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Anfang des 20. Jahrhunderts im deutschen Norden. Ruven Preuk, jüngster Sohn des Stellmachers, verfügt schon als Kind über eine außerordentliche musikalische Begabung: Er sieht Töne, und auf seiner Geige spielt er Melodien, die keiner kennt. Im Dorf gilt er deshalb als Außenseiter. Nur der Pfarrer hält seine schützende Hand über den Jungen und vermittelt ihm Geigenunterricht beim Juden Goldbaum. Noch glaubt Ruven an die Kraft der Liebe - zur Musik und zu Goldbaums Enkelin Rahel. Doch als der Zweite Weltkrieg das ganze Land in den Abgrund reißt, sinkt auch Ruvens Stern am Himmel. Die Musik…mehr

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Produktbeschreibung
Anfang des 20. Jahrhunderts im deutschen Norden. Ruven Preuk, jüngster Sohn des Stellmachers, verfügt schon als Kind über eine außerordentliche musikalische Begabung: Er sieht Töne, und auf seiner Geige spielt er Melodien, die keiner kennt. Im Dorf gilt er deshalb als Außenseiter. Nur der Pfarrer hält seine schützende Hand über den Jungen und vermittelt ihm Geigenunterricht beim Juden Goldbaum. Noch glaubt Ruven an die Kraft der Liebe - zur Musik und zu Goldbaums Enkelin Rahel. Doch als der Zweite Weltkrieg das ganze Land in den Abgrund reißt, sinkt auch Ruvens Stern am Himmel. Die Musik bleibt Zuflucht - und Fluch zugleich.Ungekürzte Lesung mit Burghart Klaußner7 CDs Laufzeit ca. 560 min
Autorenporträt
Klaußner, BurghartBurghart Klaußner ist ein beliebter Film- und Theaterschauspieler, ausgezeichnet u .a. mit dem Deutschen Filmpreis und dem Deutschen Hörbuchpreis. Er war in preisgekrönten Filmen wie »Das weiße Band« und »Der Staat gegen Fritz Bauer« zu sehen. Für DAV hat er u.a. »Das Verschwinden des Josef Mengele« von Olivier Guez eingelesen.
Rezensionen
'Svenja Leiber minimiert ihre Texte zum absolut Nötigen. Kein Gramm Fett, kein Überfluss - umso mehr Kraft und Eindringlichkeit.' Deutschlandradio

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 08.03.2014

Begabung macht das Leben schwer

Vom Mann, der die Töne sieht: "Das letzte Land" von Svenja Leiber erzählt eine Künstlerbiographie durch Krieg und Frieden im zwanzigsten Jahrhundert.

Von Sandra Kegel

Als Kind besaß Nabokov ein Alphabet, dessen Buchstaben in verschiedenen Farben gemalt waren. Als er sich bei der Mutter beschwerte, dass die Farben alle falsch seien, stimmte sie ihm zu, nur konnten die beiden sich nicht darauf einigen, welche Farben denn nun die richtigen seien. Dem kleinen Ruven aus Svenja Leibers neuem Roman "Ein weites Land" ergeht es zu Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts in einem norddeutschen Dorf ganz ähnlich. Der Lärm, den der Junge hört, rührt nicht von der Straße oder den Menschen, die sich in seiner Gegenwart unterhalten, sondern von den Gegenständen um ihn herum. Quinten und Terzen haben ihre eigenen Töne, Blau oder Rot, manchmal Grellgelb. Farben sieht Ruven mit den Ohren. Und sobald im Dorf die Mägde zu singen beginnen, sieht er alles bunt.

Er ist der Sohn des Stellmachers Preuk und ein Synästhetiker, wobei die Bezeichnung zu jener Zeit, als er ein Kind war, gewiss nicht derart in aller Munde war, wie das heute der Fall ist. Ruvens Geschichte führt durch das schlimme zwanzigste Jahrhundert, das hier an einem heißen Augusttag 1911 beginnt und bis ins Jahr 1975 führt. Die 1975 in Hamburg geborene und bei Lübeck aufgewachsene Svenja Leiber erzählt hier in einem Präsens, das in seiner aufgerauhten Kargheit nur auf den ersten Blick irritiert, dessen Intensität aber bald einen Sog entfaltet, dem man sich kaum entziehen kann. So stehen wir mit dem Geige spielenden Wunderkind an jenem Sommertag 1911 abseits vom Dorf und horchen: "Er zählt den Takt, den das Licht und die Pappeln ihm schlagen, hell, dunkel, hell, dunkel. Rundherum brüten die Äcker, deutsch, protestantisch und stumm vor Hitze." Dass Ruven über ein außergewöhnlicher Talent verfügt, macht ihm das Leben in der dörflichen Gemeinschaft nicht unbedingt leicht. Nicht nur, weil er die Töne, die er hört, "nicht mehr loswird". Auch zu Hause wird viel gestritten, zwischen Mutter Preuk und ihrem Mündel Gesche. Alle sind arm, der Krieg macht sie noch ärmer, und eines Tages wird Ruven vom Vater in kalter Wut halbtot geschlagen. Diese Erfahrung wird zur Zäsur seines Lebens, weil ihm nun endlich erlaubt wird, wovon er geträumt hat, nämlich das Geigespielen zu lernen. Erst ist es der jüdische Theatergeiger Goldbaum am Ortsrand, der ihn unterrichtet, später nimmt ihn unentgeltlich sogar ein berühmter Professor aus der Stadt auf.

