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Amélie (Audrey Tautou) hat ihre eigene fabelhafte Welt. Sie liebt die kleinen Dinge, die leisen Töne und die zarten Gesten. Sie hat ein Auge für Details, die jedem anderen entgehen und einen Blick für magische Momente, die flüchtiger sind als ein Wimpernschlag. Amélie hat den Kopf über den Wolken, und steht dennoch mit beiden Beinen auf der Erde. Ihr kleines Universum ist bevölkert von suizidgefährdeten Goldfischen, gescheiterten Genies, sehnsuchtskranken Hypochondern und anderen skurrilen Gestalten. Als sie eines Tages beschließt, als gute Fee in das Leben ihrer Mitmenschen zu treten, weiß…mehr

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Produktbeschreibung
Amélie (Audrey Tautou) hat ihre eigene fabelhafte Welt. Sie liebt die kleinen Dinge, die leisen Töne und die zarten Gesten. Sie hat ein Auge für Details, die jedem anderen entgehen und einen Blick für magische Momente, die flüchtiger sind als ein Wimpernschlag. Amélie hat den Kopf über den Wolken, und steht dennoch mit beiden Beinen auf der Erde. Ihr kleines Universum ist bevölkert von suizidgefährdeten Goldfischen, gescheiterten Genies, sehnsuchtskranken Hypochondern und anderen skurrilen Gestalten. Als sie eines Tages beschließt, als gute Fee in das Leben ihrer Mitmenschen zu treten, weiß sie genau, was sie zu tun hat: Sie schickt einen Gartenzwerg auf Weltreise, zaubert jahrzehntelang verschollene Liebesbriefe wieder herbei und wird zum Schutz- und Racheengel in einer Person. Nur wenn es um ihr eigenes Glück geht, steht Amélie sich selbst im Weg. Und als sie sich in den schüchternen Nico (Mathieu Kassovitz) verliebt, weiß sie sich kaum noch einen Rat - bis ihr ein guter Geist auf die Sprünge hilft...

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Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 20.06.2001

Wie schade, daß nicht alle Leute gut sind
"Amélie", der Erfolgsfilm in den französischen Kinos, feiert die freundliche kleine Nation

PARIS, 19. Juni.

Die Franzosen lieben sie wie selten eine Filmfigur: Amélie Poulain, Serviererin am Montmartre, ist die Titelheldin eines Spielfilms von Jean-Pierre Jeunet und wurde in wenigen Wochen zu einem Nationalidol. "Das wunderbare Schicksal der Amélie Poulain" hatte bereits am ersten Tag in ganz Frankreich über hunderttausend Zuschauer, allein in Paris läuft der Film in fünfundzwanzig Kinos gleichzeitig und scheint auf dem besten Weg, alle Besucherrekorde zu brechen (am 30. Juni eröffnet er das Filmfest München). Anspielungen auf Amélie Poulain findet man in Schlagzeilen und Leitartikeln, und mittlerweile hat Amélie sogar die Weihen der Politik erhalten: Staatspräsident Chirac ließ sich "Le fabuleux destin d'Amélie Poulain" im Élysée-Palast vorführen und hat dazu das ganze Filmteam eingeladen. Die Franzosen registrierten es mit Freude, denn jede Huldigung an Amélie kommt ihnen recht.

Nur bei unverbesserlichen Cinéasten gibt es gewisse Vorbehalte. So wurde der Film vom Festival in Cannes nicht angenommen, und in der Punktetabelle der renommierten "Cahiers du cinéma" konnte sich nur einer von zehn Kritikern zur höchsten Begeisterung aufraffen. Bei der Publikumspresse sieht es freilich umgekehrt aus, so daß im Amélie-Poulain-Fragebogen einer populären Filmzeitschrift allen Ernstes die Frage gestellt werden konnte, ob es auch negative Kritiken gegeben habe - derart unwahrscheinlich scheint das den Lesern vorzukommen.

Und wie ist der Film tatsächlich? Er folgt dem Muster der Schicksalsfilme Kieslowskis, wendet es jedoch, ein bißchen so wie Tykwers "Lola rennt", ins Optimistische. Statt "Wie schrecklich nähmen wohl die Dinge ihren Lauf, wenn in einem bestimmten Moment dies und jenes nicht geschehen wäre?" heißt das Motto nun "Wie schön ist es doch, daß damals dies und das passiert ist". Amélie Poulain (gespielt von Audrey Tautou), jung und brav, mit Ponyschnitt und schwarzen Kulleraugen, ist eine Einmischerin, die der nach Liebe schmachtenden Nachbarin heimlich die Briefe schreibt, von der jene kaum zu träumen wagte, und die durch allerlei gezielten Schabernack den "bösen" Gemüsemann so nahe an den Rand des Wahnsinns bringt, daß er schließlich aufhört, den "guten" Gemüsemann zu schikanieren.

