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Als Kind glaubte Eduardo Halfon an die Lüge, die eintätowierten Ziffern auf dem Arm seines Großvaters seien dessen Telefonnummer. Nun, als Erwachsener, forscht er in seinem "Roman in zehn Runden" nach der wahren Geschichte: Auf seiner Spurensuche zwischen Guatemala, Osteuropa und Amerika stößt er auf neue Fragen und erstaunliche Antworten. Er findet sie in sich selbst und durch Menschen, denen er begegnet: ein Indio-Dichter, der völlig abgeschieden lebt, ein serbischer Jazz-Musiker und viele andere. Mit genialischem Witz und weiser Melancholie erforscht der junge Autor aus Lateinamerika, was einen Menschen und eine Geschichte ausmacht.…mehr

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Produktbeschreibung
Als Kind glaubte Eduardo Halfon an die Lüge, die eintätowierten Ziffern auf dem Arm seines Großvaters seien dessen Telefonnummer. Nun, als Erwachsener, forscht er in seinem "Roman in zehn Runden" nach der wahren Geschichte: Auf seiner Spurensuche zwischen Guatemala, Osteuropa und Amerika stößt er auf neue Fragen und erstaunliche Antworten. Er findet sie in sich selbst und durch Menschen, denen er begegnet: ein Indio-Dichter, der völlig abgeschieden lebt, ein serbischer Jazz-Musiker und viele andere. Mit genialischem Witz und weiser Melancholie erforscht der junge Autor aus Lateinamerika, was einen Menschen und eine Geschichte ausmacht.

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Autorenporträt
Eduardo Halfon, 1971 in Guatemala-Stadt geboren, ist einer der wichtigsten Schriftsteller der jüngeren lateinamerikanischen Literatur. Ab 1981 wuchs er in den USA auf. Nach seiner Rückkehr nach Guatemala unterrichtete er als Professor für Literatur an der Universidad Francisco Marroquín. Halfons Bücher wurden in mehrere Sprachen übersetzt. 2009 erhielt er für seinen Kurzroman La pirueta den Premio de Novela Corta José María Pereda, 2011 ein Guggenheim Fellowship für seine Arbeit an Der polnische Boxer und 2015 den Prix Roger-Caillois für Signor Hoffman. Bei Hanser erschienen Der polnische Boxer (Roman, 2014), Wie mein Zuhause zu verschwinden begann (Hanser Box, 2015) und Signor Hoffman (Roman, 2016), im Herbst 2019 folgt der Roman Duell. Eduardo Halfon lebt in Nebraska.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur WELT-Rezension

Obszön und skandalös findet Marko Martin Eduardo Halfons Roman insofern, als ihm das Thema Auschwitz hier geradezu schlampig en passant erzählt scheint. Leseraufmerksamkeit erhält der Autor damit zwar, aber nicht die Sympathie des Rezensenten. Der mag den Plauderton nicht und hält die andernorts attestierte Nähe zu Bolaño für Anmaßung. Weder den literarischen noch den ethischen Ansprüchen des Rezensenten kann der Autor mit diesem Buch genügen. Als Kopist des bolañoschen Stils und Leichenfledderer (des eigenen Großvaters) geht Halfon für Martin durch.

