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2 Kundenbewertungen

»Ein außergewöhnlich intimes und ehrliches Buch über Liebe und Trauer« The Times Julian Barnes' neues Buch handelt von Ballonfahrt, Fotografie, Liebe und Trauer. Davon, dass man zwei Menschen oder zwei Dinge verbindet und sie wieder auseinanderreißt. Einer der Juroren für den Man Booker Prize nannte Julian Barnes einen »beispiellosen Zauberer des Herzens«. Das vorliegende Buch bestätigt dies. Julian Barnes schreibt über die menschliche Existenz - auf der Erde und in der Luft. Wir lernen Nadar kennen, Pionier der Ballonfahrt und einer der ersten Fotografen, die Luftaufnahmen machten, sowie…mehr

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Produktbeschreibung
»Ein außergewöhnlich intimes und ehrliches Buch über Liebe und Trauer« The Times Julian Barnes' neues Buch handelt von Ballonfahrt, Fotografie, Liebe und Trauer. Davon, dass man zwei Menschen oder zwei Dinge verbindet und sie wieder auseinanderreißt. Einer der Juroren für den Man Booker Prize nannte Julian Barnes einen »beispiellosen Zauberer des Herzens«. Das vorliegende Buch bestätigt dies. Julian Barnes schreibt über die menschliche Existenz - auf der Erde und in der Luft. Wir lernen Nadar kennen, Pionier der Ballonfahrt und einer der ersten Fotografen, die Luftaufnahmen machten, sowie Colonel Fred Burnaby, der zum eigenwilligen Bewunderer der extravaganten Schauspielerin Sarah Bernhardt wird. Und wir lesen über Julian Barnes' eigene Trauer über den Tod seiner Frau - schonungslos offen, präzise und tief berührend. Ein Buch über das Wagnis zu lieben. »Eines der besten, bewegendsten Bücher, die es gibt« Evening Standard »Es ist außergewöhnlich, auf einer Seite auszudrücken, was Leben heißt.« The Guardian »Jeder, der einen geliebten Menschen verloren hat und leidet, oder jeder, der leidet, sollte es lesen. Und noch mal lesen. Und noch mal.« Independent

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Autorenporträt
Julian Barnes, 1946 in Leicester geboren, arbeitete nach dem Studium moderner Sprachen als Lexikograph, dann als Journalist. Von Barnes, der zahlreiche internationale Literaturpreise erhielt, liegt ein umfangreiches erzählerisches und essayistisches Werk vor, darunter »Flauberts Papagei«, »Eine Geschichte der Welt in 10 1/2 Kapiteln« und »Lebensstufen«. Für seinen Roman »Vom Ende einer Geschichte« wurde er mit dem Man Booker Prize ausgezeichnet. Julian Barnes lebt in London. Gertraude Krueger, geboren 1949, lebt als freie Übersetzerin in Berlin. Zu ihren Übersetzungen gehören u.a. Sketche der Monty-Python-Truppe und Werke von Julian Barnes, Alice Walker, Valerie Wilson Wesley, Jhumpa Lahiri und E.L. Doctorow.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur FR-Rezension

Rezensentin Sylvia Staude staunt, wie gekonnt es Julian Barnes gelingt, in seinem neuen, schmalen Buch "Lebensstufen" eine Vielzahl von Geschichten und Gedanken unterzubringen, ohne je den Faden oder ein überflüssiges Wort zu verlieren. Und so liest sie hier zunächst vom Ballonflug, seinen Erfindern, ersten Ballonfahrern wie Felix Tournachon, genannt Nadar, Fred Burnaby oder Sarah Bernhardt. Während Barnes ersteren nutzt, um auch einen kurzen Ausflug in die Geschichte der Fotografie zu unternehmen, dichtet er den beiden letzteren hier eine Liebesgeschichte an und schafft es doch, all das hervorragend miteinander zu verknüpfen, versichert Staude. Schließlich münden die beiden ersten Teile in einen ergreifenden, aber nie sentimentalen Essay über den Umgang mit dem Krebstod seiner geliebten Frau Pat Kavanagh; auch Anklagen an all jene, die ihm später feige auswichen, finden sich hier, berichtet die Kritikerin. Ein wunderbares Buch über die Liebe, das alle Gattungsgrenzen sprengt, schwärmt Staude.

