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2 Kundenbewertungen

Eigentlich wollte der smarte Pierre Hunter raus aus der Provinz, nun schlägt er sich dort als charmanter Barkeeper durch. Sein unerschütterlicher Optimismus und die Begabung für Taschenspielertricks helfen ihm, Ärger aus dem Weg zu gehen. Aber diese Unbeschwertheit endet jäh, als ihm bei einem Unfall die geheimnisvolle Frau vom See das Leben rettet. Als Pierre beim Schlittschuhfahren im Eis einbricht, wird er von der bildhübschen Stella Rosmarin gerettet. Die nur wenige Jahre ältere Frau lebt zurückgezogen in einem leerstehenden Haus am See. Prompt verlieben die beiden sich ineinander. Doch…mehr

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Produktbeschreibung
Eigentlich wollte der smarte Pierre Hunter raus aus der Provinz, nun schlägt er sich dort als charmanter Barkeeper durch. Sein unerschütterlicher Optimismus und die Begabung für Taschenspielertricks helfen ihm, Ärger aus dem Weg zu gehen. Aber diese Unbeschwertheit endet jäh, als ihm bei einem Unfall die geheimnisvolle Frau vom See das Leben rettet. Als Pierre beim Schlittschuhfahren im Eis einbricht, wird er von der bildhübschen Stella Rosmarin gerettet. Die nur wenige Jahre ältere Frau lebt zurückgezogen in einem leerstehenden Haus am See. Prompt verlieben die beiden sich ineinander. Doch die Rettung war wohl alles andere als zufällig. An der Seite der schönen, aber schweigsamen Stella gerät der Taugenichts von einem sonderbaren Erlebnis ins nächste. Bei einem Ausflug nach Kalifornien zieht er sich ungewollt den Zorn eines gefährlichen Mannes zu, der auf Rache sinnt und ihn verfolgt. Zuhause erwartet Stella die beiden schon mit einem schaurigen Geheimnis, das über die Vorstellungskraft aller Beteiligten hinausgeht.
Autorenporträt
Tom Drury, geboren 1956 in Iowa, zählt zu den wichtigsten amerikanischen Schriftstellern seiner Generation. Seine Romane gelten als moderne Klassiker. Er veröffentlicht unter anderem im »New Yorker« und in »Harper's Magazine«. Drury lebt zur Zeit in Berlin.

Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 21.02.2015

In Würde weitermachen

Ein metaphysischer Thriller mit Augenzwinkern: In seinem Roman "Das stille Land" erzählt der große amerikanische Autor Tom Drury klug von Schicksal, Schuld und Sühne.

Am Ende einer seltsamen, ziellosen Silvesternacht landet Pierre Hunter im Gefängnis. Pierre, vierundzwanzig, besucht eine Party, bei der er kaum jemanden kennt, trinkt Whiskey, springt spontan als Schlagzeuger einer Band mit Songs wie "Polyester Bride" und "In Heaven There Is No Beer" ein, knutscht mit der Sängerin, geht in die Kälte, um wieder nüchtern zu werden, sieht eine Sternschnuppe, plaudert nett mit einem alten Mann in einer Picknickhütte und will dann zur Party zurückkehren, gerät dabei allerdings ins falsche Haus.

Trotz der Silvesterstimmung versteht der Hausherr keinen Spaß. Er sei Polizeibeamter außer Dienst, lässt er Pierre wissen. "Ich bin Barkeeper", erwidert Pierre unbekümmert und macht sich daran, den Gästen des Polizisten einen Münztrick vorzuführen, bevor er freiwillig geht. Da hat der Gastgeber aber bereits seine Kollegen gerufen, die Pierre doch noch festnehmen, "schließlich waren sie schon diesen ganzen Weg gefahren".

