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Eisvogel, Brombeere, Zaunkönig - was, wenn die Wörter für die lebendige Natur unbemerkt aus der Sprache, den Märchen und Geschichten, der Wirklichkeit verschwänden? Was wir nicht benennen, können wir nicht wertschätzen. Dieses Buch ist der Gegenzauber zu Beton, Feinstaub und Entfremdung. Die prächtigen Aquarelle von Jackie Morris weisen den Weg in einen geheimen Garten, zu dem jeder den Schlüssel besitzt. Glockenblume, Efeu und Lerche harren gleich vor unserer Haustür ihrer Neu- und Wiederentdeckung. Golden strahlt der Löwenzahn auf dem Fußballplatz, neugierig betrachtet uns der Star von…mehr

Produktbeschreibung
Eisvogel, Brombeere, Zaunkönig - was, wenn die Wörter für die lebendige Natur unbemerkt aus der Sprache, den Märchen und Geschichten, der Wirklichkeit verschwänden? Was wir nicht benennen, können wir nicht wertschätzen. Dieses Buch ist der Gegenzauber zu Beton, Feinstaub und Entfremdung. Die prächtigen Aquarelle von Jackie Morris weisen den Weg in einen geheimen Garten, zu dem jeder den Schlüssel besitzt. Glockenblume, Efeu und Lerche harren gleich vor unserer Haustür ihrer Neu- und Wiederentdeckung. Golden strahlt der Löwenzahn auf dem Fußballplatz, neugierig betrachtet uns der Star von seiner Ehrenloge auf dem Telefonmast. Robert Macfarlanes von Daniela Seel ins Deutsche gebrachte Verse erkunden zart und zugleich mit spielerischer Wildheit die kapriziösen Blätter des Farns, den verführerischen Glanz einer frisch aus der Hülle gebrochenen Kastanie und die majestätische Ruhe des Reihers, sie steigen mutig hinab ins Nest der Schlange und betten sich auf den rauen Kissen der Heide.Und irgendwo dort, zwischen satten Farben und traumversunkenen Zeilen, entdecken wir sie vielleicht - die verlorenen Wörter.
Autorenporträt
Robert Macfarlane, 1976 in Nottinghamshire geboren, lehrt Literaturwissenschaft in Cambridge, ist Essayist und Kritiker und gilt als wichtigster britischer Autor des Nature Writing. Bei Matthes & Seitz Berlin sind bislang Karte der Wildnis, Alte Wege und Die verlorenen Wörter erschienen. Letzteres wurde mit dem BAMB Beautiful Book Award 2017 sowie als Hay Festival Book of the Year und als The Sunday Times Top Ten Bestseller ausgezeichnet.    
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 06.12.2018

Seht ihr den Goldfinken?
Rettung: Robert Macfarlanes "Die verlorenen Wörter"

"Es waren einmal Wörter, die sich herausschlichen aus der Sprache der Kinder", schreibt Robert Macfarlane. "Sie verschwanden so leise, dass es kaum jemandem auffiel - ein Verdunsten wie Wasser auf Stein." Und fort waren sie: Eisvogel, Farn und Heide - Wörter, die auch die Jüngsten vor nicht allzu langer Zeit noch selbstverständlich im Mund führten, weil sie mit ihnen die Natur um sich herum bezeichneten. Doch Kinder unserer Gegenwart kennen oft mehr Pokémon-Charaktere beim Namen als Vögel. Mit den Pflanzen, Tieren und Landschafen, vor die sich Bildschirme schieben, verschwinden auch die Begriffe von der Natur.

Der 1976 geborene Naturschriftsteller und Universitätslehrer Robert Macfarlane will die Wildnis nicht verloren geben, auch wenn der Mensch längst so tief in sie eingegriffen hat, dass sie als erhabenes Gegenüber, das nur eigenen Gesetzen folgt, gestorben ist. Als Romantiker des Digitalzeitalters prägte er das Wort "landscapism"; in literarischen Büchern über das Draußensein wie "Berge im Kopf" und "Alte Wege" ergründet er die Beziehung, in die Mensch und Natur treten, physisch und sprachlich. Doch diese Beziehung ist bedroht.

