Finsternis auf dem Weg zur Weltherrschaft. Zwischen ihm und der "Nacht ohne Morgen", wie das die theologisch ausgebildeten Figuren des Films nennen, steht unser Jericho, gespielt von Arnold Schwarzenegger - das ist selbst für den Teufel ein respektabler Brocken.
Das Böse ist zunächst nur eine Schliere auf der Leinwand, die sich ihr vorbestimmtes Opfer auf der Herrentoilette sucht. Nun vergessen wir einmal alle politische Korrektheit, die uns das Zitat eines Homosexuellenklischees vermuten ließe, sondern glauben dem Teufel, dass ein frisch gewaschener Herr sich besser als Leihkörper eignet als ein beliebiger Passant in der Nähe des Gullys, dem der Satan entfährt. Gegen Gullys kämpfen selbst Götter vergebens, liegt doch darunter ein weit verzweigtes Tunnelreich, wo blinde Türsteher diejenigen, die Einlass begehren, darauf prüfen, ob alle Hoffnung schon dem Hass gewichen ist. Für Jericho trifft das im entscheidenden Moment zu, allerdings hasst er nicht die Menschheit, sondern den Teufel. Am Eingang der Hölle aber hält man sich mit feinen Unterschieden nicht auf.
Wir sind abgeschweift. Zurück zum Klo. Der frisch gewaschene Herr dort ist Gabriel Byrne, dessen kantig-männliches Profil gut verstehen lässt, warum Christine (alle Namen in "End of Days" sind mehr als bloßer Signifikant) so häufig von einer Liebesnacht mit ihm geträumt hat. Allerdings beunruhigt diese regelmäßige Vision die Zwanzigjährige - die Robin Tunney einfach nur schön spielt und nichts darüber hinaus -, denn sie kennt den Herrn überhaupt nicht, der da durch ihre Träume strolcht. Was Christine nicht weiß, ist, dass sie schon bei ihrer Geburt, als gerade wieder einmal ein Saturnquadrat im Anmarsch war oder sonst eine ungünstige Sternenkonstellation (so genau will das in "End of Days" keiner wissen), zur Braut des Teufels bestimmt wurde.
Einem ist diese individuelle Teleologie nicht unbekannt: dem Stellvertreter Christi. Der Papst schickt bereits 1979 seinen Vertrauten Tommaso Aquinus auf die Suche nach der vom Satan Auserwählten. Zimperlich sind die katholischen Geheimorden nicht; da mag die Erfahrung mit der letzten Reinkarnation des Teufels im Jahr 999 eine Rolle gespielt haben, aber warum nicht damals schon die Nacht ohne Morgen anbrach, erfahren wir auch nicht. Nun ist Byrne als Satan eher ein Teufelchen. Gut, in seinem Urin hat er einen neuen Sprengstoff parat, aber warum sich der Unsterbliche so schwer tut mit seinem menschlichen Gegner, bleibt ein Rätsel. Auch der Satan erliegt dem verbreiteten Irrtum aller Filmgauner, dass eine Hinrichtung umso eindrucksvoller auf das Opfer wirkt, je länger man sie hinauszögert.
Natürlich ist Jericho hart im Nehmen, was sein Beruf als Leibwächter auch angeraten sein lässt. Zudem dürfte sein Darsteller aus "Terminator 2" noch vertraut sein mit Opponenten, die sich von Kugeln jeden Kalibers nur kurz stoppen, niemals aber nachhaltig beeindrucken lassen. Weiterhin werden "Indiana Jones und der Tempel des Todes", "Alien", "Fantasia" und "Strange Days" weidlich für Szenerie, Handlung und creature design, wie Hollywood die Gestaltung von möglichst abscheulichen Monströsitäten nennt, ausgeschlachtet. Doch das fledermausflügelige Endstadium des Teufels macht nur ein bisschen Wind, und schon hat sich der Held in ein bereitliegendes Schwert gestürzt. Ja, Jericho ist doch noch gefallen, doch der Fürst der Finsternis fällt mit, auch das kein neuer Einfall ("Alien 3").
Doch vor dem wohlgefälligen Tod legt Arnold Schwarzenegger noch einmal seine Artillerie ab und betet inbrünstig zum Erlöser. Kraft kommt auf die Dauer nur vom Himmel, nicht aus den Muskeln. Mag sein, dass die Herzoperation vor zwei Jahren und die diversen politischen Ambitionen (Senator, Gouverneur, österreichischer Bundespräsident) den einstigen Rabauken vorsichtig gestimmt haben. Hoffentlich wählt ihn bald irgendwer in Kalifornien oder Österreich in irgendein Amt, damit uns solch ein Film in Zukunft erspart bleibt.
ANDREAS PLATTHAUS
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