Ihr eigenes Schicksal vergißt die kleine Schicksalsgöttin hinterm Tresen dabei nicht. Mit nimmermüdem Einfallsreichtum inszeniert sie ihr Leben als einen Hürdenlauf zum Glück, und da passiert es beinah, daß sie ihre letzte Hürde nicht mehr schafft. Doch der Sprung ins Liebesglück mit dem angehimmelten Verkäufer eines Pornoshops (dargestellt von Mathieu Kassovitz) klappt dann doch noch, und das verdankt die gute Amélie all den anderen Menschen, denen sie zuvor geholfen hat und die ihr nun, wie in einem Märchen, in der Gefahr zur Seite stehen.

Jean-Pierre Jeunet ist ein Regisseur mit Vergangenheit. Er hat in Hollywood gearbeitet und in der pechschwarzen Komödie "Delicatessen" seinen Sinn fürs Groteske offenbart. Sein neuer Film ist rasant erzählt, hat Witz und Einfallsreichtum und trifft den Märchenton des Computerzeitalters: Ob fotografiert oder gezeichnet, ob wirklich oder vorgestellt, ob Puppen oder Menschen - alles wirkt im gleichen Maß real und ist im Grunde doch nur virtuell, darin abermals mit Tykwers "Lola rennt" verwandt.

In seinen besten Szenen erinnert der Film von fern an Truffaut, aber eben nur von fern, denn alle psychologische Tiefe ist Jeunets Figuren, auch wenn sie sich noch so flott durchs Leben zappen, fremd. Was den Film so erfolgreich macht, dürfte freilich gerade diese zeichentrickhafte Flachheit sein, diese Ferne von aller Psychologie. Amélie ist eine Märchenfigur, und alles um sie herum ist wie ein Märchen. Es ist eine Welt, wie sie schlichter kaum sein könnte. Es gibt darin nur ein einziges Problem: daß leider nicht alle Menschen richtig gut sind. Jedes Kind kann diese Welt verstehen, und das Kind in uns allen selbstverständlich auch. Und wenn wir uns einen kleinen Ruck geben, dann wird die Amélie in uns allen dafür sorgen, daß auch dieses einzige noch verbleibende Weltproblem gelöst wird.

Amélie Poulain verkörpert jenes Frankreich der kleinen Leute, das Doisneau fotografiert und Trenet besungen hat. Es ist das Land, in dem die liebenswerten Sonderlinge und die alltagsweisen Lebenskünstler wohnen. Man hat nicht viel zum Leben, aber man ist glücklich damit. Die Philosophie des guten Herzens eint die Phantasienation, so daß es keine Klassen und Parteien, keine Spannungen und Brüche gibt. Es ist das Land, das Frankreichs Politiker so sehr in ihren Wahlkampfreden lieben und das in Frankreichs Wirklichkeit immer schwerer aufzufinden ist.

Im Amélie-Film liegt es auf dem Montmartre, und seine Hauptstadt heißt "Les deux Moulins". Die Bar gibt es tatsächlich. Als wir sie endlich in der Rue Lépic, Hausnummer 15, gefunden haben, wirkt sie nur noch halb so groß wie im Kino. Die Bar ist gut besucht, aber ihr fehlt das Zauberlicht des Films. Es sind Einheimische, die hier sitzen, nur am Nebentisch schauen sich zwei gutbürgerliche Damen verlegen um, weil alles so ganz anders aussieht, als der magische Blick der Kamera es wahrgenommen hat.

Ein Stück den Berg hinauf, in der Rue des Trois-Frères, gibt es dann den Gemüseladen, der im Film so wichtig ist, und auch er wirkt eng und schmal, sobald man anfängt, Film und Leben zu vergleichen. Eine Außenwand ist mit Zeitungsausschnitten über Amélie bepflastert, und davor steht tatsächlich ein halbes Dutzend Amélie-Touristen und schnattert, glücklich schmunzelnd, vor sich hin. Sehen sie nicht alle aus, als wären sie dem Film entsprungen?

WILFRIED WIEGAND

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