© Perlentaucher Medien GmbH

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 10.02.2015

Was uns nicht umbringt, schwächt uns ewig
Aus dem Leben eines Witwers: Julian Barnes durchfliegt mit dem Ballon ein seelisches Tiefdruckgebiet

Julian Barnes hat zwei seiner eindringlichsten, gewichtigsten Bücher geschrieben über den Tod und die elende Pflicht der Weiterlebenden, mit Verlust umzugehen. Als deutscher Leser konnte man den Eindruck bekommen, es handle sich bei beiden um Werke, mit denen der große englische Schriftsteller den Tod seiner Frau, der Literaturagentin Pat Kavanagh, im Jahr 2008 zu verarbeiten suchte. Doch "Nichts, was man fürchten müsste", seine Auseinandersetzung mit dem Tod im Allgemeinen und der Familie Barnes im Besonderen, erschien zwar in deutscher Übersetzung 2010; im Original indes kam es im Frühjahr 2008 heraus - knapp fünf Monate bevor bei seiner Frau ein Gehirntumor diagnostiziert wurde, und gut sechs Monate bevor sie starb. Erst der zweite Band, die meisterliche Novelle "Vom Ende einer Geschichte" (2011), war ein Ausflug dieses Orpheus aus dem Hades in die pulsierende Welt der Fiktion.

In dieser Woche nun erscheint "Lebensstufen", ein schmaler blauer Band mit dem Emblem eines Heißluftballons, unter dem in einem winzigen Korb Menschen zappeln, den Winden ausgeliefert. Denn wer einen Ballon steigen lässt, weiß nicht, wo er landen wird - eine der vielen Gemeinsamkeiten mit der Liebe. In Großbritannien ist "Levels of Life" bereits vor zwei Jahren erschienen; als er es im Oktober 2012 beendete, war Julian Barnes seit genau vier Jahren Witwer.

Wenn solche Zeitangaben und Berechnungen eine gewisse Pedanterie verströmen, so ist das kein Zufall. Denn ja, dies ist ein Buch über die riskanten Unternehmungen Ballonfahrt und Liebe, über Fotografie und den Wunsch, den Augenblick festzuhalten. Vor allem aber ist es der stolze Bericht eines Trauernden, der sein Leid absolut setzt. Im Vergleich damit erscheint ihm alles andere nichtig - eben wie Menschen, Häuser und Felder, auf die man aus einsamer Höhe herabblickt.

Den ersten Teil bilden zwei elegant erzählte Essays, die sich in die Lüfte schwingen und Anekdoten von berühmten Pionieren der Ballonfahrt wie Félix Tournachon, besser bekannt als der Fotograf Nadar, der Schauspielerin Sarah Bernhardt und dem Abenteurer Frederick Burnaby versammeln. Die Liebesgeschichte, die Barnes sich zwischen der winzigen Französin und dem schlaksigen Engländer ausmalt, endet, als er sich zu einem Antrag hinreißen lässt; in solche Fesseln kann sich eine selbsternannte Ballonatikerin natürlich nicht legen lassen. Burnaby spricht nicht über seinen Schmerz, der Jahre anhält: "Wenn ihn jemand nach seiner Düsterkeit befragte, antwortete er, er werde von der Melancholie der Schleiereule heimgesucht." Knapper und zugleich bildhafter lässt es sich kaum ausdrücken.

Fred Burnaby durfte Sarah Bernhardt drei Monate lang lieben, Julian Barnes und Pat Kavanagh waren drei Jahrzehnte lang ein Paar. Der Schmerz, so viel ist klar, lässt sich nicht vergleichen. Vielmehr geht es Barnes um die Veranschaulichung einer anderen, nun ja, Erkenntnis: "Warum streben wir ständig nach Liebe? Weil in der Liebe Wahrheit und Magie zusammentreffen. Wahrheit wie bei der Fotografie, Magie wie bei der Ballonfahrt." Sein Buch ist reich an solchen wenig originellen Vergleichen, wie der gelernte Lexikograf sie sich früher selbst versagt hätte. Doch da "Leid, wie der Tod, banal und einzigartig" ist, schwanken auch die Aussagen darüber zwischen den Extremen.

