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Carlos, der ehemalige Anfuhrer einer militanten Gruppe, fuhrt mit Freunden ein Hotel bei Barcelona, in dem die polnische Mannschaft wahrend der Fuballweltmeisterschaft in Spanien 1982 wohnt. Ohne Wissen seiner Freunde versteckt er zwei Untergrundkampfer - in Erinnerung an seine eigene aktive Zeit. Doch im Hotel ist auch ein Verrater. Der Kreis von Polizisten zieht sich immer enger, die Bewachung der Polen wird zu einer Belagerung. Wie soll Carlos seiner Vergangenheit entfliehen und die Zukunft leben? Inmitten der Stimmen von Lebenden und Toten setzt er seine Existenz aufs Spiel, als handle es sich um ein unabwendbares Schicksal.…mehr

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Produktbeschreibung
Carlos, der ehemalige Anfuhrer einer militanten Gruppe, fuhrt mit Freunden ein Hotel bei Barcelona, in dem die polnische Mannschaft wahrend der Fuballweltmeisterschaft in Spanien 1982 wohnt. Ohne Wissen seiner Freunde versteckt er zwei Untergrundkampfer - in Erinnerung an seine eigene aktive Zeit. Doch im Hotel ist auch ein Verrater. Der Kreis von Polizisten zieht sich immer enger, die Bewachung der Polen wird zu einer Belagerung. Wie soll Carlos seiner Vergangenheit entfliehen und die Zukunft leben? Inmitten der Stimmen von Lebenden und Toten setzt er seine Existenz aufs Spiel, als handle es sich um ein unabwendbares Schicksal.

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Autorenporträt
Bernardo Atxaga, mit eigentlichem Namen Joseba Irazu Garmendia, wurde 1951 im baskischen Ort Asteasu (Provinz Guipúzcoa) geboren. Er studierte Wirtschaftswissenschaften. Mit Romanen, Gedichten, Liedertexten und Kinderbüchern gewann er in seiner Heimat große Popularität. Sein Roman Obabakoak ist mit den höchsten Literaturpreisen Spaniens ausgezeichnet worden und wurde in mehr als dreißig Sprachen übersetzt. 2021 erhielt Atxaga für sein Werk den Premio Liber.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 14.03.1998

Die Backstube der Terroristen
Lenin im Kochtopf, Marx in der Bratröhre: Bernardo Atxaga und die baskische Untergrundorganisation / Von Max Grosse

Die Kinderbücher und die Romane Bernardo Atxagas werden mittlerweile in einer ganzen Reihe verschiedener Idiome über die Welt verbreitet, aber selbst seine Übersetzer dürften die eigentlichen Urtexte kaum jemals zu Gesicht bekommen haben. Falls doch, dann hätte es ihnen auch herzlich wenig genützt; die fremden Silben wären ihnen vor den Augen verschwommen, und verstanden hätten sie kein einziges Wort. Dabei tut Atxaga nur, was im Europa der Neuzeit fast als Regel gilt: Er gebraucht einfach seine Muttersprache als Literatursprache. "Einfach" ist das nur deshalb nicht, weil er Baskisch schreibt - eine Sprache, die höchstens von einer Million Menschen gesprochen wird, die nicht zur indoeuropäischen Sprachfamilie zählt und deren Ursprung den mit ihr befaßten Wissenschaftlern Rätsel über Rätsel aufgibt.

Im Namen nationaler Einheitsideologie hatte der Diktator Franco die baskische Kultur noch brutaler unterdrückt als die Regungen regionaler Eigenständigkeit in Katalonien oder Galicien. Dafür setzte schon 1937 zu Anfang des Bürgerkrieges die Bombardierung des wichtigsten Gedächtnisortes der Basken, welche die aus Hitlers Deutschland entsandte Legion Condor für ihre faschistischen Bundesgenossen durchführte, das Fanal; Picasso hat es in seinem Historiengemälde "Guernica" für die Zeitgenossen und für die Nachwelt festgehalten. Eine überregional bedeutsame baskische Erzählprosa entstand erst nach Francos Tod; sie zeugt von der Lebendigkeit einer Sprache, der Wilhelm von Humboldt einst den Untergang vorausgesagt hatte.

