Produktdetails
Trackliste
CD
1Ov zarmanali00:04:11
2Svjete tihij00:04:15
3Allting finns00:04:19
4Litany00:13:07
5Surp00:06:41
6Most Holy Mother of God00:04:35
7Tres morillas m'enamoran00:03:32
8Sirt im sasani00:04:06
9Hays hark00:06:26
10Alleluia. Nativitas00:05:20
11We Are The Stars00:04:19
12Nur ein Weniges noch00:00:20
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 04.09.2010

Findlingswirtschaft
Da capo: Garbarek trifft Hilliard

Europa reicht von der Iberischen Halbinsel bis nach Armenien: Dies ist die versteckte Botschaft des neuen Albums "Officium Novum" von Jan Garbarek und dem Hilliard Ensemble. Nach ihrer ersten gemeinsamen Einspielung vor siebzehn Jahren mit Werken von Perotin, Dufay und anderen, einer Mischung von stilsicherem Sakralgesang und jazziger Improvisation, welche die sogenannte Alte Musik aus der Spezialistenecke herausholte, ist dies nun bereits das dritte Mal, dass die ungleichen Partner kooperieren (1998 gab es ein weiteres Album). Was im ersten Moment gewöhnungsbedürftig erscheint, entfaltet nach kurzer Zeit gehörige Faszinationskraft.

Im Zentrum des neuen Albums stehen mehrstimmige liturgische Gesänge aus Armenien, deren Tradition bis in frühchristliche Zeiten zurückreicht. Überliefert wurden diese Hymnen, Choralmelodien und Messebestandteile durch den Priester und Musikforscher Komitas Vardapet, der von 1869 bis 1935 lebte. Er hat die Musik schonend überarbeitet und in ihre heutige Form gebracht. Außerdem erklingt eine orthodoxe Litanei aus Byzanz und das Lied eines spanischen Anonymus aus dem sechzehnten Jahrhundert, außerdem gibt es Kompositionen von Jan Garbarek selbst sowie von Arvo Pärt und Perotin - alles Findlinge einer besonderen, religiös-transzendent terminierten Musiklandschaft. Sie sind, obwohl zeitlich und geographisch weit voneinander entfernt, durch geistige Kraftlinien miteinander verbunden und können dank eines speziellen, perfekt ausbalancierten Raumklangs ihre auratische Wirkung ungebrochen entfalten. Bruno Ganz steuert mit sechs Zeilen des Poeten Giorgos Seferis den Epilog bei.

MAX NYFFELER

Officium Novum. Jan Garbarek, The Hilliard Ensemble. ECM 476 3855 (Universal)

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