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Mit Esprit gewürzt und Witz getränkt - Julian Barnes kocht Wer selber kocht, der weiß: Zwischen Rezept und fertigem Gericht können Welten liegen. Ob das Ergebnis zu Triumph oder Niederlage führt - bei der Lektüre des Rezepts dominiert vor allem der Zweifel. Der Pedant in der Küche, der keinen Fehler machen möchte, gläubig und ängstlich Kochbücher konsultiert, sieht sich vielen Unwägbarkeiten ausgesetzt. Wie groß ist eine mittelgroße Zwiebel, wie heiß schwache Hitze? Und wie viel Salz ist eine Prise?Er möchte doch alles richtig machen: gutes und schmackhaftes Essen zubereiten, seine Freunde…mehr

Produktbeschreibung
Mit Esprit gewürzt und Witz getränkt - Julian Barnes kocht Wer selber kocht, der weiß: Zwischen Rezept und fertigem Gericht können Welten liegen. Ob das Ergebnis zu Triumph oder Niederlage führt - bei der Lektüre des Rezepts dominiert vor allem der Zweifel. Der Pedant in der Küche, der keinen Fehler machen möchte, gläubig und ängstlich Kochbücher konsultiert, sieht sich vielen Unwägbarkeiten ausgesetzt. Wie groß ist eine mittelgroße Zwiebel, wie heiß schwache Hitze? Und wie viel Salz ist eine Prise?Er möchte doch alles richtig machen: gutes und schmackhaftes Essen zubereiten, seine Freunde nicht vergiften, sein Repertoire langsam erfolgreich erweitern.Ein Muss für jeden, der gern kocht, ein Muss für jeden, der gern isst.

»Und schon ist es passiert: reines Entzücken über ein wunderbares, kluges, witziges, realistisches, verträumtes Buch!« (Essen & Trinken)
Autorenporträt
Julian Barnes, 1946 in Leicester geboren, arbeitete nach dem Studium moderner Sprachen als Lexikograph, dann als Journalist. Von Barnes, der zahlreiche internationale Literaturpreise erhielt, liegt ein umfangreiches erzählerisches und essayistisches Werk vor, darunter »Flauberts Papagei«, »Eine Geschichte der Welt in 10 1/2 Kapiteln« und »Lebensstufen«. Für seinen Roman »Vom Ende einer Geschichte« wurde er mit dem Man Booker Prize ausgezeichnet. Julian Barnes lebt in London.
Rezensionen
»Ein köstliches kleines Buch« London Evening Standard

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 27.12.2004

Eine Prise Improvisation
Jenseits der Rezepte: Der Schriftsteller Julian Barnes lernt kochen

Ja, es ist nicht so ganz einfach mit dem Kochen, und es trifft auch einmal Angehörige von Ständen, die nicht schon als Kinder regelmäßig Hand an den Hals eines Huhns gelegt haben. Selbstverständlich sieht die Welt des Geistes das kulinarische Handwerk auch eher in einiger Distanz angesiedelt, vielleicht so irgendwo zwischen Hauptschulabschluß, albernen Kochmützen und massenverträglicher Weinseligkeit. Und sollte man sich eines Tages dann doch damit beschäftigen, kann man dann ja wohl mit Sicherheit davon ausgehen, daß es die schiere Intelligenz schon richten wird.

Den englischen Schriftsteller Julian Barnes hat es irgendwann während des Studiums also erwischt, eher notgedrungen und überhaupt nicht aus Neigung. Seine Kochkünste nennt er von "Armut, Unfähigkeit und kulinarischem Konservativismus" geprägt, und er beschwert sich darüber, daß ihn seine Eltern sowieso nicht, aber erst recht nicht in Küchendingen aufgeklärt hätten. Er wird zum Pedanten, der eine "präzise Einkaufsliste und ein gouvernantenhaftes Kochbuch" braucht, besser gesagt, sucht. Um diese Suche und das, was er dabei findet - und vor allem nicht findet - geht es in Barnes' wirklich entzückendem kleinen Büchlein.