Die ersten zwei Kapitel dienen ohnehin vor allem den Zweck, sich so hoch wie möglich emporzuschwingen, damit wir eine Ahnung bekommen von der Tiefe des Sturzes, der unweigerlich bevorsteht. "Denn wie fühlt man sich so? Als wäre man aus ein paar hundert Metern Höhe abgestürzt, bei vollem Bewusstsein, wäre mit den Füßen voran mit solcher Wucht in einem Rosenbeet gelandet, dass man bis zu den Knien darin versank, und beim Aufprall wären die Eingeweide zerrissen und aus dem Körper herausgeplatzt." Der Autor trauert um seine Frau, die nur als "sie" beschworen wird - vermutlich erschien es Barnes zu intim, ihren Namen dem inneren Zwiegespräch zu entreißen. Doch das Buch ist ihr gewidmet, und auf der letzten Seite sieht man ihr Bild. Mehr erfahren wir von Pat Kavanagh nicht - sie bleibt eine Leerstelle, verhüllt von der schützenden Liebe ihres Mannes. Ein englischer Kritiker hat "Lebensstufen" ein "Taj Mahal aus Papier" genannt. Da ist etwas dran, denn auch das von Großmogul Shah Jahan in Auftrag gegebene Mausoleum ist ja kein Denkmal für seine Mumtaz Mahal, sondern in erster Linie ein Monument seiner eigenen Liebe. Diese Maßlosigkeit gibt es auch bei Barnes. Er sucht keinen Trost, sondern geradezu dessen Widerlegung. Nein, die Zeit lindert das Leid nicht: "Warum sollte der Schmerz in der Wiederholung geringer sein?" Und auch Nietzsche hatte unrecht: "Es gibt vieles, was uns nicht umbringt, aber auf ewig schwächt." Den Gedanken an Selbstmord immerhin verwirft er irgendwann, weil seine Frau mit dem Verlöschen seiner Erinnerungen an sie ein zweites Mal sterben würde.

Nun ist Trauer selbst in ihrer öffentlichen Zurschaustellung etwas so Persönliches, dass sich ein Urteil darüber verbietet. Und Trauernde und Nicht-Trauernde ergeben keine gute Gesellschaft. Barnes selbst erlegt sich indes keine Zurückhaltung auf. Sein Buch liest sich auch als Anklage all jener, die einen ähnlichen Verlust erlebt haben wie er, aber augenscheinlich weniger darunter leiden. Hart geht er auch mit jenen ins Gericht, die in ihrer Unfähigkeit, ihm adäquat zu kondolieren, zu Floskeln oder anderen Hilflosigkeiten gegriffen haben. Julian Barnes begreift seinen Schmerz als einzigen Liebesbeweis, den er seiner Frau noch geben kann. Wer wollte es da wagen, weniger mehr zu finden?

FELICITAS VON LOVENBERG

Julian Barnes: "Lebensstufen".

Aus dem Englischen von Gertraude Krueger. Verlag Kiepenheuer & Witsch, Köln 2015. 141 S., geb., 16,99 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 10.02.2015

