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"Restrepo" ist der Name eines Außenpostens der US-Armee im afghanischen Korengal-Tal, von den GIs auch "Tal des Todes" genannt: Nirgendwo anders in Afghanistan hatte die USA mehr gefallene Soldaten zu beklagen. Über ein Jahr hinweg begleiteten die Regisseure Sebastian Junger und Tim Hetherington ein Platoon der 173. US-Luftlandebrigade bei ihrem Einsatz und zeigen dabei den durch Feuergefechte geprägten, schonungslosen Alltag der Truppe. Dabei kommen weder Diplomaten oder Generäle zu Wort, sondern ausschließlich Fußsoldaten. Somit hat der Zuschauer erstmals die Möglichkeit, einen nach heutigen…mehr

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Produktbeschreibung
"Restrepo" ist der Name eines Außenpostens der US-Armee im afghanischen Korengal-Tal, von den GIs auch "Tal des Todes" genannt: Nirgendwo anders in Afghanistan hatte die USA mehr gefallene Soldaten zu beklagen. Über ein Jahr hinweg begleiteten die Regisseure Sebastian Junger und Tim Hetherington ein Platoon der 173. US-Luftlandebrigade bei ihrem Einsatz und zeigen dabei den durch Feuergefechte geprägten, schonungslosen Alltag der Truppe. Dabei kommen weder Diplomaten oder Generäle zu Wort, sondern ausschließlich Fußsoldaten. Somit hat der Zuschauer erstmals die Möglichkeit, einen nach heutigen Verhältnissen geführten Krieg komplett aus Sicht der Bodentruppen zu erleben.

Bonusmaterial

Interview(s),Trailer
Autorenporträt
Der Journalist Sebastian Junger, geboren 1962, ausgezeichnet mit dem National Magazine Award, veröffentlichte die Reportagensammlung "Feuer" und den Weltbestseller "Der Sturm", der mit George Clooney und Mark Wahlberg verfilmt wurde, bevor er mit "Tod in Belmont" abermals in die Top Ten der Bestsellerliste und in die Debatte um nationales Selbstverständnis in den USA vorstieß. Sein auf den in "War" beschriebenen Erlebnissen beruhender Dokumentarfilm "Restrepo" erhielt den Grand Jury Prize des renommierten Sundance Film Festival.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 11.05.2011

Blut an den Händen, Bilder im Helm
Zwei Dokumentarfilme zeigen den Krieg in Afghanistan

Sie heißen Daniel, Rasmus, Mads, Kim. Sie sind junge Männer von nebenan, die weit weg gegangen sind. Sie sind Soldaten aus Dänemark, die in Afghanistan ihren ersten Krieg erleben. In dem Dokumentarfilm "Camp Armadillo" von Janus Metz sind sie die Helden, in einem durchaus zwiespältigen Sinn, denn ihr Heldentum beschränkt sich im Grunde darauf, in einem Land, dessen Sprache und Gebräuche sie nicht verstehen, während ihres sechsmonatigen Dienstes nicht ums Leben zu kommen. Zwischendurch trampeln sie die Ackerfrüchte der heimischen Bauern nieder, manchmal kommt Vieh durch eine Granate um, einmal auch ein zwölfjähriges Mädchen.

Was da draußen passiert, außerhalb der Befestigungen der internationalen Truppen in Afghanistan, dafür fehlen von Beginn an die Kategorien. Das Fernsehen vermittelt von dem Krieg, in dem am Hindukusch die Sicherheit der westlichen Welt verteidigt wird (um ein Diktum Peter Strucks zu variieren), nur wenige Bilder, die zumeist in Zusammenhang mit den Truppenbesuchen von Politikern stehen. Was im Land tatsächlich vorgeht, ist den Printmedien wesentlich genauer zu entnehmen als den audiovisuellen, die aufgrund der Gefahrenlage noch schwierigere Arbeitsbedingungen vorfinden als die Kollegen von der schreibenden Presse.

Ein Dokumentarfilm wie "Camp Armadillo", der 2010 in Cannes präsentiert wurde und diese Woche in Deutschland auf DVD erscheint, ist schon deswegen von Interesse, weil er vielleicht einen genaueren Blick auf Vorgänge ermöglicht, die in den "News Channels" auf ein bestimmtes Register von Einstellungen beschränkt sind - Bilder aus Panzerfahrzeugen, von Überwachungsdrohnen, aus dem Lager. Mit Janus Metz und seinem Kameramann Lars Skree können wir auch für sechs Monate in den Krieg ziehen, wir können uns mit den Filmemachern "einbetten" lassen in eine militärische Unternehmung; und wenn uns der Kick dieser Erfahrung nicht schon vom Zusehen aus sicherer Publikumsdistanz zu sehr in die Knochen gefahren ist, dann können wir vielleicht auch noch zu einem Urteil darüber kommen, was in Afghanistan passiert.

Man kann auch noch einen Film zum Vergleich heranziehen: "Restrepo" von Sebastian Junger und Tim Hetherington (der im April in Libyen bei einem Artillerieangriff ums Leben kam) erzählt eine ähnliche Geschichte über eine amerikanische Truppeneinheit, die im Osten des Landes ihren Einsatz hat (der Film erscheint am 7. Juli bei Arthaus). In beiden Fällen haben wir es mit einer in hohem Maß involvierenden Form der Darstellung - und mit unterschiedlichen Strategien der Distanzierung - zu tun. Inwiefern diese Ästhetik den Umständen im Einsatz zuzuschreiben ist, ist ein wesentlicher Punkt in der Auseinandersetzung mit kriegsberichterstattenden Filmen.

