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Seine skandalträchtige, weil teilweise erfundene Autobiografie über seinen Entzug von Alkohol und Crack machte James Frey über Nacht zu einem der wichtigsten jungen Autoren Amerikas - und verkaufte sich weltweit 4,5 Millionen mal. Frey, eigentlich ein Kind der gehobenen Mittelschicht, weiß wie es ganz unten aussieht. Und dorthin schickt er auch den Protagonisten seines neuesten Buchs: Den Messias. Mehr als 2000 Jahre hat das Christentum auf die Rückkehr des Erlösers gewartet, jetzt ist er wieder da. Heute. In New York. Er begibt sich zu den Ärmsten der Armen. Er mengt sich unter Penner und…mehr

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Produktbeschreibung
Seine skandalträchtige, weil teilweise erfundene Autobiografie über seinen Entzug von Alkohol und Crack machte James Frey über Nacht zu einem der wichtigsten jungen Autoren Amerikas - und verkaufte sich weltweit 4,5 Millionen mal. Frey, eigentlich ein Kind der gehobenen Mittelschicht, weiß wie es ganz unten aussieht. Und dorthin schickt er auch den Protagonisten seines neuesten Buchs: Den Messias. Mehr als 2000 Jahre hat das Christentum auf die Rückkehr des Erlösers gewartet, jetzt ist er wieder da. Heute. In New York. Er begibt sich zu den Ärmsten der Armen. Er mengt sich unter Penner und Junkies. Er schläft mit Männern und Frauen. Er verachtet die Kirche und wird vom Staat verfolgt. Er heilt die Kranken. Er gibt Liebe und wird gehasst. Er wird getötet.Wie es sich für ein Testament gehört, erzählen 13 Zeugen von der Wiederkehr des Erlösers. Jeder Zeuge wird von einem bekannten Literaten ins Deutsche übertragen. Als Übersetzer wirken mit: Alexa Hennig von Lange, Charles Lewinsky, Clemens J. Setz, Gerd Haffmans, Harry Rowohlt, Juli Zeh, Katja Scholtz, Klaus Modick, Kristof Magnusson, Steffen Jacobs, Sven Böttcher, Tina Uebel, Zoë Jenny.

Dieser Download kann aus rechtlichen Gründen nur mit Rechnungsadresse in A, B, BG, CY, CZ, D, DK, EW, E, FIN, F, GR, H, IRL, I, LT, L, LR, M, NL, PL, P, R, S, SLO, SK ausgeliefert werden.

Autorenporträt
James Frey, geboren 1969, studierte Kunst an der University of Chicago. Danach arbeitete er u.a. als Skateboard-Verkäufer, Berater in Jugendcamps, Hilfskellner und Türsteher. In Los Angeles schrieb er Drehbücher, war Regisseur und Filmproduzent. James Frey lebt heute mit seiner Familie in New York.Charles Lewinsky, geboren 1946, lebt in Zürich und in der Franche-Comté. Er arbeitete als Dramaturg, Regisseur und Redaktor, seit 1980 als freier Autor. Er schreibt Romane und Theaterstücke und ist der Autor vieler erfolgreicher Fernsehsendungen. Für seinen Roman Johannistag (2002) erhielt er den Preis der Schweiz. Schillerstiftung.Clemens J. Setz wurde 1982 in Graz geboren. Seit 2001 studiert er an der dortigen Universität Mathematik und Germanistik. Er ist Obertonsänger, Übersetzer und Gründungsmitglied der Literaturgruppe Plattform. Zahlreiche seiner Gedichte und Erzählungen wurden in Zeitschriften und Anthologien veröffentlicht. 2008 wurde er beim Bachmann-Wettbewerb mit dem Ernst-Willner-Preis ausgezeichnet.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Kein Wort glaubt Burkhard Müller diesem Autor! Dass Müller nach James Freys komplett erstunkenen und erlogenen Roman von seiner toughen Knastkarriere überhaupt noch ein Buch von diesem Autor in die Hand nimmt, zeugt von großem Vertrauen in die Presse, die dieses Buch ordentlich bejubelt hat. Was muss Müller aber feststellen? Es ist der gleiche Schwindel, bloß unter anderen Vorzeichen. Statt selbst zu erfinden, bedient sich Frey nun im literarischen Trödelladen. Dumm nur, meint Müller, dass er mit dem Thema des Messias auf Erden ausgerechnet einen Stoff erwischt, der sich absolut nicht für einen realistischen Roman eignet. Blasphemie ist noch das Geringste, was Müller dem Autor vorwirft. Schlimmer ist wohl die lähmende Langeweile beim Leser. Dass sich der deutsche Verlag dazu entschlossen hat, die Übersetzungen kapitelweise an Literaten zu vergeben, Juli Zeh, Zoe Jenny, Harry Rowohlt etc., macht die Sache für Müller auch nicht brillanter. Und die Milieus, in denen Frey Ghetto und Bibel zusammenzwingt und denen die Sprache entspringt, meint er, finden sich hierzulande schon gar nicht.