Im schwarzen Ballon
In seinem neuen Buch „Lebensstufen“ erzählt der englische Autor Julian Barnes von den Aufschwüngen des Lebens,
vom Siegeszug der Fotografie – und vom Absturz in den Schmerz nach dem Tod seiner Ehefrau Pat Kavanagh
VON ALEX RÜHLE
Dreimal hebt dieses Buch an. Zweimal hebt es dabei auch ab, leichthin, luftig, lebensfroh, bei strahlendem Sonnenschein. Heißluftballons steigen auf der ersten Seite auf, gleich mehrere: Im einen sehen wir Colonel Fred Burnaby, einen britischen Abenteurer, skurril wie aus einem Kinderbuch: „Burnaby wog 108 Kilo, trug einen gestreiften Mantel und eine eng anliegende Kappe, um die er sein Taschentuch geschlungen hatte, damit der Nacken vor der Sonne geschützt war. Er nahm zwei Roastbeefsandwiches mit, eine Flasche Apollinaris Mineralwasser, ein Barometer zur Messung der Höhe, ein Thermometer, einen Kompass und einen Vorrat an Zigarren.“
  Im zweiten Ballon steht Félix Tournachon, besser bekannt als Nadar, der Pionier der Fotografie, wir werden später noch von ihm hören, jetzt aber hebt im dritten Ballon die Schauspielerin Sarah Bernhardt mit ihrer Entourage ab, trinkt bald darauf Champagner aus einem silbernen Kelch und wirft, „berauscht von dem plötzlichen Gefühl der Erhabenheit, fröhlich Ballast auf die Erdenwesen am Boden ab: eine englische Touristenfamilie auf dem Balkon der Bastille-Säule und später eine Hochzeitsgesellschaft, die sich bei einem ländlichen Picknick vergnügte.“
  Dreimal hebt dieses Buch an, zweimal begibt es sich dabei in die luftig-leichten Höhen der Ballonfahrt mit dem dazugehörigen Personal, der spleenige Abenteurer, der in jedes Fluggerät stieg, das er finden konnte. Die berühmteste Schauspielerin ihrer Epoche, die nach ihrem Flug schrieb, sie empfinde den Ballon als „äußerstes Symbol der Freiheit“. Und der wilde Nadar, der Erfinder und Geschäftsmann in einem war und einen Riesenballon konstruieren ließ, in dem er zu horrenden Preisen je 13 Passagiere mitnehmen konnte; der begeistert und begierig jede Neuerung seiner Epoche umarmte, im festen Glauben, Zukunft sei ein Synonym für Besserung; und der als Erster daran dachte, zwei der großen Erfindungen seiner Zeit zusammenzubringen.
  Dreimal hebt dieses Buch an, jedes Mal mit demselben Gedanken, der dann aber jedes Mal wie von leichten Winden in eine andere Richtung getrieben wird: „Man bringt zwei Dinge zusammen, die vorher nicht zusammengebracht wurden, und die Welt hat sich verändert“, lautet der erste Satz des Buches. Nadar kam als erster Mensch auf die Idee, die Welt von oben zu fotografieren, 1858, bei einem Flug über Paris, womit er erstmals die Welt aus damals noch göttlicher Warte zeigte.
  Im zweiten Teil lautet der erste Satz: „Man bringt zwei Dinge zusammen, die vorher nicht zusammengebracht wurden, und manchmal funktioniert es, manchmal auch nicht.“ Dies ist der erste, noch ganz sachte Hinwies auf den dunklen dritten Teil dieses Buches. Zunächst aber werden wir Zeugen einer überraschenden Begegnung: Sarah Bernhardt und Fred Burnaby, die Göttliche und der Abenteurer, sie waren für einige Jahre ein Paar. Barnes erzählt ihre Liaison als Liebesnovelle mit tragischem Ausgang. Jedenfalls für Burnaby, der das Unglück erlitt, sich rückhaltlos in die Frau zu verlieben, die ihm beim ersten Kennenlernen schon sagt, das Besondere an der Ballonfahrt sei für sie die damit verbundene Gefahr abzustürzen, das Immerneue jeder Fahrt, der erhabene Kitzel.
  So darf er für kurze Zeit mit ihr aufsteigen. Um nur umso jäher abzustürzen: Als er sie bittet, ihn zu heiraten, mit ihm auf die Erde, in den Alltag hinabzusteigen, lässt sie ihn fallen. Zwar lebte er noch viele Jahre, flog weiterhin und schrieb Bücher über seine Abenteuer. Aber er erholte sich nie mehr von seinem Liebesschmerz. Er starb in der Schlacht von Khartum, ein Speer durchbohrte seinen Nacken.
