmisierten Nacht erzählt die grünäugige Roberta Collins bei zwei Flaschen Pommery ("Das ist ein Tröpfchen", rühmt sie, aber da hat sie schon einen Schwips) ihrem Reisegefährten Royan, der seinen literarischen Ehrgeiz unterm Schreiben von Krimiheftchen und dem Reparieren mißratener Filmskripts begraben hat, die Geschichte ihrer großen und einzigen Liebe. Es ist die Geschichte einer reichen und verwöhnten Frau, die mit fünfundvierzig zum erstenmal erfährt, was sie bislang weder gekannt noch vermißt hat: die vollkommene Erfüllung in der Liebe. Der ihr dazu verhilft, ist Pierre Mondragon, "der große Mann mit den hellen Augen" - und obendrein ist der schöne Götterbote auch noch Maler.

Natürlich ist so ein coup de foudre nicht für die Ewigkeit; und Robertas schwerreicher Mann, ein New Yorker Bankier, muß erst an Muskelschwund ("dasselbe, was Onassis hatte") sterben, damit die Liebende ihren Entschluß wahrmachen kann, zu ihrem Maler nach Saint-Paul-de-Vence zu fahren, um für immer bei ihm zu bleiben.

Sie führt eines der postkartengroßen Bildchen von Mandelbäumchen mit, wie sie Pierre ihr in der Zeit der Trennung geschickt hatte. Doch sie weiß nicht, daß sie selbst eine Betrogene ist, und sie wird es auch nicht erfahren. Der Tod im Zugabteil - "Herzversagen oder Infarkt" - hat sie nach ihrer Champagner-Beichte vor dieser harten Erkenntnis bewahrt. Und damit vor einem Desillusionierungsprozeß, dessen Darstellung die Fähigkeit des Autors enorm gefordert hätte.

So bleibt ihr - wenn auch nicht uns - viel erspart. Zum Beispiel: Pierre konnte gar nicht malen. Er war ein Gigolo, den der armenische Juwelier Alassian gegen Provision auf reiche Ehefrauen ansetzte. Die gemalten Mandelbäumchen waren Massenprodukte, hergestellt mit Hilfe von simplen Schablonen. Auch war sie nicht die einzige Frau, die Pierre von Zeit zu Zeit mit einem Scheck unter die Arme griff. Und um das Maß vollzumachen: der Mann, von dem sie die Liebespostkarten zu empfangen glaubte, ist seit zwei Jahren tot. Eine andere Frau, die nun triumphiert, hat das Geschäft mit den Liebesgefühlen einfach skrupellos weiterbetrieben.

Alles Täuschung also, aber so ist das Leben. Daß die alternde Frau sich täuschen ließ, schreiben wir der Liebe zu. Doch auch Royan, der Schriftsteller, fiel auf die hübschen Mandelbäumchen herein. Vielleicht sollte er sich demnächst die Fondation Maeght doch einmal etwas genauer ansehen.

Immerhin hat er nun den Plot, mit dem er das verkorkste Filmskript retten wird. Er wird brauchbare Ware liefern. Demnächst auf der Leinwand. Oder im Zugabteil. Es muß ja nicht immer Pommery und der Train bleu sein. Simmel läßt Royan - kollegial mitfühlend - sagen: "Meine Leser haben einen heiligen Bammel vor hoher Kunst."

Johannes Mario Simmel: "Der Mann, der die Mandelbäumchen malte". Droemer Verlag, München 1998. 120 S., geb., 19,80 DM.

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