Alle, die in irgendeiner Weise ähnliche Erfahrungen gemacht haben, werden amüsiert sein, was nicht zuletzt an der trocken-britischen Selbstironie des Autors liegt, die sich nicht sehr weit über die Dinge erhebt, sondern realistisch und witzig die Verstrickungen in den Niederungen praktischer Arbeit beschreibt. Natürlich werden wir auch mit der einen oder anderen Definition erfreut, wie die vom Kochen oder dem Sinn des Ganzen, und erleben anschaulich mit, wie diese unter dem Druck des Realen zerbröseln. Kochen ist zu Beginn noch "die Transformation von Unsicherheit (das Rezept) in Sicherheit (das Gericht) auf dem Umweg über Hektik und Angst". Etwas später bedeutet dann Kochen, "sich mit dem zu behelfen, was man hat", was für "Gerätschaften, Zutaten und Fähigkeiten" gilt, während am Schluß eine fast ermattete Einsicht steht: "Das ist der Sinn des Ganzen. Man wählt einen Laib Brot aus. Man geht leichtsinnig mit Butter um. Man richtet in der Küche Chaos an. Man versucht, keine Reste verkommen zu lassen." Was - um Himmels willen - ist in der Zwischenzeit passiert?

Barnes will es genau wissen, er ist "der Pedant in der Küche" (so der Untertitel). Es macht ihm nichts, daß Kochen "ein Handwerk ist wie Tischlern oder Schweißen", er will nur einfach "seine Freunde nicht vergiften". Die Rettung soll von Kochbüchern kommen, deren etliche (vorwiegend britische) er zu Rate zieht. Zum Problem wird nun der Wunsch nach gnadenloser Klarheit in Mengenangaben und kochtechnischen Hinweisen, die ihm - wie er feststellen muß - von diesen Büchern offensichtlich vorenthalten werden. Was soll man damit anfangen, wenn man so viel Erdbeeren hinzufügen soll, "wie man mit beiden Händen fassen kann", wo doch der Verfasser des Kochbuchs erkennbar solche von Pfannengröße hat? Barnes ist unerbittlich und rechnet nach. Da soll man also "zweieinhalb Kilo Kirschtomaten halbieren und entkernen". Er wiegt fünfzehn ab und hat damit exakt einhundertdreizehn Gramm. "Macht sechsundsechzig pro Pfund. Das sind also dreihundertdreißig Tomaten, halbiert, macht sechshundertsechzig safttriefende Hälften".

So geht es durch alle Bereiche der Küche, von den Produkten ("Wie groß ist eine mittlere Zwiebel?") bis zu technischen Angaben des neuen britischen Kreativ-Stars Heston Blumenthal, der für die Steak-Garung vorschlägt, das Fleisch doch alle fünfzehn Sekunden zu wenden. Die Idee ist zwar nicht schlecht, weil auf diese Weise eine sehr gleichmäßige und schonende Garung erreicht wird, trifft aber bei Barnes nicht auf Gnade, weil der nachrechnet, daß das bei acht Minuten angegebener Garzeit zweiunddreißig Umdrehungen ergibt, bei vier Steaks also einhundertachtundzwanzig. Milder wird der Duktus, wenn es um Dinge wie die "unterste Schublade" geht, also das Refugium für nie oder höchstens einmal gebrauchte und - natürlich - ungeheuer praktische Küchenutensilien aller Art.

So anschaulich Barnes auch aus dem Alltag berichtet, so wenig löst er sich - per Einsicht - aus den Verstrickungen darin. Die Suche nach dem wirklich stimmenden Rezept wird nicht erfüllt werden können, er ist da auf der falschen Spur. Es reicht nicht, pedantisch vorzugehen, man müßte systematisch vorgehen. Seine Kritik an der Ungenauigkeit von Rezepturen etwa sucht eine Lösung, wo keine ist oder so gut wie unmöglich ist. Was würde ihm das genaue Gewicht der mittleren Zwiebel nützen, wenn die Sorte oder ihre Herkunft oder ihre Reife nicht bekannt ist, alles Parameter, die den Geschmack erheblich beeinflussen und den "genauen" Einsatz zu einem aleatorischen machen.