  Im dritten Anlauf des Buches, dem Auftaktsatz zum letzten Kapitel, werden aus Dingen plötzlich Menschen: „Man bringt zwei Menschen zusammen, die vorher nicht zusammengebracht wurden.“ Alles ändert sich mit diesem Satz. Aus der Vergangenheit wird Gegenwart, aus dem behaglich-epischen Erzählen karg gemeißelte Prosa und aus dem allwissenden, über den Menschen und Zeiten schwebenden Demiurgen ein so radikaler wie seinem Schmerz hilflos ausgelieferter Ich-Erzähler: „Wir waren dreißig Jahre zusammen. Ich war 32, als wir uns kennenlernten, und 62, als sie starb. Mein Herzblut, mein Lebensnerv.“ Die Rede ist von Pat Kavanagh, Julian Barnes’ Ehefrau. 2008 starb sie an Krebs, zwischen Diagnose und Tod lagen nur 37 Tage. Die anschließenden fünf Jahre der Trauer hat Barnes auf den letzten
57 Seiten zu einer Art schwarzem Tagebuch des Schmerzes kondensiert.   
  Barnes ist ein überaus diskreter Erzähler, was seine Frau angeht: Kavanagh scheute die Öffentlichkeit, Barnes, der mit ihr eine sehr glückliche Ehe verlebt haben muss, bleibt ihr auch in dieser Hinsicht treu. Er stellt kaum etwas aus über sie und ihr gemeinsames Leben, ja Kavanagh bleibt die Leerstelle in diesem Text. Was nicht stört, im Gegenteil, sie ist schließlich die ein für allemal Abwesende, und die Sätze, die sie beschreiben, streichen sie gleichzeitig ein für alle mal aus: „Ich werde sie nie wieder sehen, hören, berühren, in den Armen halten, ihr zuhören, mit ihr lachen; nie wieder auf ihre Schritte horchen, lächeln, wenn eine Tür aufgeht; nie wieder ihren Körper an meinen, meinen an ihren drücken.“
  So ist dieses Buch kein Porträt einer Verstorbenen, sondern ein Buch über den Schmerz des Hinterbliebenen, das auch deshalb so beeindruckt, weil es all die Trostpflaster, mit denen wir den Schmerz so gerne bedecken wollen, als nutzlose Placebos verwirft: Trauer mache einen stärker? Stimmt nicht, sie macht einen einsam. Es werde leichter nach einem Jahr, in der Wiederholung nutze sich der Schmerz ab. „Warum sollte er? Leid ist das Negativbild der Liebe; und wenn es mit den Jahren eine Kumulation der Liebe geben kann, warum dann nicht auch eine Kumulation des Leids?“
  Das Einzige, was ihn davon abhält, sich umzubringen, ist die Erinnerung. Nicht weil sie ihn trösten würde, im Gegenteil, jede Erinnerung erinnert ja nur an den Verlust. Und kann – wegen dieses Verlusts – auch nicht mehr geteilt werden. „Einsames Glück, das klingt wie ein Widerspruch in sich, ein unglaubwürdiger Apparat, der sich nie vom Boden erheben wird.“ Nein, dass er sich nicht umbringen kann, liegt darin, dass er sie dadurch ein zweites Mal verschwinden lassen würde, schließlich verwahrt niemand so viele Erinnerungen an sie wie er. Wenn er sich umbringt, verschwinden auch diese Erinnerungen. Also muss er weiterleben.   
  Barnes hat natürlich auch formal versucht, in seinem Buch „Dinge zusammenzubringen, die vorher nicht zusammengebracht wurden“, den historischen Essay, die Liebesnovelle und das Totenbuch, die verknappten Notate seiner untröstlichen Trauer. Aus der Düsternis der letzten Seiten ist es kaum noch zu verstehen, wie hell die beiden ersten Teile waren, wie lichtdurchflutet die Beschreibungen, wie lustvoll und fröhlich. Gleichzeitig sind sie nach dieser Trauerzeit so weit weg, dass man sich fragt, ob es sie überhaupt gebraucht hat. Natürlich werden Motive aus den ersten beiden Teilen kunstvoll in die Trauerbeschreibungen eingewoben. Aber gerade diese literarische Arbeit wirkt angesichts der ansonsten ausgestellten radikalen Hilflosigkeit dem Schmerz gegenüber fast wie Trickserei. Wie schrieb er doch selbst über den Versuch der Synthese: „Manchmal funktioniert es, manchmal auch nicht.“
  Das Verdienst dieses Buches ist ein anderes: Wenn man nach nur 140 Seiten wieder aussteigt aus dem Buch, wieder ankommt in der Welt, ist da ein Gefühl tiefer Dankbarkeit. Für das Leben. Und dafür, dass man es mit anderen teilen darf.
Julian Barnes: Lebensstufen. Aus dem Englischen von Gertraude Krueger. Verlag Kiepenheuer & Witsch, Köln 2015. 143 Seiten, 16,99 Euro. E-Book 14,99 Euro.  
Sarah Bernhardt, die berühmteste
Schauspielerin der Epoche, stieg
auf und trank Champagner
„Ich war 32, als wir uns kennen-
lernten, und 62, als sie starb.
Mein Herzblut, mein Lebensnerv.“
Als die Luftaufnahme erfunden wurde: Der Fotograf Nadar, mit bürgerlichem Namen Gaspard-Felix Tournachon, posiert in seinem Studio in Paris im Korb eines Heißluftballons.
Foto: Nadar/Getty Images
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