Als Macfarlane feststellte, dass im "Oxford Junior Lexicon" die englischen Wörter für Eichel, Mistelzweig und Weidenkätzen gestrichen worden waren, dafür aber der Blog und die Celebrity Einzug gehalten hatten, beschloss er, gegen dieses lexikalische Artensterben anzuschreiben. Vor zwei Jahren erschien "Landmarks", ein Buch über Literatur und Landschaft. Doch weil nur lebt, was nachwächst, und weil man nur als schützenswert empfindet, was man wenigstens beim Namen nennen kann, legte der Schriftsteller mit einem prachtvoll von Jackie Morris illustrierten Lyrikband für Kinder nach.

"The Lost Words", liegt nun auch auf Deutsch vor, in der Naturkunde-Reihe von Matthes und Seitz, einfühlsam übersetzt von Daniela Seel. Sie musste eine kaum lösbare Aufgabe bewältigen: Macfarlanes Gedichte sind tatsächlich Beschwörungen, lautmalerische Zaubersprüche, die mit Etymologie und Klang spielen und Abwesendes durch Sprachmagie herbeizitieren. "Otter enters river without falter - what a / supple slider out of holt and into water", heißt es im Original, "Otter entert Ströme ohne Zögern - welche / Schmiegsamkeit von Bau zu Wasserlauf", in der Übertragung "Die verlorenen Wörter". Fremd dürften vielen Lesern - jung wie älter - nicht nur die Titelgeber der Beschwörungen sein. Die Sprüche selbst sind gespickt mit Rätselhaftigkeiten wie "isenschwarz", "Pfrille", "Halcyon" und "loht". Was taugten Zaubersprüche auch, wenn sie verständlich wären? Die englische Audiobuch-Version - gelesen unter anderem vom Autor - tschilpt und flirrt und summt wie eine Sommerwiese, in die sich Worte schmiegen. Das Buch dagegen prunkt mit aquarellierten Tierporträts auf goldfarbenem Grund, episch sich ausbreitenden Weidenzweigen, leeren Schattenrissen von Vögeln und Pflanzenranken, die Buchstaben umzüngeln.

Vielleicht ist es kein Zufall, dass ausgerechnet Goldfinken das Cover schmücken, als wollten sie pawlowsche Donna-Tartt-Reflexe auslösen. Und vermutlich ist es allzu pessimistisch, zu glauben, Kinder wüssten nichts mehr von Kastanien und Brombeeren. Wie es umgekehrt zu optimistisch wäre, davon auszugehen, dass der durchschnittliche Erwachsene einen Zaunkönig erkenne. Wort für Wort, Zeile für Zeile erweckt Macfarlane Flora und Fauna zum Leben, als Reigen nichtmenschlicher Persönlichkeiten aus einer sich entfernenden, märchenhaften Welt.

Im Großbritannien, wo man stolz auf seine Gartenbautradition ist und gerne Naturverbundenheit kultiviert, hat das Buch nicht nur viele Käufer, sondern auch engagierte Freunde gefunden. Es gab den Anstoß zu privaten Initiativen, darunter die einer Busfahrerin, die Geld sammelt, damit Ausgaben der "Lost Words" an Grundschulen verteilt werden; es inspirierte Theaterprojekte und Ausstellungen. Zuletzt hat ein britisches Krankenhaus die Wände seiner Korridore mit den Texten und Bildern der "Verlorenen Wörter" dekoriert.

Robert Macfarlane selbst führt sein Projekt online fort. Er ist kein Technikfeind, täglich twittert er ein "Wort des Tages" mit Bild und kleiner Etymologie. Oft führen die Kurznachrichten zu nachdenklichen, teilweise auch tief melancholischen Naturbetrachtungen. Knapp 130 000 Follower wollen sie nicht missen. Denn aller Sorge um die bedrohte Natur zum Trotz verbreitet Macfarlane keine Weltuntergangsstimmung. Er lehrt seine Netzgemeinde das Staunen. Zuletzt stellte er etwa den "Watchful Tree" vor - so heißen volkstümlich Birken, die scheinbar aus ihren Astaugen starren - und das "Eichhörnchen". Dass im Deutschen das Tierchen, das auf Englisch "squirrel" heißt, als "kleines gehörntes Wesen des Eichenbaums" herumhüpft, entzückt Macfarlane. Uns auch.

