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Ob Dürer, Michelangelo oder van Gogh: Kaum ein großer Name der Kunstgeschichte, der nicht Betrügern und Kriminellen zum Opfer gefallen wäre. Die Liste prominenter Fälschungsfälle ist lang. Der Heidelberger Kunst-Experte Henry Keazor fragt nach und geht den Dingen auf den Grund. Wieso gibt es Kunstfälschungen überhaupt? Warum sind sie so erfolgreich? Mit welchen Methoden können sie enttarnt werden? Was treibt die Fälscher an? Geldgier? Eitelkeit? Größenwahn? Im Gang durch die Jahrhunderte werden Ursachen, Täter und Getäuschte konsequent benannt. Auch der sensationelle Coup des Wolfgang…mehr

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Produktbeschreibung
Ob Dürer, Michelangelo oder van Gogh: Kaum ein großer Name der Kunstgeschichte, der nicht Betrügern und Kriminellen zum Opfer gefallen wäre. Die Liste prominenter Fälschungsfälle ist lang. Der Heidelberger Kunst-Experte Henry Keazor fragt nach und geht den Dingen auf den Grund. Wieso gibt es Kunstfälschungen überhaupt? Warum sind sie so erfolgreich? Mit welchen Methoden können sie enttarnt werden? Was treibt die Fälscher an? Geldgier? Eitelkeit? Größenwahn? Im Gang durch die Jahrhunderte werden Ursachen, Täter und Getäuschte konsequent benannt. Auch der sensationelle Coup des Wolfgang Beltracchi, aktueller Höhepunkt einer alten Geschichte, zeigt sich so in neuem Licht.

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Autorenporträt
Henry Keazor ist Professor für Neuere und Neueste Kunstgeschichte an der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg. Forschungsschwerpunkte sind Neuere und Neueste Kunstgeschichte, Kunst der Frühen Neuzeit (Spätrenaissance/Barock), zeitgenössische Kunst (Architektur) und Medien (Film, Musikvideo), Kunstfälschung.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 19.06.2015

Beltracchi ist nur ein kleiner Fisch
Wahnhafte Selbststilisierung: Henry Keazors Geschichte der Kunstfälschung

Das Thema Fälschung erregt wieder einmal die Gemüter. Es entfacht sich immer dann, wenn spektakuläre Fälle aufgedeckt werden, wenn raffinierte Fälscher, durchtriebene Hehler und Betrüger und zwielichtige Händler vor Gericht kommen und hochmütige Fachleute und Akademiker blamiert werden. Der Fall Beltracchi hat in jüngster Zeit das Thema, das Romane und Filme mit Stoff füttert, aufkochen lassen. Wolfgang Beltracchi (eigentlich Fischer) wurde 2008 überführt, mit seiner Frau verhaftet und 2011 vom Landgericht Köln wegen "gewerbsmäßigen Bandenbetrugs" verurteilt. Zur Verhandlung standen lediglich vierzehn Bilder, rund dreihundert will Beltracchi in den Kunstbetrieb geschleust haben: Wir können uns noch auf viele Überraschungen gefasst machen.

Der rheinische Filou war für den Heidelberger Kunsthistoriker Henry Keazor Anlass, eine Geschichte der Fälschungen und Fälscher an ausgesuchten, prominenten Beispielen von der Antike bis heute neu zu erzählen. Viele Fälle sind wohlbekannt, andere lohnen die Erinnerung. Ein großes Rätsel bleibt die römische Antike, die in der Mythologie wie in ihrer riesigen Statuenproduktion auf eigene Erfindungen verzichtete und sich mit Repliken und Kopien griechischer Originale zufriedengab. Für Fälschungen war da offenbar kein Spielraum. Die Idee und der Typus, nicht die Authentizität eines Künstlers scheinen damals entscheidend gewesen zu sein.

Etappen dieses Buches sind die falsche Goldkrone des Königs der Skythen, auf die der Louvre 1896 hereinfiel, die etruskischen Terrakotta-Figuren, von denen sich das Metropolitan Museum in New York jahrzehntelang täuschen ließ, die spätgotischen Wandmalereien in den Domen von Schleswig und Lübeck, mit denen der Restaurator Lothar Malskat eine germanomane Kunstwissenschaft im Dritten Reich, aber auch die Kirche in der Nachkriegszeit hinters Licht führte. Michelangelo wird in dem Buch übrigens doppelt geführt: als Fälschungsopfer wie auch als aktiver Fälscher, der einen Cupido von eigener Hand zum griechischen Original umfrisiert hat.

Das Buch ist zweifellos lehrreich und unterhaltsam, da der Autor die schillernden Affären recht breit und farbig ausmalt. Keazor kommt ohne Apparat und Anmerkungen aus, er skizziert aber im Fortgang der Erzählung eine Typologie der Fälschungen und Fälscher nach ihren Motiven und Zielen und plädiert für eine systematische Erforschung des verwirrenden Terrains. Freilich ist dies so wildwüchsig und zerklüftet, dass da schwer Ordnung und Systematik hereinzubringen sind. Man hätte der Darstellung übrigens besser folgen können, wenn das Buch großzügiger ausgestattet wäre: Unerlässlich sind Farbabbildungen, um die Finessen der Malerei und die imitatorischen Tricks nachvollziehen zu können.