Von dem Jahr, das dieser Silvesternacht folgt, handelt Tom Drurys Roman "Das stille Land". Der große amerikanische Erzähler hat ein seltsames, aber kein zielloses Buch geschrieben, so fesselnd wie faszinierend komponiert. Drury, Jahrgang 1956, wuchs in Iowa auf, ist gelernter Journalist und debütierte 1994 mit dem Roman "Das Ende des Vandalismus", der erstmals in das fiktive Grouse County im ländlichen Mittleren Westen der Vereinigten Staaten führte, wo auch "Traumjäger" (2000) spielte. Es sind die zwei einzigen bisher auf Deutsch vorliegenden Bücher Drurys, verknüpft durch wiederkehrende Figuren um den einstigen Kleinganoven und späteren Klempner Charles "Tiny" Darling. Obwohl es verwundert, dass nicht erst "Pacific", die 2013 in Amerika veröffentlichte, wiederum sehr gelobte Fortsetzung der Grouse-County-Romane, ins Deutsche übersetzt wurde, ist es äußerst erfreulich, mit "Das stille Land" von 2006 nun auch Drurys Werk außerhalb der Trilogie entdecken zu können.

Für "Das stille Land" erfindet Drury die kleine Provinzstadt Shale, 280 Kilometer von Ames, Iowa, entfernt. Dorthin ist Pierre nach dem Tod seiner Eltern zurückgezogen. Am College hat er zwar seinen Abschluss in Naturwissenschaften gemacht, doch jetzt steht er hinterm Tresen des "Jack of Diamonds", eines Restaurants mit Bar, dessen Küchenchef für sein "Lamm à la Primitive" bekannt ist. Drurys Mittlerer Westen erweist sich als Land der geplatzten Träume, und dem Autor gelingt es, in ein, zwei unsentimentalen Sätzen die gebrochenen Lebensläufe der Figuren zu resümieren. Ein Stammgast im "Jack of Diamonds" ist der Pastor John Morris, den seine Frau wegen eines jüngeren Pastors verließ, "und obwohl sie nach ein paar Monaten zu ihm zurückgekehrt war, wurde er nie wieder ganz derselbe". Man erfährt in diesem Roman viel über die Würde des Weitermachens.

Für den albernen Vorfall an Silvester muss sich Pierre vor Gericht verantworten, kommt aber um eine Verurteilung wegen Hausfriedensbruchs herum. Stattdessen wird ihm eine Schulung gegen Alkoholismus aufgebrummt. Im existentiellen Hin und Her seines Lebens wartet nach jedem Glück schon eine neue Gefahr - und umgekehrt. Er stirbt fast beim Schlittschuhlaufen, weil das Eis bricht, doch plötzlich ist da eine schöne Fremde, die ihm ein Seil zuwirft. Pierres Lebensretterin heißt Stella, weiß mehr über ihn, als sie verrät, und wird seine Geliebte.

Als Pierre im Sommer per Anhalter reist und ein Fahrer ihm den Rucksack stehlen will, setzt Pierre - sein Vorname ist kein Zufall - ihn mit einem Steinwurf außer Gefecht, findet 77 000 Dollar unter der Motorhaube und macht sich mit dem Geld davon. So wird Pierre - dessen Nachname Hunter ebenfalls kein Zufall ist - bald selbst zum Gejagten. Was als Provinzpanorama und als Porträt eines gutmütigen Tolpatschs begann, wandelt sich zu einem spannungsgeladenen metaphysischen Thriller, der klug von Schicksal, Schuld und Sühne erzählt.

Während bei Drurys zuvor auf Deutsch erschienenen Romanen die Übersetzungsleistung von Gerhard Falkner und Nora Matocza hervorgehoben wurde, lassen es die beiden bei "Das stille Land" leider an der nötigen Sorgfalt fehlen. Das "Jack of Diamonds" etwa ist im Original ein "supper club" in der Tradition des Mittleren Westens, eben ein Restaurant mit Bar, wo ja ein respektabler Mann wie Pastor Morris regelmäßig Rehbraten mit Zwiebeln isst. Daraus einen "Luxusnachtklub" zu machen verdreht Sinn und Geist des Ortes. Der gröbste von zahlreichen Schnitzern begegnet einem, wenn Pierre eine CD der Alternative-Country-Band Old 97's hört - was Falkner und Matocza mit "Songs von 1997" übersetzen.

