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Boston fährt mit seiner Klasse nach Granada, berührt eine uralte Fliese und wird plötzlich in das Jahr 1492 zurückversetzt: das Jahr, in dem das katholische Königspaar Ferdinand und Isabella den südlichsten Zipfel Spaniens von den Mauren (nordafrikanische Besatzer) zurückeroberte und Kolumbus Amerika entdeckte. Boston freundet sich mit einem muslimischen Mauren und einem jüdischen Jungen an und erlebt hautnah mit, wie deren Religionsgemeinschaften aus der Stadt vertrieben werden. Als er hört, wie Königin Isabella Kolumbus das Geld für seine Entdeckungsreise verweigert, packt ihn die Angst. Denn wie soll seine Mutter in der Zukunft jetzt noch seinen amerikanischen Vater kennenlernen? Die Vergangenheit wird ganz nah herangezoomt und schillert in vielen Farben. Boston lernt, nicht aufzugeben - das spornt auch die Leser an.
(Kirsten Boie: "Alhambra". Oetinger Verlag. 432 Seiten, 17,90 Euro. Ab 12 Jahre)
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Kirsten Boies historischer Abenteuerroman „Alhambra”.
Das Erste, was Boston spürte, war die Wärme. Danach sah er, dass die Fliese nicht mehr in seinen Händen lag. Hatte er sie fallen lassen?” Diese Fliese, die er auf dem Markt in Granada entdeckt, katapultiert den Jungen aus der Gegenwart in das Spanien des Jahres 1492. In die Zeit des Untergangs des Maurenreiches, dessen 700 Jahre alte Herrschaft das spanische Königspaar Isabella und Ferdinand in einem blutigen Kampf beendete. Schon eine der ersten Szenen in dem historischen Roman Alhambra von Kirsten Boie zeigt die Herrscher in einem vertraulichen Gespräch. Sie sind uneinig darüber, wie sie weiter gegen die Ungläubigen, die Juden und Moslems vorgehen sollen. Der König denkt nur an die riesigen Besitztümer, die der Krone zufallen können, während Isabella ihre Seelen retten will und bestimmt, sie, auch unter Zwang, zum Christentum zu bekehren. Obwohl die Königin Grausamkeiten verabscheut, gerät sie immer mehr unter den Einfluss des Großinquisitors Torquemada, der brutal für Vertreibung und Mord plädiert. Und noch eine andere Entscheidung drängt, seit Jahren bittet Colon, der Seefahrer, um die finanzielle Unterstützung des Königspaares, er will sich endlich einschiffen, um den Seeweg zwischen Europa und Indien zu finden.
Boston, der Junge aus der Gegenwart, ist in eine gefährliche Zeit geraten, die ersten Verfolgungen gegen Juden und Moslems beginnen, er selbst wird bald ein Gejagter, und hätte er nicht in dem jüdischen Jungen Salomon und dem Mauren Tariq Helfer und Freunde gefunden, wäre er schon bei seinem ersten unfreiwilligen Aufenthalt am Königshof, als vermeintlicher Verlobter der jungen Prinzessin Johanna, in den Gefängnissen der Inquisition verschwunden.
Kirsten Boie gelingt eine komplizierte Verbindung zwischen Gegenwart und Vergangenheit, denn natürlich wird das Verschwinden des Jungen bemerkt, er befand sich auf einer Studienreise, und eine große Suchaktion beginnt. Manches ist dabei ziemlich kühn konstruiert, zum Beispiel, warum die Rettung des Jungen zurück in die Gegenwart an einem kleinen Tütchen Ketchup hängt, aber das Leben Bostons im historischen Granada liest sich als spannendes Abenteuer. Wie im Film wird Szene für Szene sorgfältig ausgeleuchtet, geben die Dialoge den handelnden Personen unverwechselbare Charakterzüge, wird die Geschichte durch schnelle Schnitte vorangetrieben. Der Junge erlebt, wie das friedliche Zusammenleben der Religionen, das über Jahrhunderte die maurische Kultur prägte, durch christlichen Fundamentalismus und Macht- und Geldgier der katholischen Regenten brutal vernichtet wird. Ein spannendes Lehrstück in Toleranz. ROSWITHA BUDEUS–BUDDE
KIRSTEN BOIE: Alhambra. Oetinger Verlag 2007. 432 Seiten, 17,90 Euro.
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