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Aus dem Schulranzen von »Maulwurf«, einem der beliebtesten Schüler in der A-Klasse, verschwindet ein Töpfchen mit selbstgemischter Farbe, der Perlmutterfarbe. Die ersten Verdächtigungen werden geäußert, das Mißtrauen gegenüber der B-Klasse wächst, die Jagd nach einem Sündenbock beginnt. Nicht wegzudenken aus der Literatur des 20. Jahrhunderts ist dieser Roman über zwei deutsche Schulklassen Anfang der dreißiger Jahre, über Verrat und Freundschaft, Machtgier und Zusammenhalt. Im Januar 2009 kommt die Verfilmung von Erfolgsregisseur Marcus H. Rosenmüller in die Kinos, der nach Wer früher stirbt,…mehr

Produktbeschreibung
Aus dem Schulranzen von »Maulwurf«, einem der beliebtesten Schüler in der A-Klasse, verschwindet ein Töpfchen mit selbstgemischter Farbe, der Perlmutterfarbe. Die ersten Verdächtigungen werden geäußert, das Mißtrauen gegenüber der B-Klasse wächst, die Jagd nach einem Sündenbock beginnt. Nicht wegzudenken aus der Literatur des 20. Jahrhunderts ist dieser Roman über zwei deutsche Schulklassen Anfang der dreißiger Jahre, über Verrat und Freundschaft, Machtgier und Zusammenhalt. Im Januar 2009 kommt die Verfilmung von Erfolgsregisseur Marcus H. Rosenmüller in die Kinos, der nach Wer früher stirbt, ist länger tot nun Die Perlmutterfarbe auf die Leinwand bringt - weit mehr als eine Schulgeschichte.
Autorenporträt
Anna Maria Jokl, 1911 in Wien geboren, lebte von 1965 bis zu ihrem Tod 2001 in Jerusalem. Die Perlmutterfarbe schrieb sie in den dreißiger Jahren im Prager Exil. Ihr Gesamtwerk wurde 1995 mit dem Hans-Erich-Nossack-Preis ausgezeichnet.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 13.02.2009

Die Abbildung eines Chinesen
„Die Perlmutterfarbe” von Anna Maria Jokl, als Kinderroman und Hörbuch
Man vergisst ja als Erwachsener schnell, wie fürchterlich es ist, ein Kind zu sein, dass Verantwortungsgefühl und die Grübelei übers eigene Fehlverhalten nicht schlagartig einsetzen, sobald das Wachstum erledigt ist. Manches fühlt sich als Kind sogar noch viel schlimmer an, weil man noch nicht weiß, wie man sich eine Niederlage eingesteht und was für fürchterliche Wunden der Würde die Zeit zu heilen imstande ist.
Anna Maria Jokls Die Perlmutterfarbe – ein Kinderroman für fast alle Leute erzählt so eine Geschichte, vom Knaben Alexander, der sich in grässlichste moralische Engpässe immer tiefer hineinmanövriert. Er hat, eigentlich nur, weil es sich so ergeben hat, einem Jungen aus der Parallelklasse, dem B-Karli, ein Buch abgenommen – er will nur die Bilder nachmalen, es sind Menschen aus fremden Ländern drin zu sehen, und Alexander interessiert sich für die Abbildung eines Chinesen. Aber damit nicht genug, erst ist das Buch mit der nicht erbetenen Hilfe eines unsympathischen Mitschülers namens Gruber in seinen Besitz geraten, dann hat er auch noch aus Versehen das Tuschfläschchen mit der sagenhaften Perlmutterfarbe seines Freundes Maulwurf in seiner Tasche gefunden, dann, schon wieder aus Versehen, das Buch mit Perlmutterfarbe vollgeschmiert. Und jetzt müsste er eigentlich ein Geständnis ablegen bei allen Beteiligten und damit leben, dass alle auf ihn sauer sind. Aber der Weg dorthin dauert ein ganzes Buch, denn erst mal versucht Alexander der drohenden Schmach zu entgehen, indem er sich stattdessen von Gruber zu zwielichtigen Machenschaften erpressen lässt. Am Ende das größere Übel.
Anna Maria Jokl, 1911 in Wien geboren, später nach Berlin übersiedelt, ist vor den Nationalsozialisten nach Prag geflohen, wo sie in den Dreißigern dieses Buch schrieb – erschienen ist es erst nach dem Krieg, aber es beschreibt den Weg dort hin auf eine kindertaugliche Weise. Wie man sich verstrickt, wie Faschismus funktioniert, wie man sich Feindbilder einreden lässt und die Minderwertigkeitskomplexe anderer Leute.
Ein erster Ansatz, die Geschichte für die Leinwand aufzubereiten, in der DDR zu Beginn der fünfziger Jahre, war gescheitert, aber nun hat der junge Filmemacher Marcus H. Rosenmüller, Vorreiter des neuen Bayernkinos, Die Perlmutterfarbe gerade ins Kino gebracht. Was ein schöner Anlass war, den Roman in Buchform neu herauszubringen und ein Hörbuch draus zu machen, gelesen von Christiane Paul – unspektakulär, aber ordentlich. Der Text des Romans wurde zwar gekürzt, um auf vier CDs zu passen, und das tut ihm, man merkt es, wenn man mitliest, nicht immer gut – aber er ist schön genug, um es zu verkraften.
SUSAN VAHABZADEH
ANNA MARIA JOKL: Die Perlmutterfarbe. Suhrkamp 2008. 8,90 Euro; Hörverlag, 4 CDs, gelesen von Christiane Paul. 19,95 Euro.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung exklusiv über www.sz-content.de
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Perlentaucher-Notiz zur ZEIT-Rezension

Susanne Mayer bespricht voller Begeisterung Anna Maria Jokls Kinderroman für die Zeit-Schülerbibliothek, der immerhin in den fünfziger Jahren der meistausgeliehene Roman in öffentlichen Büchereien war. Die jüdische Schriftstellerin Jokl erzählt darin eine Geschichte von Verrat, Treulosigkeit und miesen Typen in der Schule, aber auch von dem Mut eines Mädchens, sich gegen diese Hetzgemeinschaft zu stellen. Dabei findet die Rezensentin die tatsächliche Geschichte dieses "schönen Buches" ebenso aufregend wie die erzählte. So berichtet die Rezensentin, dass Jokl den Roman 1937 im Prager Exil geschrieben hat, das Manuskript jedoch auf der weiteren Flucht nach England zurücklassen musste. Ein korrupter Fluchthelfer besann sich jedoch seines besseren Selbst und brachte ihr ungebeten das Manuskript. Nach dem Krieg kehrte Jokl nach Berlin zurück, wurde von der DDR jedoch - wieder einmal - zur unerwünschten Person erklärt und verließ Deutschland endgültig. Ihr Buch verschwand aus den Regalen. Ohne diese Verwicklungen, seufzt Mayer, wäre "Die Perlmutterfarbe" heute vielleicht so bekannt wie "Emil und die Detektive" und das Klagen über den Mangel starker Mädchenfiguren könnte leiser ausfallen.

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