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Perlentaucher-Notiz zur Dlf Kultur-Rezension
© Perlentaucher Medien GmbH
katakombentief
In alten Mythen gehört der Abstieg in die Unterwelt zum guten Ton. Persephone, Odysseus, Orpheus und wie sie alle heißen, waren da. Bei Olga Tokarczuk ist die Unterwelt eher wie ein stylisher Film ausgestattet, mit moderner, aber maroder Architektur, alles düster, aber gut designt. Dort hinab steigt nun Anna In, Göttin der Oberwelt, auf der Suche nach ihrer Schwester – und findet nicht mehr hinauf. So besagt es der jahrtausendealte sumerische Mythos der Göttin Inanna. 2006 schrieb Tokarczuk ihren Roman „Anna In“, 2022 kam er in fabelhafter neuer Übersetzung heraus. Die kühne Tocarczuk hält sich, und das ist das Geniale, nicht mit muffigem Ober- und Unterwelt-Kitsch auf, sie schafft ein eigenwilliges Universum, in dem Götter wie Beamte arbeiten und mit Aufzügen kreuz und quer über hängende Gärten fahren. Damit Anna In gerettet werden kann, muss sie, klar, ein Opfer bringen. Auf dieser Heldinnenreise steigt man zu gern mit ihr bis ganz nach unten.
CHRISTIANE LUTZ
Olga Tokarczuk:
Anna In. Eine Reise zu den Katakomben der Welt. Aus dem Polnischen von Lisa Palmes. Kampa, Zürich 2022.
192 Seiten, 22 Euro.
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