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Schuldig oder nicht? ... David Gale (Kevin Spacey) ist ein fürsorglicher Vater, angesehener Professor und vehementer Gegner der Todesstrafe. Umso härter spielt ihm das Schicksal mit, als er für den Tod seiner Mitstreiterin Constance Harraway verantwortlich sein soll und deshalb selbst zum Tode verurteilt wird. Kurz vor der Hinrichtung bekommt die Journalistin Bitsey Bloom (Kate Winslet) die Chance für ein Exklusiv-Interview mit dem Todeskandidaten. Ziemlich schnell bemerkt sie bei ihren Recherchen, dass Gale fälschlicherweise des Verbrechens beschuldigt wird. Bevor es zu spät ist, beginnt für…mehr

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Produktbeschreibung
Schuldig oder nicht? ... David Gale (Kevin Spacey) ist ein fürsorglicher Vater, angesehener Professor und vehementer Gegner der Todesstrafe. Umso härter spielt ihm das Schicksal mit, als er für den Tod seiner Mitstreiterin Constance Harraway verantwortlich sein soll und deshalb selbst zum Tode verurteilt wird. Kurz vor der Hinrichtung bekommt die Journalistin Bitsey Bloom (Kate Winslet) die Chance für ein Exklusiv-Interview mit dem Todeskandidaten. Ziemlich schnell bemerkt sie bei ihren Recherchen, dass Gale fälschlicherweise des Verbrechens beschuldigt wird. Bevor es zu spät ist, beginnt für beide ein verzweifelter Wettlauf gegen die Zeit...

Bonusmaterial

DVD-Ausstattung / Bonusmaterial: - Audiokommentar von Regisseur Alan Parker - Geschnittene Szenen (Optional mit Audiokommentar des Regisseurs), (3:30) - 'Making Of' David Gale: Interviews mit Alan Parker und der Besetzung und ein Blick hinter die Kulissen (19:02) - Die Musik von David Gale: Einblicke in die Bedeutung der Musik für Alan Parker und die Entstehung der Filmmusik ? Das Familien-Projekt (4:54) - Ein Bericht über die Todesstrafe in Texas: Interviews mit Alan Parker und Gefängniswärtern sowie Kommentare der Besetzung (9:10) - Alternative Poster-Konzepte - Trailer - DVD-ROM Feature
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 15.03.2003

Unschuld und Sühne
Als hätte Puccini es melodramatisiert: Alan Parkers neuer Film "Das Leben des David Gale"

Am Ende sitzt im Zuschauerraum eines spanischen Opernhauses Dusty Wright - und weint nicht. Das ist bemerkenswert, denn die Träne quillt recht oft in Alan Parkers neuem Film "Das Leben des David Gale". Dabei läuft auf der Bühne der dritte Akt von "Turandot", und gerade hat Liù einem Soldaten dessen Dolch entwunden, den sie sich in den Leib stoßen wird. Die Gefolterte bereitet ihrem Leben ein Ende, um Prinz Kalaf nicht verraten zu müssen und "per non vederlo più" (um ihn nicht mehr zu sehen). Nach dieser Szene beendete der Tod Puccinis auch die Komposition.

Leben und Sterben der Sklavin Liù sind Spiegelbild des Lebens und Sterbens des Philosophieprofessors David Gale, doch das klärt sich erst in den letzten Minuten dieses Films. Da geht Gale zu jener Kammer im texanischen Staatsgefängnis von Huntsville, wo die zum Tode Verurteilten die Giftspritze erhalten, und obwohl er es ist, den man vom Leben zum Tode befördern will, ist er in jedem Moment des Geschehens Herr des Verfahrens. Wie Puppen läßt er selbst jetzt noch die Reporter Bitsey Bloom und Zack Stemmons tanzen, denen er das letzte Interview vor der Hinrichtung gewährt und die er gebeten hat, seine Unschuld zu beweisen. Und mehr noch als die jungen Journalisten führt er den Gouverneur von Texas vor, einen unnachgiebigen Befürworter der Todesstrafe. Dennoch gleichen sich die Schicksale der Sklavin und des souveränen Sterbenden, denn beide opfern alles für ihre Sache. Gale hat dabei die Hilfe dreier Mitstreiter, und so kommt der Opernliebhaber Dusty ins Spiel, der einzig Unbewegte im melodramatischen Ringen um Unschuld und Sühne.

