Luise, Anfang 30, hat einen Job den sie liebt und einen Mann den sie liebt. Gerade plant sie, mit eben diesem Mann, Flo, in eine gemeinsame Wohnung zu ziehen. Alles könnte so schön sein und doch ist da irgendwas, das stört. Sind das die Erwartungen, die man von den Eltern, der Gesellschaft oder
sonstwem übergestülpt bekommt? Oder sind es die Erwartungen, die man selbst an sich hat? Endlose Fragen…mehrLuise, Anfang 30, hat einen Job den sie liebt und einen Mann den sie liebt. Gerade plant sie, mit eben diesem Mann, Flo, in eine gemeinsame Wohnung zu ziehen. Alles könnte so schön sein und doch ist da irgendwas, das stört. Sind das die Erwartungen, die man von den Eltern, der Gesellschaft oder sonstwem übergestülpt bekommt? Oder sind es die Erwartungen, die man selbst an sich hat? Endlose Fragen stürzen mehr oder weniger plötzlich und unerwartet auf Luise ein und noch bevor sie so wirklich kapiert hat, was eigentlich los ist, steht ihr ganzes Leben Kopf. Ist es jetzt soweit? Wir sie jetzt „erwachsen“? Kann und will Flo da mitmachen? Aus zwischen den einzelnen Kapiteln eingestreuten Memos erfährt der Leser zunächst jedenfalls nur, dass Flo nicht mehr da ist. Wo er ist, warum, wohin und wann er gegangen ist erfährt man erst im Laufe des Buches.
Ich werde 30. Noch dieses Jahr. Und ich kämpfe sehr, sehr, sehr darum, ein okayes (Danke Frau Kuttner für diese Wortschöpfung!) Gefühl dafür zu bekommen. So ein bisschen hat „Wachstumsschmerz“ mir dabei geholfen. Es hat mir gezeigt, dass die ganzen Dinge, die „man“ eben tut, nichts weiter sind, als Konstrukte, die einem helfen können – aber eben bei weitem nicht müssen – sich an seinem Leben entlangzuhangeln; einen Weg durch den Dschungel der Möglichkeiten zu finden.
Dachte ich auch anfangs noch „Was zum Geier ist eigentlich Luises Problem?!“, wurde mir nach und nach klar, dass genau DAS das Problem ist. Wachstumsschmerz eben. Ein unbestimmtes Gefühl, dass irgendetwas ganz und gar nicht rundläuft und dass nichts so ist wie es sein sollte, wobei man noch nicht mal weiß, WIE es denn sein sollte. Gekonnt verpackt Sarah Kuttner dieses ganze Dilemma in einen Roman, in dem ich mich mit Leichtigkeit wiederfinden konnte und der mir gezeigt hat, dass ich vermutlich nicht die einzige bin, die sich gelegentlich mit so wirren Gedanken trägt und dass ein bisschen Überforderung eigentlich völlig normal ist. Die anderen können’s nur vielleicht besser verstecken.
So wie schon bei Sarah Kuttners erstem Roman (Mängelexemplar) hatte ich beim Lesen oft das Gefühl, dass mir jemand auf der Couch bei einer Tasse Tee sein Leben, oder zumindest ein Stück daraus, erzählt. Von „Schreibstil“ zu sprechen ist also schon fast falsch, viel eher sollte man ihren „Erzählstil“ loben. Kein abgehobenes Geschwafel, keine Plattheiten, nichts Geschöntes, sondern nur das Leben so, wie es nun mal ist. Auch Kuttners Hang zu Wortspielereien kam wieder deutlich zum Vorschein, wenn auch nicht ganz so ausgeprägt wie in „Mängelexemplar“.
Für mich war „Wachstumsschmerz“ ein kleines Stückchen Lebenshilfe, von dem ich nicht wusste, dass ich es brauchte. Deshalb: 5 Sterne.