© Perlentaucher Medien GmbH

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 14.03.2012

Die Welt von damals

In "Das Letzte Testament der Heiligen Schrift" zeigt James Frey den Erlöser als bisexuellen Hippie mit New-Age-Moral. Himmel, hilf!

Apokalyptiker sind Optimisten. Sie glauben jedes Jahr aufs Neue an den Untergang. Aber das Finale bleibt aus, stattdessen gibt es die Wiederkehr des Gleichen: Steuererklärung, im Stau stehen, Kantinenessen. Wenigstens literarisch können Endzeitfans nun ihr Mütchen kühlen - James Frey hat die Katastrophe in einen Groschenroman verwandelt, mit Jesus als Hippie-Helden und New York als Kulisse. Natürlich ist auch diese Läuterungsfabel eine Mogelpackung, zum Schluss wird noch nicht einmal eine Metropole zerstört, sondern auf dem Land, in der Kommune gelebt. So stellt sich dieser Messias nämlich das richtige Leben im falschen vor: als New-Age-Gemeinschaft, inklusive freien Sexes und Gemüseanbau.

Bis es so weit ist, bis Ben, so der Name des Erlösers, im Grünen lebt, muss er seinen Leidensweg abschreiten. Der führt ihn hinaus aus der Enge einer jüdisch-orthodoxen Familie in die Weiten der Großstadt. Zwischen Brooklyn und Harlem ist genügend Raum für Offenbarungen. Es treten auf: die drogensüchtige Maria Magdalena; der schwule Clubgänger Jeremias; der zum Christentum konvertierte Jude Jakob; der FBI-Agent Johannes; Lukas, ein Kreationist und Abtreibungsgegner; Markus, der katholische Priester; Judith, die kleine Angestellte mit ebenjener Farm im New Yorker Hinterland, wo man dann friedlich der Weltauslöschung entgegengärtelt.

Das Buch ist aus den Berichten dieser Figuren zusammengestückelt; der Kunstgriff, ein Thema durch die Geschichten verschiedener Erzähler zu beleuchten, ist nicht neu - siehe Neues Testament -, aber wer hätte gedacht, dass das Verfahren zu einer derart knackigen Kolportage taugt? Maria Magdalena ist, wie gesagt, crackabhängig. Der FBI-Mann: traumatisiert durch den Tod der Tochter. Lukas: ein fanatischer Spinner der christlichen Rechten. Markus: zerquält von den Missbrauchskandalen seiner Kirche. Judith: eine übergewichtige Depressive. Jakob: ein zwischen Konfessionen aufgeriebener Choleriker. Ben hat alle Hände voll zu tun mit diesen Leidgeprüften, und das ist wörtlich gemeint, weil dieser Messias, unter vollem Körpereinsatz, mit Sex erlöst. "Nichts auf der Erde bringt die Menschen der himmlischen Wahrheit so nah wie ein Orgasmus", lautet die Verkündung. Ob Drogen oder Depression: Die Pathologie hat gegen Tantra keine Chance. Auch die ideologischen Verklemmungen müssen gelockert werden: "Vergiss die Lügen von Religion und Regierung", doziert Ben, "lebe dein Leben, liebe deine Kinder, und glaube nicht, was man dir erzählt."