Pierre singt einen Song der Old 97's über eine Geburt auf dem Rücksitz eines Ford Mustang mit. Das spielt auf den Refrain von "Won't Be Home" an, der dann so weitergeht: "And the very first song that the radio sang / Was ,I won't be home no more'". Pierre wird tatsächlich nicht mehr nach Hause zurückkehren am Ende des Buchs. Der Übersetzungspatzer bringt Leser um die Pointe, dass sich heute ein Popsong so als Omen lesen lässt wie einst der Vogelflug oder die Innereien von Opfertieren. Diese Art des Augenzwinkerns ist ein wesentliches Merkmal von Drurys Erzählweise. Er haut einem die Zeichenhaftigkeit von Figuren- oder Ortsnamen, die Todes- und Maskensymbolik erst so häufig um die Ohren, dass es fast übertrieben wirkt, nur um die heißlaufende Deutungsmaschine immer mal wieder mit Witz abzukühlen.

Der alte Mann in der Picknickhütte fragt an Silvester, ob Pierre bereit sei. Pierre will wissen, wofür. "Für das neue Jahr. Was es auch bringen mag." Pierre bejaht, und sie reichen einander die Hand. Stella, die nicht ist, was sie scheint, sagt später über den alten Mann, er könne "Dinge geschehen lassen. So dass sie auf eine bestimmte Art geschehen und nicht auf eine andere." Hat Pierre in einem Buch voller Vorzeichen und übersinnlicher Ereignisse damals vielleicht durch den Handschlag unwissentlich einen Pakt geschlossen? "Alles sah anders aus nach der Begegnung mit dem alten Mann - die Autos entlang der Straße sahen neuer aus, der Schnee weniger zertrampelt." Das ist andererseits kein Wunder, wenn man gerade betrunken auf das falsche Haus zugeht.

THORSTEN GRÄBE

Tom Drury: "Das stille Land". Roman. Aus dem Englischen von Gerhard Falkner und Nora Matocza. Klett-Cotta Verlag, Stuttgart 2015. 216 S., geb., 19,95 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur FR-Rezension

Jens Balzer kann nicht sagen, ob die spärliche Handlung in Tom Drurys "Das stille Land" einem minimalistischen Hyperrealismus geschuldet ist oder der extremen Verdichtung zu einer mythischen Gegenwart, die wie die eingefrorene "Schleife einer ewigen Wiederkehr" wirkt, irgendwo zwischen Ende und Anfang, Tod und Leben, erklärt der Rezensent. Ein Mann bricht beim nächtlichen Schlittschuhlaufen durch die Eisdecke eines Sees in Iowa, wird von einer jungen Frau gerettet und die beiden verlieben sich ineinander, fasst Balzer zusammen. Dass die Stimmung dabei unheimlich anmutet, liegt daran, dass die Zeit für die Liebenden in alter Manier aus den Fugen gerät, so der Rezensent.