Dieser Dusty Wright wird dargestellt von Matt Craven, und wenn Roberto Benigni nicht so eitel wäre, hätte er diesen Mann für die Titelrolle seiner gleichzeitig bei uns angelaufenen "Pinocchio"-Verfilmung wählen müssen. Ein Gesicht, das wie aus Wurzelholz geschnitzt erscheint - so etwas hat man lange nicht auf der Leinwand gesehen, und das Erstaunliche, das Meisterhafte dieser eigentlich winzigen Nebenrolle ist, daß im Verlauf der Geschichte dieses unbewegte Gesicht immer wieder neue Emotionen auszudrücken scheint: Bosheit, Häme, Neid, dann Verschlagenheit und schließlich Mitgefühl und Freude, bis Dusty schließlich stoisch im Opernhaus sitzt und man nur ahnen kann, was für ein Aufruhr in diesem Menschen während der vergangenen sechs Jahre getobt haben muß.

So lange nämlich sitzt David Gale in der Todeszelle. Auch er wird seine Lieben nicht mehr wiedersehen. Kevin Spacey in der Titelrolle läßt davon indes wenig spüren. Seine Beherrschtheit im Gesprächsraum der Haftanstalt ist im Gegensatz zu Dusty von einer derart unnatürlichen Ruhe, daß sie allein bereits die von Drehbuchautor Charles Randolph verrätselt angelegte Geschichte auflöst - lange bevor sich das die Macher wohl gewünscht haben. Der Häftling Gale ist wenig ambivalent dargestellt, zumal im Vergleich mit Sean Penn oder Michael Clarke in ihren psychologisch ähnlich angelegten Rollen aus "Dead Man Walking" und "The Green Mile". Als angeblicher Vergewaltiger einer Studentin von seiner Universität relegiert, stürzt Gale - wie wir wissen, unschuldig - immer weiter ab: Seine Familie zerbricht; die Initiativgruppe gegen die Todesstrafe, deren Aushängeschild er war, stößt ihn aus; eine Kollegin, seine einzige Vertrauensperson, erkrankt an Leukämie. Alle diese Katastrophen durchlebt David Gale mit größter Intensität, während er in Haft wie ein Zenmeister agiert.

Vielleicht hätte man diesen Gale mehr mit fremden Augen als aus eigenem Blickwinkel zeigen müssen - so etwa wie in jenem Moment, als die Gefängnisleitung die Zusammenstellung seiner Henkersmahlzeit bekanntgibt, die sich, Zutat um Zutat, als die Lieblingsleckerei des Sohnes entpuppt, den Gale seit dem Bruch mit seiner Frau nicht mehr gesehen hat. Es bricht uns das Herz. Doch das passiert zu oft, ob es nun die erstaunlich intensive Kate Winslet in der Rolle der Reporterin Bitsey ist, die unter den pathetischen Klangkaskaden der unsäglichen Filmmusik zusammenbricht, oder Gale selbst, dem das eigene Elend manche Zähre abverlangt. Heulen und Zähneklappern herrschen bei Parker, der doch vor zwei Jahrzehnten mit "Birdy" noch bewiesen hat, wie geschickt sich Vergangenheit und Gegenwart eines Eingesperrten in einem Film verschränken lassen.

Im "Leben des David Gale" ist der einzige ästhetisch überzeugende Kniff der Schwindel, in den die Bilder geraten, wenn Gale zu seinen Rückblicken in die Vergangenheit ansetzt. Dann schraubt Michael Seresin seine Kamera hoch zur Decke, und in Sekundenbruchteilen werden Graffiti eingeblendet, die die Schlagworte der jeweiligen Episode nennen: "Mord", "schuldig", "unschuldig", "Vergewaltigung", "Urteil" und so weiter. Und diese Hektik des visuellen Übergangs findet ihr dramaturgisch zwingendes Gegenteil in jenem gleichsam schwebenden Moment, als Gale am Morgen des Mordes, für den er verurteilt werden wird, im Vorgarten eines Nachbarhauses auf der Schaukel sitzt: ganz bei sich, eine Vorwegnahme des so gefaßten Todeskandidaten. Mit einemmal versteht man Spaceys Rolle und sein Spiel; aber daraus macht der Film nichts mehr. In diesen wenigen Sekunden schafft Parker großes Kino. Und in der Opernszene mit dem dreifach codierten Tod. Das möchte man wieder und wieder sehen.

ANDREAS PLATTHAUS

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