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Photographer Christopher Herwig first noticed the unusual architecture of Soviet-era bus stops during a 2002 long-distance bike ride from London to St. Petersburg. Challenging himself to take one good photograph every hour, Herwig began to notice surprisingly designed bus stops on otherwise deserted stretches of road. Twelve years later, Herwig had covered more than 18,000 miles in 14 countries of the former Soviet Union, traveling by car, bike, bus and taxi to hunt down and document these bus stops. The local bus stop proved to be fertile ground for local artistic experimentation in the…mehr

Produktbeschreibung
Photographer Christopher Herwig first noticed the unusual architecture of Soviet-era bus stops during a 2002 long-distance bike ride from London to St. Petersburg. Challenging himself to take one good photograph every hour, Herwig began to notice surprisingly designed bus stops on otherwise deserted stretches of road. Twelve years later, Herwig had covered more than 18,000 miles in 14 countries of the former Soviet Union, traveling by car, bike, bus and taxi to hunt down and document these bus stops. The local bus stop proved to be fertile ground for local artistic experimentation in the Soviet period, and was built seemingly without design restrictions or budgetary concerns. The result is an astonishing variety of styles and types across the region, from the strictest Brutalism to exuberant whimsy. Soviet Bus Stops is the most comprehensive and diverse collection of Soviet bus stop design ever assembled, including examples from Kazakhstan, Turkmenistan, Uzbekistan, Kyrgyzstan, Tajikistan, Ukraine, Moldova, Armenia, Abkhazia, Georgia, Lithuania, Latvia, Belarus and Estonia. Originally published in a quickly sold-out limited edition, Soviet Bus Stops, named one of the best photobooks of 2014 by Martin Parr, is now available in a highly anticipated, expanded smaller-format trade edition.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 05.11.2015

Bonbons
in Beton
Die Bushaltestellen der ehemaligen Sowjetunion sind
Zeugnisse eines magisch-sozialistischen Realismus
VON SONJA ZEKRI
Für sowjetische Architekturstudenten waren die Siebziger eine trostlose Zeit, übertroffen nur von den noch traurigeren Achtzigern. Die Technologie war dürftig, die Spielräume waren so eng, Platte allenthalben, wohin also mit all der Fantasie, dem Lebenshunger, der Lust auf Bonbonfarben, Formen, sinnlose Details? In die Wüste natürlich!
  Platz war ja da, davon gab es genug, das hat der kanadische Fotograf Christopher Herwig noch erlebt, als er für seinen träumerisch-wahnsinnigen Bildband über sowjetische Bushaltestellen (Christopher Herwig: Soviet Bus Stops. Fuel Publishing, London 2015, 192 Seiten, 31,60 Euro) das einstige Imperium bereiste: zwölf Jahre und 30 000 Kilometer lang. In den leeren Tälern abtrünniger Provinzen, in den endlosen Ebenen Zentralasiens, an den einsamen Straßen Armeniens gab es vor allem, wie man so sagt, eine Menge Gegend. Busse gab es kaum noch.
  In der Sowjetunion hatten die Menschen ihr Leben damit verbracht, auf ein Auto zu warten, doch der öffentliche Nahverkehr war der wahre Stolz des Sozialismus. Die Moskauer Metro fährt bis heute. Die Busse fahren nicht. Jedenfalls nicht auf diesen Strecken. Und haargenau diese von allen Zwecken befreite Schönheit verleiht Herwigs Haltestellen ihren märchenhaften Charakter. Hier und dort mögen sich die Menschen im Baltikum oder am Aralsee auf einer zweckfreien Haltestellenbank zum Feierabendbier treffen. Manchmal stehen Kühe im Wartehäuschen, manchmal Pferde, selten Menschen. Überhaupt fügen sich viele Fassaden organisch in die lokale Kultur ein. Reliefs in Kasachstan zeigen Schafe oder Mähdrescher, am Schwarzen Meer ließen sich die Architekten von Muscheln und Meerjungfrauen inspirieren, im Nomadenland Kirgisistan von einer traditionellen Filzmütze, es finden sich Jurten und Sonnenschirme, Blechdächer und praktisch atombombensichere Betonwälle.
  Heute geht der Haltestellenkult hier und da sogar weiter. In Turkmenistan beispielsweise, einem dramatisch unterentwickelten, übel repressiven, aber sehr reichen Staat, haben die Herrscher in der Retortenstadt Aschgabat Bushäuschen geschaffen, die jedem „Star-Trek“-Fan das Herz im Leibe hüpfen lassen würden, mit Leuchttafel und Chrom und Glas und manchmal auch mit einem Gebläse, das im Sommer kühlen Nebel auf die Wartenden bläst.
  In diesem Band findet sich darauf natürlich kein Hinweis, er ist aber trotzdem so erfolgreich, dass die erste Auflage schon vergriffen ist, der Verlag druckt soeben die zweite. Kostproben von Herwigs Bildern sind im Augenblick nur auf der Verlagsseite oder bei SZ.de zu sehen (www.sz.de/haltestelle).
  Postsowjetischen Architekten mit Ambitionen experimentieren heute in ihren Städten natürlich immer noch nicht so frei, wie sie es sich wünschen. Ihre neue Spielwiese: die exaltierten Datschas der Superreichen.
Haltestellen als Muschel im abchasischen Gagra (links unten), als Moschee im kasachischen Aralsk (links oben), als Taube im kirgisischen Karakol (rechts oben), als Ufo im abchasischen Pitsunda (Mitte rechts) und als konstruktivistisches Zitat (rechts unten).
Foto: Soviet Bus Stops by Christopher Herwig, published by FUEL
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