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Die eigene Lebensgeschichte wird heute zum wesentlichen Besitz der von Identitätsverlust bedrohten Individuen der Risikogesellschaft.Das Kreative Schreiben hat sich bei der Besitzwahrung von Identität als wichtigste Form des Selbstmanagements erwiesen. Das Erinnern, methodische Wiederholen und literarische Durcharbeiten der eigenen Lebensgeschichte steht im Zentrum dieses Lehrbuches des autobiographischen Schreibens.Es bietet vielfältige Schreibtechniken und Arbeitsmethoden, so dass Sie als Leser gleich aktiv werden können.Beim Kreativen Schreiben der eigenen Lebensgeschichte kann dieses Buch…mehr

Produktbeschreibung
Die eigene Lebensgeschichte wird heute zum wesentlichen Besitz der von Identitätsverlust bedrohten Individuen der Risikogesellschaft.Das Kreative Schreiben hat sich bei der Besitzwahrung von Identität als wichtigste Form des Selbstmanagements erwiesen. Das Erinnern, methodische Wiederholen und literarische Durcharbeiten der eigenen Lebensgeschichte steht im Zentrum dieses Lehrbuches des autobiographischen Schreibens.Es bietet vielfältige Schreibtechniken und Arbeitsmethoden, so dass Sie als Leser gleich aktiv werden können.Beim Kreativen Schreiben der eigenen Lebensgeschichte kann dieses Buch Sie auch bei Schreibstörungen und beim Veröffentlichen Ihrer Texte beraten.
Autorenporträt
Prof. Dr. Lutz von Werder, 1939, Autor und Philosoph. Arbeitet als Radiophilosoph beim WDR 5. Er leitet seit 13 Jahren philosophische Cafés in Berlin, er ist Verfasser verschiedener Bücher zur Lebenskunst. Prof. Dr. Lutz von Werder, Jahrgang 1939, ist Hochschullehrer für Sozialisationsforschung und Leiter des Hochschuldidaktischen Zentrums an der Alice-Salomon-Fachhochschule für Sozialpädagogik und Sozialarbeit in Berlin. Er gibt die Reihe Innovative Hochschuldidaktik heraus und ist Verfasser mehrerer Bücher über die Themen Kreatives Schreiben, Schreiben in den wissenschaftlichen Disziplinen, Kreatives Lesen und Schreiben als Therapie. Lutz von Werder ist außerdem der Hauptvertreter der philosophischen Lebenskunst. Er leitet seit 7 Jahren 'Philosophische Cafés' mit 60-300 Personen und das 'Philosophische Radio' auf WDR 5. Er ist der Verfasser zahlreicher Veröffentlichungen zur philosophischen Lebenskunst.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 06.03.1997

Das tapfere Schreiberlein
Wie schreibt man eine Autobiographie? Siebenmal "Ich" ergibt ein Buch von Lutz von Werder

Man ist versucht, einen Leitfaden zum Verfassen einer Autobiographie zu den wenigen wirklich unnützen Dingen im Leben zu zählen. Lieber lerne man, reich und berühmt zu werden, dann stellt sich der geeignete Ghostwriter schon ein. Aber nicht um diese Art Autobiographie geht es Lutz von Werder in seinem Ratgeber "Erinnern, Wiederholen, Durcharbeiten - die eigene Lebensgeschichte kreativ schreiben". Kreativ - darauf kommt es an. Der Leser soll lernen, sich sein Unbehagen an der eigenen Existenz von der Seele zu schreiben.

Lebenskrisen also sind es, an die man sich erinnern und die man durcharbeiten soll. Es scheint, als ob von den sechs möglichen Reihungen der drei Worte diese die unlogischste sei, doch der Verfasser hat solchen Einwänden vorgebaut. "Erinnern, Wiederholen und Durcharbeiten" hieß ein Aufsatz Sigmund Freuds aus dem Jahr 1914. Lutz von Werder brauchte nur das "und" zu tilgen, um anstelle einer losen Reihung den Kasernenhofton der Selbsterziehungsbücher erschallen zu lassen. Vielleicht hätte er den Aufsatz auch lesen sollen, denn Freud beschreibt darin mitnichten die Schritte einer erfolgreichen Therapie. Der zweite Begriff, besser bekannt als "Wiederholungszwang", bezeichnet im Gegenteil einen Widerstand, den der Zwangsneurotiker seiner Behandlung entgegensetzt.

