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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
© Perlentaucher Medien GmbH
Verliebte Teenager: Lena Hachs Debüt
Es gibt Jungs, die zu Hause ganz zahm sind und unter ihresgleichen den Macho machen, dass man nur so staunt. Und es gibt Jungs, die bei Hollister brav als Platzhalter in der Schlange stehen, die Handtasche ihrer Freundin am Arm. Man kann nur das Beste hoffen. Ob Lara wohl das Beste für Finn ist? Das Ende bleibt offen in "Wanted", aber die Sache sieht gut aus. Dass Sofie nichts für ihn ist, merken die Leser spätestens nach zwei Seiten des ersten Jugendromans von Lena Hach. Die ganze Ambivalenz dieser zickigen Schönen hat Finn, Typ Handtaschenträger, ein Jahr lang begeistert erduldet. "Du bist echt ein ganz Lieber", hat Sofie noch gesagt, dann war sie weg.
Wenn man 15 Jahre alt ist und die Sommerferien gerade angefangen haben, ist Liebeskummer so ziemlich das Mieseste, was einem passieren kann. Lena Hachs Debütroman "Wanted" findet dafür nicht nur gute Szenen, sondern auch den ausgesprochen sympathischen Finn, der von den eigenen und den Schwächen seiner Eltern ebenso erzählt wie von seiner sexuellen Erregung, wenn er Sofie sieht - und es wird nie peinlich. Nur ihm ist manches peinlich, etwa, als er endlich das Mädchen findet, das ganz Berlin mit merkwürdigen Abreißzetteln pflastert: "Wissen Sie, wie spät es ist?" steht etwa darauf und darunter, zum Abreißen: "Ja", "Nein", "Kurz vor 12". Diese unkonventionelle Lara ist das genaue Gegenteil von Sofie.
Lena Hach gelingt es, sowohl Finn als auch die sonderbare Lara nah an den Leser zu bringen. Abwechselnd lässt sie die beiden Ich-Erzähler über sich und ihre immer häufigeren, aufregenden Aufeinandertreffen erzählen, schlicht, auch mal mit bissigem Humor. Beide leben mit einem Verlust: Finn mit dem brennenden Schmerz, den die erste Liebe hinterlässt, Lara damit, dass ihre große Schwester Mira vor vier Jahren verschwunden ist, ein Verbrechen, das nie aufgeklärt wurde und das ihre Familie zerstört hat.
Die Autorin, Jahrgang 1982, hat nach einer Ausbildung zum Clown kreatives Schreiben gelernt, unter anderem war sie nominiert für den "Goldenen Pick", den Jugendbuchpreis, den diese Zeitung mit vergibt. Dass "Wanted" nach den Regeln des creative writing alles richtig machen möchte, merkt man dem Text immer wieder an: Das Wohldurchdachte der Konstruktion wirkt dann etwas gewollt, die jugendfrische Lakonik stören gesuchte Formulierungen, die zwar amüsieren, aber dem so plastisch entworfenen Wesen Finns im Grunde nicht entsprechen. Und dass Moritz, sein bester Freund, sich als schwul outet, wird zum mehr als erwartbaren Cliffhanger. Da verliert der Text, was er an den besten Stellen hat, nämlich seinen authentischen Ton, leicht und dicht zugleich. Um es mit Laras Hitliste zu sagen: mehr Prinzenbad statt Olympiastadion im Kleinen.
EVA-MARIA MAGEL
Lena Hach: "Wanted".
Verlag Beltz & Gelberg, Weinheim 2014. 155 S., br., 12,95 [Euro]. Ab 13 J.
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