URSULA SCHEER

Robert Macfarlane: "Die verlorenen Wörter".

Illustrationen von Jackie Morris. Aus dem Englischen von Daniela Seel. Verlag Matthes und Seitz, Berlin 2018, 143 S., Abb., geb., 38,- [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 01.03.2019

Auf verborgenen Pfaden
Robert Macfarlane und Jackie Morris suchen verlorene Wörter,
die „sich herausschlichen aus der Sprache der Kinder“
VON SIGGI SEUSS
Das Buch wirkt wie ein Türöffner in verloren geglaubte Gemächer der Kindheit. Wir öffnen die Tür – und vor uns liegt ein von Weißdorngestrüpp gesäumter Hohlweg. Tiere und Pflanzen können wir von dort aus beobachten, deren Namen uns im Lauf der Zeit verloren gegangen sind. Der britische Philosoph, Poet und Spurensucher Macfarlane hilft uns in „Die verlorenen Wörter. Ein Buch der Beschwörungen“ etwas wiederzufinden, das mehr und mehr aus unserem Alltag verschwindet: Worte und Bilder aus einer einst nahen Natur. Das hat er bereits in seinen Wanderungen über „Alte Wege“ und der „Karte der Wildnis“ getan. Und nun auf eine Weise, in der sich auch junge Leser beflügelt fühlen, den verborgenen Pfaden zu folgen, durchs Zaunloch hinterm Haus, an einer Flussaue entlang, über eine Frühlingswiese . „Es waren einmal Wörter, die sich herausschlichen aus der Sprache der Kinder“, heißt es in Daniela Seels empathischer Übersetzung. „Sie verschwanden so leise, dass es kaum jemandem auffiel – ein Verdunsten wie von Wasser auf Stein. Es waren Wörter, mit denen Kinder die Natur um sich herum benannt hatten.“
So beginnt eine wundersame Wanderung. Zuerst erregt eine Schar Stieglitze unsere Aufmerksamkeit, die Illustratorin Jackie Morris farbenfroh über die Seiten fliegen lässt. Wir stolpern über verschneite Felsen, verharren an einer Bruchsteinmauer. Zunächst staunen wir über das Gesehene. Dann entdecken wir zwischen Farn und Gestrüpp haufenweise Buchstaben. Jetzt gilt es jene aufzuklauben, aus denen sich der Name des Lebewesens zusammensetzt, das auf der nächsten Seite in filigraner Naturmalerei mit Wasserfarben und Mischtechnik auftaucht: Blauglöckchen, Eisvogel, Kastanie, Molch bis zum Zaunkönig, zwanzig an der Zahl, in alphabetischer Reihenfolge. Auf der gegenüberliegenden Seite finden wir ein Gedicht, dessen Zeilen jeweils mit den Buchstaben des Tieres / der Pflanze beginnen.
Fraglich ist, ob Macfarlanes von Fantasie überbordende Naturlyrik bereits Kindern die Herzen für die verlorenen Wörter öffnet. Junge und alte Spurensucher sollten sich am besten gemeinsam auf Forschungsreise begeben und das Entdeckte mit der Poesie der eigenen Worte wieder ins Leben rufen. (ab 10 Jahre)
Robert Macfarlane: Die verlorenen Wörter. Ein Buch der Beschwörungen. Mit Illustrationen von Jackie Morris. Aus dem Englischen von Daniela Seel. Matthes & Seitz (Naturkunden), Berlin 2018. 134 Seiten, 38 Euro.
Illustration aus Robert Macfarlane / Jackie Morris: „Die verlorenen Wörter“.
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