Nun glaubt der Autor ohnedies nicht an das Gute im Menschen. Der Seelengrund gleiche einem Keller, der entrümpelt werden muß. Man erfährt nicht, an welche Leser er denkt, eine Kundschaft offenbar, die mit seltsamen Dingen wie "Lebensclustern" und "Channelling" vertraut ist, aber nicht weiß, daß "B. Brecht" ein "Schriftsteller" ist und Aristoteles "griechischer Philosoph". Wissenschaftlichkeit wird hier groß-, aber, wenn man so sagen darf, falsch geschrieben. Den Mangel an Akribie ersetzt ein unerschütterlicher Glaube an die Methode. Besonders Zahlen haben es Lutz von Werder angetan: Sechs Gründe sprechen für eine Theorie, achtzehn Hindernisse gilt es auszuräumen, fünf Schritte führen zum Erfolg. Selbst sein Gefühlsleben soll der Leser tabellarisch fassen: Wie haben Sie sich denn mit sieben Jahren gefühlt - eher + 4 oder mehr so - 2?

Auch erliegt der Verfasser dem geläufigen Irrtum, wonach wahl- und zusammenhangloses Zitieren so etwas wie argumentative Wirkung entfaltet. Keine Seite, auf der nicht etliche Größen Erwähnung finden, von Bhagwan bis Ulrich Beck. Wann fängt er endlich an, fragt sich der enervierte Leser. Aber er fängt nicht an. Das Buch kommt über Lockerungsübungen nicht hinaus. Die allerdings haben es in sich. Man versuche sich etwa an einem Gedicht auf die Reimworte "auszieht/strecken/Gestüt/Becken".

Daß solche Methoden den Mitteilungsdrang entfesseln, belegt der Autor am eigenen Fall. Im ersten Absatz gelingt es ihm, siebenmal "ich" zu schreiben und drei eigene Werke zu zitieren. Dann berichtet er erschöpfend von seinem eigenen Plan, eine Autobiographie zu schreiben. Wer ist Lutz von Werder? Schon sein Deutsch entlarvt den Schreibberater als Windbeutel. "Vermeiden Sie endlose Schreiborgien, die nicht enden wollen", warnt er in Punkt zehn von Phase eins, sonst gibt es Schreibstörungen: "Schreibstörungen heißen, das Unbewußte legt gegen das autobiographische Schreibprogramm des Ichs sein Veto ein."

In diesem Ton beschwört der Verfasser die lebensrettende Kraft der Autobiographie. Wer sein Ich ergründen will, muß es sich erst erschreiben, ähnlich wohl jenen Videofreunden, die nur soviel von ihrem Urlaub zu haben glauben, wie sie filmen können. Und tatsächlich hat Lutz von Werder vor die Selbstfindung eine "lange autobiographische Schreibreise" gesetzt. "Führen Sie einfach das wilde Leben eines autobiographischen Schriftstellers nach dem Modell Henry Millers und Jack Kerouacs", freilich nur, "soweit es ihre grundsätzlichen Einkünfte irgend möglich machen". Der Reisende wundere sich also nicht, wenn er an der Wand einer Pariser Absteige, eines Motels im mittleren Westen oder eines blankgeschrubbten Kellerraums in geistiger Provinz die Worte "Ich war hier" liest und daneben vielleicht ein "+ 5". MICHAEL ALLMAIER

Lutz von Werder: "Erinnern, Wiederholen, Durcharbeiten". Die eigene Lebensgeschichte kreativ schreiben. Schibri Verlag, Berlin, Milow 1996. 232 S., geb., 24,80 DM.

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