Marktplatzangebote
Ein Angebot für € 3,10 €
  • Gebundenes Buch

Die Macht, die die Scham über unser Leben hat, ist gewaltig. Sie berührt unser Liebesempfinden und dirigiert unsere Ängste, sie fesselt unsere Aktivität und Ehrlichkeit, aber befreit auch immer wieder ungeheure Widerstandskräfte, sie feuert unsere Kreativität und Intelligenz an, aber schafft auch verderbliche Mythen. Scham begegnet uns auf Schritt und Tritt als soziale Kontrolle und fragt ständig nach der Richtigkeit unseres Verhaltens. Kaum ein anderes Gefühl besitzt so vielgestaltige Konsequenzen für unser Sein und Handeln. Till Brieglebs Essay würdigt dieses scheinbar störende und…mehr

Produktbeschreibung
Die Macht, die die Scham über unser Leben hat, ist gewaltig. Sie berührt unser Liebesempfinden und dirigiert unsere Ängste, sie fesselt unsere Aktivität und Ehrlichkeit, aber befreit auch immer wieder ungeheure Widerstandskräfte, sie feuert unsere Kreativität und Intelligenz an, aber schafft auch verderbliche Mythen.
Scham begegnet uns auf Schritt und Tritt als soziale Kontrolle und fragt ständig nach der Richtigkeit unseres Verhaltens. Kaum ein anderes Gefühl besitzt so vielgestaltige Konsequenzen für unser Sein und Handeln. Till Brieglebs Essay würdigt dieses scheinbar störende und verstörende Gefühl, das uns ständig begleitet, als zivilisatorische Triebkraft, als Quelle für Glück, Erkenntnis und Kultur. Bei allem persönlichen Leid, das die Schamangst erzeugt, ist sie keineswegs nur ein Nachteil der Empfindsamkeit oder eine Unsportlichkeit der Seele. Als permanente Forderung an unsere Selbstwahrnehmung und Störfaktor im großen Harmonie-Schwindel kann sie unsere Sensibilitätwachhalten, unsere Intelligenz reizen, unseren Erfindungsreichtum erweitern, aber auch unseren zwischenmenschlichen Umgang von grotesken Hindernissen und nutzlosen Feindseligkeiten befreien.
Autorenporträt
Briegleb, Till
Till Briegleb, geboren 1962 in München. Studium der Politischen Wissenschaften und der Germanistik in Hamburg. Ab 1991 Kulturredakteur der Tageszeitung in Hamburg, von 1997 bis 2002 Kulturredakteur der Wochenzeitung Die Woche, danach bis 2006 freier Autor für diverse Zeitungen und Zeitschriften. 2006 Textchef des Kunstmagazins art, seit 2007 Autor der Süddeutschen Zeitung und von art. Publikationen zu diversen Themen der Architektur, der Kunst und des Theaters. Lebt in Hamburg.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 23.03.2009

Maskenspiele
Von SZ-Autoren: Till Brieglebs Essay „Die diskrete Scham”
Leben wir heute wirklich ohne Schamgefühl? Sind frei zugängliche Pornos, Häme-Fernsehen, weltpolitische Arroganz und das Anything Goes untrügliche Zeichen dafür, dass uns nichts mehr peinlich ist? Oder hat das Schamgefühl in seiner langen Geschichte der wechselnden Maskeraden nur eine neue Verwandlung durchgemacht, um seine erzieherische Rolle gut getarnt weiter zu spielen?
In seinem Essay „Die diskrete Scham” sucht Till Briegleb, Autor im Feuilleton der SZ, nach den heutigen Masken der Verlegenheit und findet sie allgegenwärtig – vor allem dort, wo man sie nicht vermutet. Dabei betrachtet er das Schamgefühl weniger als Spielverderber der Freiheit, sondern sucht nach den verborgenen produktiven Effekten dieser unangenehmen Empfindung. Mit so unterschiedlichen Zeugen wie Seneca, Knigge, Nietzsche und Elfriede Jelinek beschreibt er die enorme Energie des Schamgefühls, die sich nur vordergründig im Verbergen von Fehlern und Schwächen erschöpft. Im Schämen verbirgt sich vielmehr der Kultivierungsmotor im menschlichen Gefühlshaushalt, eine Art Ghostwriter für Kultur und Kommunikation und die Basis für Neugier und Humor. Von schamlosen Zeiten kann also keine Rede sein. SZ
TILL BRIEGLEB: Die diskrete Scham. Insel Verlag, Frankfurt am Main und Leipzig 2009. 170 Seiten, 14,80 Euro.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung exklusiv über www.sz-content.de
…mehr

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 05.03.2010

Schamstolz

Dem peinigenden Gefühl der Scham hat der Kulturjournalist Till Briegleb einen weit ausgreifenden Essay gewidmet. "Diskret" nennt er die Scham im Titel seines Buchs aus doppeltem Grund. Zum einen, weil sie ihre Blöße stets zu verbergen sucht und sich als Motiv des Fühlens und Handelns gerne maskiert. Diskretion ist aber auch die lebenskunstpraktische Empfehlung, die der Autor für den Umgang mit eigener und fremder Beschämung gibt. Doch statt das Gefühl erst einmal phänomenologisch aufzuschlüsseln, entwirft Briegleb mit lockerer Hand so etwas wie ein Weltgefühl der Scham. Besonders die moderne Welt scheint in seinen Augen die Schamanlässe ins Unendliche zu steigern - doch warum, wenn zumal die Verletzung von Werten, die man selbst verinnerlicht hat, Scham auslöst? Und was machen wir mit seinem sanften Bedauern über die "Zellteilung gesellschaftlicher Verhaltensregeln in immer kleinere Subsysteme, die sich ihre eigenen Varianten von gutem Benehmen schaffen - vom Sado-Maso-Club bis zum Bundeskabinett"? Von SM-Club-Besuchern und Kabinettsmitgliedern ist ja nicht vordringlich die Klage darüber überliefert, sich in neue Benimmregeln einüben zu müssen. Seufzen kann über eine solche "Ausdifferenzierung" doch nur der, der in seinem Bewusstsein gewissermaßen überall zu Hause sein möchte. So weht am Ende vor allem ein Ton der schönen Seele, die unter all den ästhetischen und ethischen Zumutungen der Welt leidet, durch das Buch. (Till Briegleb: "Die diskrete Scham". Insel Verlag, Frankfurt am Main 2009. 175 S., geb., 14,80 [Euro].)

adr

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
…mehr

Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension

Durchaus lesenswert scheint Rezensent Oliver Pfohlmann Till Brieglebs Essay über die Scham, auch wenn er einige Abstriche macht. Er attestiert dem Autor, zahlreiche Facetten des Schamgefühls zu beleuchten und es als eine der Haupttriebkräfte der Menschheitsgeschichte zu interpretieren, ohne dass weder Künste noch Wissenschaften existieren würden. Deutlich wird für ihn zudem, wie Religionen, Chefs und die Werbung mit Hilfe der Scham Menschen manipulieren. Dass in unserer kapitalistischen Gesellschaft das Zeigen von Scham generell unterdrückt werde, sieht Pfohlmann nicht und verweist auf den allgegenwärtigen therapeutischen Diskurs. Außerdem hat ihm der etwas "manierierte" und "gewollt originelle Stil" des Autors nicht so gut gefallen.

© Perlentaucher Medien GmbH