Ja, aber das, was uns Frey erzählt, das sollen wir dann schon glauben. Freie Liebe, Besitzlosigkeit, biozertifizierte Ernährung - das ist die rohe Botschaft dieses Buches. Roh, weil die Rückkehr zu den simplen Ekstasen ein naives und zugleich rigoroses Heilsversprechen ist. Wer mit sexuellen Tabus auch das Recht auf Kulturleistung entsorgt, bewegt sich auf einer zweifelhaften Spur. Ben kennt zwar den Inhalt aller heiligen Werke, begreift Relativitätstheorie ebenso wie Quantenmechanik, aber das alles sei entfremdeter Quatsch: "Diese Bücher wurden für die Welt von damals geschrieben. Diese Bücher sind tot."

Man kennt diese Haltung aus den sechziger Jahren, von den Autoren der Beat-Generation, auf die sich heute kein maßgeblicher amerikanischer Schriftsteller mehr bezieht. Waren die Verneinungsgesten der Hippies nicht größtenteils nur kaschierter Nihilismus, die Lust am Antizivilisatorischen im Gewand der Systemkritik? Dass seine Subsistenzwirtschaft kulturelle Einbußen zur Folge hat, kommt Frey nicht zu Bewusstsein: bye, bye, Theater, Museen, Kino, Oper. Auch die Literatur müsste sich die Frage nach ihrer Relevanz gefallen lassen.

Wozu also dieses Buch? In Amerika, wo ein Präsident, der sich um sozialpolitische Selbstverständlichkeiten bemüht (allgemeine Krankenversicherung, Steuergerechtigkeit), als Sozialist beschimpft wird und sich Atheisten und religiöse Rechte erbittert bekämpfen, dürfte der Text deutlich mehr provozieren als hierzulande. Dennoch wird der Roman vom Verlag Haffmans & Tolkemitt mit großem Aufwand publiziert. Für jedes Kapitel kam ein eigener Übersetzer zum Einsatz, darunter Harry Rowohlt, Klaus Modick, Clemens J. Setz und Juli Zeh - renommierte Namen, die dem Text nachträglich noch einmal die Kontur des Großprojektes geben. Tatsächlich ist das "Testament" als Collage deftiger Idiome beeindruckend. Frey ist ein exzellenter Stimmenimitator, das bewies er schon mit "Tausend kleine Scherben", dem Text, der ihn erst berühmt und dann zum Paria des Literaturbetriebs gemacht hat. Der Autor tat so, als schreibe er seine Autobiographie als genesender Drogensüchtiger, verfasste aber ein Münchhausenstück, in dem einiges erfunden und das meiste übertrieben war.

Ein meisterhaft schnoddriger Ton bewahrt das Buch davor, kompletter Kitsch zu sein. Freys Könnerschaft zeigt sich in der unsentimentalen Weise, über sentimentale Dinge zu schreiben, über die Sehnsucht nach Liebe, den Wunsch, die Welt zu verändern, die alte Utopie, menschlich miteinander umzugehen. Das ist vollkommen korrekt, nur soll uns der Autor bitte dafür nicht in die Pampa schicken oder zum Beischlaf zwingen.

DANIEL HAAS

James Frey: "Das Letzte Testament der Heiligen Schrift".

Aus dem Englischen von Alexa Hennig von Lange, Charles Lewinsky, Clemens J. Setz u. a. Verlag Haffmans & Tolkemitt, Berlin 2012. 448 S., geb., 19,95 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 18.06.2012

