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6 Kundenbewertungen

Ein kleiner Junge wird entführt - und alle Ermittlungen laufen ins Leere. Vier Jahre später wird sein Skelett im Wald gefunden. Polizeimeisterin Sanela Beara muss dem Vater die schlimme Nachricht überbringen. Doch die Begegnung mit dem gut aussehenden Darko, der in den Wäldern Brandenburgs als Wolfsforscher arbeitet, löst Zweifel in ihr aus: War es wirklich eine Entführung? Oder wurde der Junge aus einfachen Verhältnissen etwa verwechselt? Doch alle Beteiligten schweigen eisern. Für Sanela gibt es nur eine Chance, Licht ins Dunkel zu bringen: Sie schleust sich undercover in die Villa der…mehr

Produktbeschreibung
Ein kleiner Junge wird entführt - und alle Ermittlungen laufen ins Leere. Vier Jahre später wird sein Skelett im Wald gefunden. Polizeimeisterin Sanela Beara muss dem Vater die schlimme Nachricht überbringen. Doch die Begegnung mit dem gut aussehenden Darko, der in den Wäldern Brandenburgs als Wolfsforscher arbeitet, löst Zweifel in ihr aus: War es wirklich eine Entführung? Oder wurde der Junge aus einfachen Verhältnissen etwa verwechselt? Doch alle Beteiligten schweigen eisern. Für Sanela gibt es nur eine Chance, Licht ins Dunkel zu bringen: Sie schleust sich undercover in die Villa der schwerreichen Familie Reinartz ein, bei der die Mutter des ermordeten Jungen damals gearbeitet hat - und wird hineingezogen in einen Strudel aus Hass, Gier und Verachtung, der sie selbst an ihre äußerste Grenze treibt ...
Autorenporträt
Elisabeth Herrmann wurde 1959 in Marburg/Lahn geboren. Nach ihrem Studium als Fernsehjournalistin arbeitete sie beim RBB, bevor sie mit ihrem Roman »Das Kindermädchen« ihren Durchbruch erlebte. Fast alle ihre Bücher wurden oder werden derzeit verfilmt: Die Reihe um den Berliner Anwalt Joachim Vernau sehr erfolgreich vom ZDF mit Jan Josef Liefers. Elisabeth Herrmann erhielt den Radio-Bremen-Krimipreis, den Deutschen Krimipreis und den Glauser für den besten Jugendkrimi 2022. Sie lebt mit ihrer Tochter in Berlin und im Spreewald.
Rezensionen
»Spannend bis zur letzten Seite« SüWo Südhessen Woche

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 02.02.2015

Der mit der Wölfin jault
Liebe und andere Gegenleistungen: Elisabeth Herrmann steigt in die Psychokiste

Elisabeth Herrmann ist eine Größe in der Sphäre deutschsprachiger Kriminalromane. Sie wurde dafür schon prämiert, vom ZDF als Publikumsmagnet verfilmt, und der Goldmann Verlag hat nun ihren aktuellen Thriller zu seinem Spitzentitel gemacht. Keine Frage, "Der Schneegänger" wird auf den einschlägigen Bestenlisten landen. Rätselhaft ist der knapp 450 Seiten starke Roman in mehrfacher Hinsicht.

Denn er stellt ein bemerkenswertes Phänomen dar: Er ist, zumindest in Teilen, furchtbar banal geschrieben - und er ist zugleich, über die längste Strecke, unbestreitbar spannend. Seine Lektüre treibt den Leser vor sich her, obwohl der immer wieder waidwund (was zur Handlung allerdings durchaus passt) aufjault wie ein verletzter Wolf, angesichts der nächsten Plattitüde; die kann so klingen: "Diana stellte ihre Vuitton auf der Kochinsel aus Marmor ab und ging über nobel knarrendes Parkett in Esszimmer"; ganz klar, Grunewald-Villa in Berlin. Oder so: "Sanela atmete seinen Geruch ein, das scharfe Rasierwasser, einen Hauch Knoblauch und einen Duft wie aus alten Büchern, Weisheit und Wissen"; eindeutig das Flair kroatischer Immigranten.

Oder so: "Dass Gehring nicht einfach aufstand, lag daran, dass es draußen kalt und mittlerweile dunkel war und ihn diese Couch langsam in sich hineinzog, geradezu aufsaugte und es ihm unmöglich machte, sich zu erheben. Die Carnivore unter den Couchen"; unverkennbar Grunewald-Villa, andere Straßenseite.