© Perlentaucher Medien GmbH

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 06.02.2015

Unser Gott trägt Cowboystiefel
Tom Drury ist der große Menschenfreund unter den amerikanischen Erzählern. Sein neuer Roman
„Stilles Land“ handelt von Liebe und Tod – und einem Westen, der wieder wild geworden ist
VON CHRISTOPHER SCHMIDT
Solch einen Geistlichen möchte man in der Gemeinde haben. Einen wie diesen John Morris, der sich noch gut an das kleine weiße MGA-Cabrio mit den elegant geschwungenen Kotflügeln erinnern kann, das einst dem Vater des labilen jungen Mannes aus dem Sprengel gehörte und mit dem Haus der Eltern nach deren Tod verkauft worden ist. Zufällig habe er den Wagen in seiner Autowerkstatt gesehen, wo er zum Verkauf stand, erzählt Morris an der Bar des Clubs, in dem der junge Mann als Barkeeper arbeitet. Anderntags sei es aber schon nicht mehr da gewesen. „Wie schade“, sagt Pierre. Und darauf der Pastor: „Na egal, hier sind jedenfalls die Schlüssel.“ Morris hat das Auto zurückgekauft für Pierre, zur Erinnerung an dessen Vater und damit er nicht mehr per Anhalter unterwegs ist. Das nennt man dann wohl praktische Seelsorge.
  Ein guter Hirte ist auch der Mann, der sich diese Szene ausgedacht hat, einer, der seine Herde zusammenhält und sich besonders um die verlorenen Schafe kümmert, denn von denen gibt es einige in seinen Romanen. Der 1956 geborene amerikanische Schriftsteller Tom Drury ist der wohl menschenfreundlichste Erzähler der USA. Fünf Romane hat er bisher veröffentlicht, nicht gerade viel für einen Autor, der seit dreißig Jahren schreibt. Nach Stationen in Los Angeles, New York und Providence lebt Drury inzwischen wieder in Iowa, wo er herkommt. Zur Zeit aber ist er Gast der American Academy in Berlin.
  Gerade mal zwei seiner Bücher waren bisher auf Deutsch publiziert worden, das eine mit acht, das andere mit sechzehn Jahren Verspätung. Dass Drury ein Autor der Entschleunigung ist, kann dafür keine Entschuldigung sein. Auch sein Roman „Das stille Land“, der nun auf Deutsch erscheint, kam in den USA bereits 2006 heraus, ist aber immerhin gerade in Hollywood verfilmt worden und soll im Sommer in die Kinos kommen. „The Driftless Area“ heißt das Buch im Original, nach jenem Teil von Iowa, in den die Gletscher tiefe Täler gegraben haben.
  Doch nicht nur die abgeschmolzenen Gletscher haben ihre Spuren hinterlassen, die Abwanderung, die wirtschaftliche Drift hat das Land in eine soziale Endmoräne verwandelt. Landflucht, Immobilienkrise, das Aussterben der landwirtschaftlichen Familienbetriebe haben aus den Orten wieder das gemacht, was sie schon einmal waren: Vorposten in der Wildnis. Entsprechend tapfer sind die, die geblieben sind, hier, wo es im Sommer so heiß ist, dass der Asphalt auf den Straßen kocht, und im Winter so kalt, dass die Fundamente der Häuser mit Strohballen geschützt werden müssen. Drurys Bücher sind Heimatromane über eine Heimat, die keine mehr ist. Die kleine Welt der Feuerwehrbälle und Wohltätigkeitsbasare, der Blutspendeaktionen und landschaftspflegerischen Schulprojekte ist das, worüber