© Perlentaucher Medien GmbH

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 15.09.2014

Die Erde bebt, die Erde tanzt
Der aus Guatemala stammende Eduardo Halfon erzählt von Geschichtenerfindern, Musikmachern
und Liebeskünstlern: „Der polnische Boxer“ ist ein „Roman in zehn Runden“
VON RALPH HAMMERTHALER
Für seinen Roman „Der polnische Boxer“ hat Eduardo Halfon einen Erzähler erfunden, der genauso heißt wie er. Halfon, sagt er einmal zu Tamara, einer Israelin unterwegs durch Lateinamerika, sei ein libanesischer Name; mütterlicherseits heiße er Tenenbaum, ein polnischer Nachname, aus Łódź, genauer gesagt. Niemals hätte Tamara gedacht, dass es guatemaltekische Juden gibt. Doch, doch, wenn auch nicht mehr als hundert Familien. Dass er kein Jude mehr sei, nimmt sie ihm nicht ab. Trinkt und sagt, sie habe es gern, wenn man ihr in die Brustwarzen beiße. Leider erschreckt sie Eduardo damit so sehr, dass er die Finger von ihr lässt.
Lange hat Eduardo seinem Großvater geglaubt, die Mär von der in den Unterarm tätowierten Telefonnummer. Beim Whisky irgendwann erfährt der Enkel die wahre Geschichte – von Auschwitz, von der Schwarzen Wand, wo sie Menschen erschossen haben. Ein polnischer Boxer, sagt der Großvater, habe ihm das Leben gerettet. Er habe ihm eingebläut, was er beim Verhör sagen solle und was nicht. Der Boxer sei schon lange im Lager gewesen, immer wieder mit dem Leben davongekommen, weil die Deutschen ihren Spaß hatten, wenn er boxte. Nach dieser Begegnung hat der Großvater den Boxer nie wieder gesehen.
„Roman in zehn Runden“ verspricht der Untertitel, als hätte das Buch ein bisschen Leim nötig, damit es nicht zerfällt. Editorisch kühn nämlich werden hier zweieindrittel Kurzromane verzahnt und als Ganzes verkauft. Im Original steht jeder für sich, „Der polnische Boxer“, „Die Pirouette“ und das Projekt „Kloster“, dessen Kapitel „Sonnenuntergänge“ auf Deutsch urveröffentlicht wird. Eigentlich Anlass genug, um daran herumzunörgeln. Aber das wäre schwach. Denn eins hängt mit dem anderen, oft nur lose verknüpft, zusammen.   Und man braucht sich nur hinzugeben, der präzisen Beobachtung, dem gelassenen Ton, um diesen Roman zu würdigen. Nach dem Sonnenuntergang (und dem Tod des Großvaters) endet er, wie ein Roman enden muss, aber er hätte auch schon früher enden können oder sehr, sehr viel, zweihundert, dreihundert Seiten später. Eduardo Halfon schreibt, egal wie viele Bücher etappenweise erscheinen, am Großroman seines Lebens.
1971 in Guatemala-Stadt geboren, wuchs er ab 1981 in den Vereinigten Staaten auf. Zurückgekehrt nach Guatemala, unterrichtete er Literatur als Professor an der Universität. Heute lebt er in Nebraska. Auch die Romanfigur Halfon ist Literaturwissenschaftler, aber nicht, wie so oft, zum Schaden des Romans. Halfon und Halfon kennen die Tricks, und sie wissen sie einzusetzen. „Alles enthält mehr als bloß eine Wahrheit.“ Aus Guatemala erreicht uns kaum je ins Deutsche übersetzte Literatur. Und auch „Der polnische Boxer“ ist nicht das, was man Guatemala-Literatur nennen könnte. Das würde zu den versprengten Figuren nicht passen. Es ist auch kein Roman über Juden, höchstens in einer Art Zerrspiegel. Es ist, wenn überhaupt, ein Zigeunerroman.
Auf einem Festival lernt Eduardo den Pianisten Milan kennen, Mutter Serbin, Vater Zigeuner. Milan tingelt durch die Welt und verschickt Postkarten mit Anekdoten aus dem Zigeunerleben. Aus San Francisco, vorne drauf die Golden Gate Bridge, berichtet er von einem leichten Erdbeben, während er weiter Strawinsky spielte. „In der Sprache der Zigeuner, Eduardito, heißt Erdbeben I phuv kheldias, die Erde hat getanzt.“ Das wird sich Eduardo merken.
Als die Nachrichten ausbleiben, wird er unruhig. Die letzte Karte über ein Kind, das weint und im Wald bei Belgrad eine Pirouette dreht, klingt plötzlich unheilvoll. Er fliegt nach Belgrad, um seinen Freund zu suchen. Eduardo betritt eine notdürftig errichtete Siedlung, Planen, Holzreste, Wellblech, die ihn an ein lateinamerikanisches Dorf erinnert. Er fragt die Zigeuner nach der Bedeutung von Pirouetten. Und einer meint, manche würden Pirouetten drehen, ehe sie sterben. Er wird abgezockt, aber auch herzlich bewirtet. Die Dinge passieren. Klischee hin oder her. Am Rand der Stadt, in einer dunklen Ecke, findet er sich vor einem Tor wieder.
  Aber erst als ihm „I phuv kheldias“ einfällt, die Erde hat getanzt, wird ihm das Tor wie auf ein Codewort geöffnet. Drinnen nur Männer, Zigeuner unter sich, da und dort ein Zimmer mit einer fast nackten Frau. Eduardos Trip wird von Klaviermusik begleitet, und er ist sich fast sicher, dass Milan es ist, der irgendwo für ihn spielt. Dann das blasse Mädchen mit schwarzen Haaren und sehr blauen Augen, ihr „Atem, der nach Regen roch oder vielleicht nach Mandarinen“, er ist wie benommen. Drei Dinge, hat Milan behauptet, könnten Zigeuner besonders gut: Geschichten erzählen, Musik machen und das dritte, das sei ein Geheimnis. Eduardo spürt, dass dieses Mädchen ihn einweihen wird.
Im Volk der Zigeuner spiegelt Halfon das Volk der Juden, Nomaden, die einen wie die anderen. Geschichtenerzähler, Musikmacher, Liebeskünstler. Durch Rauchschwaden meint er, das Gesicht von Milans Vater zu erkennen oder das Gesicht seines eigenen Vaters, er hört Romanes sprechen oder Hebräisch, und er sieht eine Hand, die sich anbietet, damit er sie ergreife und sich helfen lasse.
Eduardo, der Literaturwissenschaftler, wird zu einer Konferenz eingeladen, unter dem nicht ganz einfachen Motto „Die Literatur zerreißt die Wirklichkeit“. Was soll das heißen?, zermartert er sich das Hirn. Aber so schwer ist es nun auch wieder nicht. Eines Tages liest er in der Sonntagsbeilage einer Zeitung aus Guatemala ein Interview mit seinem Großvater. Er habe Auschwitz überlebt, weil er ein so geschickter Schreiner gewesen sei. Also kein Wort vom polnischen Boxer. Ist das nun die Wahrheit, oder ist es Literatur, die groß und größer wird, je mehr Platz sie hat für all die Wahrheiten, die das Leben durchdringen?
„Alles enthält mehr
als bloß eine Wahrheit.“
„Die Literatur zerreißt
die Wirklichkeit.“
Der Pianist Milan spielt in Eduardo Halfons Roman „Der polnische Boxer“ weiter Strawinsky, während San Francisco von einem Erdbeben erschüttert wird.
Foto: dpa
  