Rezepte kann man nicht abstrakt nachkochen, sondern höchstens so, wie es die eigenen Fähigkeiten zulassen. Diese wiederum beruhen in der Küche auf Know- how, was hier vor allem Erfahrung bedeutet. Intelligenz mag den langwierigen Prozeß von dessen Erwerb verkürzen, kann ihn aber nicht ersetzen. Außerdem ist die Rolle des Pedanten in der Kochkunst nie die Rolle des Anfängers, sondern des sehr weit Fortgeschrittenen, der reproduktive Genauigkeit im Dienste eines wirklich verstandenen Prozesses einsetzt. Die Rolle des Anfängers verspricht nur dann Erfolg, wenn sie eine improvisatorische ist, die ihn von Anfang an zu geschmacklichen Entscheidungen zwingt und über die ständige Reflexion Erkenntnisgewinn ermöglicht. Die Rolle der Information von außen ist dabei sehr wichtig und hilfreich, sollte aber immer als Anstoß zur Förderung der Qualität der eigenen Entscheidung verstanden werden.

"Pedanterie und Nicht-Pedanterie sind lediglich Ausdruck des Temperaments, nicht aber der kulinarischen Fähigkeiten eines Menschen", schreibt Barnes dazu in völliger Verkennung der Lage. Es ist eher so: Wer nicht Pedant ist, muß hier mindestens ein wenig Pedant werden, um zu reüssieren, wer aber Pedant ist, muß sich zu einem erheblichen Maße Nicht-Pedanterie angewöhnen. Der äußerst sympathische Frust, der sich durch diese Geschichte zieht (und der gleichwohl dem Autor zu allerlei Kenntnissen über das Kochen verhalf), könnte also durchaus gemildert werden, wenn Barnes seinen Ansatz ein wenig tiefer legen würde.

Und so ist auch dieses Buch selber leider kein vernünftiges Rezept, aber eine wunderbar treffliche Beschreibung dessen, was passiert, wenn man sich in diesem Fach den nicht eingestandenen Übermut erlaubt, an einer ziemlich beliebigen Stelle mit dem Kopf durch die Wand zu wollen. Wie dem auch sei, dem Schlußwort des Autors kann man sich ohne weiteres anschließen: "Eigentlich hätte ich daran auch dieses und jenes herumzunörgeln - aber da hinten kocht gleich was über. Ich muß mich verabschieden. Ich bereite gerade ein sinnloses Gelage vor."

JÜRGEN DOLLASE

Julian Barnes: "Fein gehackt und grob gewürfelt". Der Pedant in der Küche. Aus dem Englischen übersetzt von Gertraude Krueger. Mit 17 Illustrationen von Joe Berger. Verlag Kiepenheuer & Witsch, Köln 2004. 158 S., Abb., geb., 14,90 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Bestens amüsiert hat sich Rezensent Jürgen Dollase bei der Lektüre dieses "wirklich entzückenden kleinen Büchleins" des englischen Schriftsteller Julian Barnes. Wie Dollase berichtet, geht es darin um die Kochkunst, genauer gesagt, darum, wie Barnes sich abmüht, diese zu erlernen, und dabei zum Pedanten wird, der nicht ohne "präzise Einkaufsliste und ein gouvernantenhaftes Kochbuch" auszukommen meint. Doch eben diese Kochbücher werden zum Problem. So schildert Dollase, wie Barnes sich mit den Mengenangaben herumquält. Da soll man bei einem Gericht so viel Erdbeeren hinzufügen, "wie man mit beiden Händen fassen kann". Doch was soll der Verfasser damit anfangen, wo er doch Hände in Pfannengröße hat? Barnes widme sich allen Bereiche der Küche, von den Produkten ("Wie groß ist eine mittlere Zwiebel?") bis zu technischen Angaben zur Steak-Garung. Besonders gefallen hat dem Rezensenten die "trocken-britische Selbstironie" des Autors, die sich nicht sehr weit über die Dinge erhebe, sondern realistisch und witzig die Verstrickungen in den Niederungen praktischer Arbeit beschreibe.

© Perlentaucher Medien GmbH
»Bei ihm ist alles witzig, egal ob er sich literarischen Themen oder dem Paradeiserschneiden widmet.« Film, Sound & Media