Auf diesem Minenfeld tummeln sich die schrägsten Figuren mit schillernden Motivationen: Gier und Gewinnstreben sind die vordergründigsten Triebfedern, sie verbinden sich mit Geltungs- und Ruhmsucht, mit Schadenfreude und nicht zuletzt mit dem sadistischen Vergnügen, die arrogante Fachwelt, ihre hochnäsigen Koryphäen und glanzvollen Institute hereinzulegen und bloßzustellen. Man trifft in den interessanteren Fällen auf übersteigerten Ehrgeiz, auf eine wahnhafte Selbststilisierung der Fälscher, die es den Meistern gleichtun oder sie sogar übertreffen wollen. Manchmal gefällt sich der Fälscher sogar in der Rolle eines begnadeten Fortsetzers und Vollenders seiner Idole. So hat man es bei Fälschungen nicht nur mit Imitaten, sondern auch mit neuen Erfindungen zu tun.

Es gibt sogar Künstler, die sich selbst fälschten: Der alternde de Chirico wollte nicht zusehen, wie sich die Kunstwelt an seinem höchstgeschätzten Frühwerk bereicherte; er setzte sich hin und malte noch einmal in seinem Frühstil und schleuste die Ergebnisse in den Handel. Die Finten, Listen und Tricks sind vielfältig. Den spektakulären Fälschungsfällen liegen vielfach ausgeklügelte Strategien und aufwendige Inszenierungen zugrunde: Da müssen alte Techniken ergründet und trainiert, Stammbäume und Provenienzen erfunden, Quellen getrübt, Lücken im Werk für die Plazierung der Fälschung erkundet, eine spezifische Aura erzeugt und gesellschaftliche Kulissen arrangiert werden.

Breiten Raum nehmen die Van-Gogh-Fälschungen und vor allem die fast genialische Kampagne Han van Meegerens ein, der mit seinen Vermeer-Neuschöpfungen, die eine unbelegte, aber vermutete italienische Werkphase Vermeers besetzten, eine internationale Fach- und Sammlerwelt förmlich benebelte. Rückblickend erscheinen diese gekonnten Vermeer-Zombies heute wie faschistoide Produkte der Neuen Sachlichkeit. Unerörtert bleibt aber bei Keazor der jüngste Fälschungsfall der Galilei-Zeichnungen, denen die hohe Bildwissenschaft aufgesessen ist.

Im Vergleich mit den "Großen" in diesem zwielichtigen Gewerbe nimmt sich Beltracchi eher als Schlichtversion aus. Keazor sagt zu Recht, dass fast jede Generation ihren spektakulären Fälschungsfall erlebt. Die Beispielsammlung dieses Buches ruft in Erinnerung, wer alles betrogen wurde, wer sich täuschen ließ oder sich leichtfertig auf Kumpaneien zwecks Lancierung angeblich neu entdeckter Werke einließ. Berühmte Gelehrte machten ein Erstveröffentlichungsrecht und eine Gewinnbeteiligung zur Bedingung ihrer Absegnung der Objekte. Julius Meier-Graefe, der vielgerühmte Kritiker, der von Expertisen und Kunstvermittlungen lebte, schwankte im Fall der Van-Gogh-Fälschungen der zwanziger Jahre lange hin und her. Die honorigsten Museen der Welt ließen sich auf dubiose Händel ein und spielten bei der Täuschung streckenweise mit.

Man sollte meinen, dass die Fälscherpraxis durch eine allgemeine Sensibilisierung, durch den touristischen Dauer-Umgang mit den Originalen, durch die verfeinerten Reproduktionstechniken in den Medien und durch modernste Labortechnik unmöglich geworden ist. Zur Dämpfung dieses Optimismus ist der Fall Beltracchi nützlich.

EDUARD BEAUCAMP

Henry Keazor: "Täuschend echt!" Eine Geschichte der Kunstfälschung.

Konrad Theiss Verlag, Darmstadt 2015. 256 S., Abb., br., 24, 95 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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"Der Heidelberger Professor hat ein spannendes und unterhaltsames Buch geschrieben, das ernsthafte Prävention anmahnt." Neues Deutschland
"Das Buch ist zweifellos lehrreich und unterhaltsam, da der Autor die schillernden Affären recht breit und farbig ausmalt." Frankfurter Allgemeine Zeitung
"Spannend, teilweise im Reportagestil, erzählt Keazor von einem zwielichtigen Gewerbe." Deutschlandradio Kultur
"Das ist ziemlich lesenswert, das Buch von Henry Keazor." Hessischer Rundfunk
"Kenntnisreich führt der Autor den Leser durch die dunkelsten Seiten der Kunstgeschichte. Das ist unterhaltsamer als mancher Roman und spannender als ein Krimi." mundus