     
Eduardo Halfon: Der polnische Boxer. Roman in zehn Runden. Aus dem Spanischen von Peter Kultzen
und Luis Ruby. Carl Hanser
Verlag, München 2014.
224 Seiten, 18,90 Euro. E-Book 14,99 Euro.
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
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"Witzig und wahrhaftig, erotisch und melancholisch - Eduardo Halfon verbindet lateinamerikanisches Temperament mit osteuropäischer Tiefe."
Andreas Breitenstein, Neue Zürcher Zeitung, 23.08.2014

"Man braucht sich nur hinzugeben, den präzisen Beobachtungen, dem gelassenen Ton, um diesen Roman zu würdigen. (...) Eduardo Halfon schreibt, egal wie viele Bücher etappenweise erscheinen, am Großroman seines Lebens."
Ralph Hammerthaler, Süddeutsche Zeitung, 15.09.2014

"Angetrieben von diesem Ringen um die angemessene literarische Form, ist Halfon mit 'Der polnische Boxer' ein komprimierter, zugleich aber inhaltlich ziemlich verzweigter, vielschichtiger Roman gelungen, der die verschiedenen Welten schreibend miteinander verknüpft (...).
Eva-Christina Meier, taz, 16.09.2014

"Dieser preisgekrönte Roman ist ein surreales Ereignis der Sprachverwirrung, in dem die dünnen Linien zwischen Vergangenheit und Gegenwart, Wahrheit und Fiktion, dem Bekannten und dem Fremden sichtbar werden. Halfon erweist sich als genialer Autor, in einer Reihe mit Jorge Luis Borges und Roberto Bolaño."
Thomas Hummitzsch, Rolling Stone, Ausgabe 241 / Nov. 2014

"Eduardo Halfons Roman 'Der polnische Boxer' ist eine atemberaubende Expedition an die Grenze von Dichtung und Wahrheit."
Kristina Petzold, junge Welt, 04.08.2014

"Eduardo Halfon erkundet in seinem Roman meisterhaft die Grauzone zwischen Wahrheit und Erfindung."
Ina Boesch, SRF 2 Kultur

"Was Halfon auszeichnet, ist literarischer Wagemut und eine wundersame Zielgenauigkeit auf das Ungefähre. Es gibt keine gültige Wahrheit oder konkrete Geschichtlichkeit in seiner Prosa, aber wunderbare Beschreibungen einer nicht zu entschlüsselnden Realität."
Katharina Döbler, Deutschlandradio Kultur, 29.07.2014

"Es ist ein Roman in zehn Episoden, poetisch und durch die Blume gesprochen. Vordergründig sehr klar und einfach und leicht erzählt und zugleich hintergründig und rätselhaft und musikalisch. Ein wunderbares Buch, eine sehr humane Botschaft voller Überraschungen."
Stefan Berkholz, Bayern 2 kulturWelt, 24.09.2014

"Irrwitziger Ringkampf zwischen Dichtung und Wahrheit." Ivona Jelcic, Tiroler Tageszeitung, 20.09.14

"Ein ungeheuer leichtfüßiger Essay über Identität in globalisierten Zeiten." Kerstin Knipp, WDR, 21.10.14

"Ein wunderbares Buch, eine sehr humane Botschaft voller Überraschungen." Stefan Berkholz, Saarländischer Rundfunk, 28.01.15
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