Drury schreibt. Sein erster Roman „Das Ende des Vandalismus“ (1994) war eine Comédie humaine des Landlebens, ein heiteres Sittenbild der Provinz, angesiedelt im fiktiven Grouse County und ausgestattet mit einer Landkarte und einem Personenverzeichnis, das es mit jedem russischen Roman des 19. Jahrhunderts aufnehmen kann. Melancholischer intoniert ist sein Roman „Die Traumjäger“ (2000), auf seine leise Art eines der klügsten Bücher über Patchworkfamilien in der erzählenden Literatur.
  Pierre Hunter heißt die Hauptfigur im neuen Roman, und man sollte meinen, wer Pierre heißt und in Iowa lebt, habe es schon schwer genug. Aber Pierre hat noch ein paar andere Probleme. Seit dem frühen Verlust der Eltern geht er wie ein Gespenst durchs Leben, und wie viele Figuren in Drurys Büchern hat auch er ein mildes Alkoholproblem. Einmal mischt er sich uneingeladen unter die Gäste einer Silvesterparty, um seinen Münztrick vorzuführen, denn: „Sein Leben auf ein 10-Cent-Stück zu setzen, das schien ihm der Inbegriff der amerikanischen Lebensweise.“ Damit handelt er sich eine Anzeige wegen Hausfriedensbruchs ein. Pierre ist ein eher trauriger Zauberer und ein „Hunter“, den man zum Jagen tragen muss. In der ersten Szene des Romans manipuliert er noch als Teenager die Stromversorgung eines Krankenhauses, in dem seine Freundin liegt, um den Lichtmast abzuschalten, der Rebecca keinen Schlaf finden lässt. Trotz dieser Heldentat macht sie Schluss mit ihm, aber mitteilen muss ihm das ihre beste Freundin bei einer Spritztour mit dem schon erwähnten MGA.
  Nach einem verbummelten Studium arbeitet Pierre als Barkeeper. Einmal, beim Schlittschuhlaufen auf dem See, bricht er ins Eis ein. Als rettender Engel ist eine schöne junge Frau mit Seil und Holzpflock zur Stelle und zieht ihn aus dem Wasser. Sie hatte vom Ufer aus gesehen, was passiert war. Es entspinnt sich eine zarte Liebesgeschichte, doch Stella hat bei einem lebensgefährlichen Sturz von der Leiter vor Jahren offenbar auch etwas am Kopf abgekriegt. Jedenfalls glaubt sie, wiedergeboren zu sein, und hält sich für die Reinkarnation einer anderen jungen Frau, die einst in den Flammen umkam. Und sie ist überzeugt, dass der Mann, der nun hinter Pierre her ist, derjenige war, der damals das Haus angezündet hat.
  Beim Trampen ist Pierre vom Fahrer ausgeraubt und aus dem Auto geschmissen worden. Doch mit einem gezielten Steinwurf durch die Windschutzscheibe gelingt es Pierre wie einem zweiten David, den Dieb außer Gefecht zu setzen. Als er die Zündkabel entfernen will, um sich einen Vorsprung zu verschaffen, entdeckt er im Motorraum ein verstecktes Paket, das 77 000 Dollar enthält. Das Geld schenkt er einer jungen Frau, bei der er unterwegs eine Nacht verbracht hat und die von einer Schönheits-OP träumt. Einfach so.
