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2 Kundenbewertungen

Neuausgabe in neuer Übersetzung. Richard Brautigans Roman über den "American Way of Life". In einem kleinen schäbigen Hotelzimmer in San Francisco warten die drei Logan-Brüder auf den alles entscheidenden Telefonanruf. Einen Anruf, der sie 3000 Dollar kostet, sauer ergaunerte und geraubte Dollar. Er soll ihnen verraten, wo sich die gestohlenen Bowlingtrophäen befinden.

Produktbeschreibung
Neuausgabe in neuer Übersetzung. Richard Brautigans Roman über den "American Way of Life". In einem kleinen schäbigen Hotelzimmer in San Francisco warten die drei Logan-Brüder auf den alles entscheidenden Telefonanruf. Einen Anruf, der sie 3000 Dollar kostet, sauer ergaunerte und geraubte Dollar. Er soll ihnen verraten, wo sich die gestohlenen Bowlingtrophäen befinden.
Autorenporträt
Richard Brautigan wurde am 30. Januar 1935 in Tacoma, Washington, geboren. Er wuchs in einfachen Verhältnissen auf. Die Zeit seiner Jugend war geprägt von der Weltwirtschaftskrise. Ende der Fünfzigerjahre kam er in San Francisco mit literarischen Kreisen in Kontakt. Es erschienen erste Gedichte und Romane. Schlagartig berühmt machte ihn dann 1967 Forellenfischen in Amerika (Trout Fishing in America). In der Folge wurde er zu einer Art Ikone der Hippiegeneration. Es folgten unter anderem: Die Abtreibung (The Abortion, 1971), Willard und seine Bowlingtrophäen (Willard and his Bowling Trophies, 1975), Sombrero vom Himmel (Sombrero Fallout, 1976), Von Babylon träumen. (Dreaming of Babylon, 1977) An die ersten frühen Erfolge konnte er jedoch in den späten Siebzigerjahren nicht mehr anknüpfen. Richard Brautigan starb im September 1984 in Bolinas, Kalifornien.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 10.07.2008

Schneller, Pussykatze! Töte! Töte!

Gebäck im Getriebe: Richard Brautigans den amerikanischen Lebensstil persiflierender Underground-Roman "Willard" aus dem Jahre 1975 ist jetzt neu übersetzt worden.

Im klassischen Krimi gibt es die Leiche ja meist gleich am Anfang. So zieht den Leser die spannende Frage durchs Buch: Wer hat den Mord begangen? Und warum? In einer Krimiparodie kann sich der Autor den Mord getrost bis zum Schluss aufsparen, denn hier geht es um Überzeichnungen und komische Elemente. So hat es auch Richard Brautigan, der 1984 im Alter von neunundvierzig Jahren verstorbene Hippie unter Amerikas Schriftstellern, bei "Willard and his Bowling Trophies" gehalten, seinem 1975 verfassten "Perverse Mystery", das jetzt unter dem Titel "Willard und seine Bowlingtrophäen" in einer neuen Übersetzung vorliegt. Darin sterben Constance und Bob, ein bedauernswertes Paar aus San Francisco, deren kompliziertem Sexleben wir bis dahin beiwohnen müssen, erst auf den letzten Seiten. Und wir kennen sofort den Täter.

Geschossen hat einer der drei Logan-Brüder, die das Ehepaar (irrtümlich) verdächtigen, ihre geliebten Trophäen gestohlen zu haben, mehr als fünfzig an der Zahl. Drei Jahre lang haben die Logans wie ein "Böse-Bruder-Trio aus einem Western" Amerika durchstreift auf der Suche nach dem materiellen Beweis ihrer sportlichen Leistungen und sich dabei von vorbildlichen Jung-Amerikanern in skrupellose Gangster verwandelt. Ihr Vorgehen hat Brautigan, der mit "Forellenfischen in Amerika" (1967) zum Kultautor der amerikanischen Campusjugend avancierte, ins Karikaturhafte überzeichnet; ebenso das Leben ihrer Eltern: Mrs. Logan backt Unmengen Gebäck, auch als ihre Jungs schon weg sind; Mr. Logan zerlegt spielend leicht Getriebe, hat aber Probleme im Umgang mit Menschen und fände es schön, wenn das Leben selbst ein Getriebe wäre, das er reparieren könnte. Brautigan erzählt diese Persiflage auf den amerikanischen Lebensstil in den für ihn typischen Miniaturkapiteln: jeweils ein, zwei, selten drei Seiten lang, in denen die Überschriften - typisch etwa "Die Logan-Brüder schwören einen feierlichen Eid" - das Folgende vorwegnehmen. Dabei benutzt er einerseits klare, kurze Sätze, die manchmal in die Nähe von Kindersprache geraten; dann wieder geht er ein hohes Risiko ein und schreibt jenseits aller Logik. Leichtfüßig hüpft er dabei zwischen drei Schauplätzen hin und her: Es beginnt in der Wohnung von Constance und Bob, die Feigwarzen an ihren Genitalien haben und deshalb beim Sex auf Sadomasochismus umsteigen.

In der Wohnung unter ihnen schalten John und Patricia zum Einschlafen gern die "Johnny-Carson-Show" ein, wobei aus dem Hintergrund Willard und seine Bowlingtrophäen zusehen, die John vor langer Zeit in einem abgestellten Auto gefunden hat. (Willard, um das kurz zu klären, ist ein Vogel aus Pappmaché mit langen Beinen, dem in der Geschichte keine weitere Bedeutung zukommt.)

