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Als Kind hat der bekannte Kindertherapeut Hans Hopf selbst Flucht und Vertreibung erlebt. Die Parallelen der heutigen Situation zur Nachkriegszeit liegen auf der Hand, doch aus den damaligen Erfahrungen wird nicht gelernt. Dabei wissen Psychotherapie und Pädagogik, worauf es bei der Integration dieser Menschen ankommt.
Die Eingliederung der Asylsuchenden stellt unsere Gesellschaft in den nächsten Jahren vor eine ihrer größten Herausforderungen. Unter ihnen befinden sich auffallend viele Jungen und junge Männer, die ohne ihre Familien geflohen und auf sich alleine gestellt sind. Hans Hopf
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Produktbeschreibung
Als Kind hat der bekannte Kindertherapeut Hans Hopf selbst Flucht und Vertreibung erlebt. Die Parallelen der heutigen Situation zur Nachkriegszeit liegen auf der Hand, doch aus den damaligen Erfahrungen wird nicht gelernt. Dabei wissen Psychotherapie und Pädagogik, worauf es bei der Integration dieser Menschen ankommt.

Die Eingliederung der Asylsuchenden stellt unsere Gesellschaft in den nächsten Jahren vor eine ihrer größten Herausforderungen. Unter ihnen befinden sich auffallend viele Jungen und junge Männer, die ohne ihre Familien geflohen und auf sich alleine gestellt sind. Hans Hopf zeigt die Gemeinsamkeiten, aber auch die Unterschiede der Situation der damaligen und heutigen Flüchtlingskinder auf und erklärt auf der Grundlage seiner eigenen persönlichen Erfahrungen, seiner Kenntnisse als Psychoanalytiker und seiner jahrelangen Erfahrung als therapeutischer Heimleiter, was getan werden muss und wie eine Integration gelingen kann.
Autorenporträt
Dr. Hans Hopf ist einer der führenden Kinder- und Jugendlichen-Psychoanalytiker Deutschlands und hat viele Jahre lang das Heim Osterhof für schwer erziehbare Kinder im Schwarzwald geleitet. Im Sudetenland geboren, hat er nach dem Krieg, teilweise ohne seine Eltern, mehrere Jahre in verschiedenen Flüchtlingsheimen in Süddeutschland gelebt.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 11.08.2017