Es ist also kein Zufall, wenn die erste Buchveröffentlichung des 1951 geborenen Atxaga in das Jahr 1976 fällt. Er befand sich in der schwierigen Lage, schon unter vollem Wind auf dem Meer der Literatur das Boot bauen zu müssen, das ihm das Segeln überhaupt erst ermöglichte. Jene "unaufdringliche" Literatursprache, die er sich wünschte, stand ihm noch nicht zur Verfügung; an ihrer Erschaffung hat er maßgeblich mitgewirkt, wenn man den Kennern des Baskischen Glauben schenken und nach den spanischen Übersetzungen urteilen darf, die der Autor entweder selbst besorgte oder unter seinem tatkräftigen Beistand erarbeiten ließ.

Solche Eigenübersetzungen bilden die Grundlage für die anderen fremdsprachigen Fassungen wie etwa die deutsche Ausgabe von "Ein Mann allein". Schon der Titel des Romans und das dem Prediger Salomo entlehnte Motto ("Weh dem, der allein ist, wenn er fällt! Dann ist kein anderer da, der ihm aufhilft") verweisen den Leser auf die Einsamkeit der Hauptperson Carlos. Mit seinen Augen nehmen wir zwar die Welt wahr, im Brennpunkt seines Bewußtseins werden die Ereignisse gebündelt, die sich zwischen dem 28. Juni und dem 2. Juli 1982 von Montag bis Freitag in der Nähe von Barcelona zutragen. Aber die Stimme seines Helden borgt sich der Erzähler nicht aus; die Erzählhaltung bleibt unpersönlich, so das Carlos "ich" nur im Dialog mit anderen sagen kann. Diesen anderen, ob sie nun Freunde, Gesinnungsgenossen oder flüchtige Geliebte sind, entzieht er sich zusehends; der Roman protokolliert die Absonderung und die schließliche Auflösung einer von Anbeginn gespaltenen Persönlichkeit. Zudem führen "Carlos", mehrere andere Romanfiguren und übrigens auch der Autor, der bürgerlich auf Joseba Irazu Garmendia getauft wurde, ihren Namen als Pseudonym.

Ort der Handlung ist eine mit allem Komfort ausgestattete Hotelanlage, wie es sie in Spanien zu Tausenden gibt, Hintergrund die Fußballweltmeisterschaft von 1982. Die den tristen Nebeln Mitteleuropas entrückte Idylle von Sonne, Swimmingpool, Sportbegeisterung und Meeresfrüchten scheint geradewegs einem allzu farbenprächtigen Tourismusprospekt zu entstammen. Sie wirft jedoch bald lange Schatten, als die Besitzer des Hotels von ihrer Vergangenheit eingeholt werden: Carlos und Guiomar, Ugarte und Laura kämpften früher als Angehörige der Eta im Untergrund, wobei die hehren Ziele der baskischen Freiheit und der sozialistischen Utopie alle Mittel heiligten, auch Mord und Totschlag. Nach der Verbüßung langjähriger Haftstrafen und anschließender Begnadigung wollten die ehemaligen Terroristen durch den Kauf des Hotels aus dem Ausnahmezustand wieder in den Alltag zurückkehren. Das war ihnen anscheinend auch gelungen - so geschickt wußten sie zu vertuschen, daß das Startkapital ihres Unternehmens eigentlich aus zwei Raubüberfällen herrührte.

Die Tarnung und die dadurch mögliche Lebensänderung, von der zum Schluß sogar die Täter selber überzeugt waren, geraten in Gefahr, als Carlos sich ohne Absprache mit seinen Teilhabern bereit findet, für die "Organisation" zwei steckbrieflich gesuchte "Aktivisten" zu verstecken. Nun sitzen die nach einem Musikduo "Jon und Jone" Benannten in einem sonst als Liebesnest dienenden Kellerloch unter dem Backhaus, wo Carlos das köstliche Brot für die Hotelgäste zubereitet und sich vor der Welt abschirmt. Die Backstube dient sonst als Schale, die den Kern seiner Individualität vor Anfechtungen bewahrt, aber sie hat eben auch ein Souterrain, so daß der Konflikt der Hauptfigur verräumlicht wird.

Den Glauben an die Ideologie, an jene unausgegorene Mixtur aus nationalistischen und sozialistischen Versatzstücken, die der Guerrilla als Legitimationsquell dient, hat der frühere Zellenleiter freilich längst verloren; die vor Gewißheit strotzenden revolutionären Flugblätter belächelt er ebenso wie den grotesken Leninismus Lauras, die das Hotelpersonal gerne über die Vorzüge des russischen Gesundheitswesens belehrt. Sie teilt auf ihre Weise das Schicksal der Comicfigur Obelix, weil sie nach den Worten ihres Mannes als Kind in einen Kessel fiel, nur daß darin nicht ein kraftspendender Zaubertrank, sondern Lenins sämtliche Werke kochten. Sie predigt das Evangelium der freien Liebe nach Aleksandra Kollontaj und wird doch fuchsteufelswild auf ihren Mann, als er sich der ehelichen Untreue verdächtigt macht.

