Paul Auster hat einen Roman geschrieben, in dem Paul Auster nicht vorkommt. Schafft es der Autor in seinen besten Romanen verschiedene Geschichten leicht ineinander zu verschränken und in mysteriösen Zusammenhang zu stellen, bemerkt man in Reisen im Skriptorium vor allem eins: die Anstrengung. Zwar
liebt der Autor das Spiel mit den Identitäten seiner Romanhelden, doch diesmal kommt seine…mehrPaul Auster hat einen Roman geschrieben, in dem Paul Auster nicht vorkommt. Schafft es der Autor in seinen besten Romanen verschiedene Geschichten leicht ineinander zu verschränken und in mysteriösen Zusammenhang zu stellen, bemerkt man in Reisen im Skriptorium vor allem eins: die Anstrengung. Zwar liebt der Autor das Spiel mit den Identitäten seiner Romanhelden, doch diesmal kommt seine Geschichte eines alten Mannes, die sich teilweise in einem Raum und im Kopf abspielen soll, bleischwer daher. Zu Anfang schafft er eine beckettsche Atmosphäre, die einen geübten Austerleser in ihrer Bedeutungsschwere überrascht. Dann ärgert man sich, weil je weiter die Geschichte voranschreitet, alles außen vor bleibt. Austers Bemühen, eine nicht vorhandene Geschichte, in eine zu verwandeln, überdeutlich hervortritt. Was als Vexierspiel angekündigt ist, entblättert sich in einer politischer Fabel, die von vielen Autoren spannender, treffender, stilistisch besser beschrieben wurde, in der Schwere eines gebrechlichen Mannes, mit seinem Schicksal zurechtzukommen und in klischeehaften Vorstellungen von sexueller Erleichterung. Mr. Blanks sprechender Name lavierend zwischen Alzheimer und Erinnerungsvermögen läßt uns ratlos zurück. Schon bei Timbuktu überraschte der Autor mit einem Buch, daß man nur zu Ende las, weil sein Name darauf stand, und man nicht glauben konnte, in welchen erzählerischen Abgrund er sich gewagt hatte. Auch am Ende von Reisen im Skriptorium kann man nur hoffen, daß solche Entwürfe in der Schublade liegen, damit danach wieder ein großer Roman erscheint. Wie der Witz von dem Mann, der sich regelmäßig drei Whiskey bestellt, um mit seinen abwesenden Brüdern zusammen zu trinken, ist die Pointe dieses Romans längst erzählt und wird durch die Wiederholung nicht besser.