Der dritte Schauplatz ist ein schäbiges Hotelzimmer, in dem die drei Brüder auf einen heißen Tipp bezüglich ihrer Trophäen warten. Diese Szenen haben durchaus etwas von Becketts "Warten auf Godot": Der eine Bruder trinkt Dosenbier, der zweite liest ein Comicheft, und der dritte bereitet sich gedanklich auf den Telefonanruf vor. Doch das Telefon bleibt stumm. Sozialkritik? Formexperiment? Klamauk? Porno? Bei Brautigan gab es diesbezüglich nie eine klare Trennung, und so ist "Willard" alles zugleich. Das schmale Buch ist uns seit langem in der Übersetzung von Günter Ohnemus bekannt, der es 1981 in seinem eigenen Kleinverlag herausbrachte. Ohne Ohnemus, Fürsprecher, Agent und Übersetzer des Autors (ähnlich wie Carl Weissner im Falle Charles Bukowskis), hätten wir von dem kauzigen Amerikaner mit dem Mark-Twain-Bart sicher erst viel später erfahren.

Im Jahre 1990 war der "perverse Kriminalroman" - so der damalige Untertitel - auch Teil der dreizehnbändigen Richard-Brautigan-Werkausgabe, die Vito von Eichborn in seinem Verlag 1985 hoffnungsvoll gestartet hatte; 1994 folgte die Taschenbuchausgabe bei Rowohlt. Heute sind all diese Ausgaben vergriffen, was schade ist, denn Ohnemus hatte seine Sache sehr gut gemacht. Zum Glück hat der österreichische Kartaus Verlag einige der Brautigan-Werke in teils überarbeiteten Ausgaben neu aufgelegt. Und nun also kommt aus dem Schweizer Theodor Boder Verlag Christiane Bergfelds Neuübersetzung von "Willard". Sie wird allerdings keine Brautigan-Renaissance einläuten, zumal sie deutlich hinter der Fassung von Ohnemus zurückbleibt. Gelegentlich versucht Bergfeld sogar, origineller als der Autor zu sein. Nehmen wir ein einfaches Beispiel: "Mr. Logan had thought about asking his wife not to bake so much but he never got around to asking her." Bei Ohnemus kann sich Mr. Logan schlicht und einfach "nicht dazu durchringen, sie darum zu bitten". Bergfeld dagegen übersetzt: "Mr. Logan hatte seine Gattin bitten wollen, nicht zu viel zu backen, kriegte das aber nie gebacken."

Wo Brautigan "carefully looking away" schreibt, greift Bergfeld zu einem gestelzten "ostentativ wegsehend". Hätte Brautigan die Sorgfalt betonen wollen, hätte er wohl "pointedly" geschrieben. Bergfeld schiebt das Fremdwort gleich dreimal hintereinander ein. Dann wieder holpert das Deutsch: "Sie ging an den Herd und stellte Teewasser auf." Teewasser sollte man schon "aufsetzen", wie es Ohnemus getan hat.

Ein anderes, drastischeres Beispiel aus dem zweiten Kapitel, das mit "Die Geschichte der O" überschrieben ist. Im Original heißt es: "Usually, she would jack him off or orally copulate him and he would very carefully, like cutting a diamond, clitorally masturbate her until she came." In Ohnemus' Fassung liest sich das so: "Normalerweise holte sie ihm einen runter oder befriedigte ihn oral, und er masturbierte sehr vorsichtig, als würde er einen Diamanten schleifen, ihre Klitoris, bis sie kam." Bei Bergfeld heißt es nun: "Meist hobelte sie ihn oder verkehrte mit ihm oral, und er polierte sie klitoral mit der Hingabe eines Diamantenschleifers, bis sie kam." Da ist einfach zu viel Handwerksarbeit im erotischen Spiel und ein störender Wechsel von der Holz- zur Mineralbearbeitung, die so nicht bei Brautigan steht.

Sicher: Bei jeder Übersetzung fliegen Späne. Umso wichtiger ist es, die Wortdiamanten des Autors so lange zu polieren, bis sie auch in der Zielsprache glänzen. Die ursprüngliche Farbe sollte sich dabei nicht verändern.

REINHARD HELLING

Richard Brautigan: "Willard und seine Bowlingtrophäen". Ein grotesker Kriminalroman. Aus dem Amerikanischen übersetzt von Christiane Bergfeld. Theodor Boder Verlag, Mumpf 2008. 167 S., br., 15,50 [Euro].

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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Enttäuscht ist Reinhard Helling von dieser Neuausgabe von Richard Brautigans wilder Krimiparodie "Willard und seine Bowlingtrophäen" aus dem Jahr 1975, gerade weil er der Roman, eine Persiflage auf den american way of life, überaus schätzt. Er würdigt die Verdienste von Günter Ohnemus, der als Brautigans Agent, Fürsprecher und Übersetzer diesen Autor in Deutschland bekannt gemacht hat. Zu seinem Bedauern sind die Ausgaben des Romans, der Sozialkritik, Formexperiment, Klamauk und Porno in einem ist, mit Ohnemus' Übersetzung seit langem vergriffen. Die vorliegende neue Übersetzung von Christiane Bergfeld ist für Helling kein Trost, weil sie seines Erachtens bei weiten nicht an die von Ohnemus heran kommt. Er hält ihr vor, origineller sein zu wollen als der Autor selbst, was in seinen Augen aber oft nach hinten losgeht.

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