Carlos handelt aus einer spontanen Eingebung heraus, er läßt sich durch sein richtungslos gewordenes Leben treiben wie die Wolken am Himmel, deren Verformung er aufmerksam verfolgt, was nicht mit dem romantischen Sehnsuchtsmotiv zu verwechseln ist: "Eine Welle hatte ihn vor zwanzig Jahren ins Gefängnis geführt, ein einschneidendes Erlebnis, und die gleiche Welle hatte ihn dann in die Organisation getrieben. Und diese Welle war es gewesen, die dafür verantwortlich war, daß sich bei der Entführung eines Geschäftsmannes Komplikationen ergaben und daß er, Carlos, der Mann gewesen war, den die Organisation dazu bestimmte, die Geisel zu erschießen. Und es war ebenfalls eine Welle gewesen, die seinen Bruder mitgerissen hatte. Und eine Welle schließlich, die Jon und Jone ins Hotel geschwemmt hatte. Was konnte sein Wille tun, um den vorbestimmten Lauf der Dinge zur korrigieren? Sehr wenig, davon war er überzeugt. Er war an nichts schuld. Jener Teil seines Selbst, der mit Rattenstimme redete, behauptete natürlich das Gegenteil, doch die Vorwürfe beruhten nicht auf Wahrheit, bloß auf Schwäche, seiner Schwäche. Wenn er eine andere Kindheit und eine andere Erziehung gehabt hätte, hätte diese Stimme nicht genug Kraft, sich Gehör zu verschaffen."

Der passive und eigenbrötlerische "Aktivist" wird von widerstreitenden Stimmen besucht, die ihm seit der Gefängniszeit die Mitmenschen ersetzen, das Nagetier verkörpert das schlechte Gewissen, während der längst verstorbene Mitkämpfer Sabino ihn wie einst bei seinen begeisternden Schulungen zu planvollem Handeln ermutigt, damit er der immer brenzligeren Situation noch entrinnen kann. Dann die vielen unangenehmen Polizisten kümmern sich offensichtlich nicht nur um die Sicherheit der im Hotel untergebrachten polnischen Nationalelf, und ein überaus neugieriges Fernsehteam scheint sich vor allem für die traditionelle Kunst des Brotbackens zu interessieren . . .

Als Leser verfolgt man gespannt und nicht ohne innere Anteilnahme, wie Carlos genug Kaltblütigkeit aufbringt, um die beiden Terroristen aus der umfassend überwachten "konspirativen Wohnung" - so hätte man wohl im deutschen Herbst von 1977 das Versteck genannt - herauszuschleusen und dabei den erst in letzter Minute enttarnten Spitzel im Hotel auszumanövrieren. Der Preis für diese Befreiungsaktion ist allerdings sehr hoch und läßt die Spannung des literarischen Räuber-und-Gendarm-Spiels zuallerletzt in blankes Entsetzen umkippen. Atxaga führt seine Leser in den Untergrund und bringt sie durch geschickte Sympathielenkung dazu, willig der Logik der baskischen Terroristen zu folgen, bis diese Logik im "Bezirk der Angst" das Selbst und die anderen verzehrt wie der zur Ablenkung der Polizei entfesselte Flächenbrand. Anders als politische Reden oder journalistische Leitartikel wartet der Roman nicht mit fertigen Lösungen auf, sondern macht den Terrorismus der Eta, der ständig neue Opfer fordert, verständlich, ohne ihn verzeihlich erscheinen zu lassen.

Bernardo Atxaga: "Ein Mann allein". Roman. Aus dem Spanischen übersetzt von Giò Waeckerlin Induni. Unionsverlag, Zürich 1997. 397 S., geb., 39,- DM.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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»Zu den Verdiensten dieses Buches gehören die vorurteilslosen Porträts von Männern und Frauen, die in der Presse nur als Kriminelle, Entführer, Erpresser und Attentäter vorkommen. Wenn sich am Schluss des Romans das Gewitter entlädt, das sich in der trügerisch lockeren Atmosphäre aufbläht, tut es weh.« Zürcher Oberländer
»Ein Buch über die Folgen des Terrorismus, über Sprachlosigkeit, über die Einsamkeit des Aussteigers. Und eine meisterliche Reflektion über baskische Befindlichkeit.« Gabriele Kobe NDR3