Klare Ansagen
Der Psychoanalytiker Hans Hopf
über Flüchtlingskinder
Hans Hopf besteht auf dem Wort „Flüchtling“. Was darin alles mitschwingt, lasse sich durch das gekünstelt korrekte „Geflüchtete(r)“ nicht entfernt ausdrücken. Hopf weiß, wovon er spricht. Er war vier Jahre alt, als er 1946 aus dem tschechischen Teplice (zuvor Sudetenland) mit Mutter, Großmutter und Brüdern brutal vertrieben wurde. Es folgten eineinhalb Jahrzehnte in verschiedenen ost- und westdeutschen Flüchtlingslagern, und außer sexuellem Missbrauch hat er so ziemlich alles erlebt, was ein Kind traumatisieren kann: Todesangst auf der Flucht, Trennung von den Eltern, eine rücksichtslos durchgeführte Blinddarmoperation – und die ständige schmutzige Lageratmosphäre ohne Rückzugsräume und Ansprechpartner für seine Erlebnisse, stattdessen die Drohung, in eine Irrenanstalt zu kommen, wenn er sich nicht normal benehme.
Bis schließlich ein Psychiater seine zunehmenden körperlichen Leiden als psychosomatisch erkannte und ihm eine Psychotherapie vermittelte. Das war die Rettung. Der Psychoanalytiker, an den er geriet, war blind. Eine Granate hatte sein Gesicht zerstört. Dass jemand, der so etwas erlebt hatte, gleichwohl fähig war, sich aufmerksam dem Leiden anderer zu widmen, öffnete Hopf eine neue Welt. Es sei sein „wertvollstes Kapital“, „so gut wie alle Ängste selbst erfahren zu haben“, sagte ihm der Therapeut. Heute ist Hopf selbst ein gefragter Kinderanalytiker.
Traumata müssen nicht das letzte Wort haben. Das ist der Tenor, mit dem Hopf auf die gegenwärtige Flüchtlingssituation schaut. Er kann sich deshalb so gut in sie hineinversetzen, weil er selbst ein Flüchtlingskind war. Das gibt seinen Einschätzungen und seinen Vergleichen von damals und heute besondere Glaubwürdigkeit. Damals kamen vornehmlich Frauen, Kinder und Alte aus den deutschen Ostgebieten in ein kriegszerrüttetes Westdeutschland, wo sie aber die gleiche Sprache und ganz ähnliche, von Disziplin und Autorität geprägte Einstellungen und Kulturstandards vorfanden. Heute kommen aus überwiegend islamisch geprägten Gebieten Asiens und Afrikas ganze Familien, aber auch reichlich alleinstehende Jugendliche, namentlich junge Männer. Sie bringen ihre – zum Teil ganz furchtbaren – Erfahrungen mit in ein vergleichsweise reiches und liberales Land, dessen Sprache und dessen deregulierte Verhaltenscodes sie nicht verstehen, wo sie materiell erst einmal aufgefangen werden, aber kaum Möglichkeiten haben, sich zu artikulieren.
Ohne traumasensible Ansprechpartner sind solche Menschen verloren. Erzieher und Lehrer müssen kundigen Umgang mit posttraumatischen Belastungsstörungen erlernen. Nicht immer sind ja professionelle Therapeuten zur Hand. Gelegentlich wirken auch alltägliche Empathie und Aufmerksamkeit kleine Wunder. Traumasensibilität heißt übrigens nicht softe Tour. Klare Strukturen, klare Ansagen traumatisieren nicht; sie geben Traumatisierten vielmehr Halt. Zur Willkommenskultur gehört, deutlich zu machen: Das Lernen der Landessprache ist alternativlos; Termine sind einzuhalten; Nein heißt Nein.
Struktur und Empathie: Beides ist gleich wichtig. Nicht immer allerdings ist das Richtige auch erfolgreich. Wer weiß, was Traumata sind, weiß auch, dass Traumatisierte gelegentlich ausrasten. Das muss eine Willkommenskultur nicht dulden, aber einkalkulieren.
Hopfs Einschätzungen und Vorschläge sind nicht rundum neu. Die Haltung, aus der sie hervorgehen, gibt ihnen gleichwohl neue Frische. Nebenbei tritt Hopf noch in einen innertherapeutischen Diskurs ein. Darf ein Psychoanalytiker seine eigene Traumageschichte offenlegen? Muss er seine Person nicht heraushalten, um sich seinen Patienten ganz zuwenden zu können? In diesem Streit positioniert sich Hopf nicht theoretisch. Er erzählt einfach seine Kindheitsgeschichte und lässt den Leser urteilen. Das wirkt mehr als jede Argumentationsfigur.
CHRISTOPH TÜRCKE
Hans Hopf: Flüchtlingskinder gestern und heute. Eine Psychoanalyse. Verlag Klett-Cotta, Stuttgart 2017. 237 Seiten, 20 Euro. E-Book 15,99 Euro.
Traumasensibilität heißt
übrigens nicht softe Tour
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"Er erzählt einfach seine Kindheitsgeschichte und lässt den Leser urteilen. Das wirkt mehr als jede Argumentationsfigur."
Christoph Türcke, Süddeutsche Zeitung, 11.08.2017

"Bei aller Betroffenheit, die es auslöst, ist es ein sehr ermutigendes Buch. Es gehört in die Hände von Pädagogen, Psychotherapeuten, Sozialarbeitern, Lehrern - und unbedingt auch von Politikern."
Arne Burchartz, Kinder- und Jugendlichen-Psychotherapie, Mai 2017