  Und irgendwann tauchen sie schließlich schwer bewaffnet auf, um sich das Geld zurückzuholen, Shane und seine Spießgesellen, die Pierre endlich ausfindig gemacht haben. Es ist der Abend, an dem das einzige historische Ereignis gefeiert wird, das hier jemals stattgefunden hat, und weil bei Drury das beschädigte Leben meist einen Einschlag ins Komische hat, war auch dieses Ereignis ein Fehlschlag, nämlich ein missglückter Raubüberfall im Jahr 1933. Andererseits ist es ein Glück, dass in Drurys Iowa auch die Gangster ziemliche Dorftrottel sind, deren Dialoge jedem Tarantino-Film zur Ehre gereichen würden. Überhaupt: Es gibt wunderbar schräge Episodenfiguren in diesem Roman, zänkische junge Ehefrauen, die in ihrer Freizeit vom Existenzialismus beeinflusste Gedichte über den örtlichen Golfplatz schreiben, oder einen Lehrer für Selbstverteidigung, dessen Erfolgsgeheimnis auf seiner schwächlichen Erscheinung beruht. Jeder denkt, er müsse wirklich gut sein, weil er überhaupt nicht danach aussieht. Und seine Ratschläge fasst er gern in schiefe Gleichnisse wie „Sie müssen sich den Kampf wie die zwei Etagen eines Hauses vorstellen“.
  Kleine Philosophen sind sie sowieso alle in Drurys Mikrokosmos, lauter Menschen, die gründlich über das Leben nachdenken, während sie dem Frittenfett beim Erkalten zusehen. Vor falscher Idyllisierung bewahren Drury sein Realitätssinn und sein Humor. Wenn es bei ihm romantisch wird, ruft kein Käuzchen, sondern man lauscht den Eulen „in den Hemlocktannen“, und zwar von der Garage aus, in der die „Sabre-Mähtraktoren“ stehen. In Drurys Dorfwelt meint man ständig die Polyester-Anoraks knistern zu hören. Sein literarischer Verismus erinnert an Raymond Carver, ist aber deutlich freundlicher gestimmt. Dieser Sinn für die komischen Aspekte sozialer Schieflagen ist auch der Grund, weshalb man ihm nachsieht, dass das neue Buch etwas zu offensiv mit der Metaphysik flirtet. Stella zum Beispiel hat das zweite Gesicht, und oft ist von übersinnlichen Phänomenen die Rede. Dass zwei Liebende, die der Tod getrennt hat, im Jenseits wiedervereint werden, wirkt nur deshalb nicht kitschig, weil Drury das Bild bricht und den Eingang zur Unterwelt als grüne Falltür in einen Schutzkeller beschreibt. Und Gott selbst, der einen anonymen Gastauftritt hat, beschreibt Drury als alten Mann mit schwarzen Cowboystiefeln in einer Picknickhütte, der sich nicht überreden lässt, Pierre zu einer Party zu begleiten, mit der Begründung, er möge keinen Zwiebeldip, der hier gerne auf den Tischen steht.
  Mal witzig, mal wabernd geht es zu in diesem Roman, der sich atmosphärisch mit David Lynchs „Twin Peaks“ vergleichen ließe, wäre nicht das Unheimliche bei Drury dann doch wieder so heimelig. Ja, der Autor hat sie fürchterlich lieb, seine bedächtigen Hinterwäldler – doch warum muss er sie gleich zu Engeln machen? Am besten ist dieser hinreißende Erzähler immer dann, wenn er sich ans Konkrete hält. Als Pastor Morris einmal mit Gott hadert, weil dieser eines seiner Schäfchen allzu früh zu sich gerufen hat, legt er seinen ganzen heiligen Zorn in die Wucht, mit dem er einen Blechaschenbecher am Küchentisch festnagelt. Er betet gleichsam mit dem Hammer. Und erhält doch keine Antwort auf sein Gebet. Gut möglich, dass es dafür einen einfachen Grund gibt: Gott mag ihn eben nicht, den Zwiebeldip von Iowa.
                      