Gott baut sich auf
James Frey, vor Jahren als literarischer Schwindler entlarvt, fällt mit einem ehrlichen Neubeginn auf die Nase
Nein, man hatte nicht erwartet, von diesem Autor noch einmal zu hören. James Frey, 1969 geboren, hatte im Jahr 2005 einen riesigen Hit gelandet mit seinem Werk „A Million Little Pieces“, in dem er seine unglaublich toughe Karriere in Gangster- und Drogen-Kreisen schilderte; die Verkaufszahlen waren in die Höhe geschossen, nachdem Oprah Winfrey das Buch in ihrer Show wegen seiner schonungslosen Authentizität gelobt hatte. Mit dem Erfolg kamen die Neider, die herausfanden, dass diese Autobiografie von A bis Z erstunken und erlogen war. Von den brutalen Jahren im Hochsicherheitstrakt, die Frey durchgestanden haben wollte, blieben zum Schluss noch fünf Stunden im Polizeigewahrsam, wo er durch seine ausgesprochene Höflichkeit aufgefallen war. Eine Schande, über die sich schwerlich hinwegkommen ließ (zumal auch die wütende Oprah ihm nicht verzieh).
Der überführte Frey aber gelobte Besserung und schlug, wie Wikipedia formuliert, „künstlerisch einen neuen Weg“ ein. Von nun an wollte er, wie es auch die anderen Schriftsteller tun, sozusagen ehrlich lügen und nur noch solche Geschichten erzählen, die er erklärtermaßen selbst erfunden hatte. Das Ergebnis liegt vor als „Das Letzte Testament der Heiligen Schrift“. „Brillant, brillant, brillant; jede Seite ist großartig!“ rief die Financial Times , und die Times sekundierte: „Ein wundervolles Buch!“ Die Zeit befand in dem hierzulande gemäßigteren Ton des Feuilletons immerhin: „Eine der neuartigsten Stimmen der aktuellen Literatur weltweit.“
Aber davon kann keine Rede sein. Vom Schwindelhaften kommt Frey nun einmal nicht los; nur dass er diesmal das Vorzeichen geändert hat. Statt einer keck ausgedachten Story liefert er den müden Abklatsch dessen, was in den letzten Jahren schon viele andere versucht haben, mit erstaunlicher Hartnäckigkeit und immer demselben lahmen Misserfolg: Er malt aus, wie es wäre, wenn Jesus heute in unsere Welt zurückkehren wollte. Man kann es nicht oft genug wiederholen: Das ist kein Stoff für den realistischen Roman, wie er seit dem 19. Jahrhundert in Blüte steht. Denn Jesus Christus ist zu gleichen Teilen Mensch und Gott, eine Koppelung, die auch dem christlichen Glaubensbekenntnis unüberwindliche Schwierigkeiten bereitet.
Wie, bitte, soll man sich diesen himmlisch-irdischen Zentauren in Aktion vorstellen? Der realistische Roman bekommt davon wesens- und programmgemäß immer nur die eine Hälfte in den Griff, Jesus als Menschen. Als bloßer Mensch aber, er mag ansonsten noch so exzeptionell sein, hat er für uns kein Interesse, nicht mehr jedenfalls als sagen wir Martin Luther King und Mutter Teresa; er muss Gott sein, um uns sein verführerisches Angebot unterbreiten zu können. Alle Romane, auch diejenigen, die dergleichen keineswegs vorhatten, landen da in unwillkürlicher Blasphemie, wenn ihnen vom Erlöser nur ein Wodka bechernder Frauenheld oder ein leicht nach Schafsmist müffelnder Asket in den Händen bleibt.
Frey möchte das Problem, über das er sich im Klaren scheint, dadurch umgehen, dass sein Ben Zion niemals von sich selbst aussagt, er sei der Messias oder Gottes Sohn; die entsprechenden Zuschreibungen kommen ausschließlich von seiner Umgebung. Das Buch wird von denjenigen erzählt, die ihm begegnet sind: Ruth, seiner Mutter; Esther, seiner Schwester; Charles, seinem Chef auf der New Yorker Baustelle; Alexis, der Ärztin in der Notaufnahme, als ihn eine riesige Glasscheibe vom 30. Stock getroffen und fast getötet hat; und natürlich Maria Magdalena, die gleich dreimal zu Wort kommt. Matthäus, Johannes, Lukas und Markus erweisen sich als Underground-Sektierer, verhörender Cop, Südstaatenprediger und am Glauben zweifelnder katholischer Priester respektive und sollen helfen, die heikle Identitätsfrage – Bist du es, der da kommen soll? – vom Protagonisten weg auf die Ebene des Evangeliums zu verschieben. Dem Buch nützt das so wenig wie dem allseits bedrängten Ben selber.