Im Jahr 2005 legte Svenja Leiber, damals dreißig Jahre alt, mit "Büchsenlicht" einen Band mit Erzählungen vor, der tief in die norddeutsche Befindlichkeit eintauchte. Die Geschichten drehten sich um Menschen, die an der Ödnis ihres Daseins litten und insgeheim auf Glück hoffen. Mit "Schipino" folgte 2011 ein Roman, der in unverbrauchten Bildern über Russland aus der Perspektive eines lebensmüden Deutschen erzählte. "Ein weites Land" nun öffnet sich als literarisches Panorama auf das ganze Jahrhundert, zunächst auf Augenhöhe mit Ruven (dessen Name im hebräischen "Seht den Sohn" bedeutet), ohne dabei seine Ich-Perspektive einzunehmen.

Ein ums andere Mal vereitelt die große Historie dem Jungen all seine hochfliegenden Pläne. Hatte er für einen Moment tatsächlich zu hoffen gewagt, ihm gelänge die musikalische Karriere, als er endlich auftreten darf in Offiziersbuden, in der Kirche und im Ratskeller der Stadt, da bricht der Zweite Weltkrieg aus, und der Violinist muss an die Front. Auch heiraten durfte er nicht die geliebte Rahel, eine Verwandte des alten Theatergeigers, sondern Ruven tritt mit Lene aus dem Dorf vor den Traualtar, mit der er ein Kind bekommt und nach Hamburg zieht.

Das Glück bleibt Ruven auch noch verwehrt, als der Krieg zu Ende ist. Seine Frau ist gestorben, vor Selbsthass, weil sie sich mit Fritz, einem alten Verehrer aus dem Dorf und Ruvens Widersacher eingelassen hatte - als Preis dafür, dass der SS-Mann die Frau nicht verriet, die Lene und ihre Vermieterin bei sich im Haus verbarg. Als Ruven viel später herausfindet, dass es sich bei der Versteckten um niemand anderen handelte als besagte Rahel, gerät der Roman dann leider allzu sehr ins Kolportagehafte. Das ist nach der vielversprechenden ersten Hälfe bedauerlich. Doch will die Autorin im zweiten Teil der Geschichte plötzlich so viel unterbringen, das sie ihr fragiles Romangerüst überfrachtet. Von den Greueln an der Kriegsfront über die Judenverfolgung bis zur Heimkinder-Thematik, ersten Patchwork-Erfahrungen und den Umbrüchen im Nachkriegsdeutschland auf dem Land bleibt nichts unerwähnt.

Ruven, zuletzt ein alter, verbitterter Mann, gerät darüber fast ganz aus dem Blick. Dafür lernen wir seine Tochter Marie umso besser kennen, die der Vater nicht vor der Stiefmutter schützen konnte. Das mussten andere aus dem Dorf für ihn erledigen. Marie kommt auf uns als spröde Jungbäuerin wider den ländlichen Zeitgeist. Davon zu erzählen passt nicht ans Ende einer Geschichte, sondern wäre einen eigenen Roman wert.

Svenja Leiber: "Das letzte Land". Roman.

Suhrkamp Verlag, Berlin 2014. 308 S., geb., 19,95 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur FR-Rezension

Eine unerschütterliche Verteidigung und ein etwas verworrenes Plädoyer verfasst Sabine Vogel für Svenja Leibers Roman "Das letzte Land". So fasziniert ist sie, dass sie immer wieder in Nacherzählung gerät. Der Roman kann ihr gar nicht symbolisch oder konstruiert genug sein. Beschrieben wird der Werdegang des als Außenseiter abgestempelten Protagonisten Ruven Preuk über Umwege, beide Weltkriege bis hin zu einem Happy-End mit traumhafter Hochzeit, von der Kindheit bis ins Großvateralter. Widergespiegelt wird darin für die Rezensentin das ganze furchtbare 20. Jahrhundert. Und sie ist mitgerissen von unerwiderter Liebe, schlussendlicher "Gerechtigkeit" und natürlich von der Bauernhochzeit, die das Ende des Romans markiert. Ihre Besprechung beschließt Vogel mit dem Bekenntnis, sie sei "den ganzen Roman lang zum Aufheulen berührt" gewesen.

© Perlentaucher Medien GmbH
»Leiber erzählt ... in einem Präsens, das in seiner aufgerauhten Kargheit ... irritiert, dessen Intensität aber bald einen Sog entfaltet, dem man sich kaum entziehen kann.« Sandra Kegel Frankfurter Allgemeine Zeitung 20140308