Tom Drury: Das stille Land. Roman. Aus dem Englischen von Gerhard Falkner und Nora Matocza. Verlag Klett-Cotta, Stuttgart 2015. 216 Seiten, 19,95 Euro. E-Book 15,99 Euro.
Mal witzig, mal wabernd
erforscht dieser Autor die Seele
seiner Herkunftswelt Iowa
Tom Drury , geboren 1956 in Iowa, hat Journalismus studiert und lange Jahre als Reporter und Zeitungsredakteur gearbeitet. Erst spät begann er, bei Robert
Coover an der Brown University Kurse in kreativem Schreiben zu nehmen. Foto: Getty Images
Das berühmte Bild „American Gothic“ als Wandgemälde in Iowa. Für Drurys Buch passt eher „American Pastoral“, aber es ist ein gebrochenes Idyll. Foto: Jim Young/REUTERS
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
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»Tom Drury ist ein Zauberer.« Stephanie Lubasch, Märkische Oderzeitung, 22.6.2015 »Still und eindrucksvoll.« Rogue Nation, Juni 2015 »Der Amerikaner hat mit "Das stille Land" einen packenden und in seiner Einfachheit bestechenden Gesellschaftsroman, eine Liebesgeschichte und einen Thriller zugleich vorgelegt.« Bianca Wiedemann, Ostthüringer Zeitung, 23.05.2015 »Tom Drurys Roman "Das stille Land" liest sich so faszinierend, als folge man dem exakt berechneten Lauf einer Billardkugel, die auf ihrem Weg wiederum andere anstößt und dennoch unbeirrt ins Loch fällt.« Felicitas von Lovenberg, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 7.3.2015 »Was als Provinzpanorama und als Porträt eines gutmütigen Tolpatschs begann, wandelt sich zu einem spannungsgeladenen metaphysischen Thriller, der klug von Schicksal, Schuld und Sühne erzählt.« Frankfurter Allgemeine Zeitung, 21.2.2015 »Ein rätselhafter, übersinnlicher (!) Provinzthriller, den man bis zum blutigen Showdown nicht aus der Hand legen kann.« Meike Schnitzler, Brigitte, April 2015 »Drury ist ein begnadeter Beobachter, der direkt aus dem Leben schöpft und wie kein Zweiter mit einer Mischung aus Tragik, Melancholie und feinem Humor beeindruckt. Nicht verpassen!« Jörn Meyer, BuchMarkt, Januar 2015 »Tom Drury ist der fürsorglichste Erzähler, den man sich als literarische Figur wünschen kann. ... "Das stille Land" ist Pulp und Western und Thriller und Geschäftsporträt und Liebesgeschichte und Gespensterlegende. Und die gewissermaßen unendliche Geschichte von Stella Rosmarin und Pierre Hunter. "Das stille Land" liest sich wie der Roman eines ins geschichtenvolle und warmherzige Niemandsland von Iowa verschickten Zwillings von David Lynch.« Elmar Krekeler, Die Welt, 31.1.2015 »Mal witzig, mal wabernd erforscht dieser Autor die Seele seiner Herkunft Iowa. ... Es gibt wunderbar schräge Episodenfiguren in diesem Roman, zänkische junge Ehefrauen, die in ihrer Freizeit vom Existenzialismus beeinflusste Oden über den örtlichen Goldplatz dichten, oder einen Lehrer für Selbstverteidigung, dessen Erfolgsgeheimnis auf seiner schwächlichen Erscheinung beruht. ... Sein veristischer Stil erinnert an Raymond Carver, ist aber schalkhafter gestimmt.« Christopher Schmidt, Süddeutsche Zeitung, 6.2.2015 »Drury moralisiert nicht, er erzählt. Und so lebt die Zärtlichkeit neben der Brutalität, die öde Gewohnheit neben dem vulkanischen Ausbruch. ... Es geschehen grausame Dinge, die nicht wirklich beunruhigen, weil Leben, Tod und Zeit ja ohnehin nur eine Illusion sind. Und so lesen wir einerseits doch eine Tragödie, zugleich aber - und das ist Drurys Kunststück - einen lichten und auch sehr komischen Roman.« Gabriele von Arnim, Deutschlandradio Kulur, 31.1.2015 »Drurys warmherziger und gleichzeitig trockener Erzählton eignet eine eigentümliche Kraft der Verwandlung, das Befremdliche normal und das Normale befremdlich erscheinen zu lassen.« Stefan Kister, Stuttgarter Zeitung, 25.3.2015 »Wie ein Buch traurig enden und doch eine aufgelöste Stimmung verbreitet, kann man nicht im Schreibseminar lernen. Aber bei der Lektüre von Drurys Geschichten« Alex Coutts, Ultimo Bielefeld, März 2015 »Der Roman ist, auch wenn Mörder, Betrüger und Untote darin vorkommen, ein warmherziger, ja seltsam erhebender Roman, eine Liebeserklärung an eine Landschaft und ihre Bewohner, fast ein Gesang. Ein Gesang freilich, der vom leisen Atmen zweier Liebender bis zum gellenden Schuss aus der Schrotflinte sich aufspannt.« SWR2 Forum Buch, 8.2.2015 »Aus beinahe belanglosen Alltäglichkeiten entwickelt der meisterhafte Erzähler Tom Drury in dem gut lesbaren 200-Seiten-Werk einen geheimnisvollen Thriller mit übersinnlichem Schluss.« Ute Büsig, RBB Inforadio, 1.3.2015 »Drurys kurzer Roman umgibt ein Zauber, den man erlesen muss. Das Buch handelt von magischen Momenten einer Liebe, von schicksalhaften Verkettungen.« Günter Keil, Der Westen, 5.3.2015…mehr