Nun ist zahnschmerzerregendes Zitieren aus dem Zusammenhang nie ganz fair. Und immerhin stimmt der Plot bei Herrmann, jedenfalls die längste Zeit. Sie produziert eine dichte, recherchierte Atmosphäre, in der sie Charaktere statt Typen agieren lässt. Da sind ihr schwieriger Berliner Hauptkommissar Lutz Gehring und seine junge, unberechenbare Mitspielerin Sanela Beara, kindlich traumatisiert vom Kroatien-Krieg in den neunziger Jahren und wildentschlossen, in die Elite der deutschen Polizei aufzusteigen. Da sind der ein bisschen arg animalische kroatische Wolfs-Biologe Darko Tudor, sexy Liebling der Frauen, und seine leider labile Ex-Frau Lida, aufgestiegen in den Berliner Geldadel; sie müssen den Tod ihres kleinen Sohns Darijo beklagen, dessen sterbliche Überreste nach seinem Verschwinden in einem Waldstück aufgefunden werden.

Und da ist der großkotzige Verbundglas-Unternehmer Günter Reinartz samt Söhnen Siegfried und Tristan (wer tut denn Kindern solche Namen an?) in seinem Herrenhaus. Sie alle sind verstrickt in den Tod des gequälten Kinds Darijo, der zum Zeitpunkt der Erzählung vier Jahre zurückliegt. Der Bauplan für den "Schneegänger" (irgendwann wird der Buchtitel verständlich) folgt mit der Präzision eines Uhrwerks - Personenwechsel, Ortswechsel, Tempuswechsel - der Methode Cliffhanger. Im Ganzen geht es um die Konfrontation neureicher, gewissenloser Bourgeoisie mit der "Community" kroatischer Einwanderer in Berlin. Das schafft dieses gewisse Etwas der beliebten "Derrick"-Atmosphäre - hier das herrschaftliche Haus, dort das Milieu mit eigenen Spielregeln; dazwischen der wackere Kommissar, der auch sein Päckchen zu tragen hat. Am Ende der wenigen eiskalten Tage, auf die sich die Ermittlungen um die schlimme Geschichte zusammenschieben, steht eine Auflösung, die sich für die Fernsehverfilmung zur Primetime umstandslos empfiehlt.

Für den Leser des Romans aber ist der Ausgang enttäuschend, es ist dann doch schade um die Zeit. So viel erzählerischer sozial ambitionierter Aufwand um ein Geschehen, an dem alle irgendwie beteiligt waren. Der Thriller mutiert zur Psychokiste, in der freilich keinem der beiden gesellschaftlichen Lager zu viel Schuld aufgeladen wird, eben ZDF-Montagsfilm-kompatibel. Das Wilde wird eliminiert, und die Moral ist auch zum Heulen: "Aber war es nicht egal? Liebte man denn nur, wenn man als Gegenleistung dafür dieselbe Menge an Zuneigung zurückbekam?" So was tut schon weh, in mehr als einer Hinsicht.

ROSE-MARIA GROPP

Elisabeth Herrmann:

"Der Schneegänger".

Kriminalroman.

Goldmann Verlag, München 2015. 448 S., geb., 19,99 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Warum Rose-Maria Gropp sich überhaupt die Mühe macht, diesen offenbar recht trashigen Roman überhaupt zu besprechen, bleibt etwas schleierhaft. Als hätte die FAZ noch Rezensionsplatz zu verschenken! Die Kritikerin jedenfalls hat sehr gelitten bei dieser Krimischmonzette, die sie aber dank echter "Derrick-Atmosphäre" für eine ZDF-Verfilmung empfehlen kann: Der kleine Sohn neureicher Einwanderer aus dem Berliner Grunewald wird verschwindet, Jahre später erst ermitteln ein wackerer Kommissar und seine empfindsame Mitstreiterin und geraten dabei zwischen die Fronten kroatischer Aufsteiger und migrantischer Basis-Community, umreißt Gropp den Plot: Sozial ambitioniert und "furchtbar banal geschrieben".

© Perlentaucher Medien GmbH
"Elisabeth Herrmann perfektioniert den literarischen Nervenkitzel."