"Camp Armadillo" beginnt mit der Abreise des Zugs aus Dänemark. Die Soldaten werden von ihren Angehörigen verabschiedet, um Mads schart sich eine typisch wirkende dänische Mittelstandsfamilie, bei deren Tischgesprächen ein Bellizist einen schweren Stand hätte. Aber der Sohn hat sich entschieden, in den Krieg zu ziehen, und der Film bekommt dadurch einen ersten Spannungsbogen. Nicht nur bei Mads, aber bei ihm besonders steht auf dem Spiel, ob er überhaupt wieder nach Hause kommt.

Die sechs Monate in Afghanistan werden vorab auf die typischen Soldatenformeln gebracht: "ein halbes Jahr ohne Frauen", ein halbes Jahr "Pornos und Fraß". Bald kommen aber die ersten Einsichten über die spezifische Situation in diesem Camp: "Die Taliban sind viel näher, als ich dachte." Trotzdem bleiben sie durchweg unsichtbar, und zu den beunruhigendsten Bildern zählen die aus großer Entfernung mit Teleobjektiven geschossenen von afghanischen Zivilisten, die sich durch die Landschaft bewegen, ohne dass ihre Motivation sich erschließen lässt (sind sie Kämpfer oder Flüchtende?). Dieser technisierte Blick auf die Welt (nicht selten aus der Perspektive von Drohnen, deren Bildmaterial aber extrem interpretationsbedürftig bleibt) ist unumgänglich auch der von Janus Metz. Er ist, sobald der Zug das Lager verlässt, Teil dieser Kampfeinheit, deren Wahrnehmung in dem Moment, in dem sie unter Beschuss gerät, in ein frenetisches Chaos zerfällt, das der Film nun allerdings mit seinen mimetischen Mitteln und durch die Montage simuliert.

"Es gab viele Momente, in denen wir nicht wussten, wohin wir schießen sollten" - dieser Satz, der nach einem schweren Feuergefecht fällt, gilt auch für Janus Metz und Lars Skree, die im Moment der Gefahr nicht mehr "Regie führen" können. Für die Soldaten bildet diese Situation eine Bewährungsprobe, in der sie ihren Auftrag zum ersten Mal als sinnvoll erleben - so formulieren sie das zumindest hinterher, als der Adrenalinschub abgeklungen ist. In die Darstellung dieses Gefechts finden mehrere Bildtypen Eingang (neben der Handkamera offensichtlich auch Helmkameras), die das Extreme der Bedrohung vor allem durch ihre ungeordnete Abfolge verdeutlichen. Die Montage löst nicht eine hochverdichtete Situation analytisch auf, sie vollzieht diese filmisch nach, will sie erlebbar machen, verzichtet dafür auf ihr präziseres Verständnis.

Dies setzt sich bei der Nachbesprechung fort, in der allgemein von einer "feinen soldatischen Leistung" die Rede ist (mehrere tote Taliban werden aus einem Graben gezogen). Dann aber gibt es einen Vorfall, in dem die Position, aus der heraus "Camp Armadillo" berichtet, auf dem Spiel steht: Ein Soldat hat seiner Mutter am Telefon erzählt, dass verwundete Gegner im Kampf nicht gefangen genommen, sondern getötet wurden - dieser Umstand sorgt kurz für Aufregung, man fürchtet schlechte Presse, vielleicht sogar interne Ermittlungen. Hier öffnet sich der Spalt zwischen der Logik des Mandats (mit genau definierten Regeln) und der Logik der Gefechts (mit intuitiven, wenn nicht "atavistischen" Reaktionen), und Janus Metz schlägt sich deutlich auf letztere Seite.

In "Restrepo" ist das im Grunde nicht anders. Aber bei Junger und Hetherington gibt es eine zweite, reflektierende Ebene: Die amerikanischen Soldaten berichten im Nachhinein von Erlebnissen, die der Film auch "live" zeigt. Dadurch bleibt der Ernstfall, den die Soldaten wie auch der Kriegsberichterstatter ja vermeiden wollen und zugleich insgeheim erhoffen, nicht die alleinige Norm. Er wird gewissermaßen nachbesprochen, in einer Bewegung, bei der das Kino gegenüber dem Fernsehen im Vorteil ist. Denn seine Bilder sind, auch wenn sie in der Hitze des Kampfes entstanden, doch immer nachträgliche, sie bieten die Möglichkeit für einen distanzierenden Blick, den Janus Metz mit seiner Strategie der hautengen Kumpanei aber nicht sucht.

Erst mit der Veröffentlichung auf DVD wird man "Camp Armadillo" nun auch gegen die Intentionen der Regie anschauen können: Als einen Kriegsfilm, in den man mit Verlangsamung des Bildes, mit Vor- und Rücklauf selbst analytisch eingreifen kann, um herauszufinden, was denn hier eigentlich präsentiert wird. Dass der Krieg ein Initiation sei (und nicht eine Fortsetzung der Politik mit anderen Mitteln), ist die heimliche These hinter der Kriegerdarstellung von "Camp Armadillo", die sich eher an Spielfilmen wie "Apocalypse Now" als an dokumentarischen Vorbildern orientiert. Trotzdem bleibt am Ende schwer begreiflich, was Metz als Resümee präsentiert: Die Heimkehrer wollen bald wieder zurück, nach Afghanistan, in einen Gefechtsfall, der in "Camp Armadillo" letztendlich doch als zentrale Attraktion erscheint.

BERT REBHANDL

Janus Metz: "Camp Armadillo"

Ascot Elite. 101 Min., Dänisch, Deutsch.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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