Was Ben, der Lumpenprophet, zu geben vermag, ist Liebe, und die reichlich. Sie, so verkündet er, ist das Reich Gottes, und zwar nur sie, und zwar im durchaus gewöhnlichen körperlichen Sinn, der den höheren mitumschließt. Die einzelnen Erzähler und Erzählerinnen, an die Mitteilung mystischer Erlebnisse nicht gewöhnt, geraten allerdings in Atemnot, wenn sie darstellen sollen, wie das denn nun so war mit dem Herrn. „Etwas baute sich in mir auf“, sagt Judith, das fette unglückliche Mädchen. „Gott baute sich in mir auf. Und je mehr er sich bewegte, desto schneller baute es sich auf. Und sein Atem war heiß und roch süß. Und er bewegte sich weiter, sehr langsam und sehr tief, und es baute sich auf, bis ich es sehen und fühlen konnte. Es war Liebe und Freude und Lust, und jeder Teil meines Körpers sang ein Lied, das ich noch nie gehört hatte, aber es war das schönste Lied überhaupt, und es war blendend und rein“, und so geht das noch geraume Zeit weiter, ohne dass die Sache deutlicher würde.
Diese Form der Erlösung trägt ihre physische Grenze in sich; siebenundsiebzig Anhänger werden sich schließlich auf Judiths Farm versammelt haben, ehe Ben der Polizei in die Finger fällt und unter ungeklärten Umständen bei einer Hirnoperation verstirbt, selbstverständlich mit den Worten, mitten aus der Narkose gesprochen: „Es ist vollbracht.“ Darüber hinaus weiß er lediglich Dinge wie diese zu sagen: „Gott ist nicht das, was ihr denkt oder euch vorstellt oder zu glauben gelernt habt. (. . .) Wir sind ein biologischer Zufall, und wir sind, was wir heute sind, aufgrund eines langen Prozesses von natürlicher Auslese und gelegentlichen zufälligen genetischen Abweichungen, die uns stärker gemacht haben und schließlich ein Teil von uns geworden sind.“ Braucht man zur Verbreitung solcher Einsichten die Wiederkehr des Messias?
Die deutsche Version betätigt sich als lustiges Gesellschaftsspiel unter Literaten. Zoe Jenny, Harry Rowohlt, Juli Zeh, Klaus Modick und andere durften je ein Kapitel, ein Zeugnis übersetzen. Am schwersten hat es Alexa Hennig von Lange, die den Part von Maria Magdalena übernimmt, einer jungen Farbigen, die den Unterhalt für sich und ihre kleine Tochter durch Tabledance verdient. In deren Sprache müssen sich Ghetto und biblische Erschütterung glaubhaft verbinden, wie es das Amerikanische sehr wohl, das Deutsche aus Mangel an entsprechenden Milieus aber nur mühsam hinkriegt.
Hennig von Lange schreibt so: „Gibt Wartelisten. Werden immer länger. Trotzdem wollte niemand da drüben wohnen. Hatte keinen guten Ruf, die Wohnung.“ Das ist natürlich einerseits wunderbar geeignet, Freys Angeberprosa zu entlarven, die er offenbar über den Relaunch herübergerettet hat. Da die Übersetzerin das aber andererseits vermutlich nicht im Sinn hatte, sollte man solche Sätze doch eher als missglückt buchen. BURKHARD MÜLLER
JAMES FREY: Das Letzte Testament der Heiligen Schrift. Aus dem Englischen von 13 deutschen Schriftstellern. Haffmans & Tolkemitt, Berlin 2012. 446 Seiten, 19,95 Euro .
Vom Schwindelhaften kommt
Frey nicht los; nur dass er diesmal
das Vorzeichen geändert hat
„Es war Liebe und Freude
und Lust, und jeder Teil
meines Körpers sang ein Lied“
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